McLaren 600LT (2018) im Test: Fahrbericht, technische Daten, Preis
Der lange McLaren ist eigentlich der leichte
McLarens Nomenklatur erzählt nicht alles: 600LT verweist auf 600 PS und langes Heck. Doch "Long Tail" hat historische Gründe. Und Leistung ist hier nicht das Wichtigste.
Budapest - LT steht bei McLaren für "Long Tail", ein verlängertes Heck. Die Briten nutzen das Kürzel vorwiegend aus Traditionsbewusstsein, die schärfste Version des F1 wurde Mitte der 90er-Jahre umgangssprachlich so genannt. Die Assoziation stimmt noch heute: Der 600LT ist das schnellste Modell seiner Art. Die für den Rennstrecken-Einsatz optimierte Version eines serienmäßig ohnedies bereits schnellen Sportlers.
Basisfahrzeug ist der 570S. Ein namensgebende 570 PS starkes Coupé, dass sich erfreulich unaufgeregt zügig bewegen lässt. Der 600LT ist nochmal stärker, flotter und präziser. Außerdem: Tatsächlich rund 7,5 Zentimeter länger. Die gewinnt er jedoch durch geänderte Aerodynamik-Teile an Front wie Heck. Es bleibt beim Radstand von 2,670 Metern und der grundsätzlichen Formensprache des 570S.100 Kilogramm leichter
Was McLaren-Modelle ausmacht? Sie sind leicht, allesamt reduziert auf das Nötigste. Erstaunlich also, dass die Techniker beim 600LT gegenüber dem 570S volle 100 Kilogramm zum Basismodell einsparen konnten. Allerdings: Der Kunde muss mithelfen. Ein Trockengewicht von 1.247 Kilo ist nur mit den aufpreispflichtigen, ultraleichten Karbonfaser-Sitzen (6.430 Euro Aufpreis) drin. Die Mehrheit der Käufer wird das Kreuzchen wohl setzen.
Der 600 PS starke, 3,8-Liter-Biturbo-V8 beschleunigt den 600LT in 2,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100, nach 8,2 Sekunden klettert die Nadel über die 200 km/h-Markierung. Der Topspeed liegt bei 328 km/h. Doch solche Zahlenwerte kennt man von ähnlich konzipierten Sportwagen von Ferrari über Porsche bis Lamborghini genauso.
Das Beeindruckende am 600 LT ist die Leichtigkeit, mit der das Modell die Kraft auf die Straße bringt. Wie exakt er sich durch Kurven lenken lässt. Wie sicher er auf dem Asphalt klebt, wie unglaublich er verzögert. Und vor allem: Wie berechenbar er dabei bleibt. Man kann auch ohne Formel-3-Fahrerkarriere mit dem 600LT auf der Rennstrecke schnell sein. Der Wagen kündigt frühzeitig die Grenzen an und lässt sich – Übung und Überwindung vorausgesetzt – im leichten Drift in die Kurve werfen.
Tritt man den 600LT, tritt er zurück
Auf Knopfdruck kann der Fahrer die Interaktionsweise von V8-Aggregat und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe beeinflussen. Im Modus „Sport“ erfolgt während des Schaltens eine kurzzeitige Unterbrechung des Zündfunkens - ähnlich arbeiten die sequenziellen Getriebe aus dem Rennsport. Mit demselben Effekt: Der Gangwechsel erfolgt schneller und mit gelegentlichem Knallen aus den Auspuffrohren. Im Track-Modus wird die Sache brutal. Dann glaubt man bei jedem Wechsel der Getriebezahnräder einen Schlag ins Kreuz zu bekommen. McLaren nennt das „Drehmomentstoß“.Dann lieber zurück in den „Normal“-Modus, der einem plötzlich vorkommt wie das Setting für den Sonntagsausflug. So souverän der 600LT um den Ring geht, er sperrt sich nicht gegen den Alltag. Auch wenn dieser nur bedingt Freude bereitet. Zu aufwändig sind der Ein- und Ausstieg, zu groß der Wendekreis, zu nervig das Rangieren, zu unübersichtlich die Situationen neben und hinter dem Wagen.
