Opel Astra 1.4 Turbo Sports Tourer: Alltagstest
Taugt der Opel Astra noch als Familienkombi?
Unser Autor wuchs in den Neunzigern im Opel Astra F Caravan auf. Jetzt machte er den Praxistest: Wie gut ist der aktuelle Astra K Sports Tourer als Familienkombi?
Von Haiko Prengel
Berlin – Ach Astra, wie die Zeit vergeht. Natürlich, der Kadett ist eine Legende („Opel, der Zuverlässige“). Doch seit 1991 hat sich die Nachfolger-Baureihe Astra zum echten Dauerbrenner entwickelt. Mit dem Astra K ist seit 2015 die fünfte Modellgeneration auf dem Markt.
Viele Jahrzehnte lang waren kompakte Kombis als erschwingliche Familientransporter beliebt. Heute scheinen SUV auf dem Vormarsch. Zu Recht? Wir haben die aktuelle Astra-Kombiversion Sports Tourer mit dem populären 1.4-Turbo und 150 PS daraufhin getestet. Dynamisch sieht er ja aus, der Sports Tourer. Aber taugt der Astra noch als Familienkombi?
Ich habe eine gewisse Erfahrung mit Opels Lademeister. Mitte der 1990er-Jahre fuhren meine Eltern einen Astra F Kombi. Der hieß damals noch Caravan und war der meistverkaufte Kombi aller Klassen. Kaufgrund Nummer eins war sein beachtliches Kofferraumvolumen von 500 Litern. Bei umgeklappten Rücksitzen fasste die Ladefläche sogar 1.630 Liter. Das reichte für Großeinkäufe und viel Urlaubsgepäck. Oder, wie im Fall unserer Familie, für drei große Hunde.Sogar das Fahrrad durfte mit
Kann der Astra K da mithalten? Moderne Kombis leiden unter dem scheinbaren Widerspruch zwischen Design und Funktionalität. Der schnittigen Form fällt mancher Liter Laderaumvolumen zum Opfer. Auch beim Astra Sports Tourer denkt man schon beim Gepäckverstauen vor der Urlaubsreise: Da passt ja nicht besonders viel rein, da werden wir wohl einiges zu Hause lassen müssen. Oder doch nicht?
Fein, dass sich die Rücksitze automatisch in die Horizontale umklappen lassen. Ein Knopfdruck reicht. Doch wer Kinder hat und die Rücksitzbank braucht, muss sich auf den herkömmlichen Kofferraum beschränken. Doch das ist kein Problem: Der schluckt noch 40 Liter mehr als der im hochgelobten Astra F Caravan vor 20 Jahren.
Möglich macht es der doppelte Ladeboden. Wo früher das Ersatzrad vor sich hin dümpelte, steht heute eine zweite Packebene zur Verfügung – man muss nur die Ladeflächen-Abdeckung hochheben. In den zusätzlichen Staufächern konnten wir auf unserer Urlaubsreise allerlei Kinderbücher, Bettwäsche und Badetücher für den Urlaub am Meer unterbringen. So war auf der Ladefläche mehr Platz, sodass sogar das Fahrrad für den vierjährigen Sohn noch mitfahren durfte.
150 PS sind locker genug
Auch bei voller Beladung mit Gepäck bis unters Dach und vier Personen auf den Sitzen zeigte sich der Opel Astra Sports Tourer noch erstaunlich agil. Der 1,4 Liter große Vierzylinder mit Vierventil-Technik verschafft dem 1,4 Tonnen schweren Kombi mittels Turboaufladung die nötige Durchzugskraft.
Apropos Turbo: Danach hätten sich Kompaktwagen-Fahrer vor 20 Jahren die Finger geleckt. Bei Opel gab es das damals nur im Calibra oder Vectra 4x4. Die Standardmotorisierung beim Astra F war der 1.6 i mit acht Ventilen und 75 PS, später der 1.6 i 16V mit 101 PS. Wer 150 PS haben wollte, musste schon den 2.0 GSi 16V bestellen.
Heute reicht das Leistungsspektrum beim Astra K nach dem Motoren-Update auf die Abgasnorm Euro 6d-Temp bis 200 PS im 1.6-Turbo. Die 150 PS im 1.4-Turbo langen für den Alltagsbetrieb allerdings völlig aus. Auf der Autobahn rennt der Sports Tourer locker seine 180 km/h, ohne allzu anstrengend im Handling oder zu laut im Innenraum zu werden. Wer es entspannt mag und etwas Sprit sparen möchte, kann bequem bei 140 km/h dahingleiten. Die Höchstgeschwindigkeit mit Handschalter beträgt 215 km/h. Der Tacho reicht bis 270.
Der ADAC ermittelte für den 1.4-Turbo einen Durchschnittsverbrauch von 5,7 Liter auf 100 Kilometer. In unserem Praxistest zeigte sich der Astra etwas durstiger. Nach 400 Kilometern Fahrt an die holsteinische Ostsee zeigte der Bordcomputer einen durchschnittlichen Verbrauch von 6,7 Litern an – inklusive Stadt-, Landstraße und Autobahn. Zwei Wochen und 800 weitere Kilometer später lag der Wert bei 6,5 Litern.
