McLaren 570 S Spider: Fahrbericht, Daten, Preise, Marktstart
Offenes Auto, offene Frage: Wo bleiben die Fans?
Der McLaren 570 S Spider ist der Einsame von der Insel. Weil er keine Fangemeinde vereint, wie andere Sportler seines Formats. Wir fuhren los, um den Grund zu finden.
Barcelona – Der McLaren 570 S Spider ist der Alptraum aller Misanthropen. Bei geöffnetem Verdeck ist die Kontaktaufnahme aus dem Nebenfahrzeug garantiert. Fremde Menschen an jeder einzelnen Ampel, die Dich ansprechen. In Summe regen die kurzen Gespräche zum Nachdenken an: Ist es für ein Auto schmeichelhaft, wenn es permanent mit italienischen Sportwagen von Ferrari bis Maserati verwechselt wird? Grundsätzlich: Eher ja. Beim McLaren 570 S Spider: Geht so. Die breite Öffentlichkeit hat den britischen Sportwagenbauer und sein aktuell einziges offenes Modell nicht wirklich auf dem Schirm.
Weshalb ist der McLaren 570 S Spider keines dieser klassischen Traumautos? Klammern wir den Preis von 208.975 Euro für den 570 S Spider einmal aus. Bleiben als Gründe: Der 570 S Spider gilt als zu brav, zu giftig oder zu wenig alltagstauglich, um schon vor dem Marktstart als Poster in Kinderzimmern und Werkstätten zu hängen. Wir wollten es wissen, testeten den Spider auf Autobahnen, Serpentinenstraßen und sogar Feldwegen. Irgendwas muss dem doch fehlen.
Ist der McLaren 570 S Spider zu brav?
Die Vermutung: Trotz namensgebender 570 PS ist er ein Einstiegsmodell, irgendwie. Der 570 S Spider gehört wie das geschlossene Coupé 570 S und der komfortablere GT zur Sport-Series. Potente Sportwagen, ja. Trotzdem achtete McLaren bei Abstimmung und Innenraum stärker auf die Bedürfnisse der Benutzer und nicht nur auf die Rundenzeit.
Das zeigt sich, sobald die Flügeltüren offenstehen: Durch eine Strebe weniger im Türrahmen wird das Einsteigen ungleich einfacher und das Aussteigen würdevoller. Daneben sind die aerodynamischen Hilfsmittel bei Sport-Series-Fahrzeugen fix montiert und verändern nicht ihre Lage und Höhe abhängig vom Speed. Beim 570 S Spider wuchs das Bürzel am Heck im Vergleich zum Coupe jedoch um 12 Millimeter. Das ist McLarens Reaktion auf geringfügig veränderte Luftführung durch die Spider-Karosserie.
Im Innenraum wenig Knöpfe, am Lenkrad kein einziger. Der Fahrer soll sich aufs Fahren konzentrieren. Das Volant liegt angenehm in der Hand, auch wenn es weniger Polsterung trägt, als man das heutzutage gewohnt ist. In einem SUV würde sich dieses Lenkrad knöchern anfühlen, zum Charakter der britischen Flunder passt es absolut. Wie wohl auch die optionalen Schalensitze. Wir testeten den McLaren jedoch mit dem serienmäßigen, zivileren Gestühl in Nappa. Keine Klage über den Seitenhalt, doch die Höcker könnten gern eine tiefere Sitzposition zulassen.
Ist dieser McLaren zu brav für einen echten Supersportler? Auch wenn er im Vergleich zur Super Series in Richtung Alltag getrimmt ist, auch wenn McLaren schon Stärkeres bot und noch Stärkeres bieten wird: Nein.
Ist der McLaren 570 S Spider zu giftig?
Seine 570 PS bezieht der McLaren aus einem 3,8-Liter-V8-Biturbo. Die Kraft wird über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterräder geleitet. Ausschließlich. Klingt nach Heckausbruch. Andere Hersteller vertrauen bei so viel Leistung auf Allradantrieb. Hinzu kommt: Der McLaren trägt den Motor vor der Hinterachse. Solchen Mittelmotor-Konzepten werden tückische Fahreigenschaften nachgesagt, gerade wenn die Hinterräder einmal überfordert sind. Ist dieser McLaren eine nervöse Diva?
Wir probierten es auf geschwungenen Landstraßen aus. Über Drehregler an der Mittelkonsole lassen sich die Modi Normal, Sport und Track ansteuern. Einmal für den Antriebsstrang, nochmals getrennt für das Fahrwerk. Der McLaren 570 S Spider ist handlich, vermittelt durch die gut sichtbaren leichten Höcker über den Rädern ein Gefühl dafür, wo das Auto rechts und links endet. Außerdem legte McLaren viel Wert auf eine Lenkung mit ausreichend Rückmeldung, blieb extra bei einer elektrohydraulischen Lösung anstelle einer rein elektrischen.
