Jaguar XJR575: Fahrbericht, Daten, Preise zum stärksten XJ
Oberklasse-Limo mit Schuss
Die große Jaguar-Limousine XJ bekommt den ganz großen Motor: Mit 575 PS aus einem 5,0-Liter V8 wird er zum XJR575. Erste Fahrt im schnellsten Luxus-Jag.
Porto – Die Zahl prangt über dem Armaturenbrett wie eine Warnung: 575. Wie in: 575 PS. Viel Power, die man dem Auto nicht unbedingt ansieht. Und ein Hinweis, den man gern noch ergänzen könnte: „Hinterradantrieb, strömender Regen, Lenkrad auf der falschen Seite.“ Die Ausgangslage beim ersten Test mit Jaguars stärkster Oberklasselimousine.
Ein Innenraum wie ein Cockpit
Anbringen ließe sich ein solcher Text im Cockpit des XJR575 problemlos. Eine umlaufende, glatte Leiste führt unter der Windschutzscheibe entlang und setzt sich auf den Türverkleidungen fort. In zivilen XJ-Modellen kommt sie in nobler Holz-Optik, beim XJR575 mit Sicht-Carbon. Sieht ein bisschen aus wie im Monocoque eines Rennwagens.
Armaturenbrett und Mittelkonsole sind Leder-bespannte Designstücke, einem Fahrzeug des D-Segments würdig. Die Sitze bieten akzeptablen Seitenhalt und wirken dennoch gediegen. 575 PS hin, Sport-Modell her: Schalensitze hätten in dieser Umgebung nichts verloren.
Dieser Jag ist ein Fahrer-Auto, keine Chauffeur-Limo
Die sportliche Oberklasse ist eben eine vom Kompromiss geprägte Nische: Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen voller Attacke und absolutem Luxus. Der Jag ist der sportlichen Seite etwas näher. Das zeigt sich zum einen am Exterieur mit Lufteinlässen an der Motorhaube, breiten Seitenschwellern, rot lackierten Bremssätteln sowie einer schmalen Heckspoilerlippe.Zum anderen zeigt es sich an der Modellpolitik: Der XJR575 kommt ausschließlich in der kürzeren Variante mit einem Radstand von 3,03 Metern. Auf die optionale Langversion (3,16 Meter Radstand) für mehr Platz in der zweiten Reihe verzichtete man. Der schnellste XJ soll ein Fahrer-Auto sein, keine Chauffeur-Limousine. Hinten bleibt trotzdem genug Platz.
Die deutschen Alternativen Mercedes S-Klasse AMG und BMW 760M sind dagegen ausschließlich in der gestreckten Variante erhältlich. Der Jaguar XJR575 ist eher mit dem Maserati Quattroporte GTS GranLusso vergleichbar. Unter den deutschen Vertreten passt noch am ehesten der Porsche Panamera Turbo.
Jaguar XJR575: Nur mit Hinterradantrieb
Freilich: So richtig gehen auch diese Vergleiche nicht auf – der Italiener ist designverliebter, beim Stuttgarter wird eine Achse mehr angetrieben. Es überrascht, dass die schnelle Jaguar-Limousine ausschließlich mit Hinterradantrieb vorfährt. Beim Sportwagen F-Type bietet Jaguar das gleiche 5,0-Liter-Aggregat schließlich nur mit vier angetriebenen Rädern an.Überfordert der Kompressor-V8 die Hinterräder? Zu Beginn der Testfahrt ganz klar: Ja. Das liegt zum Teil an Regen und 14 Grad Außentemperatur. Die Antriebs-Schlupf-Regelung des XJR575 ist hellwach und handelt, bevor es ungemütlich wird.
Der zulässige Wheelspin unterscheidet sich zwischen den drei verfügbaren Fahrprogrammen nicht merklich. Normal, Dynamic und der Modus für rutschige Untergründe lassen im Nassen wenig Durchdrehen und nahezu keinen Driftwinkel zu. Ist wahrscheinlich auch besser. Deutlichster Unterschied: Das Programm mit der Schneeflocke und dem Regentropfen sucht aus dem Stand behutsamer nach dem Traktionslimit der Pneus.
