Mercedes C 250d T: MOTOR-TALK Dauertester
Kindergeburtstag: Mit Zehnjährigen in der C-Klasse
Ein Mercedes C 250d T begleitet uns derzeit als Dauertester. Jetzt musste er sich als Kindergeburtstags-Transporter bewähren - und geriet zwischen die Fronten.
Berlin – Kinder sind doof. Vor allem zehnjährige Jungs. Der Neffe meiner Freundin feiert Geburtstag im Familiengarten, etwa 100 Kilometer außerhalb von Berlin. Ich bin ein gern gesehener Gast. Ich habe ein Auto und einen Führerschein. Als wir in Eberswalde aussteigen, kommt ein Mitschüler des Geburtstagskindes herübergeschlendert und sagt: „Was ist denn das für ein lolliges Auto?“
Unser Dauertester soll lollig sein? Also, lachhaft, frei übersetzt? Also bitte, Kinder, die C-Klasse ist doch elegant! Vielleicht war es der Neid. Der Störer musste in einem alten VW Touran anreisen. Und: Die beiden Zehnjährigen auf dem Rücksitz sind aus der Nachbarschaft, nicht aus derselben Schulklasse. Außenstehende also. Sagen wir es so: Die Verunglimpfung der C-Klasse ist eine Art Kollateralschaden.
C-Klasse auf der Autobahn: Entspannt besser ankommen
Man fährt anders mit Kindern. Langsamer, defensiver, insgesamt ruhiger. Unserer C-Klasse kommt das entgegen. Der Diesel mag nicht getreten werden, dann brummt er ein wenig. Daran haben rund 6.000 Kilometer Laufleistung allenfalls ganz wenig geändert. Das ist nicht schlimm, auf das Akustikglas für 143 Euro würden wir beim C 250d jedoch nicht verzichten.
Damit ausgerüstet grummelt die C-Klasse beim sanften Beschleunigen eher beruhigend. Die feine 9-Gang-Automatik (9G-Tronic) hält die Gänge dann nur so lange wie unbedingt nötig, schaltet früh sanft hoch und spät wieder runter. Surfen auf dem Drehmoment von 500 Newtonmetern – so mag die C-Klasse gefahren werden.
Mit Musik aus der passablen Audioanlage hört man vom Motor selbstredend gar nichts mehr. Die optionale Burmester-Anlage für rund 1.000 Euro fehlt übrigens nicht. Das Standardsystem bietet völlig ausreichende Klangqualität. Vor allem, wenn man die Charts (wie gesagt, es waren Zehnjährige an Bord) ohnehin übers Smartphone streamt.
C-Klasse innerorts: Im Stadtverkehr fehlt Harmonie
So angenehm unser Daimler sich außerorts fährt, die Stadt ist nicht seine Lieblingsgegend. Daran dürfte zum Teil die Rad-Reifen-Kombi schuld sein. Er rollt auf 18-Zöllern und Reifen der Dimension 225/45. Die teils „himalaygrau“ lackierten Alus mit fünf Doppelspeichen sehen zwar prima aus zum dunklen Metallic-Ton des Blechs. Etwas mehr Gummi auf der Felge würde aber sicher zum Komfort bei niedrigen Geschwindigkeiten beitragen.
Am Fahrwerk liegt es nicht. Die Airmatic federt im Comfort- oder Eco-Modus so weich, dass man sich Sorgen um den ebenfalls mitreisenden Sechsjährigen im Kindersitz macht. Bei leicht ruckartigem Anhalten schaukelt die Karosse regelrecht nach. Und der ein oder andere Ruck lässt sich vor allem im Eco-Modus oft nicht verhindern. Wenn der Motor im Sop-and-go kurz vor dem völligen Stillstand ausgeht, packen die Bremsen plötzlich eine Spur zu fest zu. Der Comfort-Modus funktioniert besser.
Mercedes C 250d: Im Sport-Modus noch komfortabel
Eigentlich gefällt uns das Fahrwerk aber im Sport-Modus am besten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten federt "S" kaum straffer als "C", dafür wippt die C-Klasse aber weniger. Auf halbwegs glattem Belag und bei flotter Fahrt über kurvige Straßen rollt sie kaum und neigt sich weit weniger. Gut so, soll ja niemand kotzen.
Hat auch niemand. Selbst der Sechsjährige sei längst aus dem Alter raus, sagen seine Eltern. Das einzige, was er hinterließ, waren Krümel auf den Ledersitzen und Abdrücke vom Kindersitz. Erstere sind schnell weggesaugt, letztere blieben erstaunlich lange in den edlen Designo-Polstern sichtbar.Der Rotzlöffel vom Anfang hat es übrigens nicht so gemeint. Wie sich im Laufe des Geburtstags herausstellte, war er ohnehin krawallig. "Der war schlecht drauf" und hätte die meiste Zeit genervt, meinten meine Passagiere. Sie fanden die C-Klasse gut. Unsere Fahrt hätte sogar "gerockt". Sie meinten zwar das Wunschkonzert über Google Play Music, weniger das Auto. Aber man nimmt was man kriegen kann.
