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Allgemeine Fragen zur Vollastanfettung u.ä.
Hallo zusammen,
ich bin hier bisher im wesentlichen ein passiver Leser, der sich aber sehr für den Betrieb mit Exx-Mischungen interessiert. Ich bin da insofern ein Angsthase, so dass ich zur Vermeidung von Schäden durch zu mageren Motorlauf momentan E85 und Super im Verhältnis 1:3 mische (Corsa C, Motor Z10XE). Damit dürfte ich ja eigentlich auf der sicheren Seite, auch wenn damit natürlich eine Kostenersparnis bei den momentanen Spritpreisen bei uns (E85: 99 ct, Super 120 ct) nicht unbedingt drin ist.
Ich kann aufgrund meiner chemischen "Vorbildung" sehr gut nachvollziehen, warum das Gemisch bei steigendem EtOH-Anteil angefettet immer stärker werden muss, daher auch meine Angst vor zu magerem Motorlauf. Da die Vollastanfettung (neben dem Kaltlauf) wohl der größte Knackpunkt der Geschichte ist, hätte ich hierzu mal einige Frage und hoffe, hier Antworten zu finden
Ich vermeide Fahrzustände mit dem Pedal am Bodenblech auch im Benzinbetrieb meistens (eben wegen der Vollastanfettung, die zusätzlich Sprit kostet), gebe aber dennoch zügig Gas (also lieber im höheren Gang mit stärkerer Motorauslastung), um die Drosselklappenverluste möglichst gering zu halten. Es stellen sich mir also folgende Fragen (sowohl allgemein, als auch möglicherweise direkt auf meinen Motor bezogen):
1. Ist die Vollastanfettung eurer Meinung nach ein kontinuierlicher Prozeß (also ab einem gewissen Punkt eine stetig stärkere Anfettung mit steigender Motorlast) oder setzt das ab einer gewissen Pedalstellung schlagartig ein? Wenn ja, dann erst am Bodenblech oder schon einige mm vorher?
2. Man liest hier sehr oft, dass die Vollastanfettung starr auf ein Luft/Kraftstoff-Verhältnis von 12,5 (oder so) anfettet. Ich frage mich, ob das selbst im Benzinbetrieb nicht vielleicht ein Problem sein kann. Es gibt doch sicherlich auch im Benzinbetrieb Fälle (Falschluft, verstopfter Kraftstofffilter), wo die Einspritzzeit erhöht werden muss, um Lambda=1 zu erreichen. Auch in solchen Fällen würde ja der Motor (selbst mit Standard-Benzin) beim erreichen der Vollgasstellung sofort im zu mageren Bereich laufen und entsprechende Schäden wären zu befürchten. Für mich erscheint es viel logischer, dass die Vollastanfettung bezogen auf das (bei Teillast per Lambda-Sonde bestimmte!) Kraftstoff/Luft-Verhältnis einen festen Prozentsatz aufschlägt. Ich hätte erwartet, das wenigstens der "long-term fuel trim" oder wie das heisst berücksichtigt wird. Gibt es dazu definitive Aussagen, dass das nicht der Fall ist?
3. Wenn eine Anfettung auf ein festes Kraftstoff-Luft-Verhältnis erfolgt, dann müsste doch bei einem E85-betrieben Fahrzeug unter der Annahme, dass die Anfettung schlagartig einsetzt, die paradoxe Situation eintreten, dass bei höherer Gaspedalstellung (nach Aktivierung der Vollastanfettung) weniger Kraftstoff eingespritzt wird, als einige mm-Pedalausschlag vorher (also dem höchsten Lastzustand, der noch Lambda-geregelt ist). Das müsste sich doch dann durch einen schlagartigen Leistungseinbruch äußern, oder? Hat jemand einen solchen Effekt schonmal beobachtet?
4. Ist die Vollastanfettung eigentlich in jedem Drehzahlbereich aktiv, sofern sich das Gaspedal am Anschlag befindet, oder erst bei höheren Drehzahlen? Mal angenommen, ich fahre bei 2000 min^-1 im 5. Gang durch die Stadt und gebe dann Vollgas, wird bereits dann angefettet oder erst wenn ich das gleiche bei 5000 min^-1 auf der Autobahn mache?