Lenkung: Direkt, aber rückmeldungsarm
Auf unserer Testfahrt ließen wir es krachen, aber nie ohne Stabilitätsprogramm. Mindestens 1.875 Kilogramm müssen auf einer schmalen Bergstraße erst einmal eingefangen werden. In diesem Fall von der falschen Seite des Innenraums aus: Das Testfahrzeug ist ein rechtsgelenktes Exemplar. Die Modelle für den deutschen Markt kommen selbstverständlich als Linkslenker.Unabhängig vom Einbauort des Volants ließ sich der XJR575 präzise durch die Kurven zirkeln. Schade nur, dass die Lenkung die Gripp-Verhältnisse kaum vermittelt. Bei flotterer Gangart auf nasser Fahrbahn will man nicht warten, bis das Auto über die Vorderräder rutscht. Das nahende Ende der Haftung sollte schon zuvor am geringeren Widerstand der Lenkung zu erahnen sein.
Das Limit kommt beim Spitzen-XJ später als gedacht. Besonders, wenn die Sonne durchkommt und die Straße trocknet. Der Jag liegt nicht bretthart, das wäre für ein Oberklasse-Fahrzeug unpassend. Er neigt sich in engen und mittelschnellen Kehren, ist in Summe aber überraschend agil und wendig in Anbetracht seiner Größe. Die Stopper stecken mehrmaliges ambitioniertes Anbremsen gut weg. Beim Einlenken auf der Bremse bleibt das Auto lange neutral. Länge läuft.
700 Nm: Nimm das, Automatik!
Der drehmomentstarke Achtzylinder eignet sich für eine derartige Landstraßen-Hatz. Schon im Bereich von 3.500 bis 4.500 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment konstant an. 700 Newtonmeter sind die passende Antwort auf eine etwas schaltfaule Automatik. Das Achtgang-Getriebe hält lange am höheren Gang fest. Bei Jaguars kleineren Vierzylinder-Benzinern kann das schon mal die Fahrfreude dämpfen, das größte Aggregat des Konzerns kommt aber besser damit zurecht.Auf den Kickdown und direkte Befehle per Schaltwippe am Lenkrad reagiert das Wandler-Getriebe außerdem prompt, bevormundet den Fahrer selten. Stellt man den Fahrmodus auf „S“ dreht der XJR575 sogar bis in den Drehzahl-Begrenzer, wenn der Pilot nicht nachlegt.
Fazit
Die Geräuschkulisse am Drehzahllimit ist ungleich zahmer als etwa im Jaguar-Sportler F-Type SVR mit dem gleichen Aggregat. Bei niedrigeren Drehzahlen blubbert der XJR575 sonor vor sich hin – auffällig, aber sozialverträglich. Unser Testfahrzeug trägt Velocity Blue, die markantere der zwei erhältlichen Farben. In Satin Corris Grey würde die schnelle Limousine noch einmal unauffälliger ums Eck biegen.
Der ab 143.900 Euro teure Jaguar XJ575 wird auf deutschen Straßen immer ein wenig auffallen, sich jedoch Wenigen auf Anhieb als Top-Performance-Modell aus dem 300 km/h-Club (in diesem Fall abgeregelt) zu erkennen geben. Viele Oberklasse-Käufer dürften das schätzen. Vor allem, weil sich bei Bedarf ausreichend Längs- und Querbeschleunigung abrufen lässt. Etwa wenn der Beifahrer einmal fragt, was dieses „575“ über dem Armaturenbrett bedeuten soll.
