VW Golf 2 Limited (Nr. 003, 1989): Verkauf, Preis, Geschichte
Ein Golf 2 für 110.000 Euro
Baujahr 1989, 85.000 Kilometer, gepflegt, 110.000 Euro: Dieser Beinahe-Oldtimer soll teurer sein als jeder neue Golf. Hier sind die Hintergründe und seine Geschichte.
Berlin – Nein, das ist kein Tippfehler. Dieser alte Golf soll wirklich 110.000 Euro kosten. Er gehörte nie einem Papst oder der Kanzlerin, keinem Promi oder berühmtem Künstler. Seinen Preis soll er ganz aus sich heraus rechtfertigen. Denn er gehört zu einer besonders exklusiven Ausstattungsvariante: Nur 71 Exemplare des Golf Limited 16V G60 entstanden von 1989 bis 1990.
Ein Prestige-Projekt, das viele Jahre lang weit unter dem Radar fuhr. Vor 15 Jahren war so ein Golf gerade einmal 10.000 Euro wert. Die Preise der gesamten Modellreihe hatten ihren Tiefststand erreicht, einen akzeptablen Golf 2 gab es für wenige 100 Euro. Brot-und-Butter-Autos stiegen langsam im Preis, der des Limited explodierte.
Das Besondere am Golf Limited ist aber nicht die produzierte Anzahl, sondern seine Technik. Ein Vierzylinder-Benziner leistet 210 PS und treibt alle vier Räder an. Die Kraft sieht man ihm nicht an – er wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Golf.
VW Golf 2 Limited: 210 PS von VW Motorsport
Rückblick. Ende der 1980er-Jahre plante Klaus-Peter Rosorius, Leiter von Volkswagen Motorsport, einen besonders starken Motor für den Golf. Er kombinierte alle Besonderheiten der damaligen Spitzenmodelle: Einen Motorblock mit 1,8 Litern Hubraum, einen Zylinderkopf mit 16 Ventilen und scharfer Auslass-Nockenwelle, eine große Ansaugbrücke und einen G60-Lader.Der sogenannte G-Lader ist eine Art Kompressor: Er wird per Riemen vom Motor angetrieben und verdichtet die Ansaugluft. Die wird dafür durch ein schneckenförmiges (G-förmiges) Labyrinth geleitet. Ein bewegliches Bauteil mit gleicher Form, die sogenannte Verdichterplatte, sitzt im Gehäuse. Eine Exzenterwelle schiebt die Verdichterplatte dicht an die Spirale des Gehäuses. Diese Bewegung drückt die Luft in Richtung Motor.
In Rosorius' Motor entsteht ein Ladedruck von 0,54 bar. Im Serienzustand leistet der 16V G60 (interne Kennung: 3A) 210 PS und 252 Newtonmeter Drehmoment. So beschleunigte der Allrad-Golf in 7,4 Sekunden auf Tempo 100 und rannte 230 km/h Spitze. Einen stärkeren Serien-Golf gab es erst ab 2002 mit dem Golf 4 R32 (241 PS).
Ein schwarzer Viertürer mit schmalen Stoßstangen
Äußerlich änderte man wenig am Super-Golf. Er bekam die vordere Stoßstange des US-Jetta mit Blinkergläsern in Orange, schwarz-rote Rückleuchten, die Frontlippe der 16V-Modelle und mehrteilige BBS-Felgen in 6,5 x 15 mit 195/50er-Reifen. Den Rahmen des Kühlergrills lackierte VW Motorsport in Rivierablau von Porsche. An Front und Heck befestigte man außerdem VWM-Embleme.Serienmäßig gab es im Limited eine Lederausstattung mit beheizten Sportsitzen, ABS, Servolenkung, Zentralverriegelung, beheizbare Wischerdüsen, elektrische Spiegel und Fenster. Eine Klimaanlage war prinzipiell im Golf 2 verfügbar, sie passte aber nicht mehr in den vollgepackten Motorraum des Limited.
