KBA-Statistik: Fahrzeugbestand Januar 2018
Dacia läuft, Opel schwächelt, Euro 6 legt zu
Am 1. Januar 2018 waren 46,5 Mio. Pkw in Deutschland zugelassen. 59 Prozent erfüllen nur Euro 4 und 5. Und sonst? Opel baut ab, Dacia legt zu, grüner wird es nur langsam.
Flensburg – Neuzulassungen, Umweltprämie - gut und schön, aber die Wahrheit parkt am Straßenrand. Und steht in der Statistik zum deutschen Kraftfahrzeug-Bestand, die das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in dieser Woche veröffentlicht hat. Die gute Nachricht zuerst: Die deutsche Pkw-Flotte wird sauberer. Und das in großen Schritten. Zum Stichtag 1. Januar 2018 erfüllten schon mehr als 9,8 Millionen Autos die Abgasnorm Euro 6.
Das sind 51,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als dreimal so viele wie zum 1. Januar 2016. Die schlechte Nachricht: Noch immer fahren 59 Prozent mit den Normen Euro 4 und Euro 5. Diesel mit dieser Norm sind auf jeden Fall von Fahrverboten bedroht.
Und noch eine schlechte Nachricht: Wie viele Euro-6-Autos auf der Straße wirklich sauber sind und nicht nur auf dem Prüfstand, darüber gibt die aktuelle KBA-Statistik keine Auskunft. Aus Messungen verschiedener Organisationen wissen wir: Es sind nicht viele. Erst mit der flächendeckenden Einführung der Norm 6d-Temp, die den Stickoxidausstoß auf der Straße berücksichtigt, wird sich das ändern. Die Diskussion um Fahrverbote erledigt sich also nicht so bald.
Der Fahrzeugbestand und die Umwelt
Die Zusammensetzung der Pkw-Flotte in Deutschland bewegt sich insgesamt nur langsam in die grüne Richtung. Zwar sind die Zuwachsraten bei alternativen Antrieben hoch, doch das Niveau ist mau. Um 58,3 Prozent ging es bei Elektroautos nach oben – auf 53.861 Fahrzeuge. Die Zahl der Hybride wuchs um 43,1 Prozent auf 236.710 Autos, Plug-in-Hybride konnten um satte 111,8 Prozent zulegen, stellen mit 44.419 Exemplaren aber immer noch einen sehr geringen Anteil. Trotz Elektroprämie nimmt die E-Mobilität also nur schleppend Fahrt auf.Benziner und Diesel stellen weiterhin den größten Anteil. 65,5 Prozent der fast 46,5 Millionen Pkw auf deutschen Straßen fahren mit Ottomotoren, 32,8 Prozent mit Diesel. Beide Antriebsarten wuchsen im Bestand, doch die Dieseldiskussion hinterlässt offenbar Spuren. Benziner legten mit 1,6 Prozent leicht überdurchschnittlich zu, Diesel liegen mit 0,9 Prozent unter dem durchschnittlichen Wachstum des Pkw-Bestands von 1,5 Prozent.
Die Anteile verschieben sich also zu Ungunsten des Diesels. Für die Stickoxidbelastung in Städten vermutlich ein positives Signal, für den CO2-Ausstoß der deutschen Pkw-Flotte eine eher problematische Entwicklung.
Bestand nach Marken: Mercedes bedroht Opel
Auch beim Pkw-Bestand nach Marken scheint sich der Abgasskandal auszuwirken. Zwar bleibt VW mit fast 10 Millionen Autos (9,982 Mio.) mit Abstand stärkste Marke. Doch der Platzhirsch wächst nur noch um 1,0 Prozent. In den Vorjahren ging es stets deutlicher nach oben. Sogar von 2016 auf 2017 wuchs der VW-Bestand noch um 1,5 Prozent, 2013 und 2016 waren es 1,8 Prozent. Um das in absoluten Zahlen auszudrücken: 2017 wurden 634.270 VW neu zugelassen, zeitgleich verschwanden 539.303 vom Markt.Auf Platz zwei im Bestand liegt nach wie vor Opel mit 4,5 Millionen zugelassenen Pkw. Doch ihre Zahl schrumpft stetig. Dieses Jahr um 1,6 Prozent, vor fünf Jahren fuhren noch gut 5 Millionen Opel auf den Straßen. Mercedes bewegt sich in umgekehrter Richtung auf Platz zwei zu. Dieses Jahr waren fast 4,4 Millionen Benz in Deutschland zugelassen (plus 1,7 Prozent), vor fünf Jahren waren es rund 4 Millionen. Sollte sich der Trend so fortsetzen, überholt Mercedes Opel schon im kommenden Jahr.