Mehr Laderaum als im Insignia
Allerdings lautete das Motto im Urlaub Reisen statt Rasen, denn neben einem kleinen Kind war noch die Schwiegermutter an Bord. Der 1.4 Turbo kann aber auch sportlich, wenn Kind und Kegel den Wagen verlassen haben. Der Antritt des Vierzylinders ist flott, im zweiten und dritten Gang geht der Kombi bei ordentlich Gas mit kernigem Klang nach vorne. Trotzdem braucht man ihn nicht über 3.000 bis 4.000 Umdrehungen treten, der rote Bereich beginnt erst bei 6.500 Umdrehungen. Beim gemächlichen Dahingleiten im Stadtverkehr geht es kaum über 1.500 Touren. Erstaunlich, wie laufruhig der Vierzylinder sich dort zeigt.
Als sportlichen GSI oder OPC gibt es den Astra Sports Tourer leider nicht. Dafür ist er der Kombi-Meister im Sortiment. Denn beim Laderaum haben Kompakt- und Mittelklasse bei vielen Herstellern die Rollen getauscht. Auch bei Opel: Obwohl das Mittelklasse-Flaggschiff Insignia das größere Auto ist, bietet der kompakte Astra Kombi mit maximal 1.630 Litern mehr Laderaum - zumindest auf dem Papier. Der Insignia erreicht mit umgeklappten Rücksitzen nur 1.530 Liter. Nach oben klafft also eine Lücke, wie Opel-Fans wissen: Den Omega Caravan als ultimativen Lastenesel gibt es nicht mehr.Tolle Sitze, nerviges Piepsen
Aber auch der Astra Sports Tourer macht seine Sache gut. Was er an Infotainment und Assistenzsystemen bietet, ist mit dem Angebot in der Kompaktklasse vor 20 Jahren nicht mehr zu vergleichen. In der Ausstattungslinie Innovation sind Features wie Rückfahrkamera, Parkpilot, LED-Tagfahrlicht und Zweizonen-Klimaautomatik Serie. Als nützlich und bequem erwies sich auch die verschiebbare Mittelarmlehne. Und: Dank der ergonomischen Sitze mit ausziehbarer Oberschenkelauflage steigt man auch nach mehrstündiger Fahrt nicht wie gerädert aus dem Auto.
Nerven kann dagegen der Einpark-Assistent. Die Sensoren schlagen schon bei harmlosen Gebüschzweigen Alarm, praktisch jedes Ausrangieren beginnt mit einem hysterischen Gepiepse. Auch der Spurhalte-Assistent greift gerne rabiat in Fahrbahnwechsel ein, man kann ihn aber ausschalten. Überzeugt hat dagegen das große Intellilink-Navi, das uns an manchem Stau auf der Autobahn vorbeigelotst hat. Wie das smarte Radio mit Sprachsteuerung, Smartphone-Integration und Bildschirmpräsentationen genau funktioniert, kann man im 175 Seiten starken Infotainment-Handbuch nachlesen.
Facelift im kommenden Jahr
Reden wir übers Geld: Der Einstiegspreis für den Astra Sports Tourer liegt bei 18.995 Euro mit der einfachsten Ausstattungslinie Selection und Dreizylinder-Motor (90 PS). Wer es komfortabler mag, wählt den 1.4-Turbo (125/140 PS) und eine der höheren Ausstattungslinien Active, Dynamic oder Innovation. Zum Vergleich: Der langjährige Klassenprimus VW Golf Variant kostet in der Einstiegsversion 21.850 Euro.
Die Mannschaft sei erleichtert, sagte Opel-Chef Michael Lohscheller, nachdem der viel gebeutelte Hersteller wieder in der Gewinnzone angekommen ist. Im zweiten Halbjahr soll das Sanierungsprogramm „Pace“ weitergehen. Hoffentlich bleibt der Astra auch nach dem für 2019 erwarteten Facelift so, wie er ist.
Opel Astra Sports Tourer 1.4 Turbo: Technische Daten
- Motor: 1,4-l-Vierzylinder-Benziner mit Turbo
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 5.500 U/min
- Max. Drehmoment: 245 Nm zw. 2.000 und 4.000 U/min
- Getriebe: Sechsgang-Handschaltung
- 0-100 km/h: 8,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h
- Verbrauch: 5,5 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 126 g/km
- Länge: 4,702 m
- Breite: 1,871 m
- Höhe: 1,510 m
- Radstand: 2,662 m
- Leergewicht: 1.350 kg
- Kofferraum: 560 - 1.665 l
- Basispreis Opel Astra Sports Tourer: 18.995 Euro
- Preis Testwagen: 30.250 Euro
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Täuscht das oder ist das Display tatsächlich mehr dem Beifahrer zugewendet? Das kenne ich normalerweise eher andersrum...