Wir vertrauen dem McLaren nach wenigen Kilometern. Und bereuen es bis zuletzt nicht. Am schönsten findet der Spider in die Kurve, wenn man während des Anbremsens einlenkt. Weil so mehr Gewicht auf der kaum beschwerten Vorderachse lastet. Und teilweise wohl auch, weil das Brake-Steer-System mithilft. Es transferiert beim Einlenken mehr Bremskraft auf das kurveninnere Hinterrad. Ein Effekt wie beim Schlittenfahren im Winter: Das Auto lenkt agiler ein. Das System nutzt dabei die serienmäßige Carbon-Keramik-Bremsanlage.
Beim Herausbeschleunigen greift das ESP je nach Modus rigoros oder zurückhaltend ein. Es lässt sich auch gänzlich deaktivieren, davon sahen wir im öffentlichen Straßenverkehr ab. Vollgas ab dem Scheitelpunkt ist trotzdem keine gute Idee. Wenn der V8 bei rund 5.000 Umdrehungen den zweiten Turboschub erlebt, schaden einigermaßen gerade eingeschlagene Vorderräder nicht. Die Alternative zum geduldigen rechten Fuß? Einfach früher raufschalten und den Punch im nächsten Gang auf der Geraden abholen. Geschaltet wird auf Wunsch über Schaltwippen. Im Track-Modus entfällt das automatische Hochschalten. Leuchtdioden unterstützen den Fahrer bei der Suche nach dem optimalen Zeitpunkt.
Ist der McLaren also unberechenbar, giftig? Nichts dergleichen. Hinzu kommt: Bei Fahrwerk und Abstimmung sind im Vergleich zum Coupé keine Neuigkeiten zu vermelden – und das sind große Neuigkeiten. Häufig müssen Hersteller ihre offenen Varianten weicher abstimmen, eine Reaktion auf die geringere Karosseriestabilität ohne festes Dach. Beim Spider bot das Chassis auf Basis der Carbon-Monocell ausreichend Festigkeit.
Ist der McLaren 570 S Spider zu wenig alltagstauglich?
3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 9,6 Sekunden bis 200 km/h. Doll, aber Fans unverlöteter Autos interessiert eine ganz andere Zeitangabe: 15 Sekunden. So lange braucht der McLaren 570 S Spider, um das Hardtop einzufahren. Bis zu 40 km/h ist das möglich. Offen wird es laut. Und zwar unabhängig davon, welche Stellung das gläserne Windschott einnimmt. Ganz eingefahren, soll es den Motorsound ins Innere lassen. Gelingt nur bedingt. Doch Sound ist ohnedies nicht die große Stärke des 570 S.
Mithilfe der Niveauregulierung nimmt es der Spider mit Temposchwellen und unbefestigten Straßen auf. Würde sich der Sitz doch auch so einfach verstellen lassen. Der elektrische Mechanismus ist da, er funktioniert auch einwandfrei. Die Schwierigkeit liegt darin, die im schmalen Spalt zwischen Sitz und Mittelkonsole versteckten Tasten zu bedienen. An der Mittelkonsole sitzt ein 7-Zoll-Monitor im Hochformat. Angenehm und recht einfach in der Bedienung, doch unleserlich bei ungünstiger Sonneneinstrahlung. Besonders praktisch macht den McLaren das alles nicht: Andere Sportler eignen sich besser als Daily-Driver.
1.498 gute Gründe für den McLaren 570 S Spider
Der McLaren fährt schnell und ernsthaft genug, um als echter Sportwagen zu gelten. Scharf abgestimmt, verzeiht er doch Fehler. Warum also kennt ihn kaum jemand? Sind es die kleinen Schwächen im Alltag, an denen der McLaren 570 S gemessen an Marktzahlen und Prestige scheitert, verglichen mit der Konkurrenz aus Italien und Deutschland? Unwahrscheinlich. Vielleicht stellt McLaren einfach die falschen Zahlen in den Vordergrund. Die namensgebenden 570 PS sind für offene Sportwagen im Bereich von 200.000 Euro längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Dabei gäbe es 172 Gründe, warum der McLaren besser ist als ein offener Porsche Turbo S. Und gleich 272, warum er den Audi R8 Spyder in die Tasche steckt – um exakt so viele Kilogramm ist der Brite jeweils leichter als die offene deutsche Konkurrenz. 1.498 Kilo zeigt die Waage, nur 46 Kilo mehr als beim Coupé. Mögen die Car-Guys zwischen Barcelona und Bayern also weiterhin den offenen Italienern nachschauen und von süddeutschen Power-Cabrios träumen. Im Vergleich zum McLaren 570 S Spider sind sie eigentlich zu dick.
