"Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast"-aggregierte Zuverlässigkeit von Autos
Im "
Auto für 9000€"-Thread kam mal wieder die Frage auf:
Was sind die TÜV-Daten eigentlich wert?Die natürliche Folgefrage ist: Wo kann man denn nun herausfinden, welche Gebrauchtwagen geringstmögliche Nerverei verursachen? Wie vermutlich viele andere hier im Forum werde ich dauernd gefragt, was man denn kaufen soll - die meisten haben sich bei der Frage allerdings schon entschieden, oder bereits was im Kopf. In der Regel reicht es nicht, zu sagen: "Nein, kaufe keinen 80er Jahre Chrysler LeBaron", sondern man muss seinem Argument etwas "Fleisch an's Bein" hängen.
Meiner Meinung nach ist die TÜV-Statistik ganz vorne dabei, zusammen mit u.a. dem schwedischen Bilprövningen, die entsprechende Zahlen veröffentlichen. Klar, die Gewichtung kleiner Vergesslichkeiten wie Glühbirnen und reellen Produktionsschwächen wie ständig ausgeleierten Spurstangen usw. ist nicht vorhanden. Ausserdem sind die TÜV-Daten auch ein Urteil über die Autopflege und Wartungstreue der Eigentümer. Imho ist das aber nicht mehr als ein Hintergrundrauschen, denn die schiere Anzahl von Fahrzeugen, die hier durchkommen, und der wunderbare Bonus, dass alle durch den TÜV müssen - hier ist also keinerlei Freiwilligkeit dabei wie bei Umfragen (JD Powers) oder Abschleppereien (ADAC) - heben die Qualität der Zahlen enorm.
Was sind die Alternativen?- JD Powers - Die Hauptstatistik liest sich seit Jahren wie eine Lexus-Reklame, JD Powers hat aber verschiedene Ansätze aus denen man nicht unbedingt klug wird. Wie "Edmunds" und "Consumer Report" sind das oft Umfragen, die auf subjektiven Ansätzen fundiert sind. Ergebnisse sind auch nicht immer leicht oder gratis zugänglich. Der AutoBild Qualitätsreport funktioniert ähnlich.
- carsurvey.org - Freiwillige, zufällige Beschreibungen konkreter Modelle sortiert nach Baujahr. Eine gute Quelle für anekdotische, oft erstaunlich gründliche Beschreibungen. Aber als Statistiker ist das natürlich keine zuverlässige Quelle...und jeder kann behaupten, er würde zB einen Citroën Berlingo sein Eigen nennen. Das kontrolliert hier keiner.ADAC - Muss man diese unehrlichen Lobbyistenlümmel eigentlich noch kommentieren? Fest in der Hand der deutschen Autoindustrie, produziert der ADAC auch seine eigenen Zuverlässigkeitsstatistik. Das kann manchmal ganz interessant sein, sollte aber gerne mit einer stark gehobenen Augenbraue gelesen werden. Der skandinavische Verband für "gelbe Engel" hat seine eigene Umfrage, den "AutoIndex". Lexus, Toyota, Subaru dominieren, aber hier wird nicht nur nach dem Auto gefragt: Die Werkstattqualität und deren Servicehaltung werden zusammen mit Status und Loyalität zur Marke gewichtet. Umfangreiche Zahlen, wo es am Ende schwierig ist zu sagen: "Was war die Frage?"
- Warranty Direct's "Reliability Index" - Der englische Gebrauchtwagenversicherer "Warranty Direct" veröffentlich seine Daten - ein interessantes Werkzeug. Die fangen halt auf, was im Zeitraum der Gebrauchtwagenversicherung anfällt. Allerdings: Nicht alle zeichnen eine Versicherung zB bei privaten Verkäufen (wieder das Auswahlproblem). Honda, Toyota & Co stehlen hier, wie überall, die Show, die Frage, wer die zuverlässigsten Autos baut, lässt sich also auch hier mit der gleichen Antwort wie immer erschliessen. Aber Lexus beispielsweise ist nicht ganz oben dabei...und was geht ab bei Bentley? Ja, Kosten spielen eine Rolle.
