Mercedes-AMG Project One auf der IAA: Hypercar, Premiere
Effizient wie ein Toyota-Hybrid - aber mit 1.000 PS
Mercedes-AMG packt endlich sein Geschenk zum 50. Jubiläum aus. Das Hypercar Project One steht als Showcar auf der IAA. Allein der Turbo hat mehr PS als ein Kleinwagen.
Frankfurt – Eigentlich geht das mit den Geburtstagsgeschenken so: Erst sieht man die Verpackung, dann den Inhalt. Bei AMG geht das anders. Die Sportabteilung von Mercedes hat sich zum 50. Jubiläum einen Hypersportwagen geschenkt - und erstmal nur verraten, wie er funktioniert. Am Vorabend der IAA fällt endlich das Tuch. Noch immer enthüllt es kein Serienmodell. Doch das Showcar dürfte schon sehr nah am Serienauto sein.
Wenn man den Project One ein Serienauto nennen darf. Mercedes behauptet, das Design sei von der Formel 1 inspiriert. Doch eigentlich sieht der Project One aus wie ein Le-Mans-Prototyp. Die Fahrerkabine rückt weit nach vorn, vor den mittschiffs platzierten Motor. Eine "Hai-Finne" zieht sich von der Lufthutze auf dem Dach nach hinten. Das soll die Querführung in schnellen Kurven verbessern und bildet quasi eine Einheit mit der Heckscheibe. Sie gibt den Blick frei auf etwas, das mit Motor offenbar nicht mehr ausreichend beschrieben ist. Mercedes-AMG nennt es "Power-Unit".
Mercedes Project One Showcar für die IAA 2017
Die Power Unit ist im Prinzip bekannt. AMG hat mit dem Mercedes-Formel-1-Team zusammengearbeitet und mit den Formel-1-Profis aus der Motorenentwicklung. Ein Großteil des Antriebsstrangs des Project One stammt direkt aus der Formel 1. Aber: im Straßenauto wird er komplizierter. Die Ingenieure kombinieren einen Turbobenziner mit insgesamt vier Elektromotoren, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen.
Zwei davon sitzen an der Vorderachse und verteilen dort ihre Kraft von je 120 kW (163 PS) per Torque Vectoring an die Räder. Beim Bremsen sollen sie bis zu 80 Prozent der frei werdenden Energie zurück in den Akku speisen. Einen dritten, ebenfalls 120 kW starken Motor, schraubt Mercedes direkt an den Verbrenner und verbindet ihn über einen Stirnradantrieb mit der Kurbelwelle. Dort bringt er zusätzlichen Vortrieb.
Mercedes-AMG Project One: Ein E-Motor für den Turbo
E-Motor Nummer vier bringt den Turbolader auf Touren. Die Techniker trennen Abgas- und Verdichterseite und platzieren die Turbinen jeweils dort, wo sie am effektivsten arbeiten können. Also auf Abgas- und Ansaugseite. Eine Welle verbindet sie, auf ihr sitzt der Elektromotor.
Der Motor leistet 90 kW (122 PS) und kann die Verdichterturbine je nach Betriebszustand mit 100.000 Umdrehungen antreiben. AMG verspricht ein besseres Ansprechverhalten als bei einem V8-Saugmotor. Turboloch? Gibt es nicht. Daneben kann der E-Motor auf der Turbowelle überschüssige Energie aus dem Abgasstrom in die Batterie speisen oder dem E-Motor am Verbrenner zuführen.
Apropos Verbrenner. Der mag klein sein, spielt aber trotzdem eine zentrale Rolle im Project One. Der 1,6-Liter-V6 stammt direkt aus dem Formel-1-Rennwagen von Mercedes-AMG Petronas. Vier oben liegende Nockenwellen werden über Stirnräder angetrieben. Mechanische Ventilfedern werden durch pneumatische ersetzt. Lohn des Aufwands: Der Motor dreht bis 11.000 U/min. Im F1-Auto kann er mehr, doch der Project One soll normalen Super-Plus-Kraftstoff vertragen. Und länger halten als das F1-Aggregat.
AMG Hypercar: Mit fünf Motoren auf 1.000 PS
Mercedes-AMG verspricht einen thermischen Wirkungsgrad von mehr als 40 Prozent für den Strang aus V6-Motor mit halb-elektrischem Turbolader (MGU-H oder „Motor Generator Unit Heat“) und Elektromotor an der Kurbelwelle („Motor Generator Unit Kinetic“, MGU-K). Einmalig? AMG spricht von einem „bisher unerreichten Spitzenwert“ in einem Serienfahrzeug. Und hat dabei offenbar Toyota übersehen. Deren neuer 2,5-Liter-Benziner kommt in einem Hybrid auf 41 Prozent.