Technische Daten McLaren 570 S Spider
- Modell: McLaren 570 S Spider
- Motor: 3,8-Liter-V8-Biturbo Benziner
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
- Leistung: 570 PS bei 7.500 Umdrehungen
- Drehmoment: 600 Nm bei 5.000 - 6.500 Umdrehungen
- Verbrauch: 10,7 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 249 g/km
- 0 – 100 km/h: 3,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 328 km/h
- Länge: 4,530 m
- Breite: 1.930 m
- Höhe: 1.202 m
- Radstand: 2.670 m
- Leergewicht (EU): 1.498 kg
- Kofferraum: 150 l vorne, 52 l im hinteren Staufach bei geschlossenem Verdeck
- Grundpreis: ab 208.97 EUR
- Marktstart: ab sofort bestellbar
Bei diesem niedrigen Grundpreis muß die Aufpreisliste ja endlos sein. 😆
McLaren hat keine so lange Tradition wie Ferrari oder andere Hersteller. McLaren gibts erst seit 1989 und bis 2011 gab es nur zwei Modelle: den F1 und den Mercedes SLR McLaren - zweiteres mehr Mercedes als McLaren. Eigentlich ist McLaren erst seit 2013 halbwegs interessant.
Wie sollte daraus eine Tradition und eine größere Fangemeinde entstehen? Bei Porsche oder Maserati sieht das eben anders aus 😉 Wenn McLaren am Ball bleibt, ändert sich das aber in einigen Jahren vielleicht noch...
McLaren hat schlicht zu wenige Händler/Showrooms und Werkstätten in DE (gerade mal 3 Stück).
Während es für Audi oder Porsche selbige an jeder Ecke gibt. Und für Ferrari und Maserati zumindest ein Basis-Netz für Vertrieb und Service da ist.
Die sollen ein SUV bauen, dann verkaufen sie auch den Rest 😆
Günstiger als eine Playstation Pro. Dann hol ich mir den Wagen doch lieber in der Realität! 😉
Der McLaren gefällt mir von außen richtig gut und ist eine frische Abwechslung von Porsche, Audi, Ferrari, Lamborghini,...
Nur das Interieur gefällt mir gar nicht. Alcantara sieht meiner Meinung nach durch den Farbunterschied immer unruhig aus und den kontrastarmen E-Reader in der Mitte hätten die Konstrukteure auch durch ein ordentliches Tablet ersetzen können. Ich weiß nicht ob ich jetzt pingelig bin, aber der Sitz auf Bild 7 sieht schon ziemlich durchgesessen aus für 2205 km.
Nichtsdestotrotz ein verdammt schickes Auto, welches ich jedem oben genannten Fahrzeug bevorzugen würde. Leider sind die 208 Euro nur ein Tippfehler...
Sinnloser Text.
Die Gründe wurden schon genannt, zu jung als eigene Marke, man macht keine Werbung, man hat keine Modell als Massenware, man kauft sich in keine Filme ein. Woher sollen die Leute, die sich nicht tagtäglich mit Autos beschäftigen, denn die Marke kennen?
Aber ich denke auch, dass es die Kunden und auch die Marke so wollen. Sie bauen einfach mega gute Autos und sie haben schon ihren Kundenkreis. Was wollen sie alle mehr?
Cool sind diese Scherentüren an einem Cabrio. Gibt es sowas noch woanders?
Fein finde ich auch, dass es ein festes Dach ist. Das Design ist fast super. Für dieses Kaliber könnte man die Front gerne etwas charakteristischer machen.
j.
Es sind 5 Händler in Deutschland...
http://www.retailers.mclaren.com/.../deutschland?...
: D'dorf, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, München.
Für so seltene Fahrzeuge durchaus ausreichend.
In Frankfurt haben sie regelmässig F1 McLarens oder auch einen GT Rennwagen im Showroom stehen.
www.klassikstadt.de
*my two cents*
;-)
McLaren betreibt seit einigen Jahren sehr erfolgreiche Negativwerbung in der Formel 1.
All das trifft auf Tesla auch zu...
Tesla hat halt im Gegensatz zu McLaren einen Gründer mit Messias-Komplex, der es geschafft hat einen entsprechenden Nimbus aufzubauen und eine fanatische Jüngerschar um sich zu scharen, ähnlich Apple. Außerdem triffts den Zeitgeist, so fortschrittlich, Öko und so..
Jeder wie er mag. Ich finde McLaren ungleich geiler, leider nicht ganz meine Preisklasse. 😆
Außerdem
McLaren ruft einen Preis von fast €210000,- auf und wundert sich über mangelnde Fans? Wozu soll ich Fan von etwas werden, daß ich mir nie leisten könnte (und würde)?
Ähm...wie viele Fans können sich einen Ferrari leisten, die Mannschaft der Chicago Bulls oder von Manchester United usw.?
Außerdem wundert sich nicht McLaren, sondern der Autor. Ersteren wir das sehr wohl bewusst sein, dass ihre Autos ein sehr exklusives Vergnügen für Wenige sind.
Im Vergleich zu einem 488, Huracan oder R8 ist das Design des 570S beliebig, schon fast hässlich. Null Emotion. Man sieht dem Wagen einfach an das versucht wurde, dass tolle Design des P1 auf das kleinere Modell zu übertragen - was vollkommen missglückt ist. Dazu hat der Innenraum den Charme von billigster China-Optik. Das Auto ist insgesamt einfach extrem schlecht designt.
MfG
roughneck