Citroën Berlingo (3. Generation, 2018): Erster Test, Preise, Daten
Sieben Plätze, acht Gänge und ein Surfbrett
Citroëns Hochdachkombi kommt in der dritten Generation mit mehr Stauraum, optionaler Langversion und vielen neuen Assistenten. Erster Test im neuen Berlingo.
Paris – Was Kinder von einem Auto erwarten: Leistung. Abenteuerlichen Topspeed. Geduckte Form. Aber nur auf dem Papier ihrer Poster und Autoquartett-Karten. In der Praxis braucht der Nachwuchs Platz. Wenn die coolsten Spielsachen und möglichst viele Freunde ins Auto passen, sind die Eltern Helden. Ganz ohne V12 oder U/min an der Grenze zum fünfstelligen Bereich.
Die aussichtsreichste Kategorie für Citroëns Familienauto-Klassiker Berlingo hat sich im Autoquartett noch nicht durchgesetzt: „Anzahl der Zusatzstaufächer: bis zu 28“ würde beim Berlingo der dritten Generation stehen. Mehr als beim Urmodell von 1996 und dem eben ausgelaufenen Nachfolger von 2008 (in Summe mehr als 1,7 Millionen verkaufte Modelle).
Vieles passt über die Köpfe
Auf die Maximalanzahl kommt man nur, wenn der Platz über den Köpfen genutzt wird. Sprich: Der Berlingo mit Modutop kommt. Dann hängt eine Art Surfbrett über dem Fahrgastraum. Es ist leicht gewölbt und im mittleren Bereich transparent. Damit sind Utensilien ohne Wühlen wiederauffindbar. Über dem Gepäckabteil gibt es ein Staufach mit 60 Litern Fassungsvermögen. Die von zwei Seiten zugängliche Kiste wirkt etwas filigran, kommt laut Citroën jedoch mit bis zu 10 Kilogramm zurecht.
Manche Ablagemöglichkeiten unserer Testfahrzeuge entdeckt man nicht sofort. Etwa jene über dem Handschuhfach oder unterhalb des Fahrersitzes. Und die zwei zuklappbaren Fächer im Boden des hinteren Fußraumes hätten wir ohne Hinweis wohl nie gefunden.
Langversion erhältlich
Als ausgewachsener Fondpassagier erreicht man sie im Sitzen ohnedies schwer. Die Beinfreiheit langt gerade so. Die Sitze der zweiten Reihe lassen sich nicht verschieben. Dafür sind sie einzeln umlegbar, fallen mitsamt der Sitzfläche nach vorne. Kann der Beifahrersitz ebenfalls. Dann können bis zu 2,70 Meter lange Gegenstände im Berlingo verstaut werden.Konkret: Im Standard-Berlingo. Citroën bietet neben der von uns getesteten 4,40 Meter langen Variante erstmals eine Langversion. Der XL ist 35 Zentimeter länger, schluckt bei entsprechender Lage der Sitze mehr als drei Meter langes Transportgut. Mit aufgestellten Sitzen liegt das Ladevolumen beim XL bei 1.050 Litern, in den Standard-Berlingo passen dann 775 Liter.
Normaler und verlängerter Berlingo sind mit jeweils fünf oder sieben Sitzen erhältlich (im verlängerten Modell lassen sich die Sitze der hinteren Reihe allerdings bis zu 13 Zentimeter verschieben). Von beiden Varianten existiert eine karge Nutzfahrzeug-Variante. Und: Zum Marktstart stehen für beide Versionen des ausschließlich als Fronttriebler erhältlichen Berlingo ein Benziner und drei Dieselmotoren bereit.