- TÜV-Statistik - Die deutschen und schwedischen Zahlen sind umfangreich, geben eine gewisse Fehlerhäufigkeit an, haben allerdings die oben erwähnten Schwächen.
Also: Was ist Eure "zuverlässigste" Statistik? Wie geht Ihr vor, wenn Ihr Rat geben sollt oder selbst herausfinden wollt, ob ein Auto, für das Ihr Euch interessiert, seine Aufgaben erwartungsgemäss zuverlässig erfüllt - oder viel Ärger machen wird?
Lieb Gruss
Oli
Beste Antwort im Thema
Im "
Auto für 9000€"-Thread kam mal wieder die Frage auf:
Was sind die TÜV-Daten eigentlich wert?Die natürliche Folgefrage ist: Wo kann man denn nun herausfinden, welche Gebrauchtwagen geringstmögliche Nerverei verursachen? Wie vermutlich viele andere hier im Forum werde ich dauernd gefragt, was man denn kaufen soll - die meisten haben sich bei der Frage allerdings schon entschieden, oder bereits was im Kopf. In der Regel reicht es nicht, zu sagen: "Nein, kaufe keinen 80er Jahre Chrysler LeBaron", sondern man muss seinem Argument etwas "Fleisch an's Bein" hängen.
Meiner Meinung nach ist die TÜV-Statistik ganz vorne dabei, zusammen mit u.a. dem schwedischen Bilprövningen, die entsprechende Zahlen veröffentlichen. Klar, die Gewichtung kleiner Vergesslichkeiten wie Glühbirnen und reellen Produktionsschwächen wie ständig ausgeleierten Spurstangen usw. ist nicht vorhanden. Ausserdem sind die TÜV-Daten auch ein Urteil über die Autopflege und Wartungstreue der Eigentümer. Imho ist das aber nicht mehr als ein Hintergrundrauschen, denn die schiere Anzahl von Fahrzeugen, die hier durchkommen, und der wunderbare Bonus, dass alle durch den TÜV müssen - hier ist also keinerlei Freiwilligkeit dabei wie bei Umfragen (JD Powers) oder Abschleppereien (ADAC) - heben die Qualität der Zahlen enorm.
Was sind die Alternativen?- JD Powers - Die Hauptstatistik liest sich seit Jahren wie eine Lexus-Reklame, JD Powers hat aber verschiedene Ansätze aus denen man nicht unbedingt klug wird. Wie "Edmunds" und "Consumer Report" sind das oft Umfragen, die auf subjektiven Ansätzen fundiert sind. Ergebnisse sind auch nicht immer leicht oder gratis zugänglich. Der AutoBild Qualitätsreport funktioniert ähnlich.
- carsurvey.org - Freiwillige, zufällige Beschreibungen konkreter Modelle sortiert nach Baujahr. Eine gute Quelle für anekdotische, oft erstaunlich gründliche Beschreibungen. Aber als Statistiker ist das natürlich keine zuverlässige Quelle...und jeder kann behaupten, er würde zB einen Citroën Berlingo sein Eigen nennen. Das kontrolliert hier keiner.ADAC - Muss man diese unehrlichen Lobbyistenlümmel eigentlich noch kommentieren? Fest in der Hand der deutschen Autoindustrie, produziert der ADAC auch seine eigenen Zuverlässigkeitsstatistik. Das kann manchmal ganz interessant sein, sollte aber gerne mit einer stark gehobenen Augenbraue gelesen werden. Der skandinavische Verband für "gelbe Engel" hat seine eigene Umfrage, den "AutoIndex". Lexus, Toyota, Subaru dominieren, aber hier wird nicht nur nach dem Auto gefragt: Die Werkstattqualität und deren Servicehaltung werden zusammen mit Status und Loyalität zur Marke gewichtet. Umfangreiche Zahlen, wo es am Ende schwierig ist zu sagen: "Was war die Frage?"