Technische Daten Jaguar XJR575
- Modell: Jaguar XJR575
- Motor: 5,0-Liter-V8-Kompressorbenziner
- Getriebe: Achtgang-Wandler-Automatik
- Leistung: 575 PS bei 6.250 - 6.500 Umdrehungen
- Drehmoment: 700 Nm bei 3.500 - 4.500 Umdrehungen
- Verbrauch: 11,1 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 264 g/km
- Abgasnorm: Euro 6
- 0 – 100 km/h: 4,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h (abgeregelt)
- Länge: 5,13 m
- Breite: 1,90 m
- Höhe: 1,45 m
- Radstand: 2,61 m
- Leergewicht (EU): 1.875 kg
- Kofferraum: 478-520 l
- Grundpreis: ab 143.900 Euro
Nicht schön im herkömmlichen Sinne, aber irgendwie angenehm gefällig, erst recht in dieser fetzigen Farbe. Was leider gar nicht geht sind rote Sättel, die Plakette vorne am Kühlergrill und diese unsäglichen dunklen Flächen an der C-Säule. Was soll das? Von hinten verbreitert es optisch das Heckfenster durchaus erfolgreich, aber die Seitenansicht ist ja gruselig.
Hi, wenn auch aus meiner Sicht diese ganzen "Möchtegern-Autos" eklig bis prollig wirken (wie auch ganz viele Autos mit Auspuffattrappen optisch,noch schlimmer akustisch, die Soundattrappen per Klappe, boahh, schlimmer gehts nimmer (Sturmklingel und Eisstäbchen sowie Einmachgummi - weio - )). So sollten die Autos doch wenigsten hübsch sein. Oder schön, oder wenigstens irgendeinen Zweck erfüllen .... . Auf der Renne auch nur mittelmäßig . . Reicht da nicht das Goldkettchen oder irgend eine teure Uhr? O.k. ich würde die noch nicht einmal vom Mallorca-Schrott unterscheiden können. Warum auch?
Ähh, Gutmensch und Neid könnt ihr gleich weglassen 😆
abgeriegelt?es heißt abgeregelt.
Ich fand bei diesem Fahrzeug bisher immer das Heck gewöhnungsbedürftig. Davon ab macht es an sich einen recht schicken Eindruck.
@Redaktion Wie sieht es mit einem Testverbrauch aus?
Rofl
Von der Seite und von hinten potthäßlich, früher zeichneten sich die Jaguar Limousinen durch Eleganz aus, das ist wohl vorbei .
Genau meine Meinung, und für die ganzen PS-Schriftzüge im Innenraum Würden sich sogar GTI Fahrer schämen
Kann mich irgendwie nicht wirklich begeistern. Nicht mal optisch, preislich schon gar nicht... 😉
Ich bin wirklich gespannt, wie Jaguar den i-pace positionieren wird.
Nach den bisherigen Abgaben beschleunigt er schneller als dieses Dingen, bietet genauso viel Platz innen, ist deutlich kompakter und um mehrere 10k€ billiger.
Da würden mir als Verkäufer ein wenig die Argumente pro Verbrenner ausgehen.
Ich find den gut. Front und Heck sind sehr gelungen.
Das Profil ansich auch, nur gefallen mir auch die schwarzen Flächen an der C-Säule nicht und sogar 20" sehen irgendwie mickrig aus bei der Karosse.
Rote Bremssättel, oder generell farbige Bremssättel sehen für mich immer nach Teenie-Tuning aus und gehen nur auf Supersportwagen.
Bei Oberklasse-Limos sollten auch generell zumindest 3 Kinder oder zierliche Leute bequem und länger nebeneinander hinten sitzen können. Das finde ich bei allen Oberklasse-Limos etwas schwach, wenn man sich die Außenmaße anschaut.
Und wieso werden bei den meisten Herstellern immer nur so wenig Farben angeboten?
Zumindest für 1000, 2000 € Aufpreis könnte man doch VIEL MEHR Farben anbieten.
Der hier käme gut in British Racing Green.
Stimmt, innen zu viele 575er. Aber vielleicht kann man das auch abbestellen oder nicht in rot (innen rote Nähte sollten eh verboten sein) bestellen? Wenigstens keine Spoiler. In grau könnte ich mir den Jaguar schon vorstellen.
Da ist richtig, da gibts noch so die eine oder andere Marke die das auch macht. Zum Beispiel hat auch jedes Lexusmodell eine Analoguhr... 😉
AMGs auch – sogar von IWC...
Die schwarzen Felgen sind zu prollig für ein Jaguar.