Mercedes G350d (2018): Fahrbericht, technische Daten, Preis
So fährt die G-Klasse mit Diesel
Nach den großen Benzinern bekommt die G-Klasse von Mercedes wieder einen Diesel. Natürlich mit sechs Zylindern. Macht Sinn in Daimlers Riesenwürfel. So fährt der G350d.
Hochgurgl – In eine G-Klasse gehört einfach ein Diesel. Das war schon in der Bundeswehrzeit der Militärversion Wolf (Typ 460, 461) so, in der zivilen Ausführung mit den Nummern W460 und W463 und das bleibt auch beim neuen Modell so. Bisher bot Mercedes vom neuen Modell (W 463) nur den G500 mit 422 PS (107.040 Euro) und die noch stärkere AMG-Version G63 mit 585 PS für 148.434 Euro an. Beides Motoren, die weltweit gesehen großen Absatz finden.
Doch als Arbeitsgerät eignet sich besser ein Diesel. Mit dem neuen Reihensechszylinder OM656, der schon in der E-Klasse, S-Klasse und dem CLS steckt, sinkt der Verbrauch des G deutlich. Im Schnitt soll der G 350 d 9,6 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen, deutlich weniger als der G500 (11,5 l/100 km) und der AMG G 63 (13,1 l/100 km). Dank variabler Ventilsteuerung und zweistufigen Abgasturbolader reagiert der Diesel flink auf Gaspedalbefehle, baut sein Drehmoment schnell auf und schiebt den immerhin 2,45 Tonnen schweren Geländewagen sofort nach vorn.Doch der Verbrauch ist nicht alles. Vor allem ist der Motor Euro-6d-temp-sauber. Der Sechszylinder arbeitet angenehm und leise, stellt 600 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung und passt zum G wie die Bergstiefel zum Wanderer. 286 PS leistet das Triebwerk. Gut für einen Spurt aus dem Stand auf 100 km/h in 7,4 Sekunden und 199 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dabei pfeifen die Turbos nur dezent im Hintergrund. Ein leichtes Brummen wie bei einem großvolumigen Schiffsdiesel geht angenehm durchs Auto. Die Kraft ist bei jeder Drehzahl zu spüren. Schon ab 1.200 Touren liegt das maximale Drehmoment von 600 Nm an und hält bis 3.200 Touren.
Neun Gänge für ein Halleluja
Frisch in den G zieht auch die Mercedes-Neungang-Automatik ein. Sie schaltet schnell, präzise und ist kaum zu spüren – ganz gleich ob auf zügig gefahrenen Serpentinen-Etappen, dem Autobahn-Beschleunigungsstreifen oder auf einem kleinen Feldweg. Wegen der großen Spreizung liegen bei 140 km/h gerade einmal knapp 2.000 Touren an. Das minimiert den Verbrauch und die Geräuschkulisse.
Auch an dem Verteilergetriebe feilten die Ingenieure. Die Neuentwicklung schaufelt bis zu 40 Prozent der Kraft auf die Vorderachse und bis zu 60 Prozent auf die Hinterachse. Dadurch fährt sich der Allrader heckbetont und drückt bei Vollgas in der Kurve kurz das Heck ein, bevor er nach vorne stürmt.Doch nicht nur auf der Straße fährt der G jetzt besser und komfortabler als sein Vorgänger. Auch im Gelände kommt er (noch) besser zurecht. Eine geänderte Geländeuntersetzung erhöht die Drehmomente an den Rädern, der G baggert sich spielend durch Schlamm und Morast. Die Steigfähigkeit liegt bei 100 Prozent, was 45 Grad bedeutet. Flüsse kann der G bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern durchfahren. Selbst Schräglagen von 35 Grad und Rampenwinkel von 25,7 Grad lassen den G kalt.
Passend fürs Gelände, aber auch für die Straße ändert der Fahrmodus-Schalter den Charakter des Geländewagens. Je nach gewählter Option arbeiten fünf verschiedene Programme im Benz. Sie ändern auf Knopfdruck das Ansprechverhalten von Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung. Im Eco-Modus spart die Segelfunktion zusätzlich Kraftstoff ein. In Sport drehen die Gänge höher aus, wird die Lenkung steifer, das Fahrwerk härter und die Gänge schalten schneller. Mit dem Fahrverhalten eines Pkw kann der G350d wie seine Benziner jedoch nicht mithalten. Im Komfortmodus federt der Benz eher weich und schwingend ab, neigt sich in engen Kurven stark zur Seite.