5. und letztens: Wenn man von der dubiosen Vollastanfettung und einem natürlich nicht lambda-geregelten Kaltstart absieht, kann man dann davon ausgehen, das ein zu magerer Motorlauf (also "Anfettungsbedarf" außerhalb der Regelgrenzen) in jedem Fall per Motorkontrollleuchte angezeigt wird? Oder es gibt es Fälle, in denen (trotz warmem Motor und moderater Last) der Fehler einfach nur stillschweigend zur Kenntnis genommen wird? Findet er sich dann aber wenigstens im Fehlerspeicher (der sich bei meinem Modell leicht durch Einschalten der Zündung bei getretenem Gas und Bremse durch Blinken der MKL abfragen lässt) oder taucht sowas auch dort unter Umständen nicht auf?
So, ich danke euch ganz herzlich fürs Durchlesen! Falls jemand nach diesem Roman noch Lust verspürt, mir zu Antworten, dann würde ich mich echt freuen!
Schönes Wochenende!
KillerGurke
Beste Antwort im Thema
Hallo zusammen,
Ich bitte um Entschuldigung dafür, diesen mehr als toten Thread wieder aus der Versenkung zu holen! Ich wollte allerdings meine Erkenntnisse mit euch teilen und tue das am besten hier als Antwort, da dieser Thread bei Suchmaschinen immer noch sehr hoch in den Trefferlisten auftaucht, wenn man nach der dort angesprochenen Fragestellung sucht und ich setze daher die Reihe der langen Post fort.
Zusammenfassend ging es ja nun darum, ob vom Steuergeräte erlernte Fuel-Trim-Werte in die Berechnung der Einspritzzeit für die Volllastanreicherung mit einbezogen werden (unter der Voraussetzung, dass die Einspritzdüsen diese Zeit auch leisten können). Ich habe mir vor einigen Tagen einen China-ELM327-Clone und die Android-App "Torque" gegönnt, die sowohl die Long- und Short-Term Fuel-Trims als auch die Spannung der Lambdasonde auslesen kann und habe damit ein bisschen herumgespielt.
Zur Ausgangssituation:
Noch immer Corsa C, Z10XE, noch immer serienmäßige Einspritzdüsen, mittlerweile ca. 165 tkm, keine EtOH-bedingten Schäden.
Tankfüllung: 15 L E10, 22 L "E85" (Winterware, also als E70 angenommen). Errechneter Mehrbedarf an Kraftstoff (unter der Annahme eines Mehrverbrauchs von +35% E85 bezogen auf E0): ~ 16%
Der angezeigte Long-Term Fuel-Trim (nach ca. 50 km gemäßigter Autobahnfahrt) deckt sich mit einem Faktor von 1,151 hervorragend mit dem theoretisch berechnetem Mehrbedarf an Kraftstoff. Nach Zugabe weiterer 5 Liter E70 zu diesem Tankinhalt (durch mehrere Kurzstreckenfahrten war der genaue Tankinhalt nicht mehr durch hinreichend genau durch den Durchschnittsverbrauch zu beschreiben) pendelte sich der Long-Term Fuel-Trim bei +21,1% ein (multiplikativ zu verstehen, also Faktor für die Einspritzzeit=1,211). Der Short-Term Trim schwanke dabei um 0 herum, wie für eine gelungene Adaption zu erwarten, auch die Lambdasondenspannung schwankte zwischen 0,8 und 0,1 V. Also: Zumindest bis zum Faktor 1,21 wird einwandfrei ausgeregelt, was sich mit der oft zitierten Regelgrenze von +/- 25% deckt.
Experiment 1:
Ausdauernde Volllast an diversen steilen Autobahnsteigungen bei "niedriger" Drehzahl (3000-4000 RPM, entsprechend ca. 90 bis 120 km/h im 5. Gang), die aufgrund quasi nicht vorhandener Beschleunigung des kleinen Dreizylinders hinreichend lange gehalten werden konnte.
Ergebnis 1: Zu Beginn etwas schwankende Fuel-Trim-Werte, aber ständig korrekt pendelnde Lambdasondenspannung. Daher die Vermutung: Beim Z10XE im Corsa C ist die Lambda-Regelung prinzipiell auch bei Vollast aktiv, sofern die Drehzahl nicht zu hoch ist.
Experiment 2:
Vollgas auf geraden Autobahnteilstücken, die selbst meinem Fahrzeug mit Heimweh und Rückenwind 160-170 km/h (laut Tacho) ermöglichen (Drehzahl > 5000 RPM).
