Stadtrennen von Macao 2018: Formel 3, Hintergründe
Das Risiko ist in Macao vorprogrammiert
Unlängst in den Medien einem fliegenden Formel-Wagen begegnet? Die Bilder stammen vom wohl riskantesten Rennen überhaupt. Alle Hintergründe zum Stadtrennen von Macao.
Macao – „Richtig gefährlich“, sei diese Strecke. Außerdem: „Für den Fahrer noch schwieriger als der Nürburgring“. Diese Analyse zum Straßenkurs in der chinesischen Spielermetropole Macao gibt es nicht erst seit dem jüngsten Vorfall. Im Formel-3-Rennen am Sonntag hob der Monoposto der 17-jährigen Sophia Floersch ab, flog über den Fangzaun und zerschmetterte einen provisorischen Turm für Fotografen. Fahrerin und mehrere Beteiligte wurden verletzt, sind aber außer Lebensgefahr und mittlerweile auf dem Weg der Besserung.
Den Befund zur Strecke gab Tourenwagen-Weltmeister Rob Huff gegenüber MOTOR-TALK bereits rund 24 Stunden zuvor ab – ähnliche Stimmen konnte man bei jedem der 65 hier abgehaltenen Rennwochenenden einsammeln. Auch, wenn einmal nichts passierte. Zugegeben, das ist selten. Der Grand Prix von Macao, das ist seit 1954 der jährliche Wahnsinn zum Saisonende. So häufig wie hier wird die rote Flagge bestenfalls auf der Hauptversammlung der kommunistischen Partei geschwenkt – im Motorsport signalisiert sie den Rennabbruch. Das Risiko, die Unvorhersehbarkeit sind Bestandteile von Ruch und Glorie dieses speziellen Rennens.
Ein Nadelöhr nach dem Start
Auf das Video des Unfalls der jungen Deutschen verzichten wir. Es wird noch in Jahren als Bestandteil diverser Crash-Compilations auf Youtube zu sehen sein. Viele solcher Zusammenstellungen behandeln nur Macao, einige nur diese eine Kurve: In der Lisboa-Bend geht es vom ultraschnellen Teil im unteren Streckenabschnitt hinauf ins winkelige Stadtzentrum. Die Stelle ist ein Nadelöhr - egal, ob im traditionellen Formel-3-Grand-Prix oder den Rennen für Tourenwagen, Sportwagen oder Motorräder. „Hier wird man oft unschuldig abgeschossen“, weiß Huff.Vor dem Start der Tourenwagen-Rennen schwingen in seiner Stimme Sorgen mit. Doch keine Verbitterung. Der Brite gewann hier bereits neunmal, steht in zwei der drei Tourenwagenrennen mit seinem Volkswagen Golf GTI TCR auf Pole-Position. Ob es sich um seine Lieblingsstrecke handelt? „Ich hasse jeden einzelnen Teil davon“, lautet die erfrischend ehrliche Antwort. „Um das Limit zu finden, muss man die Grenze auch gelegentlich überschreiten. Nur: Hier stehst du sofort in der Leitschiene. Auf dem Nürburgring gibt es wenigstens ein paar Meter Grünstreifen.“ Der engere Streckenteil bestraft Ungenauigkeiten. Ist man zu weit innen, reflektiert das Auto auf die andere Seite des Leitschienenkanals. Im schnelleren Teil geht es ums Kontrollieren des Hecks: „Hier kannst Du es mit einem Heckausbruch bei mehr als 240 km/h zu tun bekommen.“
Die angestrebte Gleichheit der Kompakten
Ein Wert nahe am Topspeed der Autos aus dem Tourenwagen-Weltcup. Der Golf aus der TCR-Kategorie nutzt in Grundzügen den Motor des herkömmlichen GTI. Hier leistet der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo rund 350 PS. Die konkurrierenden Audi RS3 LMS, Hyundai I30, Honda Civic Type R, Alfa Romeo Giulietta TCR oder Peugeot 308 TCR kommen auf ähnliche Werte. Welches Modell das Beste ist, hängt zum Teil von der Balance of Performance ab. Über Zusatzgewichte und Ladedruckanpassungen sollen die Autos auf ein möglichst einheitliches Niveau gebracht werden. Zumindest theoretisch. Letztendlich verlässt Huff die chinesische Sonderverwaltungszone mit zwei Podestplätzen aus drei Rennen. Die Siege gehen an die Audi-Piloten Jean Karl Vernay und Frédéric Vervisch sowie den Honda-Fahrer Esteban Guerrieri.