Nein, die Welt des 600LT ist die Rennstrecke am Wochenende. Dort gehört er hin, dort wird man ihn antreffen. Gelegentlich, denn das schnellste Modell der McLaren Einstiegsserie "Sport Series" ist limitiert. Allerdings nur zeitlich. Mclaren baut das Modell ab Oktober für genau ein Jahr. Wer nicht rechtzeitig 230.000 Euro nach Woking in England überweist, muss mit einem anderen Sportwagen zum Trackday. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dessen Leistungsgewicht (bei vergleichbarem Kaufpreis) höher ist.
Mclaren 600LT – Technische Daten:
- Motor: 3,8-Liter-V8-Turbobenziner
- Leistung: 600 PS bei 7.500 U/min.
- Maximales Drehmoment: 620 Nm bei 5.500-6.500 U/min.
- 0-100 km/h: 2,9 s
- Vmax: 328 km/h
- Durchschnittsverbrauch: 10,7 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 249 g/km
- Abgasnorm: Euro 6
- Länge: 4,60 Meter
- Breite: 1,93 Meter (2,10 Meter bei ausgeklappten Spiegeln)
- Höhe: 1,19 Meter
- Radstand: 2,67 Meter
- Kofferraumvolumen: 202 Liter
- Leergewicht: 1.247 Kilo
- Preis: Ab 230.000 Euro
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Quelle: Sp-X
Allein die Auspuffrohre sind ja wohl der Knaller, wie in der Formel Eins. Finde die Proportionen des LT sehr gelungen.
@Las-Vegaz
Beim Porsche sind diese noch näher am Fahrer 😉
Das sind richtig schöne Fahrzeuge.
Schade, dass sie in der F1 nicht mehr vorn dabei sind.
Das war immer eine tolle Historie...
Sehr schönes interessantes Fahrzeug.
Vor allem der Verbrauch mit 10.7l finde ich klasse bei der Leistung.
Bei meinem 5.0l V10 mit 567ps ist der Verbrauch unter 18l nicht schaffbar....
Das ist ziemlich sicher schaffbar wenn du damit so fahren würdest wie die ganzen anderen VT unterwegs sind 😊
Sehr schönes Auto.
Und bitte in der Farbe!
bis der erste seine leeren plastikflaschen reinsteckt und verzweifelt versucht, den pfandbon auszudrucken 😮
Ein McLaren ist auch nicht leichter als vergleichbare Porsche und Ferrari. Die Engländer sind immer ganz stolz auf ihre Leichtigkeit, dabei geben sie immer nur das Trockengewicht an. Bis zum Leergewicht kann man locker 200 kg draufpacken und dann sehen die nicht mehr so leichtfüßig aus.
Die Italiener geben aber auch sehr gerne das Trockengewicht an. Und selbst bei z.B. den Deutschen Herstellern kann man auf das angegebene Gewicht nach EU Norm in der Realität immer noch reichlich was drauf rechnen....😉
So unterschiedlich sind die Geschmäcker, mich macht der McLaren überhaupt nicht an
Von vor sieht er aus wie ein grinsender Smiley und das Heck ist zu sehr zerklüftet
Welches preislich vergleichbare Auto hat Porsche denn z.B. oder Ferrari mit derselben Leistung beim gleichen oder weniger Gewicht ?
Vom Preis habe ich nicht gerade. Und man müsste wissen was der McLaren jetzt leer wiegt.
Also welchen vergleichbaren Porsche, Ferrari, AMG, etc. gibt es nun der knapp über 1350kg wiegt, min. 600 PS hat und nicht mehr als 230-250k€ kostet ?
Das leichteste was ich so auf die schnelle finde ist ein 488 Pista, der wiegt trocken aber 1280kg, hat dafür ordentlich Bumms, kostet aber auch min. 287.000 Steine also mal locker flockig 50+ Mille mehr.
Somit darf sich McLaren locker lässig rühmen am meisten Leichtbau und vor allem auch fürs Geld gesehen zu bieten.
So geht Leichtbau!
Da können sich diverse Hersteller eine ordentliche Scheibe von abschneiden.
Auf Anhieb kommt mir da VW in den Sinn. Riesen Tamtam für 1% Gewichtsersparnis beim Divo und immernoch >2t 😆