Ergebnis 2: Lambdasondenspannung bei 0,8 V festgewachsen, also fett. Die ausgelesene Spannung schwankte dabei hinreichend stark und unregelmäßig um ca. +/-0,05 V, so dass ich einen echten Messwert statt eines fest von der Motorsteuerung angenommenen Ersatzwerts vermute. Also die Schlußfolgerung: Der vorher erlernte Long-Term Fuel-Trim wird zumindest bei meinem Fahrzeug definitiv auch bei der Volllastanfettung benutzt und die Einspritzdüsen sind ausreichend groß für die gefahrene Mischungen. Eine Lambda-Regelung, die bei einer Sprungsonde unweigerlich mit schwankenden Spannungswerten einhergeht, findet allerdings oberhalb einer noch zu bestimmenden Drehzahlgrenze nicht mehr statt.
Weitere Experimente mit Mischungen, die die oft postulierte 25%-Regelgrenze überschreiten folgen. Besonders interessiert mich dabei die Frage, ob eine leuchtende MKL den Motor definitiv in einen kennfeldgeregelten Notlauf zwingt oder ob auch in diesem Fall die Lambdaregelung aktiv bleibt, so weit sie es eben kann...
Viele Grüße
KillerGurke
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18 Antworten
zu1.
müsste einsetzen nach einem fest bestimmten Winkel der Drosselklappe/Unterdrucksensor (MAP)
zu2.
Die Lamdasteuerung soll auf Lamda1 das optimale Verhältnis zu Leistung und Verbrauch(mittlerweile auch emissionen) erreichen. Die Volllastanfettung soll aber wiederrum die maximale Leistung erreichen. Dann ist auch nicht Lamda=1 sondern Lamda=0,85...
-->soviel Falschluft hinter der DK wird nicht kommen, ohne das du dies deutlich merkst.
-->verstopfter Kraftstofffilter merkste erstmal an unzureichender Gasannahme und ruckeln... Volllast wird nicht drin sein.
zu3.
musste es erstmal verstehen...
NÖ NÖ! Du kannst nur max 100% einspritzen. So, das ganze gesehn mit Exx fehlt dir schonmal Engergie. So, die Lamdaregelung kann jetzt auch nur die 100% einspritzen. Sodass du keine Volllastanfettung unter Exx haben wirst. Ergo vorher mager, bei Volllast und Volllastanfettung keine Veränderung, also auch mager. Max 100%!!!
=>Duty cycle der Einspritzventile (Auslastung)
zu4.
siehe zu1.
immer bei durchtreten. bei 1.000 wie auch bei 6.000U/min.
Deswegen der Trick, auf der BAB immer knapp unter Vollgas bleiben. Deutlich weniger Verbrauch als Vollgas und 10km/h schneller.
zu.5
Bei uns Opelfahrern ist ein FC abgelegt, der aber nicht angezeigt wird. Meiner Meinung aber eigentlich schon dann ein zu kritischer Bereich.
-->Beim Start wird nicht nach Lamdawerten vorgegangen. Da zählt allein die schnelle anheizung des Kats. Mit all seinen verschiedenen Versionen.
Bei Volllast ist nur die Regelung der Lamda inaktiv. Messen kann sie trotzdem. Ob nun trotzdem Werte für einen FC genommen werden, wird wohl ausserhalb unserer Erkenntnis bleiben. Das wird kein Hersteller preisgeben.
Schau doch mal bitte, welche Einspritzventile du drin hast (gibt bei Opel verschiedene). Und dann versuch mal bitte den Durchsatz dieser rauszubekommen. Vllt. kannst du ja von einem grösseren Motor welche einbauen. Das funktioniert bei mir zumind. ganz wunderbar. Der Verbrauch liegt auch im Rahmen des normalen (bei Benzin). -->Vllt. kannst du von einem User die ESV abkaufen. Von 1,8 und 2L 16V sind welche im Angebot. Das wie gesagt, aber erst wenn du den Durchsatz deiner rausbekommen hast.
zusammengefasste antwort:
Hier kann ich nur von meiner mir bekannten Motorsteuerung ausgehen.
Diese macht das ganze Spielchen so:
70% Last = Kennfeld
über 5000upm = Kennfeld
(Kennfeld ist in diesem Fall "Vollgasanreicherung" aber gleich dazu mehr)
Nun sieht das ganze nicht so aus das plötzlich einfach mehr Sprit eingespritzt wird.
ich schreib mal ein "kennfeld" als Bespiel
Hohe Last
|1000|2000|3000|4000|5000|6000|7000upm
| 13,5| 13 | 12,5| 12 | 11,5| 11 | 10,5
| 13,5| 13,5| 13 | 13 | 12 | 12 | 11
| 14 | 14 | 13,5| 13,5| 13 | 13 | 12
| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7
| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7
Niedrige Last
so in etwa sieht ein "kennfeld" aus... es ist folgendermaßen zu lesen: oberste Zeile: höchster Lastzustand, unterste: niedriegster Lastzustand.
die Zahlen sollen einfach für XX:1 stehen!
so: jetzt fährst du mit 20% gas in der Stadt, deine Lambdasonde regelt das gemisch. Trotzdem ist für diesen Zustand eine Tabelle mit "einspritzzeiten" Definiert (in diesem fall durch theoretische Luft:Benzin angaben bestimmt!)
