Motorradbranche zwischen Euro 4 und Strafzöllen
Steigendes Interesse bei jungen Fahrern
Nach zwei verkaufsschwachen Jahren blickt die Branche optimistisch ins laufende Jahr 2018. Auch wenn die Sorge wegen US-Strafzöllen auf die Stimmung drückt.
Essen/Frankfurt - Mehr als 4,3 Millionen Motorräder stehen in den deutschen Garagen, doch die Hersteller sind optimistisch, in diesem Jahr wieder deutlich mehr als 150.000 Maschinen verkaufen zu können. Die Absatzzahlen haben in den ersten zwei Monaten deutlich angezogen, was allerdings auch am weniger guten Jahr 2017 liegt.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nur knapp 140.000 schwere Roller und Motorräder verkauft. Der Grund: Hersteller und Händler hatten 2016 unmittelbar vor der Einführung der neuesten Abgasnorm Euro 4 noch Tausende Euro-3-Bikes auf eigene Rechnung angemeldet und dann mit teils kräftigen Preisabschlägen an die Endkunden gebracht. "Diese Bestände sind jetzt weg", sagt Christoph Gatzweiler, Technikexperte des Industrieverbands Motorrad in Essen. Bereits seit dem vergangenen Jahr dürfen in der EU nur noch Krafträder neu zugelassen werden, die der neuen Euro-4-Norm entsprechen. Vorher zugelassene Maschinen mit den alten Normen dürfen aber ohne Einschränkungen weiter benutzt werden.
Trotz der hohen Einstiegskosten für den Führerschein registrieren Industrie und der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) wieder ein steigendes Interesse bei ganz jungen Fahrern - sowohl für die 125er, die ab 16 Jahren gefahren werden können, als auch für die größeren Maschinen. Crossbikes und besonders kurvengängige Supermotos faszinieren in dieser Altersgruppe wieder mehr als die zwischenzeitlich so erfolgreichen Roller, glaubt Gatzweiler. "Es gibt auch eine Riesenszene von Leuten, die sich auf der Grundlage günstiger Gebrauchter selber individuelle Bikes zurechtmachen", sagt BVDM-Chef Michael Lenzen.
Retrotrend in Deutschland
Im deutschen Markt sind traditionell besonders große und starke Motorräder gefragt, wobei der Trend zu unverkleideten Naked-Modellen weiter anhält. Während die fast rennstreckentauglichen Supersportler verkaufsmäßig schwächeln, steigern die Hersteller ihren Absatz mit immer neuen Retro-Modellen, die zusätzlich mit individuellen Anbauteilen aufgewertet werden können.
Zumindest äußerlich erinnern brandneue Bikes wie die Kawasaki Z900RS oder die Honda CB1000R an alte Zeiten, zu denen auch der Großteil der zahlungskräftigen Kundschaft noch jung war. Drinnen steckt modernste Elektronik mit diversen Fahrmodi und dem inzwischen obligatorischen Anti-Blockier-System.
Dauerbestseller bleibt die langstreckenerprobte BMW-Enduro R 1200 GS, die in diesem Jahr auch eine neue kleine Schwester F 850 GS bekommen hat.
Immer noch nicht richtig in Fahrt kommen Elektro-Zweiräder, die wohl den emotionalen Nerv der Kundschaft bislang nicht richtig treffen. Einen ersten Sinneswandel erkennt der größte Importeur Honda bei den Rollern, die verstärkt in Asien als Elektrovarianten in die überfüllten Großstädte kommen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis diese auch in Europa angeboten würden, erklärt ein Honda-Sprecher.
Sorge wegen der Strafzollandrohungen
Mit Sorge blickt die Branche auf US-Präsident Donald Trump, der die heimische Stahl- und Aluminium-Industrie mit Strafzöllen schützen will und die EU zunächst nur auf Zeit davon ausgenommen hat. Mit als erstes nannten EU-Politiker Strafzölle auf US-Motorräder als mögliche Gegenmaßnahme, auch weil der einflussreiche Republikaner Paul Ryan in seinem Wahlkreis in Wisconsin den bekannten Hersteller Harley Davidson sitzen hat - im deutschen Markt mit zuletzt 9.144 Neuzulassungen die Nummer sechs.