Ausstattung
Der Selbstzünder unter der Haube macht den G 350d nicht zum bescheidenen Fahrzeug. Fahrer und Beifahrer sitzen mit deutlich mehr Platz auf den vorderen Sitzen, die Türen schlagen wie eh und je mit einem ordentlich lautem Schnapp zu – allerdings nur mit viel Schwung. Wie bei den Benzinern sind die Materialien hochwertig, edel und fein – zu fein und zu edel für ein Arbeitsgerät. Ledersitze, offenporiges Holz und mit Leder bezogenes Armaturenbrett sehen toll aus, haben im Wald aber nichts zu suchen. Den meisten Kunden wird das gleichgültig sein, da sie mit dem G nur auf Asphalt unterwegs sind.
Sie freuen sich mehr über die Assistenzsysteme und das Cockpit. Der Abstandstempomat zum Fahrassistenz-Paket für 1.600 Euro. Außerdem gibt es noch Hilfen für den toten Winkel, Verkehrszeichen-Erkennung und Notbremsmanöver, wenn Fußgänger und Fahrradfahrer zu spontan vor einem G die Straße überqueren. Die runden Scheinwerfer leuchten nun serienmäßig mit LED.Mit dem großen Display werden zwar alle Infos klar und deutlich angezeigt, die Darstellung lässt sich wie bei anderen Mercedes-Modellen verändern. Aber so richtig passt der digitale Kram in die G-Klasse nicht. Analoge Instrumente sind die bessere Wahl und auch serienmäßig. Für das optionale Widescreen-Cockpit mit zwei 12,3 Zoll großen Displays unter einem gemeinsamen Deckglas zahlen Kunden 1.011 Euro.
Was vom Vorgänger bleibt, ist der immer noch beengte Innenraum, der kleine Kofferraum, der hohe Verbrauch und der noch höhere Preis. Verbrennt ein G500 in der Realität gut 15 Liter auf 100 Kilometer, sind es beim G350d im Schnitt knapp 12 Liter. Dafür kostet der Diesel aber mit etwa 92.000 Euro immerhin 15.000 Euro weniger als der G500. Wenn das kein Angebot ist.
Mercedes G350d - Technische Daten
- Motor: 3,0-Liter-Reihen-Sechszylinder-Turbodiesel
- Leistung: 286 PS (210 kW) b. 3.400 U/min
- Drehmoment: 600 Nm b. 1.200-3.200 U/min
- 0-100 km/h: 7,4 s
- Geschwindigkeit: 199 km/h
- Antrieb: Neungang-Automatik, Allradantrieb
- Verbrauch: 9,6 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 253 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp
- Länge: 4,825 m (mit Reserverad)
- Breite: 1,93 m (ohne Außenspiegel)
- Höhe: 1,96 m
- Radstand: 2,890 m
- Gewicht: 2.451 kg
- Kofferraumvolumen: 454-1.941 l
- Preis: ab rund 92.000 Euro
- Marktstart: Januar 2019
Quelle: Fabian Hoberg
Jo, schönes Wägelchen.
Und der Autor hat definitiv recht: diese Spielekonsole gehört nicht da rein.
Und wer um alles in der Welt hat denn diese, ja wie soll man diese häßliche Ausgeburt nennen, Lüftungsdüsen konstruiert und auch noch freigegeben?
Gehen in meinen Augen absolut gar nicht.
Aber ansonsten löst so ein G mit großem Diesel zumindest bei mir ein "haben wollen" aus. 😊
Ich bin ja Dieseln grundsätzlich nicht abgeneigt. Und der OM656 ist bestimmt ein famoser Motor in seinem Segment. Aber wenn der G500 tatsächlich nur 15 Liter durchzieht, dann braucht den G350d mit 12 Litern eigentlich kein Mensch. Mit dem Benziner hab ich deutlich mehr Leistung, mehr Drehmoment, mehr Komfort, mehr Sound. Für die drei Liter/100 Km dürften sich die potentiellen Käufer kaum interessieren. Immerhin legt man da mit etwas Ausstattung >100.000 Euro hin. Und da der Diesel aktuell sowieso "bääh" ist...