Wenn die reale Einspritzzeit jetzt von der berechneten abweicht, dann "werden die Fueltrims" angepasst.
Heißt die Steuereinheit merkt sich: ich brauch 120% der Spritmenge in der Tabelle...
Das ganze funktioniert bis die Steuereinheit einen bestimmten Wert überschreitet, dann gibt sie eine Fehlermeldung aus: "Lambdasonde Defekt, oder Gemisch zu mager/fett"
wenn Tabelle und lambda immer 100% passen, könnte man die Lambdasonde auch ausbauen und würde dann nur nach tabelle die selben werte fahren (auch ohne hohe last!) ! (achtung, manche autos gehen ohne lambda auf nummer sicher und setzen einfach +XX% mehr sprit ein!)
So, wenn man jetzt Gas gibt, wird der Lambdawert ignoriert und es werden nur die passenden Werte aus der Tabelle genommen, da die Lambda nur auf 14,7:1 regeln kann.
jetzt gibt es an dieser Stelle aber keinen Sprung! Denn in der Tabelle sind für die niedirgen Lastzustände auch Werte von Lambda = 1 festgelegt.
Der Lastzustand wird unterschiedlich ermittelt, je nach auto, aber meist über Luftmassen/mengenmesser.
@Pastpower
Bei mir wird kein Lambdafehler ausgegeben, wenn ich "konstant" Vollgas fahre, aber schon eine recht unmögliche sache
Zum Fehlercode:
Vorallem bei kurzstreckenfahrten kann es TROTZ kaputter lambda, oder zu magerem Gemisch dazu kommen das NIE ein fehler hinterlegt wird!
Denn im kalten zustand gibt es nochmal ein Program das ingesamt X% anfettet und die Lambdasonde bis zum erreichen der Betriebstemp ignoriert.
Gibt diese sonde dann immer noch kein Signal raus, fahren einige Fahrzeuge noch problemlos 20min nach Kennfeld und gehen erst dann von einer Defekten lambda aus!
Hallo,
vielen Dank für die bisherigen Antworten. Zuerst möchte ich mich nochmal dafür entschuldigen, meine Fragen wohl manchmal etwas missverständlich formuliert sind. Auf die Sache mit dem Kennfeld möchte ich nochmal eingehen und meine Frage etwas präzisieren:
Die hier verwendeten Zahlen dienen nur der Illustration, aber als Beispiel müsste deutlich werden, was ich meine. Stellt man sich nun einen Motor im Benzinbetrieb vor, bei dem die im Kennfeld hinterlegten Einspritzzeiten auch absolut passen, also Fuel Trim = 0. Dann gehen wir davon aus, unser hypothetischer Motor ein unrealtistisch primitives Kennfeld HÄTTE, also sowas:
Last > 95%
| 12,5| 12,5| 12,5| 12,5| 12,5| 12,5| 12,5
| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7| 14,7
niedrige Last
Dann bedeutet das für mich erstmal folgendes: Bei niedriger Last (und normalen Drehzahlen) dienen die dort hinterlegten Einspritzzeiten als Basis und werden aufgrund der gemessenen Lamda-Werte korrigiert. Dazu dient ein konstanter Faktor, den ich als "Fuel Trim" kenne, also wie in deinem Beispiel ein Faktor von 120%. Soll der Motor nun Vollgas getreten werden, dann möchte die Motorelektronik zusätzlich anfetten (siehe obere Zeile im primitiven Kennfeld). Im fetten Bereich liefert eine (Sprung-) Lambda-Sonde aber kein brauchbares Signal mehr, so dass der Motor das geforderte Kraftstoff-Luft-Verhältnis nun "blind" einstellen muß, ohne dass die Lambda-Sonde als Regelglied dient. Habe ich das sowie richtig verstanden?
Die Kernfrage ist nun folgende: Welche "Einspritzzeiten" stellt die Elektronik nun ein?
Fall a) Eine Zeit die stur dem im Kennfeld hinterlegtem Verhältnis (12,5) entspricht
oder
Fall b) bezieht es dabei den Fuel-Trim mit ein, der ja aber bei niedriger Motorlast "erlernt" wurde (also 12,5 + Fuel Trim)?