Dacia ist von derartigen Zahlen noch weit entfernt, doch die rumänische Billigmarke aus dem Hause Renault wächst stärker als jede andere. Zum 1.1.2018 ging es um 13,1 Prozent nach oben. 485.511 Autos waren zugelassen. In den vergangenen fünf Jahren wuchs Dacia jeweils zweistellig. Im Januar 2013 waren nur 250.000 Dacia auf den Straßen unterwegs.
Knapp 62.700 Autos verkaufte die Marke 2017, der Gesamtbestand wuchs um mehr als 56.000 Pkw. Die Neuzulassungen werden kaum durch Abmeldungen getrübt. Dacia verkauft erst seit der Einführung des Logan im Jahr 2005 nennenswerte Stückzahlen auf dem deutschen Markt. Die meisten Dacia sind also noch zu jung zum Ausmustern. Das durchschnittliche Alter der Fahrzeugflotte insgesamt liegt inzwischen bei 9,4 Jahren (Vorjahr: 9,3, davor 9,2, davor 9,0).
Marken ohne Zukunft sacken ab
Bei manchen Marken wird das Flottenalter definitiv nicht mehr sinken. Nämlich bei denen, die sich vom deutschen Markt verabschiedet haben. Sie gehören beim Marktanteil naturgemäß zu den Verlierern. Lancia etwa hat im vergangenen Jahr den Vertrieb komplett eingestellt, und rutscht um 9,4 Prozent auf einen Bestand von 32.247 Autos ab. Danach folgt Chrysler mit einem Minus von 9,1 Prozent (65.304), die Marke wird seit dem Sommer 2011 nicht mehr angeboten.MG Rover sinkt um 8,7 Prozent, Daihatsu um 8,1, Chevrolet um 6,1 und Saab um 5,2 Prozent. Nur, muss man sagen. Schließlich hatte Saab schon seit 2009 ernsthafte Probleme, 2011 wurde die Produktion eingestellt. Die meisten der auf dem Markt verbliebenen Saab (46.719) werden offenbar gut gepflegt.
Alfa Romeo ist mit minus 4,1 Prozent der große Verlierer unter den noch aktiven Marken. Immerhin verlangsamte sich die Abnahme des Bestands geringfügig. Aber offenbar können neue Modelle wie die Giulia und der Stelvio den Schwund nicht aufhalten.
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Egal welche Abgasnorm, Autos die schon produziert sind belasten die Umwelt viel weniger als Autos, die noch produziert werden müssen, Stickoxid-Hysterie hin oder her!
Ach so, was ist mit Borgward? 😆
Der Zuspruch bei Dacia zeigt doch, dass die Autos mit "wenig Technikhighlight" gefragt sind bzw. es genug Kunden gibt denen das reicht.
Nur Schade, dass solche Konzepte hierzulande nur von Dacia, Fiat mit dem Tipo und Citroen mit dem C Elysee verfolgt werden. Man könnte noch den Lada Vesta einrechnen, kommt dann aber wieder zu Renault (Dacia).
Welche Aussage haben die Euro-Normen überhaupt wenn beispielsweise Euro 6 Diesel in der Praxis dreckiger sind als welche mit Euro 4?
Die Normen dienen doch nur dazu, den Herstellern mehr Umsatz zu generieren. Das ganze sogar noch mit Hilfe von Europäischer Unterstützung.
Bei welchem Modell/Motor ist das konkret der Fall?
Euro5 war auf der Straße gemessen dann oftmals 'dreckiger' (was auch immer das in der Hysterie bedeuten mag) als Euro5. Bei Euro6 sind mir solche Ergebnisse nicht bekannt. Nur das sie auf der Straße natürlich ebenfalls mehr emittieren als angegeben. Das war aber bereits bei Euro4 auch schon so.
Das ergibt wenig oder besser keinerlei Sinn.
