Porsche 911 T (2018) im Test: Fahrbericht, Preis, Ausstattung
Weniger Porsche, aber nicht zwingend mehr 911
Ein abgespeckter 911 für Puristen soll der 911 T sein. Ist der Porsche das, und damit eine ernsthafte Alternative - oder doch nur eine Marketingblase? Erste Fahrt.
Von Peter Ruch
Monaco - Es begann vor genau 50 Jahren, 1967, als aus dem vorher singulären Porsche 911 der 911 S, der 911 L und der 911 T hervorgingen. Der L entsprach dem Vorgänger, der S hatte 160 anstatt 130 PS und der T (für Touring) war als Einstiegsmodell gedacht. Ihm mussten daher 110 PS ausreichen. Nun spielt Porsche wieder mit den klassischen Kürzeln. Es gibt erneut einen 911 T, und er soll die Puristen ansprechen.
Was sich geändert hat: Als Einstiegsmodell wie einst geht der Porsche 911 T nicht mehr durch. Er kostet immerhin 9.639 Euro mehr als ein „einfacher“ 911 Carrera - und das, obwohl er über weniger Ausstattung verfügt, auf den ersten Blick. Denn ganz so einfach ist es nicht.
Was ist anders?
Der 911 T verfügt über eine Heckscheibe und Fondseitenscheiben aus Leichtbauglas, die Türen werden über sehr hübsche Schlaufen geöffnet. Weiterhin reduzierte Porsche die Dämmung und entfernte die +2-Rücksitzbank. Das manuelle Siebengang-Getriebe ist kürzer übersetzt und wird über einen verkürzten Schalthebel bedient. Hinzu kommen eine mechanische Hinterachs-Quersperre und ein feines Sportfahrwerk mit 20 Millimeter Tieferlegung.
Innovation bei Porsche: Weniger kostet nicht weniger. Man kann, immerhin ohne Aufpreis, auf das gesamte Infotainmentsystem verzichten. Dann also kein Radio, kein Navi, dafür eine zusätzliche Ablage in der Mittelkonsole. An die Flanke zauberte mutmaßlich ein Grafik-Azubi etwas bescheidene Streifen. Auch die Rückspiegel in Anthrazit können je nach Außenfarbe unpassend wirken. Großartig dagegen: die Vollschalensitze, die sind in diesem Elfer ein Muss.
Und was bringt das?
Zuerst einmal: 20 Kilo weniger. Gut, das sind nicht einmal zwei Prozent des Leergewichts (jetzt: 1.425 kg). Wer behauptet, dass er das beim Fahren spüren kann, der muss über einen höchst sensiblen Hintern verfügen. Da bringen das Sportfahrwerk und die Sperre sicher mehr, die es gegen Aufpreis aber auch im Carrera gibt.
Wer ein wahrer Auskenner ist, der mag die kürzere Übersetzung zu schätzen wissen. Sie beschleunigt den 911 T in 4,5 Sekunden anstatt 4,6 Sekunden auf 100 km/h. Bei der Höchstgeschwindigkeit liegt der „profane“ Basis-Carrera dagegen 2 km/h vorn, also bei 295 km/h statt nur 293 km/h.
Erstaunlich: Die Werksangabe für den Verbrauch liegt beim 911 T (9,5 Liter/100 km) satte 1,2 Liter über der des Carrera (8,3 Liter/100 km). Eine Erklärung dafür mag ebenfalls in der Getriebeübersetzung zu finden sein. Beide Modelle werden vom gleichen 3,0-Liter-Turbo mit 370 PS angetrieben.
Und was bringt das wirklich?