Um das mal deutlich zu sagen: Mir ist durchaus klar, dass bei reinem E85 die eingespritze Kraftstoffmenge durch die Düsengröße limitiert ist (ich werde mal schauen, was bei mir montiert ist, danke für den Tipp!). Geht man nun aber theoretisch davon aus, die Düsen wären in unserem hypothetischen Motor unendlich groß, also auf jeden Fall groß genug auch die Vollastanfettung auf 12,5 + Fuel Trim zu schaffen, dann wäre ja in Fall b) alles in Butter. In Fall a) gäbe es folgende paradoxe Situation:
Bei niedriger Last wird auf E85 der Fuel Trim so eingestellt, dass aus dem stöchiometrischen Luft/Benzin-Gemisch von 14,7:1 ein stöchiometrisches Luft/E85-Gemisch von 9,8:1 wird. Also vereinfacht gesagt entspricht dem Fuel-Trim ein Faktor von 1,5. Gibt man nun Vollgas, wird laut Kennfeld ein Verhältnis von 12,5:1 eingestellt. Ist das STG nun so intelligent, dieses Verhältnis aufgrund des bei Teillast gelernten Faktor zu 12,5/1,5=8,3 einzustellen, dann ist auch auf E85 nun alles in Ordnung (Gemisch an E85 angepasst und trotzdem angefettet). Vernachlässigt das STG aber bei reiner Kennfeld-Fahrerei ohne Lambda-Kontrolle (=Volllast) den Fuel Trim, so wird nun stur ein Gemisch von 12,5 eingestellt.Dieses ist zwar gegenüber den 14,7 (Benzin) angefettet, gegenüber dem benötigten E85-Gemisch von 9,8 (bzw. bei Vollast 8,3) sogar abgemagert! Und davor habe ich Angst...! Daher ganz konkret und knapp:
Wird auch bei Betrieb nach Kennfeld ohne Lambda-Kontrolle (Volllastanfettung bzw. Kaltstart), ein vorher erlernter Korrekturfaktor angewandt oder wird der in diesem Falle ignoriert?
Mir ist klar, des es in der Praxis aufgrund zu geringer Düsengröße ein großes Problem sein kann, die 8,3:1 einstellen bzw. erreichen zu könnnen. Die Frage ist nur: Versucht es das STG überhaupt oder versucht es, die 12,5 zu erreichen?
Ich hoffe, ich habe meine Frage nun etwas präzisiert
Viele Grüße
KillerGurke
Ok, ne Sprunglamda liefert auch bei anfettung Werte. Nur werden diese nicht genommen... Deswegen ja auch die "blinde" Anfettung nach festen Werten.
*Die Kernfrage ist nun folgende: Welche "Einspritzzeiten" stellt die Elektronik nun ein?
-->In der Lamdareglung Kennfeld+Faktor; Volllast der feste Werte (is aber höher als Lamdaregelung)
Mit den "Fueltrim´s" gehts sogar noch besser. Es gibt "Short"- und "Long"-trims. Short reagiert bei schnellen Änderungen wie etwa Regen, andere Luft etc. Der Longterm passt sich langsamer an und kann durchaus auch ein "Fahrerprofil" erfahren werden kann.
Die Fueltrims orientieren sich auf jeden Fall erstmal an Lamda=1.
----------------
Arg... NÖ, Fueltrimm von 1,5 is nicht! Gemessen wurde schonmal 1,21. Also 21% anfettung.
So, deine Gemischangaben 14,7:1 und 9,x:1 entsprechen der optimalen Verbrennung. Bei den angenommenen maximalen 21% anfettung kommst du auf 12,1:1. Du siehst also, hier fehlt dir einfach die Regelgrenze um genug einspritzen zu können. Das ist der Hauptknackpunkt.
Dein Denkfehler geht jetzt in dahin, dass du die maximale Nachregelfähigkeit auf´s unendliche Aufweiten willst.
Sieh es mal anders:
(ohne jetzt 14,7:1 etc mit einzurechnen!)
Du kannst 10L einspritzen. Das ist das maximale der Volllasteinspritzung. Unter Lamda=1 sind es 8L. Dieser Wert steht im Kennfeld. Nun bist du so unterwegs, dass er nachregeln muss. Macht dann 8L+20% =>9,6L... Bei Volllast kommt wie du siehst dann doch mehr.
Das Hauptproblem kommt jetzt. Du brauchst bei E85 nähmlich 13L bei Volllast und 10,4L bei Teillast. Die 0,4L könnten vllt. noch nicht so dramatisch werden. Dazu kann jetzt aber noch dein "Fueltrim" kommen. Was schonwieder über 12L macht.
