Opel - Rückblick und Ausblick einer Marke
Die schwarze Serie von Rüsselsheim
„Opel ist kein Autohersteller mehr, Opel ist ein Industriedrama“, schreibt Sven Clausen in der Financial Times. Wie in einem Chandler-Krimi weiß man am Ende nicht, wer der Mörder war.
Auch Chandlers Titel der "Schwarzen Serie" könnten passen: Erst „Der lange Abschied“ und dann: „Tote schlafen fest“? Einen lässigen Privatermittler Philip Marlowe sucht man im Rüsselsheimer Drama aber vergebens, der hinter seiner Kippe hervorknurrt: „In dieser Stadt gibt es zu viel Waffen und zu wenig Hirn.“
Opel und GM: Eine 83-jährige Geschichte
Leider ist Opel kein Krimi. Opel ist nicht mal einfach Opel, sondern eine General-Motors-Tochter – und das seit 1929. Damals waren die Rüsselsheimer mit 44 Prozent Marktanteil der größte Autohersteller in Deutschland. Ein attraktiver Partner für die Amerikaner also. Die Opel-Familie konnte durchsetzen, dass Opel als eigenständige Marke mit eigener Modellpolitik erhalten blieb. Das zahlte sich lange aus: 1938 war die Marke mit dem Blitz dank eines Anteils von 46,6 Prozent am Gesamtexport der wichtigste Devisenbringer für die nationalsozialistische Regierung.
Zu diesem Zeitpunkt blickte die Adam Opel AG schon auf eine 72-jährige Firmengeschichte zurück. Die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“ war gerade mal ein Jahr alt und noch weit von einer Serienproduktion entfernt.
Die goldenen 60er Jahre
Ab 1962, dem 100. Firmenjubiläum, grüßte Opel von ganz oben: Mit dem neuen Kadett hatte man den VW Käfer auf einen Schlag zu Alteisen degradiert. Der Kadett bot mehr Platz, bessere Sicht, einen kultivierteren Motor mit Wasserkühlung und eine funktionierende Heizung.
Dazu bot der Kadett noch bessere Fahrleistungen bei niedrigerem Verbrauch. Er wurde ab 1962 im neu errichteten Werk Bochum gebaut, 1966 eröffnete Opel zusätzlich das Werk Kaiserslautern. 1964 lief der fünfmillionste Opel vom Band, und schon im Herbst 1971 der zehnmillionste. 1972 zog Opel mit 20,4 Prozent Marktanteil an Volkswagen vorbei.
Die deutsche GM-Tochter war zu dieser Zeit eine echte Gelddruckmaschine. Dieser Erfolg war, so komisch es klingt, der Anfang vom Ende der Glücksträhne. Denn er machte träge; in Detroit verstand man nicht, warum es nach der Ölkrise Sinn gemacht hätte, in sparsame Dieselmotoren und neue Ideen wie Frontantrieb oder Kleinwagen zu investieren.
Opel wird abgehängt
Und so fuhr die Konkurrenz auf die Überholspur: Volkswagen modernisierte seine Modellpalette ab 1973 mit dem Passat, 1974 mit dem Golf und 1975 dem Polo. Auf einmal sah das Opel-Portfolio ziemlich alt aus. Auch Ford leitete 1976 mit dem ersten Fiesta das Kleinwagen-Zeitalter mit Frontantrieb und quer eingebauten Motoren ein.
In den kommenden Jahren pendelte sich der Marktanteil bei etwa 15 Prozent ein, und GM zog Schlüsse: Kosten sparen, Segmente aufgeben. 1993 erhielt der Senator keinen Nachfolger, das gleiche Schicksal ereilte 2003 seinen Plattform-Bruder Omega: Opel verzichtete auf die gehobene Klasse.
López-Effekt, GM-Effekt?
Anfang der 1990er: Die deutsche Einheit und der Einzug von Mikrochips in die Industrieproduktion machten Kostenreduzierung zum Motto der Stunde. Die gefährlichste Waffe der Autoindustrie hieß José Ignacio López de Arriortúa. Der Manager krempelte Opel komplett um, indem er den Beschaffungsmarkt konsequent in Entwicklung und Produktion einbezog. So erreichte López Milliardeneinsparungen. Das gleiche tat er ab 1993 bei Volkswagen, bevor Vorwürfe der Industriespionage die deutsche Karriere des Managers beendeten.
Mit Folgen für die Qualität: Opel, der Zuverlässige? Der Slogan verschwand in der Versenkung, und Opel aus der Gewinnzone. Waren die Autos zuvor vielleicht etwas zu vernünftig und zu wenig emotional, gab es nun immer weniger vernünftige Gründe für ein Auto aus Rüsselsheim.
Davon hat sich Opel bis heute nicht erholt. Seit 2000 beschäftigt Opel den sechsten Firmenchef und häufte in jedem Jahr Verluste an. Und bis zum Finanzcrash 2008 verspürte GM wenig Bereitschaft, ausreichend in bessere, modernere, emotionalere Autos zu investieren.