Erstmals mit Achtgang-Automatik
Der 110 PS starke Otto kommt immer mit Frontantrieb und Handschaltung. Der 1,2-Liter-Dreizylinder vollbringt natürlich keine längsdynamischen Heldentaten, reicht im ab 1.431 Kilogramm schweren „kurzen“ Berlingo aber absolut. Die maximale Leistung liegt laut Datenblatt bei 5.500 Umdrehungen an, das maximale Drehmoment von 205 Newtonmetern bei 1.750 Umdrehungen. Gefühlt liefert das Aggregat von 2.000 bis zum Limit bei 6.000 Umdrehungen in etwa gleich viel Vortrieb. Die Sechsgang-Handschaltung wirkt etwas indirekt, ist jedoch angenehm hoch montiert.Aktuell existiert beim Berlingo nur eine Variante ohne Kupplungspedal. Im 1,5-Liter-Diesel mit 130 PS kommt eine Achtgang-Wandlerautomatik zum Einsatz – erstmals in einem Fahrzeug dieses Segments. Sie arbeitet erfreulich schnell, ließ auf der Testfahrt nie unnötig lange schleifen. Über stehend montierte Schaltpaddles werden die Wünsche des Fahrers schnell umgesetzt. Einziges Manko: Der Wechsel zwischen Vor- und Rückwärtsgang dauert über den Drehknauf an der Mittelkonsole relativ lange. Möglich, dass man sich beim Einparken im dichten Verkehr nach einem Pistolen-Schaltknauf sehnt. Eine manuelle Sechsgang-Variante gibt es in Kombination mit dem starken Diesel ebenfalls, die 102-PS-Variante des 1,5-Liter-Selbstzünders ist ausschließlich mit Fünfgang-Schaltung erhältlich.
Technischer Bruder von Peugeot Rifter und Opel Combo
Der Berlingo nutzt die EMP2-Plattform des PSA-Konzerns, bei der Hinterachsaufhängung handelt es sich um eine überarbeitete Variante des Vorgängers. Die Lenkung bietet angenehm viel Widerstand, erlaubt aber kein allzu genaues Zielen in Kurven. Das Fahrwerk ist weich ausgelegt. Zum Glühen wurden Hochdachkombis eben nicht erdacht, da würde den Kindern nur schlecht. Sieht man bei Peugeot und Opel wohl genauso. Die jüngst vorgestellten Modelle Rifter und Combo Life nutzen dieselbe technische Basis wie der Berlingo. Alle drei Modelle des PSA-Konzerns entstehen auf denselben Fließbändern im spanischen Vigo und in Mangualde in Portugal. Größter Berlingo-Konkurrent außerhalb des eigenen Konzerns ist der VW Caddy.
Der Berlingo startet bei 19.090 Euro (Langversion 20.740 Euro) in der Basisvariante „Start“ mit dem 110-PS-Benziner. Hier ist bereits das Assistenten-Paket mit Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung sowie Notbremsassistent enthalten. In der getesteten, zweithöchsten Ausstattungsvariante (Feel) kommt der kleine Benziner auf 23.140 Euro. Dann verfügt der Berlingo über Schiebetüren an beiden Flanken und einzeln umlegbaren Sitzen anstelle einer im Verhältnis 60 zu 40 teilbaren Rückbank. Auf diesem Ausstattungsniveau startet der getestete 130-PS-Diesel mit Achtgang-Automatik, unser Modell in der Top-Linie („Shine“) kostet mindestens 31.090 Euro.Hauptargument für die höchste Ausstattung ist neben dem Dach-Verstaukonzept Modutop (mit Panoramadach) die separat zu öffnende Heckscheibe. Außerdem sind hier akustische Einparkhilfe und Rückfahrkamera dabei. Wer also sein Autoquartett im Spieleladen kauft und für das reale Leben eher einen variablen, gemütlichen Familienwagen braucht, wird am Berlingo Gefallen finden. Das großflächig verbaute Hartplastik erkennt man spätestens dann als Pluspunkt, wenn der unvorsichtige Nachwuchs die ersten Schoko- und Spielplatzschleifspuren auf dem Dekor hinterlassen hat.
Citroen Berlingo M : Technische Daten
Der vorerst einzige Benziner
- Modell: Citroën Berlingo M Pure Tech 110
- Motor: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner
- Leistung: 110 PS (81 kW) bei 5.500 Umdrehungen
- Drehmoment: 205 Nm bei 1.750 Umdrehungen
- 0-100 km/h: 13,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- Getriebe: Manuelles Sechsgang-Getriebe
- Verbrauch: 5,5 l (laut RDE-Zyklus)
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp
- Länge: 4,403 m
- Breite: 1,848 m
- Höhe: 1,844 m
- Radstand: 2,785 m
- Kofferraumvolumen: 775 l
- Leergewicht: 1,431 kg
- Basispreis: 19.090 Euro
- Basispreis Testfahrzeug (Feel-Ausstattung): ab 23.140 Euro
Der Hochdachkombi mit acht Gängen
- Modell: Citroën Berlingo M Blue HDi 130 EAT8
- Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
- Leistung: 130 PS (96 kW) bei 3.750 Umdrehungen
- Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 Umdrehungen
- 0-100 km/h: 12,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h
- Getriebe: Achtgang-Wandlerautomatik
- Verbrauch: 4,3 l (laut RDE-Zyklus)
- Abgasnorm: Euro 6 d-Temp
- Basispreis: 29.590 Euro
- Basispreis Testfahrzeug (Top-Ausstattung Shine): ab 31.090 Euro
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Andere bekommen immer breitere Kühlergrills/-grille.