Die Fueltrims sind nur bei der Lamdaregelung aktiv. Einfach zu merken. Lamdaregelung hat alles flexible drin, Volllast ist nur starr nach festen Werten.
Übrigens wird Volllast aus mehreren Faktoren gemessen. LMM, MAP, Drosselklappenstellung... alles was du so an Sensoren dran hast. Deshalb kannst du ja auch bei 6.500U/min auch in der Lamdaregelung fahren. Einfach nur etwas vom Gas gehen.
Vielen Dank nochmal, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir aneinander vorbeireden
Eigentlich hast du die Frage ja beantwortet, wenn du sagst, dass bei Vollast nur nach starren Werten gefahren wird, aber ich will da nochmal nachfragen, weil ich nicht sehe WARUM das so ist.
Du hast sicher recht, dass meine Annahme einer unendlich breiten Regelgrenze nicht auf die Realität zu übertragen ist. Dennoch, es geht mir hier ums Verständnis, wofür solche Modellfälle ja sicherlich sinnvoll sein können. Lassen wir mal E85 aus dem Spiel, betrachten wir folgenden hypothetischen Fall mit Phantasiewerten:
Es gibt zwei Kraftstoffe, A und B. Der Motor ist für A optimiert, optimales Luft/A-Verhältnis ist 10:1. Der Motor läuft aber auch mit B, hier ist aber das optimale Luft/B-Verhältnis 9:1. Durch die Lambda-Regelung bekommt der Motor das mit und sprizt im Teillastbereich mit B als Kraftstoff auch wirklich dann 9:1 ein. Soll heissen: Via Regelung durch die Lambdasonde wird der Motor gezwungen 10% mehr Kraftstoff einzuspritzen (also [10-(10%*10)]:1 = [10-1]:1 = 9:1). Diese 10% bezeichne ich nun hier mal einfach als "Fuel Trim". So, nun beinhaltet die Motorsteuerung (entwickelt für Kraftstoff A) die Regel, dass bei Vollast mit Kraftstoff A ein Verhältnis von 9,5:1 einzustellen ist. Eine Lambdaregelung wird dann sicher nicht mehr erfolgen, aber ich sehe keinen Grund, warum das System plötzlich seinen erlernten Korrekturfaktor von 10% vergessen sollte und stur 9,5:1 einspritzen sollte. Auch im Betrieb mit Kraftstoff A können ja außere Umstände wie Temperatur, verstopfter Luft- oder Kraftstofffilter o.ä. ja einen Korrekturfaktor ungleich 0 bedingen. Ich würde eher erwarten 9,5-(10%*9,5):1 = 9,5-0,95:1 = 8,55:1.
Also, unter der Annahme, dass die Düsen groß genug sind, bekommen wir folgende Situationen:
a) Teillast mit A: 10:1
b) Volllast (außerhalb Lambda-Regelung) mit A: 9,5:1
c) Teillast mit B (dank Lambda-Regelung): 9:1 [alles paletti]
d) Volllast mit B wenn 10%-Abweichung aus Teilllastbereich "auswendig gelernt": 8,55:1 [alles paletti, Anfettung gegenüber c)
e) Volllast mit B wen 10%-Abweichung nicht berücksichtig, also stur "nach Tabelle": 9,5:1 (also identisch zu Volllast im Betrieb mit Kraftstoff A und damit Abmagerung gegenüber c!)
Fall b) verhält sich zu a) wie erwünscht: Anfettung um 10%
Fall d) verhält sich zu c) wie erwünscht: Anfettung um 10%
Fall e) bedeutet jedoch eine VolllastABMAGERUNG gegenüber c)! Bei einem Übergang vom Teil- in den Vollastbereich wird also in diesem Beispiel weniger Sprit eingespritzt. Das ist das, was mir so komisch vorkommt...
Viele Grüße nochmals
KillerGurke
au man^^
Als Basis erstmal: Die Motorsteuerung ist für REIN Benzin ausgelegt. Deswegen müssen auch keine anderen Werte als "kann" einbezogen werden. Die Lamdasteuerung hat den eigentlichen Grund, das Abgas so rein wie möglich zu halten. Das ist nunmal bei 14,7:1. Egal was du ihm jetzt mit den "Fueltrim´s" beibringst, bei Volllast wird ein "Schalter" umgelegt und die festen Werte die bei Benzin die ja immer (DIN-Norm) gleich sind genommen.
