Pikes Peak Bergrennen: VW I.D. R bricht den Rekord

Der Schnellste auf dem Berg fährt elektrisch

Constantin Bergander

verfasst am Mon Jun 25 14:17:09 CEST 2018

Eine neue Bestzeit auf dem anspruchsvollsten Bergrennen der Welt: VW raste mit dem Elektro-Prototyp I.D. R in 7:57,148 Minuten zum Gipfel des Pikes Peak. Neuer Rekord.

Pikes Peak – Eigentlich sollte nur der Rekord für Elektroautos fallen, sagte VW offiziell. Der Prototyp I.D. R trat beim Bergrennen in Pikes Peak an, um schneller zu sein als andere Stromer. Bei seinem Lauf am Sonntag unterbot er trotzdem alle Antriebsarten: Romain Dumas stellte im I.D. R eine neue Gesamtbestzeit auf.

Dumas und sein Renner brausten in 7:57,148 Minuten auf den Gipfel. Damit unterboten sie den bisherigen Rekord von Sébastien Loeb (2013, Peugeot 208 T16 mit 875 PS) um beinahe 17 Sekunden. Den Elektro-Rekord von Rhys Millen (2016, eO PP100 mit 1.600 PS aus sieben Motoren) verbesserten sie um eine Minute.

Pikes Peak: Bergrennen über 1.438 Höhenmeter

Das „Rennen zu den Wolken“ in Pikes Peak fand 2018 zum 96. Mal statt. Es ist das älteste und anspruchsvollste Bergrennen der Welt. Die Strecke führt über 19,9 Kilometer durch 156 Kehren auf eine Höhe von 4.301 Meter. Dort wird die Luft so dünn, dass Verbrennungsmotoren nur noch etwas mehr als die Hälfte ihrer ursprünglichen Leistung haben.

International berühmt wurde Pikes Peak in den 1980er-Jahren, als die Rallyeautos der höchsten Klasse den Berg hinaufstürmten. Rennfahrerlegende Walter Röhrl schwärmt davon, dass junge Menschen ihn häufiger auf seine Bestzeit auf dem Pikes Peak ansprechen als auf seine Erfolge in der Gruppe B. Röhrl fuhr als Erster in weniger als elf Minuten auf den Gipfel.

Seine Fahrt ist mit den aktuellen Zeiten nicht vergleichbar. Röhrl fuhr mit seinem Audi Sport Quattro S1 E2 auf Schotter. 2001 wurden erste Abschnitte der Strecke asphaltiert, seit 2012 ist die komplette Fahrbahn befestigt. Sie wurde zum Teil schmaler, insgesamt aber viel schneller.

Dumas mit Bestzeit im Elektroauto

Das weiß Dumas: 2012 trat er in einem Porsche 911 GT3 R an. Damals knackte er die Zehn-Minuten-Marke locker. Seit gestern ist er der erste Mensch, der den Gipfel in weniger als acht Minuten erklomm.

Bei der Vorbereitung zum Rennen stapelte VW tief. Eine Gesamtbestzeit sei gar nicht möglich, hieß es. VW Motorsport habe den I.D. R in acht Monaten entwickelt – viel zu wenig für einen solchen Rekord. Außerdem gebe es kaum Zeit für Testläufe und nur einen Versuch beim Rennen.

Schon der Elektrorekord wirkte anhand nackter Zahlen unerreichbar. Der eO PP100 war laut Datenblatt fast 1.000 PS stärker als der VW I.D. R – aber nur 100 Kilogramm schwerer. Unterschiede, die man nicht „einfach so“ mit guter Aerodynamik und besseren Reifen ausgleicht.

Es sind Mittel, die man schon in der römischen Antike kannte - heute eingesetzt im Motorsport: Julius Caesar beschrieb seinerzeit im „Bellum Gallicum“ ausführlich, wie mächtig und stark seine Gegner waren. So wirkten seine Schlachten gefährlicher und seine Siege ruhmreicher. VW freut sich über den gleichen Effekt.

I.D.-Serienautos ab 2019

Die Positivschlagzeilen um VWs ELektroprogramm kommen gelegen. Bei VW dominieren nach wie vor Dieselmotoren die Debatte, Strom ist noch Zukunftsmusik. 2019 wird die Produktion des VW I.D. Serienautos beginnen. Der Erfolg auf dem Berg soll zeigen, dass man die Technik verstanden hat und konkurrenzfähige Autos bauen kann. Es dauert aber noch eine Weile.

Wie viel Serie im Prototyp steckt, bleibt Motorsportler-Geheiminis. VW nennt Leistung (2 x 250 kW) und Gewicht (1.100 kg mit Fahrer) des I.D. R. Das Thema Reichweite endet aber mit dem Zieleinlauf. Ein Hinweis zur Akkukapazität: Mit 90 kW Ladestrom ist der Akku nach einer halben Stunde voll. Die Belastungen des Rennens werden im Straßenverkehr aber nicht vorkommen.

Aber es könnte auf dem Berg wieder spannend werden. Loeb forderte nach Dumas‘ Sieg eine Revanche. Sportliche Stromer will sein Arbeitgeber PSA langfristig auch im Programm haben. Was 2018 auf dem Berg los war, seht Ihr in unserer Galerie.

 

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