Technische Daten Mercedes C 250d T-Modell
- Motor: 2,2-Liter-Turbodiesel
- Getriebe: Neungang-Wandler-Automatik, Hinterradantrieb
- Leistung: 204 PS (150 KW) bei 3.800 U/min
- Drehmoment: 500 Nm bei 1.600–1.800 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h
- Beschleunigung 0–100 km/h: 6,9 s
- Verbrauch laut Hersteller: innerorts 5,4 l; außerorts 3,9 l; kombiniert 4,5 l
- CO2-Ausstoß: 117 g/km
- Erstzulassung: 22.03.2017
- Laufleistung bei Testbeginn: 2.700 km
- Laufleistung zum Berichtszeitpunkt: ca. 8.000 km
- Abmessungen Länge: 4,702 m, Breite: 1,810 m, Höhe: 1,457 m
- Radstand 2,840 m
- Kofferraumvolumen: 490–1.510 l
- Gewicht: 1.660 kg
- Zuladung: 575 kg
- Anhängelast: 1.800 kg
- Basispreis Mercedes C 250d T: 46.029 Euro
- Testwagenpreis (Liste): 72.727 Euro
P.S.: In unserem C 250d steckt der alte Diesel OM 651. Für den startet Daimler eine Rückrufaktion, weil der Schadstoffausstoß im realen Fahrbetrieb zu hoch ist. Per Software-Update sollen die Stickoxid-Emissionen gesenkt werden. Das sogenannte Thermofenster wird vergrößert, an Verbrauch, Leistung oder Drehmoment der Motoren soll sich durch das Update nichts ändern, verspricht Daimler. Ob der Rückruf noch in unseren Dauertestzeitraum fällt, kann Daimler uns derzeit noch nicht sagen.
Mehr zu unserem Dauertester: Vorstellung Mercedes C 250d T-Modell
Lollige 72727 € für 'nen Treckermotor 😱...
"Berlin – Kinder sind doof"
Liegt an den doofen Berliner Eltern.😉
Die haben nen Knall bei Mercedes. 27000 Euro Extras? 73000 für ne C-Klasse? In der Tat lollig.
das klingt technisch unlogisch
Mfg Kai
naja dann ist auch wirklich alles drin, meiner lag bei 67k..... ohne Panodach; Assi Armada und Duftzerstäuber....
ist aber wirklich gediegener als z.B. ein T5... 😉
eine entsprechend ausstaffierte E-Klasse oder 5er liegen leicht über 80k
Und falls doch?
Gibt es tatsächlich Erwachsene, denen die Meinung von 10jährigen über ihr Auto wichtig ist?
Wird da basisdemokratisch abgestimmt und dann ein unlolliges Auto gekauft? 😕
Zumal die 10 jährigen die kurze Rücksitzbank und der enge Einstieg hinten (noch) nicht so gestört haben.
Echt heftig, knapp 73000 Euro für einen rumpeligen 4 Zylinder Mittelklassewagen. Klar, gut ausgestattet, aber es bleibt im Grunde immer ein normaler Mittelklassewagen.
Interessant, vorallem auch bei anderen Vergleichtests, wäre mal eine C-Klasse ohne Luftfederung und Akustikglas.
Ist der echt 4,80m lang? 😕
Die meisten deutschen Hersteller haben diesen Knall. Der Listenpreis ist ja nur noch ein Ego-Booster für den Leasingnehmer. Zum Leidwesen der Firmenwagen-Fahrer. Die versteuern einen Listenpreis, den so niemand jemals bezahlt.
"Kollareralschaden" - lest ihr nicht noch einmal über eure Artikel? Bei euch sind weit über eine Million Menschen angemeldet, ein Artikel wird vielleicht hunderttausendfach gelesen, dann darf so etwas nicht passieren!
Die Assoziation zu Kleinkindern, die den ganzen Bericht tragen soll, verfehlt ihre Wirkung übrigens in Gänze.
Zum Benz: Design top, Verarbeitung ausbaufähig und ohne optionales Soundsystem nicht zu ertragen. Im Vgl. zum W204 wurden sogar Töner gestrichen! Bitte mehr Rechereche!
Nein, 4,71 m.
Zum Thema, Kinder und tut Wahrheit kund. Für Eltern mit Kindern ist die C-Klasse schon unterstes Limit, aber die können sich eh keine Kinder mehr leisten, bei dem Kaufpreis 😆
Ich hab den Eindruck, dass die Industrie die LPs vor allen Dingen so hoch ansetzt, damit nicht plötzlich jemand auf die Idee kommt, das Firmenwagenprivileg zu kippen.
Das ist absurd!
Danke. Meine Gedanken. . .
Rein Interessehalber: Was ist ein Familiengarten? Mietet sich der gartenlose Berliner mit Gleichgesinnten ein Stück Natur in der brandenburgischen Provinz, so wie es im Ruhrpott und anderen Ballungsgebieten mit Schrebergärten gemacht wird? Interessantes Konzept, wenn auch 100km Distanz etwas viel für einen netten Grillabend ist.
Zum Auto: Ich mag das aktuelle MB-Design nicht so sehr. Mir ist es etwas zu aufgesetzt. Zum Beispiel die angedeuteten Fake-Auspuffrohre oder die - fraglos schicken - Sitze, die aber hinten mit einfachem schwarzen Kunststoff versehen wird, der zudem, wie auf den Fotos zu sehen, schmutzempfindlich zu sein scheint.
Ich bin wirklich kein Freund der These, dass "der jeweilige Vorgänger der letzte echte Mercedes war", aber in manchen Bereichen finden schon Entfeinerungen statt, die den Produkten doch das nimmt, was sie aus technischer Sicht interessant macht. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie die per Sitzlehnenrad höhenverstellbaren Kopfstützen, die beim Wechsel W124 auf W210 weggefallen sind, der Einarmhubwischer und die unsichtbaren Gasfedern der Heckklappe beim T-Modell, die beim Wechsel W210 auf W211 weggefallen sind usw.
Mercedes wirbt offensiv um eine jüngere Käuferschicht, um Audi und BMW Paroli bieten zu können. Um Leute, denen häufig Optik wichtiger als Technik ist. Ich finde es schade, aber der Erfolg gibt ihnen recht.