Dann hast du nur die Regelgrenze von etwa 20% (Volllast vllt. 25%). Du brauchst aber min. 30%... Da wird hier ab und zu noch gestritten, ob es nicht sogar noch weit mehr sein müsste... Wenn du das jetzt in deine Vorstellungen einbaust, streichst du die hälfte deiner Punkte raus und hast nur noch die schlechten^^
@KillerGurke
Du hast genau das Problem erfasst, er schön Formuliert. Doof das ich meine Beiträge immer zwischen Tür und Angel verfassen
Antwort deiner Frage:
Wirken sich die Fueltrims auch auf den Volllastzustand aus?
JEIN
Heißt: Es gibt Fahrzeuge wo dieses der Fall ist! Aber auch welche die das Ignorieren.
Leider entwickeln sich die neuere Fahrzeuge in der Beziehung sehr kontraproduktiv.
Zwar berücksichten mehr fahrzeuge die Fueltrims bei Volllast, aber man spart massiv an Düsengröße! Denn so kleiner man wird mit den Düsen je besser ist die Zerstäubung.
im Übrigen sollte man kurz erwähnen das je nach auto "fueltrims" bei 0 unverändert sind, oder bei 100%! ... Damit klar ist das wir das gleiche meinen auch wenn wir verschiedene zahlen benutzen
Mitsubishi (BJ. 89-95) ist in der Lage bis +/- 39% anzupassen!
Opel Astra 1,6 monoinj. scheint auch einen Breiten anpassungsbereich zu haben.
Der umgebaute Astra vom bekannten fährt momentan mit großer düse und mehr benzindruck wieder super, ohne rückrüpstung, ohne check engine lampe, ohne mehrverbrauch!
Die Monos zum Teil. Nur Mozart scheint angeblich nichts zu merken. Die anderen User unseres Opelforums schon... Von daher seh ich die Sache argwöhnisch an... Bevor ich nicht nen normalen und dannach nen E85 Mono gefahren bin, werd ich zumind. dazu nichts weiter äussern. Meiner lief auch bis 2.500U/min beim Mitschwimmen ordentlich.
das problem ist ganz einfach, das selbst herstellerintern nicht alle STG gleich funktionieren (wäre auch traurig, wenn es baujahrbedingt keine weiterentwicklung gäbe); geschweige denn herstellerübergreifend.
und welche die event. regeln könnten, haben zu kleine düsen....
es läßt sich einfach keine allgemeingültige aussage treffen.
zu sagen dieses oder jenes geht, ist also eher gefährlich.
man müßte schon irgendwo eine liste antackern, wo gesicherte modellbezogene werte stehen
Wer soll dir die geben?? Hersteller wohl kaum...
Nö du, die Opel Monos mit den gleichen Motorkennbuchstaben (C16NZ 75PS) wurde glaub von 1988 bis 1996 gebaut... Da is nix neu...
So siehts aus. STG - das unbekannte Wesen. So muß man es generell sehen.
Um der Gefahr eines Motorschadens durch Magerlauf bei Exx zu entgehen, habe ich mir die Lambda-Sprünge per LED ins Cockpit gelegt. Solange da ein gleichmäßiges Blinkmuster kommt, ist alles im Grünen. Wenns länger in einem Zustand bleibt (i.d.R. dann "zu mager"), muß ich mehr Normal tanken oder einfach langsamer fahren. Das lernt man dann schnell.
Hallo zusammen,
Ich bitte um Entschuldigung dafür, diesen mehr als toten Thread wieder aus der Versenkung zu holen! Ich wollte allerdings meine Erkenntnisse mit euch teilen und tue das am besten hier als Antwort, da dieser Thread bei Suchmaschinen immer noch sehr hoch in den Trefferlisten auftaucht, wenn man nach der dort angesprochenen Fragestellung sucht und ich setze daher die Reihe der langen Post fort.
Zusammenfassend ging es ja nun darum, ob vom Steuergeräte erlernte Fuel-Trim-Werte in die Berechnung der Einspritzzeit für die Volllastanreicherung mit einbezogen werden (unter der Voraussetzung, dass die Einspritzdüsen diese Zeit auch leisten können). Ich habe mir vor einigen Tagen einen China-ELM327-Clone und die Android-App "Torque" gegönnt, die sowohl die Long- und Short-Term Fuel-Trims als auch die Spannung der Lambdasonde auslesen kann und habe damit ein bisschen herumgespielt.
Zur Ausgangssituation:
Noch immer Corsa C, Z10XE, noch immer serienmäßige Einspritzdüsen, mittlerweile ca. 165 tkm, keine EtOH-bedingten Schäden.
