Mercedes-AMG CLS (C257, 2018) im Test: Fahrbericht, technische Daten, Preis
Der CLS 53 wird ein zahmer AMG
Mercedes-AMG erhöht den Einsatz von 43 auf 53. Der CLS 53 4Matic+ ist der erste AMG mit R6-Benziner, 48 Volt und E-Motor. Erste Fahrt im Topmodell und dem kleinen Bruder.
Barcelona – Er bellt nicht. Beim Druck auf den Knopf rechts neben dem Lenkrad meldet sich der Motor kurz und geht ansatzlos in ein Brummen über. Unaufgeregt, gleichmäßig, kultiviert. So hörte sich bislang kein Topmodell von AMG an. Doch der CLS 53 4Matic+ bildet die Spitze des CLS-Angebots.
Basis der neuen CLS-Baureihe C257 ist die E-Klasse (W213). Mercedes baut eine komplett neue Karosserie um die Technik. Der Überhang vorne wächst, damit die Nase tiefer über dem Asphalt hängen und trotzdem die Crashvorschriften einhalten kann. Hinten wächst der Überhang ebenfalls, für ein bündiges Heck ohne Stufe zur Stoßstange. Und damit kein Fließheck daraus wird, denn die flache C-Säule reicht weit nach hinten.
Der Mercedes-AMG CLS 53 4Matic+ trägt eine kleine Carbon-Lippe auf dem Bürzel und die obligatorischen seitlichen Lufteinlässe vorn. Außerdem drängt zwischen den vier runden Endrohren ein Diffusor hervor. Der 53er wird der stärkste und sportlichste CLS. Einen 63er mit V8 wird es nicht geben. Vier- und Sechszylinder-Diesel kommen unterhalb des AMG ins Auto, ebenso ein Vierzylinder-Benziner mit 48-Volt-Bordnetz und etwas Elektrounterstützung. Aber dazu später.
Mercedes CLS 53 (C257) 2018 Motor: 3,0-l-R6 plus E-Motor
Mercedes-AMG geht ein Risiko ein. Aus der 43, die zuletzt oberhalb der Kompaktklasse für den Einstieg in die AMG-Welt stand, wird eine 53. Der V6-Benziner wird gegen den neuen 3,0-Liter-Reihensechser M 256 getauscht. Die größere Nummer weckt Erwartungen. 435 PS leistet der R6, er drückt 520 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Dazu kommen kurzzeitig weitere 16 kW (22 PS) und 250 Newtonmeter per „EQ Boost“.
Ein Elektromotor ist dafür verantwortlich, der vom 48-Volt-Bordnetz gespeist wird. Er sitzt zwischen Verbrenner und Neungang-Automatik. Aufgeladen wird zweifach. Bei niedrigen Drehzahlen presst ein Elektroverdichter mehr Luft in die Brennkammern. Der Vorteil: Hoher Abgasdruck, um den Turbo anzutreiben, ist unnötig. Der Turbolader übernimmt erst bei höheren Drehzahlen.
Das ist keine graue Theorie, sondern erlebbar. Der Gasfuß senkt sich, der CLS 53 schiebt ansatzlos an. Er reagiert schon auf wenig Druck. Etwas mehr Gas, und der AMG Speedshift TCT 9G getaufte Neungang-Wandler schaltet ruckzuck, aber ohne rucken runter. Der CLS prescht vorwärts. Souverän, linear und ohne nachzulassen bis in hohe Geschwindigkeiten.
Dem CLS 53 fehlt es an Rotzigkeit
Wir kennen den Antriebsstrang schon aus der S-Klasse. Seit dem Facelift sitzt er im S 500. Im Sport+-Modus wird der CLS 53 lauter, der Reihensechser versucht ein Fauchen. Gas weg, runterschalten – Sprotzen aus dem Auspuff. Als würden ein paar kleine Knaller im Endrohr explodieren. Das wirkt ein bisschen bemüht, wie Sneaker zum Smoking. Dem R6 fehlt die Rotzigkeit des V6 der 43er. Er klingt kultiviert, selbst dann, wenn er bei voller Beschleunigung hochdreht.
Fahrdynamisch macht er nichts falsch. AMG stimmte den CLS 53 straff ab, deutlich straffer als die Basismodelle. Dadurch geht er hart über Speedbumps und durch Schlaglöcher, sogar im Komfortmodus. Er entschädigt dafür durch eine prima Balance, durch Kurvenwilligkeit und Präzision. Das Lenkrad liegt dick und schwer (aber nicht zu schwer) in den Händen.