Gruss
Jürgen
So sieht ein G aus: http://www.1zoom.net/big2/22/227443-Berserker.jpg
Und so von innen: https://motoringuru.com.au/.../image159392_b.jpg
Alles andere ist Wischiwaschi Schickimicki. 😜
Das Cockpit (besonders die Luftaustrittsdüsen) sind total daneben und einfach nur häßlich....
Der Diesel braucht nur 3L weniger als ein V8 Benziner? Das kann doch nicht sein?
Im Altag ist der Unterschied sicher deutlich grösser.
CO2-Ausstoß: 253 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Wie geht das zusammen ? Bin halt erstaunt wie solch ein wuchtiges Fahrzeug so eine gute Abgasnorm bekommt, mit so hohem CO Ausstoß, wenn es doch selbst bei Mittelklassewagen bisher so schwer war das hinzubekommen und da reden wir von CO Werten 150 und weniger.
Finde den G optisch sehr gelungen, auch im Innenraum. Gute Verbindung von Klassisch zu Modern. Wirkt alles sehr aufgeräumt und nicht so übertrieben.
Klopft mal auf das „Alu“ der Lüftungsdüsen, da kommt zumindest bei mir keine Freude auf.
Aber bei dem Preis kann man natürlich nicht mehr erwarten...
Da hast du was falsch verstanden. Der CO2 Ausstoss hat für die Abgasnorm keine Relevanz. Da geht es um Flottenemissionen.
Bei Spritmonitor sind es 13,5 l/100 km beim Diesel und etwas über 16 l/100 km bei den Benzinern (200-500 PS) beim Vorgängermodell. Nach Norm liegt der CO2 Ausstoß der 8 Zylinder Benziner nur 10 % höher. Mercedes hat schon Recht, wenn die Schuld für die Verfehlung der CO2-Ziele bei den Kunden gesehen wird. Dieses Auto löst bei vielen Begehrlichkeiten und einen Kaufreflex aus, selbst wenn der Preis inklusive CO2 Strafzahlungen noch um 15000 € teurer wäre, wäre das so. Dagegen haben Autos wie der Honda Insight der 1. Generation oder ein Audi A2 keine Nachfolger und ein Toyota Aqua (schöne und aerodynamisch optimierte Variante des Yaris Hybrid) wird in Europa nicht angeboten.
Premium-Dinosaurier für die wohlhabenden Mitglieder der Gesellschaft - weiter so. 🙄
Laut Normzyklus sind es sogar nur 2 Liter Unterschied...
Sagt dir das Wort Relation etwas? 😉 Vom G werden pro Jahr gute 20000 verkauft.
Golf werden, nur in Deutschland, mehr als 10 mal so viele verkauft. Und womit fahren wohl mehr Menschen mehr Kilometer pro Jahr?
Wie soll sich auch großflächig lackiertes bzw. bei kleineren Details verchromtes Plastik sonst anfühlen? Ist doch der gleiche Grundwerkstoff wie im Dacia. Aber solange die Tasten bei der ersten Berührung eine kalte Metalloberfläche haben und das Lenkrad mit totem Tier bespannt ist, ist die Premium-Welt doch aus Marketingsicht in Ordnung. Nur seltsam, dass die Lüftungsdüsen nicht direkt von der A-Klasse übernommen wurden, sondern nur das Design.
Ok, dieser Flottenverrechnungs-Murks, nur wo sind die CO günstigen PKWs oder E Autos, die das drücken ?
Ein Golf ist auch nicht das Auto, das ich mir wünschen würde, sondern ein richtig sparsames Auto, das im Alltag weniger als 3 l/100 km verbrauchen kann (wie ein Honda Insight der 1. Generation). Klar ist, dass die Hersteller lieber 20000 G-Klassen mit 20000 € Gewinn verkaufen, als 20000 Spritsparmodelle mit 2000 € Gewinn. Weil dem Kunden eben der Energieverbrauch völlig egal ist, solange er mit dem größten und teuersten Auto protzen kann. Würde es nicht darum gehen, sondern darum mit dem Auto Arbeit zu verrichten, gäbe es nur einen Basisdiesel mit ca. 200 PS.