Eigentlich: gar nichts. Außer natürlich: mehr Euro in die Porsche-Kasse. Im Fahrbetrieb verhält sich der 911 T genau wie ein Carrera. Vielleicht klingt er etwas besser, heller und bissiger, aber das ist ein subjektiver Eindruck. Ansonsten hat man auch in diesem Modell das Gefühl, nicht komplett übermotorisiert zu sein. Der 3,0-Liter-Turbo hängt feiner am Gas als die meisten anderen zwangsbeatmeten Motoren, ein Loch kennt er eigentlich nicht. Die 450 Newtonmeter maximales Drehmoment liegen zwischen 1.700 und 5.000 U/min an. Und trotzdem: Bei einem Porsche 911 dürfte es ruhig etwas mehr sein. Man erwartet den Knall, das gewisse Quäntchen „zu viel“. Und das hat der T so wenig wie der Carrera.
Dies ist, zugegeben, Jammern auf einem sehr, sehr hohen Niveau. Die Fahrfreude, die dieser Elfer bietet, ist und bleibt großartig, der Lärm eine schöne Musik. Es ist immer wieder bewundernswert, wie gnadenlos sich so ein 911 stundenlang über Bergstraßen und Autobahnen treiben lässt und dabei einfach nur Spaß macht.
Anders als in früheren Dekaden gelingt die Beherrschung dieser Spaßmaschine heute schmerzfrei. Man muss nicht mehr wie Walter Röhrl fahren können, um ihn quer durch die Kurve zu treiben. Die Gangwechsel mit dem kurzen 911-T-Hebelchen sind ein Genuss und ein kleiner Höhepunkt im neuen Modell. Ob das den Aufpreis rechtfertigt? Zumal: Sechs Gänge statt derer sieben würden vollkommen ausreichen.Sein oder Schein?
23 Varianten zählt die 911er-Baureihe mittlerweile. Porsche schafft es, auch noch die kleinste Nische auszuwringen. Daher sind die 23 Varianten sicher nicht das Ende der Fahnenstange: Man darf davon ausgehen, dass es auch vom Carrera S noch eine T-Variante geben wird. Auch beim GT3 ist noch Luft, wie die neue Touring-Version aufzeigt. Der Porsche 911 T wäre ganz prinzipiell eine interessante Alternative, wenn er denn wirklich konsequent und puristisch auf Leichtbau getrimmt worden wäre.
Ist er aber nicht. Es verbleiben so manche Gimmicks, die niemand braucht. Den erwähnten siebten Gang muss man nennen. Die Zwischengas-Einblendung beim Herunterschalten ist unnötig. Die Cupholder bleiben unschön, an der Innenverkleidung dürfte durchaus noch mehr gespart werden.
Der 911 T macht, liebe Porsche-Fahrer, nur dann Sinn, wenn man ihn wirklich nackt bestellt. Das wird aber nur selten geschehen. Oder würdet Ihr gern auf das PDK und ein Navi verzichten? Dann allerdings seid Ihr wieder dort, wo man mit dem Carrera auch sein kann - für weniger Geld.
Porsche 911 T: Technische Daten
- Motor: 3,0-l-Sechzylinder-Boxer
- Leistung: 370 PS
- Drehmoment: 450 Nm
- Getriebe: 7-Gang manuell (opt. 7-Gang PDK)
- Antrieb: Hinterrad
- 0-100 km/h: 4,5 s (4,2 s)
- Höchstgeschwindigkeit: 293 km/h (291 km/h)
- Verbrauch: 9,5 l/100 km (8,5 l/100 km)
- CO2: 215 g/km (193 g/km)
- Länge: 4,527 m
- Breite: 1,808 m
- Höhe: 1,285 m
- Radstand: 2,450 m
- Leergewicht: 1.425 kg
- Kofferraum: 145 l
- Basispreis: 107.553 Euro
- Marktstart: jetzt
Na das ist doch mal erfreulich. Endlich kostet ein Extra bei Porsche mal kein Aufpreis! 😊
Und Bilder vom Innenraum?
Als ich 911 T las musste ich erst an die Mercedes T-Modelle denken und dachte Porsche bringt jetzt nen 911er als Kombi 😆😆😆😆
Na, daß ist doch mal ein Wort...........0,1 sekunden schneller auf 100 Km/h. Wieviel cm macht das bis 100 Km/h aus ?