Grip bietet der CLS 53 reichlich, soweit sich das nach der ersten Testfahrt beurteilen lässt. Temperaturen um den Gefrierpunkt, Regen und Schneefall machen eine Einschätzung schwer. Immerhin: Der vollvariable Allradantrieb 4Matic+ zieht den CLS sicher in die Spur, wenn man bei entspanntem „ESP Sport“ das Heck etwas raushängt. Es regelt fein, ohne die Leistung zu kastrieren.
Das Basismodell des CLS ist ein Meilenfresser
Im Innenraum ist der CLS ganz E-Klasse. Die turbinenförmigen Lüftungsdüsen aus Coupé und Cabrio lassen sich von innen beleuchten. Unser CLS 53 trug Carbon-Dekor und ein feines Leder-Alcantara-Lenkrad. Immerhin: Hier erinnert unser CLS 53 an einen E 63.
Schon für die zivilen Varianten hat Mercedes das Fahrwerk überarbeitet. Die Geometrie der Aufhängung bleibt, Abstimmung und Software ändern sich. Dabei bleibt der CLS im Grunde E-Klasse: Eine komfortable Limousine für entspannte, lange Strecken. Doch der CLS verkneift sich im Komfortmodus das Schwingen. Das sänftenartige Dampfergefühl fehlt. E-Klasse-Kunden mögen das, sagt Mercedes. Uns gefiel die drahtigere Auslegung des CLS besser.
Beim Fahren helfen kann er genauso. Besser sogar. Der CLS unterstützt wie die S-Klasse seit dem Facelift. Also hält er nicht nur bis 210 km/h die Spur, wechselt sie per Blinkertipp und fährt im Stau fast allein. Er passt auch die Geschwindigkeit an Tempolimits, Kurven, Kreisverkehre oder Kreuzungen an. Stressfreier kommt man kaum von A nach B.
Mercedes CLS 350: Vierzylinder mit "EQ Boost"
Im Vergleich zur E-Klasse trägt der CLS ein Handicap mit sich herum: Mehr Gewicht. Die Türen mit den rahmenlosen Scheiben sind etwas schwerer, die größere Karosserie wiegt mehr. Vor allem aber gibt es für alle Varianten nur eine Grundstruktur. Bei der E-Klasse leistet Mercedes sich wegen des höheren Verkaufsvolumens drei. Also fährt der schwächste CLS mit der stärksten Karosseriestruktur. Aktuell liegen zwischen E 350d 4Matic und CLS 350d 4Matic 90 Kilo, doch Technik und Ausstattung unterscheiden sich. Mercedes spricht von 30 bis 70 Kilo Mehrgewicht, je nach Motorisierung.
Eine neue Motorisierung wird ab Herbst der 350. Hier kombiniert Mercedes, ähnlich wie beim CLS 53 4Matic+ oder dem CLS 450 4Matic, den Verbrenner mit einem 48-Volt-Bordnetz und einem Elektromotor im Getriebegehäuse. Statt eines integrierten Startergenerators kommt ein Riemenstarter-Generator zum Einsatz, statt eines 3,0-Liter-Reihensechsers übernimmt ein Vierzylinder mit 2,0 Litern Hubraum (M 264).
Das funktioniert gut. Der E-Motor leistet zwar „nur“ 10 kW (14 PS) und 150 Newtonmeter, doch der CLS 350 fühlt sich an, als würde ein deutlich größerer Motor in ihm arbeiten. Er reagiert spontan aufs Gas und drückt den CLS leicht und locker nach vorne. Dazu klingt er auch noch kernig, wenn man ihn tritt. Tut man das nicht, läuft er unauffällig im Hintergrund.
Der Motor ist für den CLS noch nicht abschließend zertifiziert. Deshalb sind die Daten noch vorläufig, doch in Cabrio und Coupé der E-Klasse leistet er 299 PS plus "EQ Boost". Mehr braucht man nicht, weniger wird man hierzulande im CLS nicht bekommen. Als Benziner, kleinere Diesel folgen noch. Wir erwarten ein ähnliches Programm wie im Vorgänger. Da bildete der 220d den Einstieg. Der wird noch auf sich warten lassen, den 300d mit 245 PS starkem 2,0-Liter-Diesel (OM 654) erwarten wir dieses Jahr.
Fazit: Prima Basis und ein AMG für Technik-Fans
Der CLS ist ein feines Auto geworden. Er erhält die Tugenden der E-Klasse und fügt eine Spur mehr Drahtigkeit und Grandezza hinzu. Und ein bisschen Sehnigkeit im Fahrwerk. Ein komfortabler Meilenfresser bleibt er trotzdem. Selbst der CLS 53 4Matic+ verschlingt Autobahnkilometer wie nichts, das Geräuschniveau im Innenraum erlaubt leise Gespräche selbst bei hohen Geschwindigkeiten.
