Range Rover Classic (1971): Testfahrt im Oldtimer
Der Luxus kam später
Er wollte nicht so rau sein wie die Kletterer seiner Zeit. Doch Prunk ist dem ersten Range Rover ebenso fremd. Fahrbericht aus dem schlichten Inneren eines Vorreiters.
Coventry - „Mach ihn nicht kaputt, okay?“ Der Ratschlag kommt mit einem Lächeln. In der Stimme schwingt Lässigkeit, nicht etwa Ernst oder Angst. Und doch verraten die Augen von Michael Bishop: Lieber würde er die Schlüssel dieses Range Rover von 1971 nicht aus der Hand geben.
Gut, mit den Worten „Lass krachen“ und einem Augenzwinkern bekommen Motor-Journalisten wohl selten ein Auto überreicht, schon gar kein klassisches. Doch hier ist die Sache noch einmal anders: Es ist nicht ein Range Rover, es ist sein Range Rover, irgendwie. Das einstige Alltagsauto des führenden Klassik-Experten bei Land Rover.
Australien-Import in "mint Condition"
Michael brachte den Range aus seiner Heimat Australien mit, als er die Stelle beim Geländewagen-Hersteller antrat. An jedem Arbeitstag parkte das Fahrzeug in „Mint Condition“ auf dem Mitarbeiterparkplatz. Irgendwann stand die Ikone dann mitten in den Werkshallen: Jaguar-Land Rover Classic kaufte das Auto von Bishop.Ein guter Verkaufszeitpunkt: Nie hatten Tradition und Heritage bei den britischen Marken einen höheren Stellenwert. Wir sprechen nicht von rührseligen TV-Spots mit alten Videoaufnahmen oder von neuen Ausstattungslinien im Vintage-Style. Wir sprechen vom Reborn-Programm: Die Briten erstehen gut erhaltene Exemplare der Marken-prägenden Modellreihen und bauen sie neu auf.
Eingekauft wird auf Vorrat, restauriert nur auf Bestellung. Vorerst sind drei Typen im Programm: Jaguars Sportwagen E-Type, die erste Serie des Land Rover – und eben der Range Rover der ersten Generation, heute vornehmlich Classic-Range genannt. Ab 135.000 Pfund – nach aktuellem Wechselkurs etwas mehr als 150.000 Euro - starten die Preise für einen restaurierten Range.
Schnörkellos und funktional
Unser Testwagen war nicht Teil dieses Programms, auch nie als Basis für den Wiederaufbau vorgesehen. Er ist gut erhalten, nicht gut restauriert. Und nicht verkäuflich. Die Klassik-Abteilung nahm sich lediglich des Interieurs an. Nun sieht der Innenraum wieder aus wie bei der Auslieferung vor 46 Jahren. Nicht schön im klassischen Sinn: Eine Gummischicht bedeckt den Boden und erstreckt sich auch über den monströsen Mitteltunnel. Die Sitze sind mit Vinyl bespannt. Das Armaturenbrett ist karg, kommt ohne jedwede Schnörkel aus.
In Summe passt das. Weil es hier Sinn ergibt, funktional ist: Niemand fährt durch unwegsames Gelände, ohne ein einziges Mal auszusteigen. Im besten Fall für eine kurze Pause. Im schlechtesten, um Fußmatten unter die Reifen zu klemmen. So oder so: Kommt der Fahrer zurück ins Auto, bringt er Schmutz mit. Die Materialwahl soll die Reinigung per Wasserschlauch ermöglichen.Schon das zeigt, wie sehr sich die Marke und Zeitgeist verändert haben. Oder könnt Ihr Euch einen Range-Rover-Velar-Besitzer vorstellen, der mit dem Hochdruckreiniger den Fußraum seines Autos flutet? Andererseits: In manchen Bereichen nahm der Range Rover die heutigen SUV tatsächlich vorweg. „Ein Fahrwerk mit Schraub- statt Blattfedern und so ein Motor in einem Geländewagen, das war bis zu diesem Zeitpunkt völlig unvorstellbar“, erklärt mir Michael Bishop unmittelbar vor der Abfahrt.