Formel-Fahrer atmen freier
Aus lokaler Sicht ist das Formel-3-Rennen bedeutender. Das zeigt bereits die Raumvergabe: Die Formel-Teams besetzen die Boxengasse, die Tourenwagen sind in der mäßig belüfteten Tiefgarage des nahen Fähren-Terminals untergebracht. Wegen der schlechten Luft werden die Stimmen der Crews zum Ende des Wochenendes hin kratzig.Da es keine weltweite Formel-3-Rennserie gibt, gilt dieser Lauf als wichtigstes Rennen der Nachwuchs-Kategorie überhaupt. In den Siegerlisten stehen unter anderem die Namen Senna und Schumacher. Einmal Ralf, einmal Michael – Sohn Mick fehlt noch in der Aufzählung. Der aktuelle Formel-3-Europameister verpasste das Podest und wurde Fünfter. „Hier zählt ohnedies nur der Sieg, zweiter und dritter werden vergessen“, sagt der Österreicher Ferdinand Habsburg.
Sieger und Flieger werden zu Helden
Eine der häufigsten Phrasen im Motorsport, doch in Macao wird sie gelebt. Im Vorjahr schlug Habsburg im Duell um den Sieg in der letzten Kurve in die Leitschiene ein – der bis dahin führende direkt neben ihm. Damals gewann Dan Ticktum, so wie in diesem Jahr.Gut, vergessen wurde Habsburg als Viertplatzierter von 2017 nicht. Die chinesischen Fans erinnern sich an den kämpferischen Nachwuchspiloten, der doch noch irgendwie über den Zielstrich kam. „Ich habe an diesem Wochenende schon ein paar ausgedruckte Bilder des verunfallten Autos zum Signieren bekommen“. Möglich, dass Sophia Floersch im kommenden Jahr dasselbe erzählen kann. Ein Comeback kündigte sie in sozialen Medien bereits an. Unter den emotionalen chinesischen Fans wäre ihr der Heldenstatus garantiert.
Die Strecke ist schon irre. 😆
Es lebe der Sport ....
Formel 1 ist doch schon seit Jahren elendiglich fadisierend. Ich erinne mich noch an die guten Zeiten, in denen schwere Unfälle üblich waren; die Highlights waren z.B. wenn in Monaco nur noch Trümmer aus dem Tunnel geflogen kamen! Damals hatte F1 noch etwas Spannendes und das Klischee der harte Kerle an sich.
Heute passiert ja sowieso nix mehr. Da kann ich mir auch eine Liveübertragung eines Rennens auf der Carrerabahn anschaun.
früher Gladiatorenkämpfe heute Blut beim Rennsport. Wenn man sowas braucht um glücklich zu sein - da stimmt doch was nicht in der Birne!
also echt ... aufgeilen an den Verletzungen anderer... wenns brennt oder ein Unfall gab gleich rausgehen und gaffen
unglaublich...
Die Bilder von dem Unfall sah ich auch vor ein paar Tagen, dass da nicht mehr passiert ist, ist schon ein Wunder.
Ich weiß schon was er meint, Blut und Leichen will eigentlich keiner sehen - genauso wenig so einen wie Hamilton, der nur fix voraus fahren kann, aber mitten im Feld nicht viel geschnitten kriegt. Nicht der beste Fahrer gewinnt da die Rennen sondern die besten Autos und das ist langweilig.