Und dass er für ein Topmodell von AMG blutarm bleibt? Vielleicht ein Missverständnis. Der 53er soll womöglich nicht näher an die 63er rücken. Die größere Zahl steht vor allem für mehr Technik: Reihensechser, 48-Volt-Bordnetz, Elektroverdichter und E-Maschine. Der E-Motor kann als Generator fungieren und Bremsenergie rekuperieren oder kaum merklich den Motor an- und ausstellen. Technikfreaks kommen beim 53er auf ihre Kosten. Beim 350er allerdings auch. Wer es roh mag und auch ein bisschen vulgär, muss woanders suchen.
Technische Daten Mercedes CLS
Modell | CLS 350d 4Matic | CLS 400d 4Matic | CLS 450 4Matic | CLS 53 4Matic+ |
---|---|---|---|---|
Motor | 3,0-l-R6-Diesel | 3,0-l-R6-Diesel | 3,0-l-R6-Benziner | 3,0-l-R6-Benziner |
Leistung b. U/min | 286 PS b. 4.600 | 340 PS b. 4.400 | 367 PS b. 5.500-6.100 (+ 16 kW) | 435 PS b. 6.100 (+ 16 kW) |
Drehmoment b. U/min | 600 Nm b. 1.200-3.200 | 700 Nm b. 1.200-3.200 | 500 Nm b. 1.600-4.000 | 520 Nm b. 1.800-5.800 |
Antrieb | Allradantrieb, 9G-Automatik | Allradantrieb, 9G-Automatik | Allradantrieb, 9G-Automatik | Allrad vollvariabel, 9G-Automatik |
0-100 km/h | 5,7 s | 5,0 s | 4,8 s | 4,5 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Verbrauch | 5,6 l | 5,6 l | 7,8 l | 8,7 l |
CO2-Ausstoß | 148 g/km | 148 g/km | 178 g/km | 200 g/km |
Gewicht (EU) | 1.935 kg | 1.935 kg | 1.940 kg | 1.980 kg |
Länge/Breite/Höhe (m) | 4,988/1,890/1,435 | 4,988/1,890/1,435 | 4,988/1,890/1,435 | 5,001/1,890/1,422 |
Radstand | 2,939 m | 2,939 m | 2,939 m | 2,939 m |
Kofferraum | 520 l | 520 l | 490 l | 500 l |
Marktstart | 17. März | 17. März | 17. März | 17. März |
Preis | 68.127 Euro | 72.507 Euro | 70.906 Euro | n.a. |
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Es gab mal CLS, die auch gut aussahen. Den finde ich einfach nur schlimm. Überhang hinten und vorne zu groß. Der ganzen Form kann ich irgendwie nichts abgewinnen. Aber ich tue mich mit der aktuellen Designsprache von MB eh schwer.
Mein derzeitiger Traumwagen. Dazu noch der kommende GT63, der in Genf vorgestellt wird. MB hat einfach ein top Produktportfolio.
Finde den 257 auch den bisher optisch gelungensten CLS. 😎
Wirklich gespannt bin ich aber auf den 4türigen GT !
Mit besten Sterngrüßen
Sebastian
Ach du scheiße, guckt euch mal die "Endrohre" an. Das sind 2 Auspuffendrohre die in 4 Auspuffblenden, ala 90er Jahre ATU-Tuning, münden.
Wenn ich mir die in der Tabelle angegebenen Durchschnittsverbräuche anschaue, kann ich nur drüber lachen.
Klar, so ein Auto kauft sich niemand weil es besonders sparsam ist, also kann man auch realistische Angaben machen.....
Die Verbrauchsangabe ist bei allen Herstellern ein reiner Laborwert, der nach gesetzlichen Vorgaben ermittelt wird. Dabei spielt es keinerlei Rolle ob es sich dabei um eine Zertifizierung nach NEFZ oder WLTP handelt. Niemals hat irgendein Hersteller behauptet daß der in einem gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzyklus ermittelte Verbrauch, mit dem Verbrauch von Klaus, Dieter und Elfriede übereinstimmt! Der Verbrauch ist nun mal immer individuell. Man kann vom Gesetzgeber her sicher einen Zyklus vorschreiben in dem der Verbrauch deutlich höher ist - damit steigt aber auch für jeden Autofahrer die Kraftfahrzeugsteuer. Was wäre dir lieber?
Wie geschmacklos. Der Innenraum sieht aus wie eine billige "Gaming"-Tastatur.