So blieb vieles Stückwerk: Die innovativen Vans Zafira und Meriva trugen sich mit halbherzig modernisierter Antriebstechnik. Der Transporter Arena (1997-2001) war ein Renault-Zukauf, der Geländewagen Frontera (1991-2003) ein Isuzu. Die Sportwagen Speedster (2000-2005) und GT (2007-2009) litten unter dem schwachen Image.
Die Folge: Der Marktanteil sank, und rote Bilanzen wurden zur Regel. 2004 streicht GM in Europa 12.000 Arbeitsplätze. 2008 bittet Opel den Staat um Bürgschaften.
2009 markiert eine Stunde Null für Opel: GM, nach Insolvenz dank Teilverstaatlichung (die USA halten 60,8 %, Kanada 11,7 %) wieder auf Kurs, entscheidet sich in letzter Minute gegen einen Opel-Verkauf. Stattdessen wird seitdem versucht, die Marke wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Und das bedeutet bei Opel: Mitarbeiter entlassen, Modelloffensive. Unter dem neuen Opel-Chef Nick Reilly wurden 8.000 Arbeitsplätze gestrichen und das Werk Antwerpen geschlossen.
Inzwischen sind Reilly und auch sein Nachfolger Stracke bereits Rüsselsheimer Industriegeschichte. Industriegeschichte wird ab 2017 auch die Opel-Produktion in Bochum sein, und der neue Chef Thomas Sedran wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine Übergangslösung bleiben.
Wagen wir einen Ausblick?
Dabei hat Opel etwas, das man nicht kaufen kann und das nicht alle haben: Ein Wir-Gefühl, eine Seele. Die kann man z. B. in den Kurven des neuen Astra GTC sehen, oder zwischen den Zeilen hören, wenn Opel-Fahrwerksingenieure referieren. Mit Händen greifen kann man diese Seele. In den Kantinen von Rüsselsheim, Bochum und Eisenach. Wer das abwickelt, dem ist nicht zu helfen – ob darüber Opel stehen muss, ist eine andere Frage.
Fotos: © GM Company;
Titelbild und Grafik Marktanteile: Foto © Frank Hering, mit freundlicher Genehmigung von Chromjuwelen.com
Quelle: MOTOR-TALK
Hallo
Die haben kein wir Gefühl, außer wenn es darum geht überzogene Löhne und Gehälter abzukassieren.
Stimmt nicht?
Wer das behauptet sollte mal den Lohn eines zweitklassigen Hilfsschraubers bei OPEL mit dem eines in unserer Region arbeitenden Handwerksmeister vergleichen!!
Dazu kommt eine völlig verfehlte Modellstrategie, allen voran das Diesellokomotivenkonzeptfahrzeug Ampera!
Die News: "Fiat-Chef wirft Volkswagen "Blutbad" vor" wären doch viel interessanter.
Opel died a hundred times... who cares?
Opel wird sterben oder nur noch ein Nischendasein fristen.
Ja, vor allem die Infos darin nicht nur die Schlagworte 😉 ...
Habe ich doch, finde aber einen Rücktritt sofort zu verlangen ist etwas zu scharf... wieso hat das VW überhaupt kommentiert? War total unnötig, da braucht man auch nicht drohen aus der ACEA auszutreten.
Schön das wir schon im 3ten Beitrag wieder bei VW angekommen sind, wurde auch langsam Zeit 😉 ... evtl. wäre es zielführender die Diskussion hier (wieder mal) auf den Artikel zu konzentrieren und nicht auf Fiat und Co. 😉.
Mach doch einen Blogartikel ?! Wenn MT sich dessen nicht annimmt.
was wäre gewesen wenn frank stronach opel übernommen hätte? es hätte nur besser werden können........ ich verstehe bis heute nicht was gm am verkauf gehindert hat.
klar, man ist entweder freund oder feind von opel, aber im endeffekt ist es doch besser den "feind" im eigenen land zu haben als im "fernen" osten. schlussendlich hängen zigtausende arbeitsplätze dran.......
Das Hauptproblem waren seinerzeit die Lizenzen, die wollte GM nicht hergeben!
Korrigiert mich, wenn's falsch ist.
Ist doch ganz einfach: Man springt zu kurz, wenn man Opel auf die Autos mit dem Blitz reduziert. Man muß sich GM nur mal ohne Delta-Plattform, Epsilon-Plattform, 1.4T-Motor usw. vorstellen. Wenn Opel weg ist, tauchen diese Kostenstellen halt woanders im Konzern auf und verschlechtern dort das Ergebnis. Abgesehen davon stellt sich die Frage, ob die Koreaner von Daewoo mit den Mitteln aus Deutschland vergleichbare Ergebnisse erzielen würden. So wie das aussieht hecheln die Kia und Hyundai schon ziemlich hinterher.
Will man aus Opel wirklich mal was machen, sollte man sich einfach Beispiele in Europa ansehen, wo es geklappt hat: BMW und später Audi. Bei BMW ging es nach großen Problemen mit einer konsequenten Höherpositionierung in den 60ern wieder aufwärts. Der Knoten ist dann richtig geplatzt mit der 7er Reihe und dem M1. Bei Audi hat sich jeder über den V8 totgelacht. Über den A8 schon nicht mehr.