Für die Hersteller wäre es doch am wirtschaftlichsten wenn es gar keine Normalen gibt. Dann können sie alle Spielereien ins Auto packen die sie wollen - Gewicht egal - das wird dann über Leistung und Verbrauch kompensiert und der Kunde kauft trotzdem immer neu weil man ja die neue Mehrleistung unbedingt braucht.
Die Normen dagegen kosten die Hersteller Unmengen an Entwicklungskosten und sind gerade beim Diesel immer schwieriger wirtschaftlich umzusetzen weil der Kunde es nicht bereit ist zu zahlen. Nicht ohne Grund sterben bspw jetzt die Diesel in Kleinwagen.
Aber so eine schöne Verschwörungstheorie unterhalb von Bild Niveau erklärt das natürlich besser 😆
Was hat der Vesta mit Dacia zu tun? Das ist ein Lada. Der einzige Lada, der ein Daica ist/war ist der Largus.
Das ist ein Dacia MCV1.
Der Abwrackwahnsinn führt nur dazu, daß etwas kaufkräftigere Bürger
ihren guten 7 bis 12jährigen Gebrauchten gegen lächerliche Prämien abwracken...
Die richtig alten Schinken der nicht so liquiden Bürger werden weitergefahren...
Diese abgewrackten Autos fehlen in den nächsten Jahren am günstigen Gebrauchtwagensektor...
Und führen dazu, daß wegen dieser Knappheit uraöte Autos noch teuer gehandelt werden!
Da kostet dann ein Golf 3 in fahrbaren Zustand mit neuen Tüv jetzt auf einmal 1600 Euro, obwohl er eigentlich keinen Wert mehr hat!
Haufenweise werden gute Gebrauchte in die Presse geschickt, die noch 10 Jahre gefahren wären,
und die Leute kaufen sich irgendeinen Downsizingdreizylinder, der oft gerade mal die Garantiezeit überlebt...
Auch in Österreich blüht dieser Wahnsinn!
Da wird zum Beispiel ein Audi A4 Avant, 2004, mit 90.000km,
nagelneuem Zahnriemen und neuen Reifen,
dem guten 1,9 130PS TDI um lächerliche 3000 in die Abwrackpräie geschoben,
der Wagen ist wie neu und wäre mit dem guten TDI locker noch 300.000km gefahren...
rostfrei, dellenfrei,Serviceheft - der Wagen wäre am Gebrauchtwagenmarkt
locker 5500 bis 6000 wert gewesen...
Was kaufte sich das ältereEhepaar? Einen Golf 7 1,0 115PS Dreizylinder!
Der wird schon nach kurzer Zeit hin sein, und der A4 wäre da immer noch störungsfrei gefahren!
Das wird in den nächsten Jahren dazu führen, daß uralte Autos für die nicht so zahlungskräftigen Leute zu Luxusgütern preismäßig werden!
Man siehts jetzt schon bei den Golf 4: die sind jetzt teurer als vor 5 Jahren!
ein typisch deutscher Bericht 🙄
Audi wird gar nicht genannt...weshalb wohl.
Weil es davon eh einen ganzen Ar... voll von gibt. 😆
ein 13jahre alter dacia ist noch zu jung zum ausmustern? gilt vielleicht für zentralafrika, aber in deutschland schaffen es die alten möhren aus den jahren 2005-2009 wohl kaum über eine lebenserwartung von 2x TÜV
Der Beweis ist erbracht, Alfa geht dem Ende entgegen. 😉
Interessant auch, dass das Durchschnittsalter trotz der Unmengen an jungen Leasingfahrzeugen weiterhin steigt, sodass das durchschnittliche Privatauto wohl so um die 12 Jahre alt sein müsste.
Sowohl Lada als auch Dacia "gehören" zu Renault/Nissan. AutoVAZ ist doch seit einigen Jahren mit dabei.
Somit hat Renault gleich zwei Marken in diesem Segment auf dem Markt. Der Vesta bedient sich an vielen Stellen der Renault-Technik.
Bei den Benzinmotoren hat sich zwischen Euro 4 und Euro 6d-temp nicht viel getan -- da sind zum einen die Umstellung des Prüzyklus auf WLTC und zum anderen die Feinstaub-Grenzwerte für Direkteinspritzer. Bei Euro 4 waren DI noch selten. So gesehen kann man seinen Euro 4-Benziner guten Gewissens weiterfahren.
Ich find's ja interessant, dass das Durchschnittsalter trotz Diesel-Umtauschprämie angestiegen ist: