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3 Jahre Cupra - ein Fazit
Da sich die Leasingperiode meines VZ nach 36 Monaten nun dem Ende nähert, scheint mir ein guter Zeitpunkt für eine Bestandaufnahme gekommen zu sein. Wo fangen wir an?
Ich habe mich seinerzeit für den VZ entschieden, weil Preis/Leistung (auch PS) einfach gut, im Prinzip unschlagbar waren und es von außen betrachtet ein wirklich, wirklich schönes Auto ist. Das empfinde ich auch nach wie vor.. Aus jedem Blickwinkel stimmt so ziemlich alles. Ecken, Kanten, Sicken, Linien, Proportionen – top. Gibt’s nichts dran zu rütteln. Auf den ersten Blick gilt das auch für den Innenraum. Auf den zweiten fällt aber der großflächige Einsatz von genarbtem Hartplastik ins Auge, in einem Umfang, der einem Fahrzeug der Kategorie > 50k€ doch nicht so wirklich gut zu Gesicht steht. Aber seis drum. Positiv wiederum das Platzangebot, auch und gerade im Fond. Selbst großgewachsene Passagiere freuen sich nach dem Einsteigen über das großzügige Raumangebot, welches die abfallende Dachlinie von außen keineswegs erahnen lässt. 4 x 1,85m sind kein Problem, weder Kopf noch Knie müssen hier leiden. Auch der Kofferraum passt, nicht übermäßig riesig, aber ich bin in der ganzen Zeit, auch in diversen Urlauben, nie an die Grenzen der Ladekapazität gestoßen. Mag auch daran gelegen haben, dass ich die Dame des Hauses aktiv beim Packen unterstützt habe.
Das Kapitel Motor ist schnell abgehakt. Leistung und Drehmoment satt. Mehr geht immer, aber bei dem heute allerorten herrschenden Geschleiche fühlt man sich jederzeit wie der Hecht im Karpfenteich. Einzig der Verbrauch passt nicht. Knapp 10l im Alltag-Drittelmix sind indiskutabel, vor allem im Hinblick auf die tatsächlich abgerufene Leistung. Der 2019er 540i meines Bruders mit 3.0l R6 und 340 PS braucht 0,5 - 1l weniger. Getriebe? Schwierig. Mittlerweile hat das DSG so ziemlich jeden Vorteil ggü. modernen Wandlern eingebüßt. Bei Themen wie Lastwechsel, Anfahrverhalten und Schiebebetrieb ist es sogar deutlich schlechter. Einfach mal einen BMW mit ZF 8-Gang Automatik fahren. Da gehen einem die Augen auf.
Das bringt mich zum insgesamt größten Ärgernis des Ganzen – das Fahren an sich. Ich habe in meinem Leben gut über 20 Autos besessen. Was die reine Fahrbarkeit angeht, rangiert der Formentor unangefochten auf dem letzten Platz. Das ist nicht mal ein Thema der beteiligten Komponenten an sich – aber deren Zusammenspiel und jeweilige Abstimmung sind teilweise schlicht katastrophal und – für mich – an der Grenze zur Unfahrbarkeit. Ansprechverhalten und Dosierbarkeit des Gaspedals sind jenseits von Gut und Böse, das habe ich so noch nicht erlebt. Ich fahre am Ortsschild vorbei, senke den Fuß und das Auto schaltet direkt einen Gang hoch. Vortrieb? Fehlanzeige. Mehr Gas…nichts…noch mehr…immer noch nichts…noch ein bisschen mehr – zack einen Gang (hin und wieder auch 2) zurück, Tritt ins Kreuz, sofort wieder runter vom Pedal. Einfach nur schlimm, schlimm, schlimm. Dazu ein extrem verzögerter Leistungseinsatz. Je nach Geschwindigkeit, Fahrstufe und- profil dauert es zwischen 1 und 3(!) Sekunden, bis nach einem Gasbefehl Leistung da ist. Im Kreisverkehr in eine Lücke stechen oder noch schnell vorm Gegenverkehr abbiegen? Bloß nicht. Mittlerweile habe ich mich drauf eingestellt, aber anfangs bin ich deswegen in teils wirklich brenzlige Situationen geraten, als ich, den Fuß voll auf dem Pedal, mit Schrittgeschwindigkeit in den Gegenverkehr gerollt bin. In D brummelt und ruckelt das Auto in einem Drehzahlbereich kurz vorm Absaufen vor sich hin, selbst bergauf wird nicht automatisch zurückgeschaltet. In S genau umgekehrt, Drehzahl dauerhaft viel zu hoch, völlig Banane. Für den Alltag beides leider komplett unbrauchbar. Sehr schade, müsste nicht sein.
Ein absolutes Unding sind auch viele Assistenzsysteme, so sie denn überhaupt verfügbar sind. 1 – 2 gelbe Lämpchen leuchten eigentlich immer, begleitet von fröhlichem Gebimmel, weil sich mal wieder dieser und jener verabschiedet hat. Rangierbremsfunktion, Travel Assist, Notbremsfunktion – alle nur sporadisch anwesend. Unfallwarnungen mit hektischen Automatik-Bremsungen wenn der Vordermann abbiegt gehören ebenfalls zum Alltag. Da kommt Freude auf. Beim 8er GTI meiner Frau übrigens das Gleiche in grün, Warnton-Stakkato bis zum Blutsturz. Zwischenzeitlich wurde das komplette Lenkrad getauscht. Bimmelt halt nicht mehr 20 x pro Stunde, sondern nur noch 3 x. Man muss sich an den kleinen Dingen erfreuen.
Über die Touch-Bedienung an sich ist alles gesagt denke ich. Das ist einfach eine strukturelle Schwäche, die hat Cupra aber nicht exklusiv für sich.
Wie geht’s weiter? Mein nächstes Fahrzeug kommt aus Bayern, Benziner, 6zylinder, irgendwas vor 2020, bevor der ganze Digitalisierungswahn eingesetzt hat. Schalter, Knöpfchen, Rädchen. Ich freu mich drauf. Mit Cupra und VW insgesamt bin ich erstmal durch.
See you!
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7 Antworten
Größtenteils kann ich (sogar nach nur wenigen Monaten) einiges von deinen Kritiken bestätigen, habe daher und aus entsprechenden Erfahrungen in den Jahren zuvor, bewusst nur Leasing in Betracht gezogen, weil ich mich im "Fall der Fälle" nur eine begrenzte Zeit ärgern muss. Leider ist es auch so gekommen (Fahrwerksprobleme).
SW-Probleme hatte ich nur wenige, noch keine unerwarteten Ausfälle der Assistenz-Systeme. Dennoch arbeiten sie nicht so "smooth" wie in meinem vorherigen Seat Ateca. Nervig sind die ständigen Aufforderungen, das Lenkrad zu übernehmen wenn man mit nur einer Hand am Lenkrad fährt. Diesbzgl. war der Ateca (und auch unser Audi) "toleranter".
Nerviger finde ich insgesamt das sehr lahme Infotainment-System (inkl. Bedienung der Assistenten) und die oft wenig intuitiven Bedienungsoptionen.
Da ich im Rahmen eines Minijobs viele versch. BMW-Fahrzeuge fahre, kann ich bestätigen, dass dies einen völlig andere "Hausnummer" ist. Dennoch finde ich in deren Portfolio kein Fahrzeug, das meinen Kriterien gleichermaßen entspricht wie der Formentor oder auch der Ateca - schon gar nicht unter Berücksichtigung des Preises.
Der hohe Spritverbrauch (VZ310) ist auch in meinen Augen nicht "Stand der Technik". Da ich aber mit 8-10tkm/J. ein "Wenigfahrer" bin und mir das vor Bestellung bekannt war, kann ich damit leben.
Ob nach Leasingende der Formentor-Facelift für mich eine Option sein wird, mache ich primär vom Preis abhängig. Ein E-Auto würde ohnehin besser in mein Fahrprofil passen, aber das ist ein anderes Thema.
Hi,
ich habe meinen zwar erst knapp 4 Monate, aber ich bin völlig bei Dir.
Optik fabelhaft, Innenraum designmäßig klasse, aber viel zu viel Hartplaste.
Verbrauch empfinde ich im Vergleich auch zu hoch, wenn man nur wenig Leistung abruft.
Abstimmung und Leistungsentfaltung sehe ich auch für einen modernen Motor als verbesserungswürdig (klar Turbo, aber die Zeiten, in denen man nach 2 Sekunden erst den Tritt ins Kreuz spürt sind vorbei. Bei BMW merkt man kaum noch, ob man einen Sauger oder was aufgeladenes fährt) auch die Schalterei, welche das DSG hält. Die Software vom Getriebe muss recht einfach gestrickt sein, eben Strecke, bergab, bergauf, das macht irgendwie vom Schaltverhalten keinen Unterschied. Ne ZF Automatik schaltet runter, wenn man bergab fährt für höhere Motorbremswirkung, kennt das VW DSG nicht. Ich vermute fast, die Neigung hat keinerlei Einfluss auf die Kennlinie vom Getriebe.
Ansonsten, wenn man dem EA888 aber mal die Sporen gibt, rennt der wirklich gut. Das ist schon klasse.
Fahrwerk und Schaltverhalten/Komfort DSG Getriebe sind deutlich unter auch älteren BMWs. Da war selbst mein E83 nicht so polterig bei Unebenheiten und das später verbaute 8 Gang ZF und deren Abstimmung ist ein Traum.
An den Assistenten habe ich wenig zu mäkeln. Nutze aber auch nur die Notbremsfunktion ständig, da bekomme ich zwar (zu recht) Meldungen im Tacho aber sinnlose Bremsungen gabs bislang keine. Travelassist hab ich nur paar mal getestet, bis auf zu starke und lange Bremsungen, wenn ein Vordermann abbiegt funktioniert der auch in Ortschaften recht gut.