Ich komme ja über die Schummelei mit der Nomenklatur nicht hinweg. Früher stand die Modellbezeichnung für den Hubraum.
Bei einem "CLS 53" erwartet man eigentlich einen 5,3 Liter großen V8, drin ist aber ein 3,0 Liter R6, was zwar eine geeignete Baismotorisierung für das Schiff wäre, aber eben nicht der große V8 den die Modellbezeichnung verspricht.
Das noch kommende Basismodell soll dann CLS 350 heißen, wovon man sich mindestens einen V6 verspricht, drin ist aber ein 2,0 Liter Vierzylinder was früher mal ein Motor für die Golfklasse gewesen wäre.
Ich bin ja eh kein Freund vom Downsizing, schon gar nicht wenn diesen Blödsinn auch bei Luxusautos einführt. Aber kann man bei der Modellbezeichnung nicht ein wenig ehrlicher sein? Ich behaupte ja auch nicht dass mein Skoda Fabia einen VR6 2,8 hat.
Irgendwie war der CLS mal etwas besonderes ...das Modell überzeugt mich jetzt optisch gar nicht mehr.
Auch beim Innenraum frage ich mich, auf wen MB da so mittlerweile als Kundschaft abzielt. Das sieht im Dunkeln alles irgendwie nach Kirmes aus.
Grundsätzlich finde ich den Innenraum ja mittlerweile wieder sehr geil. Wirkt großzügig, durchdacht, mit weichen Übergängen zu den Türen aber diese Beleuchtung und diese China Lüftungstuben ....ich weiß nicht.
Was ich mich frage. Warum? Fake Blenden, Fake Lufteinlässe, Fake Tacho...Warum?
Ich finde dieses Teil gelinde gesagt "affengeil" und kann es kaum erwarten, damit eine Probefahrt zu machen...
Jeder kann sich den Innenraum nach seinem Geshcmack konfigurieren. Du könntest bspw. Das Ambientelicht extrem dimmen und die Farbe auf Weiß oder einem leichten Orangeton wie bei BMW einstellen. Wenn dir das zu viel ist kannst du die Ambientebeleuchtung auch abschalten oder gar nicht erst ordern.
Wenn man also auf Gediegenheit und Luxus ohne zu viel shine steht lässt sich das ohne Probleme umsetzten und man zahlt sogar weniger.
Das hervorstehende Heck-Unterteil erinnert mich an die Affen, bei denen der Arsch aus dem Fell heraushängt.
Die Front ist auf jeden Fall besser als die der bisherigen Modellgeneration.
Ich empfinde es so: Der erste CLS war mutig und einzigartig im Design. Ich fand / finde die einzigartige Zigarrenform, die Mischung aus Eleganz und Sportlichkeit, genial. Auch das Interieur hat was – trotz fast senkrecht stehenden Armaturenbretts.
Leider ist er eines der schlimmsten Assi- und Proleten-Opfer der letzten 15 Jahre geworden.
Der zweite CLS ist einfach nur unsagbar hässlich.
Das Heck, aber noch mehr die klobige Front bar jeglicher Eleganz oder Sportlichen Finesse. Dazu diese it dünnem Hals von unten hervorstehenden Micky Maus Außenspiegel, die ich bei jedem Auto einfach nur hässlich finde.
Der CLS III kann daher kaum schlimmer werden. An die neue Front muss ich mich noch gewöhnen und sie live sehen, aber ich kann mich vielleicht noch halbwegs damit anfreunden.
Die Zigarrenform, das Alleinstellungsmerkmal, wurde schon beim CLS II vermindert und hier leider noch stärker. Elegant sieht er nicht mehr aus.
Ach ja, hoffentlich gibts bei Daimler bald wieder standesgemäß schönes und elegantes Interieur.
Die aktuelle Kinder-Kirmes-Optik ist ganz, ganz gruselig 😱
Daimler, bitte werde wieder edel, elegant und dezent!
@bermuda nein das wird auch mit Holz und Leder nicht viel besser, da die Architektur einfach Müll ist.
Wow, von außen ein formvollendet eleganter Hingucker, gefällt mir richtig gut! Über den Innenraum dagegen breite ich mal lieber den Mantel des Schweigens...schade.
Mittlerweile muss man schon zufrieden sein, wenn es keine stilisierten "Fake-Endrohre" in der Heckschürze sind. Das hat Mercedes hier also schon mal gut gelöst.
Und der Unterschied zum 90er Jahre ATU-Tuning dürfte sein, dass hier passend zur Optik doch etwas mehr als 75 oder 90 PS dahinterstecken. 😉