- Warranty Direct's "Reliability Index" - Der englische Gebrauchtwagenversicherer "Warranty Direct" veröffentlich seine Daten - ein interessantes Werkzeug. Die fangen halt auf, was im Zeitraum der Gebrauchtwagenversicherung anfällt. Allerdings: Nicht alle zeichnen eine Versicherung zB bei privaten Verkäufen (wieder das Auswahlproblem). Honda, Toyota & Co stehlen hier, wie überall, die Show, die Frage, wer die zuverlässigsten Autos baut, lässt sich also auch hier mit der gleichen Antwort wie immer erschliessen. Aber Lexus beispielsweise ist nicht ganz oben dabei...und was geht ab bei Bentley? Ja, Kosten spielen eine Rolle.
- TÜV-Statistik - Die deutschen und schwedischen Zahlen sind umfangreich, geben eine gewisse Fehlerhäufigkeit an, haben allerdings die oben erwähnten Schwächen.
Also: Was ist Eure "zuverlässigste" Statistik? Wie geht Ihr vor, wenn Ihr Rat geben sollt oder selbst herausfinden wollt, ob ein Auto, für das Ihr Euch interessiert, seine Aufgaben erwartungsgemäss zuverlässig erfüllt - oder viel Ärger machen wird?
Lieb Gruss
Oli
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29 Antworten
Ich habe keine Statistik, der ich glaube. Allerdings habe ich mir in Jahrzehnten des Autofahrerlebens angewöhnt, zwischen den Zeilen zu lesen. Was die Zuverlässigkeit angeht, da habe ich meinen (freien) Schrauber um die Ecke, der mich mit nötigen Informationen füttert, woran ein Fahrzeugmodell bzw. auch Motorisierung krankt. Denn der ist mehr wert, als jede Statistik. Abschließend ist zu sagen, auch die Deutschen Fahrzeugmodelle sind nicht so super gut, wie es manche Statistik uns glauben machen will.
Meine BMW-Profis in der freien Werkstatt vor Ort sind auch meine Quelle Nr. 1.
Denen vertrau ich fast immer - zur Not recherchiere ich nochmal im Netz.
Die können das Auto komplett zerlegen und alles reparieren und haben täglich alle möglichen BMW-Modelle drin.
Ansonsten bilde ich mir mehr oder weniger eine Schnittmenge aus den Foren im Netz und Gebrauchtwagentests in Zeitschriften. ADAC und TÜV-Statistik haben mich ehrlich gesagt noch nie interessiert.
Abgesehen davon ist es auch sowas von relativ, wie ein Auto bei einem bestimmten Nutzer oder einem bestimmten Testmedium abschneidet. Es kommt auf so viele Faktoren an. ^^
Vorurteile Erfahrung!
Franzosen und Opel gehen gar nicht, gefolgt von Italienern.
Exoten (z.B. Lada, und ja, für mich auch Dacia) gehen auch nicht, außer der Geldbeutel gibt momentan nicht mehr her
- VW hat horrende Werkstattkosten,
- bei Volvo ist das Öl zu teuer,
- bei BMW sitzen fiese Kotzbrocken in den Verkaufsräumen (die Autos sind leider gut),
- Ford werden teilweise in Köln gebaut (s. Italiener)
etc. etc.
Ich verlass mich wie in allen lebenswichtigen Fragen auf BILD, hier also Autobild.
Die sind serrijeus, opjegtief und kein bischen markendominiert.
Und wenn dort jemand anruft, um den Chefredakteur zur Rede zu stellen, wird es direkt an Sat1 gemeldet.
Schrauber fragen, Freunde und Bekannte fragen oder einfach nur zuhören, was so erzählt wird. In den diversen Foren kann man auch viel lernen, welches Modell wo seine Schwachstellen hat. Gar keine Schwachstellen gibts nicht, irgendwas ist immer. Da muss man dann eben überlegen, was einem wichtiger ist.
Ich schaue hinter die Statistik und schaue mir auch ihre Methode an (die meisten beschreiben das ganz ordentlich, man muss es nur mal lesen). Manche zählen Fälle/Vorkommen, andere drücken Risiken in Geld aus, usw. Und ich überlege mir, was die Statistiken gerade nicht aussagen.
JD Powers hat eben ganz verschiedene Studien, die von ganz verschiedenen Voraussetzungen ausgehen. Da geht es auch nicht immer um Zuverlässigkeit, sondern auch Zufriedenheit der Kunden usw.