Navi, Telefon, Medien laufen bislang problemlos.
(SW 1940)
Sehr positiv hervorheben möchte ich das Virtual Cockpit. Design, Anzeigemöglichkeiten und Konfigurierbarkeit finde ich mehr als gelungen.
Bereuen tu ich den Cupra bislang nicht, aber einiges ist doch "Welten" unter z.B. BMW und dem Werbeauftriit des Herstellers nicht würdig.
Vom Beats möchte ich erst gar nicht reden.
Wenn ihr einen BMW mit dem Formentor vergleicht, dann geht das nur mit dem X1 oder X2.
ZF-Getriebe werden nur ab dem BMW 3er oder X3 verbaut. Das ist ein ganz anderes Preisniveau.
Ich hatte vor dem Formentor den "alten" X2 mit Allrad und 8-Gang Aisin-Wandlergetriebe. Das Getriebe war wirklich gut.
Leider wird im neuen X1/X2 auch nur noch ein Getrag-Direktschaltgetriebe eingebaut. Das schaltet auch nicht viel besser. Beim alten X2 waren als Beispiel die hinteren Türverkleidungen noch aufgepolstert und hatten Ambientelicht.
Der neue hat da auch nur noch Hartplastik ohne Licht. Wie ihr seht wird überall gespart. Nicht nur im VW-Konzern.
Vergleicht man den neuen X2 M35i mit dem VZ 310 beträgt der Preisunterschied Brutto ca. 20.000 €.
Bei diesem Preisunterschied kann ich locker über Kleinigkeiten hinweg sehen.
Zitat:
@felix011 schrieb am 20. Juni 2024 um 12:54:33 Uhr:
Wenn ihr einen BMW mit dem Formentor vergleicht, dann geht das nur mit dem X1 oder X2.
ZF-Getriebe werden nur ab dem BMW 3er oder X3 verbaut. Das ist ein ganz anderes Preisniveau.
Das ist in Teilen richtig, aber vieles ist zusätzlich zu den technischen Unterschieden auch hausgemacht. Einfach mal locker cruisen und mit den Paddels schalten. Hoch bei 2.500, runter bei 1.500. Ist sofort ein ganz anderes Auto. Leistung direkt da wenn man sie braucht, kein Geruckel und Gezuckel, fast unmerkliche Schaltvorgänge, alles richtig schön geschmeidig. Es ginge also deutlich besser, das macht es doppelt ärgerlich. Aber es geht eben nicht mehr um beste Fahrbarkeit, sondern darum, den letzten Hundertstel-Liter beim WLTP-Zyklus rauszuholen. Und so fährts dann eben auch.
Aber so ist es halt, wir wollen schließlich die Welt retten. Vor paar Wochen bin ich beim 18-jährigen Sohn eines Kollegen mitgefahren. Der schaltet in der 30er Zone in den 5ten Gang. Kriegen die in der Fahrschule so gezeigt. Da kannste wahnsinnig werden.
Zitat:
@SirHenry310 schrieb am 20. Juni 2024 um 13:27:37 Uhr:
Der schaltet in der 30er Zone in den 5ten Gang.
Mit dem richtigen Motor kein Problem.
Das ist in Teilen richtig, aber vieles ist zusätzlich zu den technischen Unterschieden auch hausgemacht. Einfach mal locker cruisen und mit den Paddels schalten. Hoch bei 2.500, runter bei 1.500. Ist sofort ein ganz anderes Auto. Leistung direkt da wenn man sie braucht, kein Geruckel und Gezuckel, fast unmerkliche Schaltvorgänge, alles richtig schön geschmeidig. Es ginge also deutlich besser, das macht es doppelt ärgerlich. Aber es geht eben nicht mehr um beste Fahrbarkeit, sondern darum, den letzten Hundertstel-Liter beim WLTP-Zyklus rauszuholen. Und so fährts dann eben auch.
Aber so ist es halt, wir wollen schließlich die Welt retten. Vor paar Wochen bin ich beim 18-jährigen Sohn eines Kollegen mitgefahren. Der schaltet in der 30er Zone in den 5ten Gang. Kriegen die in der Fahrschule so gezeigt. Da kannste wahnsinnig werden.
Da gebe ich dir recht das sich der BMW mit 8-Gang Wandler und Bi-Turbo besser fährt.
Ein 8-Gang Wandler hat eine kürzere Übersetzung als ein 7-Gang DSG. Auch der Turbolader mit
kleiner Turbine für niedrige Drehzahlen und großer Turbine für höhere Drehzahlen trägt seinen Teil
dazu bei. Man muss halt für sich entscheiden ob es einem der Premium-Aufschlag wert ist.
Also in Sachen DSG- Getriebe kann ich dir uneingeschränkt recht geben. Bei Lastwechsel sind die Schaltzeiten einfach ne Katastrophe. Dauert viel zu lange. Und wenn man das Gaspedal etwas weiter durchtritt reagiert der Gurtstraffer fast schneller als das Getriebe....