Alle Fahrzeuge basieren auf schwarzen, fünftürigen Allrad-Karosserien. Eine geklebte Frontscheibe verbesserte die Steifigkeit. Die Autos wurden von Hand bei VW Motorsport umgerüstet und zu einem Preis von 68.500 DM verkauft. Der prominenteste Besitzer dürfte Rennfahrer Hans-Joachim Stuck gewesen sein, ihm gehörte Nummer 057. Sein Auto wurde nachträglich aufwendig getunt.
Limited 003 steht zum Verkauf
Zum Verkauf steht der Golf Limited mit der Nummer 003. Er wurde von der Zeitschrift „Gute Fahrt“ getestet (Ausgabe 02/1990). 2014 konfiszierte ihn die Polizei – eine Verwechselung. Eigentlich war ein Anhänger als gestohlen gemeldet. Während er beschlagnahmt war, wurden vom Golf Kühlergrill und Kotflügel gestohlen.Der Besitzer bewies, dass er der rechtmäßige Eigentümer des Fahrzeuges war und komplettierte den Golf wieder. Im vergangenen Jahr inserierte er ihn für 55.000 Euro. Die Anzeige war nur kurz online – das Telefon des Verkäufers klingelte ununterbrochen.
Der österreichische Autohändler Simon Moser kaufte damals den Limited. Im Gespräch mit MOTOR-TALK berichtet er, dass er von einem solchen Auto schwärme, seit er 18 Jahre alt war. In erster Linie habe er sich diesen Traum erfüllen wollen. Die Wertsteigerung sei aber ebenfalls wichtig gewesen. Welche Summe er letztendlich in das Auto investierte, verrät er nicht.
Moser ist in der Tuning-Szene aktiv und Geschäftsführer des Klamotten-Labels „Low is a Lifestyle“. Sein Limited befindet sich allerdings im Serienzustand. Er parke in seinem Autohaus in Oberösterreich. Nach einem Jahr und wenigen Ausfahrten soll er nun Platz für ein neues Auto machen. Man habe ihm einen perfekten Audi Urquattro angeboten, sagt er. Der sei zwar lange nicht so sellten, soll nun aber den Golf ersetzen.
110.000 Euro für einen VW Golf 2
Der Preis sei verhandelbar, erklärt Moser. Ihm gehe es vor allem darum, dass der Golf in gute Hände komme. Er möchte aber mit echten Interessenten sprechen. Wo der Marktwert eines Limited tatsächlich liegt, wissen eben nur Käufer und Verkäufer. Interesse sei jedenfalls vorhanden.
Ein Schnäppchen wird der Limited auf keinen Fall. Zumal er wahrscheinlich teurer wird als jeder aktuelle Golf: Das derzeitige Spitzenmodell Golf R (310 PS) kostet mit voller Hütte laut Liste rund 70.000 Euro. Günstiger wird der Limited wohl nicht. Aber der neue Golf ist im Vergleich dazu beliebig - und eben neu.
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Tolles Auto, ohne Frage, allerdings finde ich den Preis mehr als abgehoben. Sammlerstück hin oder her, in diesen Preisregionen erwarte ich schon deutlich „exklusivere“ Fahrzeuge...
Dennoch ein interessanter Beitrag.
die Kiste ist das wert was jemand bereit ist dafür zu zahlen....
und wenn das 110.000 Euro sind, Chapeau
Ansonsten........
Der sogenannte G-Lader ist eine Art Kompressor
MT behauptet das gern immer wieder - mit einem Roots-Lader (Kompressor) hat der Spirallader aber nichts gemeinsam! Die Wiederholung von falschen Informationen macht diese nicht richtiger!
Wette, dass es für den ollen Karren einen Interessenten gibt, welcher bereit ist, die Kohle dafür hin zu legen, immerhin ist das ja ein VW...😱😕
... was ich viel schockierender finde als die immerhin irgendwie begründbaren 110.000 EUR dieser Sonderserie.