Die Spannung der F1 ist echt auf dem Nullpunkt, in der DTM ist deutlich mehr Action und auch die Nachwuchsfahrer machen ordentlich Show. Wer den Flug durch die Zäune als Clip oder im TV gesehen hat wird in dem Augenblick ganz sicher mehr an den Fahrer gedacht haben, als an Blutwurst auf dem Brot.
Der Kurs in NY ist übrigens aus der Formel E auch nicht zu verachten und bietet nicht viel weniger gefährliche Passagen.
Naja ich glaube A_V_S hat das so nicht gemeint.... hoffe ich zumindest 🙄....
Vielleicht macht er es an der Aeordynamik fest. Deshalb immer weniger Überholmanöver zu viel Taktikgeplänkel usw. da machen Tourenwagen an sich schon mehr Spaß.
ICh würde aber generell Stadtrennstrecken verbieten, sind langweilig ödde weil keinerlei Überholmanöver und einfach zu teuer für alle Beteiligten + Verletzungsrisiko ist zu hoch.
Hmm ... da müssten wohl "Sportarten" wir z.B. Boxen komplett verboten werden.
Zu Deiner Information: Gestorben ist in den 90er und 00er Jahren kaum jemand im Motorsport. Der war schon relativ sicher, aber eben nicht steril. Ein paar Verletzungen und Wracks ... gehört dazu ... wird ja auch gut bezahlt das Risiko.
Mittlerweile ist ja Synchronschwimmen spannender als F1.
jup.. am besten stellen wir ein paar Typen mit Schrotflinten an die Strecekenbegrenzung, die können dann von Zeit zu Zeit auf die Fahrer ballern.. oder mittelgroße Steinbrocken von den Dächern werfen.. oder wir bewaffnen die Fahrzeuge gleich selbst, dann gibts keine 10 DRS Schaltungen mehr, sondern 3 Raketen und 50 Krähenfüße...
manche Leute... 🙄
...wie du haben einfach zu viel Phantasie. Findest wohl deine Idee am Ende noch selbst toll.
Zur Action im Motorsport gehört auch mal ein Unfall. Heißt ja nicht, dass es gleich Verletzte geben muss.
die OP hat trotzdem 11h gedauert! Ich hoffe sie übersteht das ohne bleibende Schäden.
Was hat Macao gerade mit der F1 Diskussion hier zu tun?
Edith: Was gibt es an der Formel-Gähn überhaupt noch zu diskutieren?
Der Sinn in Macao ein Rennen auszutragen ist nicht wirklich gegeben. Das Rennen ist vergleichbar mit dem von Monaco, nur dass die Gassen noch enger sind. Auch Macao ist ein Glücksspiel- und Steuerparadies. Um Sport geht es da nicht, sondern eher um High Society und Schicki-Micki.
Sehe ich genauso.
Diese permanente und fortgesetzte Weichspülerei finde ich auch sinnlos in vielen Sportarten.
Es nimmt immer kroteskere Ausmaße an, wie zuletzt den Halo-Cockpitschutz in der Formel 1.
Irgendwann rollen nur noch dicke Wattekugeln im Schritttempo um die Rennstrecke...😉
Wer Sport macht kennt die Risiken und geht sie ein oder lässt es halt sein. Wer schnell viel Geld machen wollte, der war immer schon bereit gewisse Risiken einzugehen.
Das gilt für Fußballer, Fallschirmspringer, Freeclimber, Hockeyspieler, Motorsportler, aber auch für Bankräuber und Kampfpiloten.
Im Übrigen ist jeder Dachdecker mit 2.000 Euro Monatsgehalt täglich größeren Gefahren ausgesetzt, als ein Vettel oder ein Hamilton mit mehr als 2 Mio. Monatseinkommen an 20 Rennwochenden pro Jahr.
Ich hoffe, dass Stadtkurse wie Macao und Monaco oder auch klassische Rennkurse wie die Isle of Man TT oder die Nordschleife noch lange existieren werden und auch von "echten" Rennfahrern genutzt werden. Es wird keiner gezwungen dort zu fahren oder anderen dabei zuzusehen.