Porsche ist mit seiner Marketingstrategie einzigartig auf diesem Planeten. Bis auf die Spiegeleierform der Scheinwerfer sieht er seit gefühlt 50 Jahren immer gleich aus. Da mal andere Heckleuchten, hier mal andere Seitenspiegel oder einen anderen Spoiler oder man höre und staune andere Buchstaben nach dem 911. Ob T oder S oder Y oder Z. Alleine schon bei der Buchstabenwahl wird der Kenner mit der Zunge schnalzen. Vielleicht auch mal 15 PS mehr. Natürlich all dies nur zu bekommen nachdem der Preis großzügig angehoben wurde.
Also hopp, hopp, hopp auf in die Verkaufsräume und schnell bestellt. Vielleicht gibt es ja morgen schon keinen mehr. 😆
Klar, wenn der Wagen nicht im Alltag bewegt werden muss.
Glaub mir, der würde auch seinen Käufer finden 😆
Mal ganz ohne Scherz: Das sollte bei jedem Auto machbar sein: Statt OEM-Elektroschrottinfotainment einfach einen DIN- oder Doppel-DIN-Schacht - das würde es sehr erleichtern, ein brauchbares Radio einzubauen.
Leider ist genau das bei vielen Autos heutzutage ein echtes Problem: Ab Werk gibt es nur Elektroschrott und etwas Anständiges läßt sich vielfach gar nicht einbauen. Da wäre es schon hilfreich, für den geichen Kurs einen fertigen Schacht zu bekommen, wo man eben was Anständiges einbauen (lassen) kann, ohne noch eine spezielle Blende für wasweißichwieviele € kaufen zu müssen.
Leute, Ihr möchtet nicht wissen, was das bei meinem Prius für ein Aufwand war...
@meehster
Aber im Gegensatz zu früher sind die Seriengeräte auch deutlich brauchbarer. Bist du mal in nem G30 gesessen?
Das ist alles so perfekt gelöst, unglaublich.
Zum Porsche: Hammer. Ich würde mir aber den Vorfacelift S Sauger holen, einfach wegen dem Sound!
Statt über den 7. Gang zu schimpfen, könnten doch mehr Details zur geänderten Getriebeübersetzung genannt werden. Ist diese überdrehend ausgelegt, sodass dem Motor bei 293 km/h die Leistung ausgeht? Oder dreht der Motor in den Begrenzer? In welchem Gang wird die Höchstgeschwindigkeit erreicht? Wie ändert sich der Durchzug in den einzelnen Gängen?
Bei dem hohen Mehrverbrauch müsste das Getriebe schon deutlich kürzer übersetzt sein.
Überleg mal was schon 1 oder 2 cm für einen Unterschied machen! Natürlich nicht von 0-100, sondern in anderen Bereichen. 😎
Unter den Standard-911er-Fahrern hat man damit jedenfalls den
längstenschnellsten.Die hätten den einfach ohne alles mit dem Leichbauteilen und dem verkürzten Getriebe machen müssen. Wer mehr Ausstattung will soll einfach einen ohne "T" kaufen.
Jo, ein Zehntel hier und 20 kg da usw. , bei der Fahrt um die goldene Ananas völlig egal. Porsche macht mit seinen 911er Ausführungen alles richtig, der Kunde öffnet bereitwillig seine Geldbörse und zahlt.😊
Interessant wäre mal ein konsequentes Modell so wie hier im Ansatz mit weniger Leistung. <300PS und dafür auch günstiger.
Topspeed. Interessiert keine . sondern schöne Landstraße. Dafür weniger Gewicht.
Radio? Bitte schon. Navi. Nein.
Ich bin mal in einem M47 gesessen, der hat einen 10-Zylinder-Benzinmotor mit 831 PS.😕 Radio gabs nicht, nur ein Funkgerät mit Kopfhörern.😆😆😆