Gut, ein RAV4-Hybrid fischt in etwas anderen Gewässern. Der Project One soll auf eine Systemleistung von mehr als 740 kW kommen. Oder, das klingt etwas eindrucksvoller: mehr als 1.000 PS. Rund drei Viertel davon fallen über die Hinterachse her, 240 kW gehen ausschließlich nach vorn. Wie viel Drehmoment der Strang bereitstellt, verrät AMG nicht, es dürfte reichlich sein. Sortiert wird das Ganze von einem eigens entwickelten automatisierten Achtgang-Schaltgetriebe.
Im rein elektrischen Modus wird der Project One zum Fronttriebler. Im „Volle-Attacke-Modus“ schickt das System die Leistung je nach Bedarf an die Räder. Grundsätzlich wirkt das Gaspedal als Schaltstratege: Vorsichtiges Anfahren aktiviert nur die E-Motoren an der Vorderachse, kurze Zwischensprints unterstützt der E-Motor auf der Kurbelwelle. Höhere Drehzahlen setzen mehr Leistung frei.
Mercedes-AMG Project One: 0-200 km/h in unter 6 Sekunden
Lohn des Aufwands: Mit voller Leistung und Launch Control sprintet der Project One in unter sechs Sekunden – auf Tempo 200. Feierabend ist erst bei 350 km/h. Reichlich kinetische Energie, die direkt rekuperiert wird, wenn der Fahrer vom Fahrpedal geht. Wer ausschließlich elektrisch fährt, soll 25 Kilometer weit kommen.
Viele Menschen werden sich keine Gedanken darum machen müssen. Mercedes-AMG will nur 275 Autos bauen. Ende 2018 soll die Produktion des Serienmodells starten, ab 2019 kommt er zu den Kunden. Vermutlich werden einige Exemplare ein warmes Plätzchen in einer klimatisierten Sammlergarage finden. Neben einem Aston Martin und einem McLaren-F1-Nachfolger vielleicht. Die beiden britischen Marken basteln aktuell an ihren eigenen Hypercars.
Technische Daten Project One
- Antrieb Hinterachse: 1,6-Liter-V6 und Elektromotor
- Leistung Hinterachse: > 670 PS (500 kW)
- Antrieb Vorderachse: Zwei Elektromotoren
- Leistung Vorderachse: 2 mal 120 kW (2x163 PS)
- System-Leistung: > 740 kW (> 1.000 PS)
- Antrieb: Allradantrieb, vollvariabel
- Getriebe: AMG automatisiertes 8-Gang-Schaltgetriebe
- Elektrische Reichweite: 25 km
- 0-200 km/h: < 6 s
- Höchstgeschwindigkeit: > 350 km/h
- Marktstart: vorauss. 2019
- Preis: ca. 2,3 Mio Euro (exkl. Steuern)
@ Heiko Dilk: Bitte Überschrift des letzten Absatzes korrigieren: 0-200 statt 0-100 unter 6sec!!
Eben das Video auf FB gesehen...erinnert an die Boliden mit denen M.Schumacher angefangen hat...C11 oder wie hießen die?
Interessantes und spannendes Auto. Nur schade, dass das Heck sehr dem des R8 ähnelt. Zumindest auf den Fotos oben..
Och nö, ich nehm lieber den Bugatti....;-)
Nicht wirklich beeindruckend. Den 918 gibt es bereits seit 2013, dass Project One soll erst 2019 auf die Straßen kommen. 6 Jahre Differenz. Der 918 schafft die 200 in 7,2s, bei mindst. 120PS weniger Leistung und 600kg mehr Gewicht. Sicherlich ist der AMG auf der Rennstrecke schneller, aber dafür ist er auch kompromissloser als der Porsche und deutlich leichter. Zeitgemäß, ja. Beeindruckend, naja. Abwarten.
Die Optik ist zwar Geschmackksache, aber schon lange nichtmehr so eine hässliche Front gesehen.
Ich nehm auch lieber den Bugatti: Der klingt bei vergleichbaren Fahrleistungen sicher besser als ein Mopedmotor mit Strassenbahnsounduntermalung 😉. Aber ich muss beide erst mal zum Soundcheck probefahren... 😆
Eher dem Lamborghini Aventador.
Königsegg Regera
@pixcar der 0 auf 200 wert ist auch total relevant bei einem Sportwagen... 🙄
@Konvi warum soll der W16 besser klingen?
😊 seit mir nicht böse, ich hab ihn bestellt...blind....nun frage ich mich wie ist das mit den Bordsteinen bei meinem Bäcker und Nettomarkt..
😕
Wenn das hässlich ist, was sagst du dann zu den McLaren ?
Zumindest so relevant das man Ihn auf der Pressekonferenz nennen muss.
Toll! Super toll! Ein deutscher Hersteller schafft es, in einem x00.000 EUR teuren Auto 40% Wirkungsgrad hinzubekommen. Irgendwie sind da die Japaner schon Lichtjahre weiter - die schaffen das seit 2012 in einem 17.000 EUR teuren Auto und machen dabei noch ordentlich Gewinn.
Der P1 ist schön. Der F1 ist verdammt hässlich. Die anderen Mclarens sind zwar nicht mein Geschmack, aber schlecht Aussehen tun sie nicht.