Warum werden vom Inserat-Erstelller keine Bilder vom Innenraum gezeigt? Nicht mehr so frisch wie das Äußere?
Exklusiv ist das Fahrzeug schon und von den 71 gebauten werden vermutlich nicht alle in so gutem Zustand sein. Denke deshalb auch, dass sich jemand finden wird, der den Wagen für den Preis kauft - evtl. auch etwas darunter, scheint ja "Verhandlungssache" zu sein.
Hallo Mark,
fangen wir die Diskussion ein zweites Mal an? Ich hab Dir doch schon im A59-Artikel geantwortet.
Ich setze einen G-Lader nicht mit einem Roots-Gebläse gleich. Ich bezeichne ihn als eine Art Kompressor.
Davon gibt es mehrere. Roots-Lader gehören dazu, außerdem Spirallader oder eben Scrollverdichter (G60).
Alle Typen werden über Riemen oder Ketten von der Kurbelwelle angetrieben und verdichten die Ansaugluft - sie haben also eine ganze Menge miteinander gemeinsam. Wie sie die Ansaugluft verdichten, unterscheidet sich. Die Funktionsweise ist im Artikel beschrieben.
Gruß
Constantin
Für den Preis muß er erstmal einen Käufer finden. Zu behaupten, daß er bereits Interessenten hat, ist sicher nicht verkehrt, aber nicht glaubwürdig. Die einzige Klientel, die für einen alten Golf Interesse bekunden würde, aber auch nur weil sie falsch gelesen haben, sind die, die am Telefon sagen: Was isse letzte Preis..........du mache gute Preis. Aber auch nur weil sie nicht 110.000 sondern nur 11.000 € gelesen haben.
Ich bin davon überzeugt, daß er in seinem Leben den Wagen für diesen utopischen Preis nie und nimmer verkaufen wird können, selbst mit VB nicht.
Deshalb empfiehlt es sich auch, den Artikel komplett zu lesen.
Sinn der Sache ist es, dass man damit nur tatsächlich interessierte Sammler anspricht und nicht jemanden, der nur auf ein Schnäppchen aus ist.
nicht bei allen Artikeln bleibe ich die ganze Zeit am Ball- die meisten sind recht uninteressant- zumindest im Laufe der Diskussion.
Selbstverständlich hängt es vom eigenen Anspruch ab, wie schwammig oder präzise man etwas formuliert oder zuordnet.
Ich kann mich gern aus diesen Themen raus halten, wenn es zu mühseelig ist.
Ein Kompressor komprimiert ein Medium!
Der G-Lader ist natürlich ein Kompressor, wie auch der Roots Kompressor oder ein Schraubenkompressor für Druckluft.
Der G-Lager basiert hierbei auf dem seit Jahrzehnten verwendeten Prinzip der Scrollverdichtung.
Vielleicht solltest du dich erstmal informieren bevor man Informationen als falsch bezeichnet!
zumal die Aussage, dass ein Rootsgebläse ein Kompressor seie, auch falsch ist. Kompressoren sind darüber definiert, dass eine interne Verdichtung stattfindet. Ein Rootsgebläse dagegen fördert nur Luft und verdichet dann gegen einen nachgeschalteten Druckverbraucher (in diesem Fall ein Verbrennungsmotor).
Ein G-Lader ist ein Kompressor, weil er intern verdichtet😉
Naja, das kann man differenziert sehen. Die Definition von einem Kompressor ist: Maschine, die Druck und Dichte eines Gases erhöht. Ein Roots Gebläse Verdichtet und dem Sinne schon. Und selbst ein Turbolader ist ein Kompressor!
Vor circa 6 Monaten hat dieses Exemplar fuer 55k die Haende gewechselt.
Der Verkaeufer ist ein Traumtaenzer.