Bestimmt wird auch noch gleich wieder über das versiffte Display geschimpft... Meines hat noch NIE so ausgesehen - es geht also auch anders. 😉
Ich glaube das täuscht.
Bin zwar bisher nur mal beim Astra aufm Beifahrer gesessen, aber ich glaube der Mitteltunnel hat einen leichten knick Richtung Fahrerseite.
Und woher hab ihr die Angabe laut Opel hat der Insignia B 1665l Ladevolumen, ist also die Aussage falsch...
Ich hatte einst auch einen Astra F mit brachialen 75PS, war kein schlechtes Auto, viel Platz, ausser auf der Rückbank.
Hatte auch noch den Astra H der war ein richtig gutes Auto, leider auch zu wenig Platz (wenn man 1.90cm ist) auf der Rückbank, und deswegen wars das dann auch als Auto für die Familie, und der Insignia wurde angeschafft...
Den Astra K finde ich auch wieder sehr schön im Gegensatz zum dicken J, der auch wegen der nicht vorhandenen Beinfreiheit im Fond durchviel...
Wenns um reine Kofferraumvolumen geht, dann für 500 - 600L (Theoretische) Kofferraum große muss ich ein SUV paar Numern grosser auwehlen, welche kostet ca 10 - 20 tausend mehr...
Gruß. I.
Ach ja? Sie haben nix vom Insignia B geschrieben. Der Insignia A hat tatsächlich 1530l Volumen. Also ist die Aussage nicht falsch. Beide Werte sind aber für ein Auto dieser Größe eher peinlich. Dann lieber den Astra!
Wenn dann sollte man die aktuellen Modelle vergleichen, und nicht ein neues und einen altes sonnst ist es Fake, und täuscht die Leute...
Wenn man kleiner ist sicher richtig, aber wer größer ist und Kinder hat, kann den Astra vergessen wer nicht mit den Knieen im Kockpit sitzen will, weis aber nicht wie das beim K ist bis J war es so...
Hatte Kadett B Caravan bis Astra G Caravan. Letzterer rund 14000 DM als Neuwagen.
Jetzt 20000 Euro? Nö, sorry. Deswegen schon vor etlichen Jahren die Marke gewechselt.
Für mich sollte ein Familienkombi auch beim Preis familientauglich sein.
Schön, dass einige Hersteller trotz den anhaltenden SUV- und Minivanbooms immer noch kompakte Kombis anbieten. Der Versuch von VW, den Golf Variant nicht in dritter Generation anzubieten, ist zum Glück gescheitert. Für mein nächstes Auto liebäugele ich auch mit diesem Segment.
Schick ist der Astra K auch, finde ich. Auch wenn das Display nach einem Vodafone-Farbdisplay-Handy aus den frühen 2000ern aussieht. Ich denke, man muss ja kein Navigationsgerät nehmen.
Urlaub im Astra F Caravan habe ich auch schon das ein oder andere Mal gemacht. Vier junge Männer mit frischen Führerscheinen, Campingausrüstung und einem 750kg-Hänger zur Getränkeversorgung. Leider auch schon ein paar Jährchen her.
Als Fast-Neuwagen sind aber gerade Opels aus diesem Sehment immer noch recht günstig. Wenn auch deutlich mehr als 14.000 DEM.
Warum haben die Lederlenkräder bei Opel immer so Knubbel? Das ist mir schon bei mehreren aufgefallen.
Es mag ja sein, dass der K mehr Platz bietet, als der F (in dem ich auch sozusagen groß geworden bin). Aber wenn man sich die Länge und Breite anschaut, weiß man auch warum.
Der Astra K Kombi ist insgesamt ein klasse Familienfahrzeug.
Preislich nicht abgehoben, die Verarbeitung passt und es gibt jede Menge Platz. Auch das Fahrverhalten (Kurvenlage, Federung) kann beigeistern, die Motoren (Benziner) sind kaum hörbar.
Auch die Amaturen (Navi, Rückfahrkamera, Radio, etc.) wirken modern und sind relativ einfach bedienbar.
Unser Firmenwagen jedenfalls wird von verschiedenen Fahrern häufig und gerne genutzt, das will schon was heißen. Mehr Kombi braucht eigentlich kein Mensch.
eben. halbjahres/jahreswagen als leasingrückläufer mit werksgarantie ist das stichwort.
wer privat neuwagen kauft und länger halten will, schmeißt einfach nur geld zum fenster raus.
kann jeder halten wie er will, aber dann bitte nicht über hohe preise meckern.
Die Frage finde ich mehr als grotesk. Gerade im Hinblick auf diesen Artikel:
https://www.motor-talk.de/.../...en-besonderen-geschmack-t6417968.html
Hier stellt man eine Oberklasse-Limousine als Pampersbomber vor, aber ob ein Kompaktklassekombi als Familienauto dient, wird in Frage gestellt. Komische Welt.
Das täuscht. Das Display ist weder dem Fahrer, noch dem Beifahrer zugewandt.