Die Franzosen bauen immer mehr Etagen aus Front- und Heckleuchten.
Hätte man das schmale TFL Band unter der Haube ausgebaut zu vollen Scheinwerfern, hätte die Kiste toll halbwegs ausgesehen. Siehe meine gammelige Modifikation mit Paint.
Ärgerlich dass Hochdachkombis teurer werden. Sie waren einst die geniale Alternative für Menschen die Praxistauglichkeit ohne viel Geld wollten. Meine Mutter kaufte sich 2008 für 14000 ihren Kangoo 1.2 inkl. Umbau auf Gasanlage. Heute ist die Kiste über 200tkm ohne größere Probleme gelaufen. Halte ich bei den heutigen Modellen mit komplizierterer Technik und höheren Neupreisen für schwer nachahmbar. Die Auswahl an Benzinern dürfte auch größer ausfallen.
Auf Bild 12 steht, daß die Staufächer im Boden optional sind. Heißt das, es giibt auch eine Version für junge Familien, d.h. ohne diese Fächer?
1.400 kg Leergewicht bei 4.40 m Länge und 7 Sitzplätze - genial!
Ich glaube die Franzosen haben verstanden, was junge Familien wirklich brauchen.
Sie sind optional ab der zweithöchsten Ausstattungslinie „Feel“ Lg
Bzw. Enthalten
Ein Benziner und drei Diesel?
Andersrum wär mir lieber...
Toll, gefällt mir in jeder Hinsicht!
Werde ich mir ansehen, sobald auf dem Markt. Ebenso den Peugeot. Mit langem Radstand.
Den Opel nicht, der gefällt mir nicht.
Hä? Das war jetzt etwas mißverständlich.
Ist der Verzicht auf die Staufächer in den beiden höchsten Ausstattungen jetzt möglich oder darf ich da mit unserem Kindersitz nicht miitfahren?
Unser Römer darf nämlich nicht auf Staufächer, selbst wenn die mit Füllstücken versehen sind.
Zitat aus der Anleitung: "Die Fußstütze muß auf festem Boden stehen - nicht auf Deckeln von Aufbewahrungskästen oder dergleichen."
Habe mich mal durch den Konfigurator geklickt:
Lange oder kurze Mittelkonsole mit Automatik, LED Scheinwerfern und elektrischer Parkbremse ist beim Berlingo überhaupt kein Problem.
Opel möchte die Automatikversion offenbar lieber in der hinteren Ecke parken.
Sicher kein schlechtes Auto für Familien mit Geld, die Basisausstattung dürfte nicht viel Sinn machen, der Basismotor ebensowenig.
Nur 1 Benziner? Der Diesel ist tot und einen 140 PS Benziner sollte es schon geben.
Eine Alternative für Familien, die keine 30.000 € ausgeben können (also die meisten) wäre der Dacia Dokker:
https://www.dacia.de/.../dokker.html
Außerdem der Dacia Lodgy oder der Dacia Logan MCV. Wenn man die jeweilige Top-Ausstattung + 1-2 Extras wählt, hat man eigentlich alles was Familien wirklich brauchen.
LED-Scheinwerfer bekommt wohl nur der Peugeot. Automatik gibt es bei Opel und Citroen vorerst nur für den Diesel.
Sehr gut ist der umklappbarer Beifahrersitz. Ein kleines Extra, das die Variabilität deutlich erhöht.
Es geht mir darum, dass der Opel stark eingeschränkte Optionen für die Automatik Version anbietet. Da hat man schon diesen netten Drehknopf, aber nur einen großen Handbremshebel. Und darum zwangsläufig die kurze Mittelkonsole.