Dazu kommt noch eine Vielzahl gebrauchter Harleys, die von Privatpersonen und kleinen Importeuren aus den USA nach Europa geholt werden. Das ist recht kompliziert wegen unterschiedlicher technischer Vorschriften und der oft unklaren Historie der US-Bikes. Der Einfuhrzoll in die EU beträgt derzeit 6 Prozent. "Wenn stattdessen 20 Prozent Zoll erhoben würden, bricht der Markt zusammen", sagt Ingo Schlüter, Geschäftsführer von "US-Cycles" im NRW-Ort Geseke.
Doch auch in umgekehrter Richtung könnte der Handel bei höheren Zöllen Schaden nehmen, warnt die europäische Vereinigung der Motorradhersteller (ACEM). Die USA sind nämlich der größte Exportmarkt für europäische Motorräder, ebenso für Teile und Komponenten. Im Jahr 2016 habe der Wert der Exporte bei rund 623 Millionen Euro gelegen - rund 30 Prozent der Branchenausfuhren.
Quelle: dpa
Ich bleib bei meiner alten Russin. Wenn sie läuft sind ihr Zölle und neue Normen egal. 3,5% CO und gut is...
Wie kann das sein? Laut gängiger Meinung der Foristen, verlieren junge Leute immer mehr das Interesse am eigenen Fahrzeug. Smartphones seien denen doch wichtiger. 🙄 Und dann auch noch Selbstschrauber! Pah! Die doch nicht. Die können doch nur noch auf ihren Telefonen wischen, Neudeutsch "swipen" (gesprochen: sweipen).
Mich würde da ja interessieren, wie sich dieses steigende Interesse darstellt?
Ich kenne einige junge Kunden von mir (nein, ich bin kein Motorradhändler), die zwar an sich eine gewisse Faszination fürs Motorradfahren aufbringen, allerdings immer abwinken, wenn man darüber spricht, ob sie sich nicht ein Motorrad kaufen möchten.
Insofern bringt gesteigertes Interesse an sich erst einmal nicht viel, leider.
@Redaktion:
Auf welche zwei Jahre bezieht ihr euch mit der Aussage? 2016 wurden über 14% mehr Motorräder verkauft als 2015. Also könnt ihr ja offenbar nicht die letzten 2 Jahre meinen..
Ich kann mir vorstellen, das die 125er naturgemäß auf dem Lande relativ stabile Verkaufszahlen erreichen, da es dort tatsächlich eine der wenigen Möglichlichkeiten für 16-18 Jährige ist, ein wenig unabhängiger und mobil zu sein.. Teuer ist es auf jeden Fall...Mopped, Kleidung, Führerschein
Wenn ich mir wieder ein Mopped anschaffen sollte, wird es wohl auch irgendein Retrobike, ich bin aber eh schon immer eher der ruhige Fahrer gewesen, für mich machen im Straßenverkehr die Supersportler einfach keinen Sinn...
Kann ich nicht bestätigen. In meiner Jugend gab es eine lebendige Zweiradszene in unserem Dorf. Heute lassen sich die Blagen noch mit 18 in Muddis SUV vollklimatisiert zu jeder Tages- und Nachtzeit chauffieren. 125er Chinachopper fahren ein paar Fettwänste weit jenseits der 50, die noch den alten Klasse 4 haben.
Thema Elektro:
Elektroroller für die Stadt sollten 60 fahren dürfen, dann hätten die Zulauf. Als Motorrad taugt das nicht. Reichweite, Preis, Ladedauer und -Infrastruktur sind indiskutabel.
Bei uns fahren die Kiddies bereits mit Fahrrädern und tragen Motorcross-Helme, bis die alt genug sind, um einen Motorradführerschein zu machen. Erst kommen dann die 50er Roller, danach immer größere und größere Maschinen. Einige KTMs hier, sehen gar nicht mal so schlecht aus.
So ein großes Interesse an Motorrädern kenne ich z.b. aus Köln gar nicht.
Hier im Oberbergischen gibt es viele schöne Routen, um mit dem Motorrad oder Cabrio zu fahren.
...ist bei uns ähnlich mit der Szene und bei E-Mopeds fehlt das wichtigste (der Sound) denn leise ist sch...
Ach ja ?
Die Absätze stehen und fallen mit den Älteren. Jüngeren sind die teuren Motorräder zu teuer; hier wird gebraucht gekauft.
Im Straßenverkehr kann ich kein sonderliches Interesse bei jungen Fahrern beobachten.