Ab vom Hof. Ohne zu winken
Das macht mich neugierig. Also ab vom Hof, ehe es sich der Ex-Besitzer doch noch mal anders überlegt. Und das ohne zum Abschied zu winken. Einfach, weil der Range ohne Servolenkung nach zwei Händen am Volant verlangt. Zumindest beim Rangieren am Parkplatz, auf der Landstraße vermisst man den hydraulischen Helfer recht selten.
Zu tun bekommt man hinter dem groß dimensionierten Lenkrad dennoch genug: Das Auto will jeder Spurrille hinterher wie ein junger Hund einem Tennisball. Das ist ungewohnt, etwas fordernd, aber nie wirklich bedrohlich. Das volle Potenzial des Triebwerks rufe ich dennoch lieber auf einer ebenen Geraden ab. Solide aus dem unteren Drehzahlbereich, insgesamt eher wenig spektakulär.
Dass die Kurbelwelle des 3,5-Liter-V8 beim Leistungsgipfel (135 PS) mit 5.500 Umdrehungen und beim höchsten Drehmoment (235 Nm) mit 2.500 Umdrehungen rotiert, ist allerdings nur am Datenblatt ablesbar – einen Drehzahlmesser gibt es im Range nicht. Den vermisse ich kurz darauf auf der Autobahn schmerzlich - weil der V8 beim erlaubten Höchsttempo von rund 110 km/h (70 Meilen) doch ordentlich laut wird.Ob das an der Innenraumdämmung des Klassikers liegt? Oder bin ich permanent nahe des Drehzahlbegrenzers unterwegs? Das würde nicht lange gut gehen. Und es ist nicht abwegig, denn der Range hat noch eine zweite Übersetzung, eine kürzere Abstufung fürs Gelände. Ist der kleine Hebel am Mitteltunnel in der falschen Position, dreht der Oldtimer im längsten Gang viel zu hoch.
Also: Raus bei der nächsten Raststation und schnell die andere Untersetzung probieren. Nach ein paar Metern ist klar: Hat schon gestimmt. Range Rover scheint schon bei der Standardübersetzung des Viergang-Getriebes an steile Bergwege gedacht zu haben. Und bei der kurzen Variante an die direkte Route auf die Zugspitze oder die Eiger Nordwand.
Fazit: Man kennt ihn. Vielleicht zu gut
Eine weitere Erkenntnis des Stops am Autobahnparkplatz: Der Classic-Range fällt nicht wirklich auf. Keine Kinder, die Mama aufgeregt am Ärmel ziehen und Richtung Oldtimer deuten. Keine Petrolheads, die nach Baujahr oder Preis fragen. Vielleicht, weil sich das erste Range-Rover-Modell während der ersten 26 Jahre seines Lebens nicht grundlegend veränderte. Freilich: Die dreitürige Variante ist schon seit 1985 Geschichte. Heute hieße sie vermutlich SUV-Coupé.Obwohl ihm die breite Masse nicht huldigt: Seinen Platz in der Automobilgeschichte hat er definitiv. Der Range Rover ist ein Urahn der SUV. Selbst wenn er - auch für damalige Verhältnisse - keinen opulenten Luxus bot, ist die Herangehensweise vergleichbar: funktional und geländetauglich, gekoppelt mit einem starken Motor. Und einem Fahrverhalten, das näher am klassischen Pkw liegt. Der Classic-Range hat zu Recht seine Fans und Liebhaber.
eines meiner absoluten Traumautos
Ein wirklich fantastisches Auto. Da merkt man wieder einmal dass die heutigen SUVs nur mehr Karikaturen ihrer selbst sind, inklusive den heutigen Range Rovers. Ich hatte einmal die Ehre und das Vergnügen genau so einen Originalen, sogar in der gleichen Farbe zu fahren. Der gehörte einem vermögenden Freund, der mich eine Rudne drehen lies. Einmalig!
Vor allem als 2-Türer auch für mich ein tolles Auto. Aber als SUV-Vorreiter würde ich für mich eher den Jeep Wagoneer sehen.