Tankfüllung: 15 L E10, 22 L "E85" (Winterware, also als E70 angenommen). Errechneter Mehrbedarf an Kraftstoff (unter der Annahme eines Mehrverbrauchs von +35% E85 bezogen auf E0): ~ 16%
Der angezeigte Long-Term Fuel-Trim (nach ca. 50 km gemäßigter Autobahnfahrt) deckt sich mit einem Faktor von 1,151 hervorragend mit dem theoretisch berechnetem Mehrbedarf an Kraftstoff. Nach Zugabe weiterer 5 Liter E70 zu diesem Tankinhalt (durch mehrere Kurzstreckenfahrten war der genaue Tankinhalt nicht mehr durch hinreichend genau durch den Durchschnittsverbrauch zu beschreiben) pendelte sich der Long-Term Fuel-Trim bei +21,1% ein (multiplikativ zu verstehen, also Faktor für die Einspritzzeit=1,211). Der Short-Term Trim schwanke dabei um 0 herum, wie für eine gelungene Adaption zu erwarten, auch die Lambdasondenspannung schwankte zwischen 0,8 und 0,1 V. Also: Zumindest bis zum Faktor 1,21 wird einwandfrei ausgeregelt, was sich mit der oft zitierten Regelgrenze von +/- 25% deckt.
Experiment 1:
Ausdauernde Volllast an diversen steilen Autobahnsteigungen bei "niedriger" Drehzahl (3000-4000 RPM, entsprechend ca. 90 bis 120 km/h im 5. Gang), die aufgrund quasi nicht vorhandener Beschleunigung des kleinen Dreizylinders hinreichend lange gehalten werden konnte.
Ergebnis 1: Zu Beginn etwas schwankende Fuel-Trim-Werte, aber ständig korrekt pendelnde Lambdasondenspannung. Daher die Vermutung: Beim Z10XE im Corsa C ist die Lambda-Regelung prinzipiell auch bei Vollast aktiv, sofern die Drehzahl nicht zu hoch ist.
Experiment 2:
Vollgas auf geraden Autobahnteilstücken, die selbst meinem Fahrzeug mit Heimweh und Rückenwind 160-170 km/h (laut Tacho) ermöglichen (Drehzahl > 5000 RPM).
Ergebnis 2: Lambdasondenspannung bei 0,8 V festgewachsen, also fett. Die ausgelesene Spannung schwankte dabei hinreichend stark und unregelmäßig um ca. +/-0,05 V, so dass ich einen echten Messwert statt eines fest von der Motorsteuerung angenommenen Ersatzwerts vermute. Also die Schlußfolgerung: Der vorher erlernte Long-Term Fuel-Trim wird zumindest bei meinem Fahrzeug definitiv auch bei der Volllastanfettung benutzt und die Einspritzdüsen sind ausreichend groß für die gefahrene Mischungen. Eine Lambda-Regelung, die bei einer Sprungsonde unweigerlich mit schwankenden Spannungswerten einhergeht, findet allerdings oberhalb einer noch zu bestimmenden Drehzahlgrenze nicht mehr statt.
Weitere Experimente mit Mischungen, die die oft postulierte 25%-Regelgrenze überschreiten folgen. Besonders interessiert mich dabei die Frage, ob eine leuchtende MKL den Motor definitiv in einen kennfeldgeregelten Notlauf zwingt oder ob auch in diesem Fall die Lambdaregelung aktiv bleibt, so weit sie es eben kann...
Viele Grüße
KillerGurke
Naja, fett ist nicht gleich fett. Daß du bei Volllast einen fetten Wert (0,8V) gemessen hast, beweist für mich noch keinen Zusammenhang zu gelernten Trim-Werten. Da müßte man zumindest mal einen Vergleichswert für die Normalbetankung gegenüberstellen, um da einen Lerneffekt erkennen zu können.
Nebenbei scheinen mir 0,8V (entspricht ca. 0,95 Lambda) bei Volllast schon bedenklich mager. Von einem Normalwert ist der vermutlich weit entfernt. Viel mehr E wird da ohne massiven Leistungseinbruch nicht drin sein.
Auf den Test mit der leuchtenden MKL und dem daraus resultierenden Notlaufprogramm (oder eben auch nicht) bin ich sehr gespannt!
Fahre auch schon eine Weile mit leuchtender MKL mit meinem x10xe rum, weil ich mir noch kein neues AGR geleistet habe und meine dadurch einen Mehrverbrauch von 0,1-0,2L zuhaben. Aber wirklich aussagekräftig ist das nun auch wieder nicht bei unterschiedlichen Fahrmustern wie ich sie habe...