Und ich baue mir aus den Detailzahlen (die großen Tabellen) in der Regel eigene Auswertungen.
Ich bin doch frei darin, ob ich z.B. die Kategorie "Lampen" mit in meine Auswertung reinnehme. Mich interessieren also mehr die Rohzahlen. Ich kann auch mal Autos nicht baujahrbezogen mit einander vergleichen, sondern so, dass sie etwa den gleichen Preis auf dem Gw-Markt haben.
Was fehlt noch: die Stiftung Warentest könnte doch auch mal Autos (Neuwagen+Gebrauchtwagen) testen.
Nicht in erster Linie zur Zuverlässigkeit, aber einflussreich bei den Herstllern:
der Harbour Report für Effizienz/Prozesse in der Automobilproduktion. Die messen die Montagezeit, aber auch Qualitätsparameter. Und schauen sich direkt in den Autowerken und bei Zulieferern um, legen aber viel Wert auf betriebswirtschaftliche Aspekte.
http://www.theharbourreport.com/
(ist aber nicht öffentlich)
Naja, und einfach Zulassungszahlen/Bestandszahlen. Z.B. beim KBA.
http://de.wikipedia.org/.../...schland_nach_Segmenten_und_Modellreihen
http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftszahlen_zum_Automobil
@ralfkoenig, hast Du (beruflich) Zugang zum Harbour Report? Solche brancheninternen Sachen sind natürlich auch sehr interessant. Toyotas hohe Qualität ist nicht nur auf robuste, leicht konservative Produkte zurückzuführen, sondern auch auf produktorientierte und fehlerausmerzende Produktion - Arbeiter, die Verbesserungsvorschläge haben, werden gut belohnt.
Schon bemerkenswert, dass ich in einem Forum das Auswerten von Forenbeiträgen als Datenquelle vergessen habe. Aber wo kommen die Informationen her? Einiges ist garantiert Hörensagen - anderes auf obige Statistiken zurückzuführen.
Lieb Gruß
Oli
Ihr habt die Intuition vergessen Die ist markenunabhängig
Zitat:
@Creeper45 schrieb am 18. März 2015 um 19:51:48 Uhr:
Ihr habt die Intuition vergessenDie ist markenunabhängig
Sicher? Wenn man hier in manchen Foren liest...
Kann aber auch an der rosa Markenbrille liegen

Die Markenbrille war das Erste, was ich in meinem Autofahrer-Leben abgelegt habe. Sie erweist sich zur Beurteilung als äußerst hinderlich.
TÜV ist ganz nett, nur sowas wie Steuerkette wird leider nicht erfasst. Eigentlich sagt diese Statistik mehr über die Käufer als über die Qualität der Autos.
Für den Kauf eines Gebrauchtwagen trotzdem interessant. Wenn bei Modell X überdurchschnittlich Kleinigkeiten aufgrund von mangelnder Wartung die Abnahme verhindern, muss man wohl mit ungepflegten Modellen rechnen.
Zitat:
@DerBasse schrieb am 18. März 2015 um 21:19:35 Uhr:
TÜV ist ganz nett, nur sowas wie Steuerkette wird leider nicht erfasst.
Vorsicht, sonst verpast dir der Fanboy-Mod einen Maulkorb.
Man will ja den Hauptsponsor nicht verärgern

Wie bitte? Ist doch wahr. Motorschäden etc, was um Totalschaden führt, wird per se nicht beim TÜV aussortiert.
Dafür eine falsch eingestellte oder kaputte Lampe.
Zitat:
@DerBasse schrieb am 18. März 2015 um 22:32:32 Uhr:
Wie bitte? Ist doch wahr. Motorschäden etc, was um Totalschaden führt, wird per se nicht beim TÜV aussortiert.
Dafür eine falsch eingestellte oder kaputte Lampe.
Motorschäden = Stand der Technik

Mit einer falsch eingestellten Lampe könnte man andere stark gefährden!!!
Wenn der Motor erst gar nicht anspringt, dann kann erst gar keine Gefahr entstehen.