Gab besseres 😆 aber schonmal besser als die meisten anderen seiner Zeit
Frage an die Wissenden:
Mir fällt immer wieder dieses leichte Anstellen auf bei diversen alten Fahrzeugen (hier Bild 1), also hinten tiefer als vorne. Sehr oft auch bei Amis auffällig.
Mich stört das optisch enorm und manchmal hat das sicherlich Verschleißgründe, aber das kann nicht die Erklärung sein.
Also, muss das so und wenn ja, was steckt dahinter?
ich hatte einen ;-) glaub mir ein Alptraum...
Der Karren hat sowas von gerostet, selbst die Alu Karosse, von der Heckklappe rede ich nicht einmal. Das Getriebe war einem Traktor würdig, der Schaltheben hatte 20 cm Spiel in alle Richtungen, ab 80 hat man durch die Getriebegeräusche sein eigenes Wort nicht mehr verstanden, das Fahrverhalten war abenteuerlich, ohne Stabis und mit dem zentralen Nivomat war die Seekrankheit auf gerader Strecke möglich, die Bremsen haben nichts gezogen und wenn dann warst du jedes mal gespannt in welche Richtung es diesmal ging.
Ach ja und gesoffen hat er wie ein Loch und die beiden SU "Versager" richtig einzustellen und zu synchronisieren war wenigen Könnern vergönnt.
Die Bordelektrik? ich sage nur "Lucas" und ausspritzen zum Putzen? mir der Filzdämmung unten dem PVC? wen die einmal nass was war das Bodenblech bald durch.
Das ist kein SUV sondern ein Geländewagen! Das sind 2 Paar Schuhe! 😊
Der Motor ist lustigerweise im SD1 unkaputtbar. Im Range ist es sehr anfällig. Eher sollte man den späteren 3.9l Einspritzer nehmen. Der ist wohl besser...
@stuntmaennchen
Dass hier der Arsch "Hängt" ist eigentlich eine optische Sache. Britische Aurtos hatten immer größere Radläufe vorne damit die Räder besser lenken können während sie hinten eher tiefer waren. Dadurch wirkt es als ob die Kiste mit dem Arsch hängt. Mein XJ.S und der XJ sehen genauso aus. Der Rover 800 sieht genauso aus. Es ist einfach Design... Man könnte aber die Hinterachse etwas erhöhen bei diesem Modell dank der Starrachsen.
Viele Autos hatten bis in die 70er Jahre hinein einen leicht "hängenden Hintern". Dies wurde wohl gemacht, da es dem damaligen Bild von Dynamik entsprach, gewissermaßen "auf dem Sprung zu sein". Das hatten Ford Mustang oder Chevrolet Camaro, aber auch Opel Manta A oder Meredes /8.
Den Range würde ich nicht als DEN Urahn heutiger SUV sehen, da fällt mir eher der Jeep Wagoneer ein, den es bereits 1964 in komfortabler Reiseversion gab. Ein etwas anderes Marktsegment bedienten Ford Bronco und Chevrolet Blazer, aber auch der Chevrolet Suburban war ab dem Modelljahr 1967 ein geländegängiger Familientransporter. Auch er hatte bereits rundum ein Schraubenfederfahrwerk.
Insofern stellt der der Range keine wirkliche Innovation dar.
hat es eig. einen Grund warum ältere Autos hinten meist deutlich nach unten hängen?
Wenn sich jemand reinsetzt bekommt der ja noch mehr einen Hängea....
Wurde schon gefragt und 2x beantwortet.
Ernsthaft?! 😆
Die Antwort steht unter anderem DIREKT über deinem Post.
Danke für die Aufklärung.
Hatte der RR nicht eine Niveauregulierung?
Gerade die lkwartige Schaltung fand ich geil.
Nein, erst mit Einführung der Luftfederung. Mit Schrauben federn war keine Niveauregulierung vorhanden.
Richtig schönes Auto in einer interessanten Farbe, hab ich so noch nie gesehen.