GM hätte exakt die gleichen Voraussetzungen. Viele moderne Technoligien liegen ja im Regal (CUE, HUD, Magnetic Ride usw.), werden aber fast ausschließlich in Nordamerika angeboten. Man müßte das einfach mal konsequent in Europa auf den Markt bringen. Entweder durch entsprechende Opel-Modelle oder - wohl erfolgreicher - durch einen ernstgemeinten Europa-Start von Cadillac. Ernstgemeint heißt mit starken Dieselmotoren und mit einem echten Händlernetz.
Das wird nichts mehr.
Warum?
Weil GM Opel verhindert, dass sie in den großen Wachstumsmärkten wie China auf nennenswerte Stückzahlen kommen dürfen.
In Europa hingegen ist ein Opel nicht günstiger als ein Kia oder Yhundai. Das Design ist meistens gar nicht so verkehrt, aber die Motoren haben kein gutes Verhältnis von Leistung zu Spritverbrauch.
Und letztendlich das Image und die Negativmeldungen, die die Käufer in Europa verunsichern, besonders in Deutschland.
Vielleicht macht`s Opel und 3 Jahre, oder 4. Dann ist Ende im Gelände.
Opel ist nur zum Teil Schuld. GM hat nicht zugelassen, dass Opel an Magna verkauft wird, damit wäre Opel gerettet, aber solange GM die Fäden in der Hand hat, wird das nichts mehr.
Schade für die Mitarbeiter in den Werken und Zulieferfirmen (das ist das eigentliche Drama), aber manchmal kann man den Verlauf der Geschichte nicht ändern.
Und ob der Adam Opel retten kann, ist mehr als fraglich.
Ich sage es gleich, ich bin gewiss kein Opelfan. Aber die M0delle Admiral, Diplomat, Commodore,Senator waren schon schöne und echt heiße teile wo ich auch eventuell schwach geworden wäre. Aber ich sehe eigentlich für Opel immer mehr Lichter pro Tage ausgehen.
Opel sollte echt mal neue Modelle auf den Markt bringen die einfach in einer höheren Liga spielen.
Opels Aushängeschild ist OPC. Nicht schlecht aber auch nix besonderes wie M, AMG, oder S.
Dann immer dieses auf und ab in der Führungsetage, dass ist nur zum scheitern verurteilt.
Der Insignia schlug ein wie eine Bombe, das ist aber leider auch längst vorbei.
Also Jungs bringt Neuigkeiten auf den Markt wo auch mal ein BMW, Mercedes oder Audifahrer drauf aufmerksam wird. Sonst ist bald Feierabend.... für immer!!!!!!!!
Opel kommen da schon auf Stückzahlen. Nur heißen die Opels dort Buick Excelle bzw. Regal. Daß die Verkäufe Opel nicht gutgeschrieben werden, ist "nur" rechnerisch relevant.
Wie schon oben geschrieben hätte GM bei einem Verkauf quasi die gesamte Entwicklung der Kompakt- und Mittelklasse neu aufstellen müssen. Entweder hätte man also nur die Marke ohne Wert verkauft oder der Kaufpreis hätte mal richtig hoch ausfallen müssen.
Für mich ist der Verkaufstanz von damals nix als ein Bluff...
Oh, das Sommerloch ist da und es werden wieder Untergangsszenarien von Opel herbeigeredet.... und die V.A.G Fanboys können sich wieder mal nach Herzenslust austoben.... 😆
Schönes Wochenende 😊
Schönen Freitag wünsche ich,
Opel sollte sich nicht an BMW 5/7er etc messen denn das ist nicht ihr métier sondern der Mittelstand. Es gibt momentan eine Marktlücke und die nennt sich Coupe´s. Nur eine handvoll sind momentan auf dem deutschen Markt zu finden und die sollte Opel wieder für sich entdecken. Denn damals gab es zur jedem Modell auch ein Coupe als Karosserieform
Ich kann mich als Beispiel nehmen. Ich suche schon lange nach einen Ersatz für mein Astra G und tendiere zu einem richtigen Coupe. Opel hat da nichts in Angebot dabei könnte man aus dem Aktuellen Astra J oder Insignia einen sportliches Coupe auf dem Markt bringen. Es wird ja schon lange gemunkelt das ein Calibra2 in den Startlöchern steht nur wann und ob dieser gebaut wird, weiß niemand.
Ich bin mir ziemlich sicher wenn Opel seine derzeitigen Modelle in der Karosserieform Coupe anbieten würden, würden sich gerade die Freunde dieser Karosserieform an Opel wenden, denn derzeit sind kaum welche auf dem Markt. Der letzte richtige Coupe war der Astra G und der wird heute noch unglaublich gerne gekauft. Also Opel gibt euch einen ruck und bringt wieder Coupes auf dem Markt
MFG Devil