Automatikgetriebeölwechsel bei ZF in Darmstadt
Hallo Fories,
im Nachbarforum gibt es zwar schon einen Erfahrungsbericht (http://www.motor-talk.de/.../...-bei-zf-in-darmstadt-t3979621.html?...) aber der betrifft ja nun mal keinen E39 sondern einen E61.
Nachdem ich einiges über das Für und Wider einen Getriebeölwechsel betreffend gelesen hatte entschloss ich mich, meinem „Oldie“ auch etwas Gutes zu tun.
Am Dienstag war dann Termin. Vereinbarungsgemäß fand ich mich um 07:30 Uhr bei ZF in Darmstadt-Pfungstadt ein wo mich der Werkstattleiter, Herr Weindel, begrüßte und in den Ablauf einwies. Augenzwinkernd wurde mir bedeutet, dass aus versicherungstechnischen Gründen keine Anwesenheit des Kunden in den Werkshallen gestattet ist aber...
Der Wagen wurde zuerst auf die Hebebühne gefahren, Herr Weindel las die Getriebedaten ab und dann – ja dann passierte erst mal gar nichts weil der Wagen nach 100 BAB-Kilometern doch etwas warm war. Um kurz nach acht Uhr legte dann der Mechaniker los. Das Öl wurde abgelassen, der Ölwannendeckel entfernt und die „Innereien“ (Schalteinheit) entnommen. Alles wurde fein säuberlich auf einer peinlichst genau gesäuberten Werkbank abgelegt. Mario (der zuständige Mechaniker) zerlegte die Einheit und stellte sofort fest, dass ich „ein verhaltener Fahrer“ sei. Bei „Kick-Down“- und Vollgasfahrern, so seine Ausführungen, müsse er die Dichtung mit einem Spachtel abkratzen, z.B. an dem gerade parallel bearbeiteten M3 (Anm.: Der Mechaniker bearbeitet an einem Tag parallel zwei Autos).
Nachdem alles zerlegt war „pflückte“ der Mechaniker die kleinsten Teilchen aus der Kanalplatte (viele kleine bunte Plättchen, drei Plastikkugeln, drei Dichtungspfropfen und ein winziges rundes Sieb. Er erklärte mir, dass mein 528er eine Fünfgangautomatik hat und deshalb nicht – wie beim E61 – sechs, sondern nur drei Kugeln vorhanden sind. Er erklärte mir auch, dass eine Spülung, wie früher angeboten und heute noch von einigen Werkstätten angeboten, bei Weitem nicht das Resultat bringe was eine Handreinigung bringt. Die Kanalgänge wurden sorgsam kontrolliert und immer wieder einmal mit einem ganz feinen Draht etwas herausgefischt. Als er dann später mit der Kanalplatte und dem Oberteil verschwand fragte ich ob jetzt das Ultraschallbad komme (siehe Beitrag im Nachbarforum). Weit gefehlt! Es gibt kein Ultraschallbad. Die Teile werden in einer „Geheimmixtur“ ,welche hochgiftig sein soll, ca. 40 Minuten gebadet.
Zurück vom „Bad“ sahen die Teile wirklich aus wie fabrikneu. Die vorher entnommenen Teilchen wurden jetzt ebenso durch neue ersetzt wie die anfangs entnommene Dichtung. Auch ein neuer Ölfilter lag schon bereit. Nach dem Zusammenbau folgte – logischer Weise – der Einbau und dann musste ich schmunzeln. Der Wagen wurde abgelassen und direkt unter der (jetzt innen blitzblanken) Ölwanne ein großer Ventilator positioniert. Der kühlte jetzt knapp zwei Stunden lang das Metall. Mario erklärte mir, dass jedes Grad um das er das Metall abkühlen könne etwas mehr Öl ins System eingefüllt werden könne. Auf dem warmen Metall würde sich das Öl sehr schnell ausdehnen und so sei die optimale Füllmenge nicht zu gewährleisten.
Jetzt versteht man auch warum zwei Autos parallel bearbeitet werden können. Die Wartezeit am Wagen x wird zum Arbeiten am Wagen y genutzt. Nach ca. zwei Stunden fuhr die Bühne dann wieder hoch und das System wurde befüllt. Dann startete der Mechaniker den Motor und sauste mit einem Affenzahn wieder nach Unten um weiter zu pumpen bis Öl austrat.
Eigentlich dachte ich, dass er jetzt – wie zuvor am M3 – mit einem Bosch-Diagnosegerät eine Adaption vornehmen würde; ein Irrtum. Mir wurde erklärt, dass bei den alten Fünfgang-Automatikgetrieben keine Adaption vorzunehmen sei – ja überhaupt nicht vorgenommen werden könne. Hier erledigt das Getriebe noch manches mechanisch was in den Nachfolgemodellen von der Elektronik übernommen wird.
Die Reinigung in Eigenregie durchzuführen sei, so der Mechaniker, natürlich nicht unmöglich. Er bekomme aber pro Jahr ca. ein Dutzend Getriebe auf den Tisch an welchen sich Hobbyschrauber versucht hätten. Da sei ziemlich schnell mehr kaputt gemacht als einem lieb sei.
Es folgte die Probefahrt und der lapidare Kommentar von Mario lautete: „Dein Auto schaltet drei Mal weicher als der da“ (gemeint war der M3). Das fand ich dann auch bestätigt als ich um kurz nach 15:00 Uhr gegen Zahlung von € 430,00 (ok: € 429,99) meinen Schlüssel in Empfang nehmen durfte.
Der Wagen schaltet viel weicher als vorher und das bisher gelegentlich auftretende „Hängenbleiben“ der Drehzahl ist seit dem Ölwechsel vorbei. Alles in allem nach meinem Dafürhalten ein voller Erfolg und eine sinnvolle Investition i.S. „Werterhalt“. Bei meinem Fahrstil, so wurde mir mit auf den Weg gegeben, bräuchte ich – so ich denn wollte – erst nach 200.000 Kilometern wieder zu kommen :-).
Wollen wir hoffen, dass es so kommt.
Fattel
Beste Antwort im Thema
Hallo Fories,
im Nachbarforum gibt es zwar schon einen Erfahrungsbericht (http://www.motor-talk.de/.../...-bei-zf-in-darmstadt-t3979621.html?...) aber der betrifft ja nun mal keinen E39 sondern einen E61.
Nachdem ich einiges über das Für und Wider einen Getriebeölwechsel betreffend gelesen hatte entschloss ich mich, meinem „Oldie“ auch etwas Gutes zu tun.
Am Dienstag war dann Termin. Vereinbarungsgemäß fand ich mich um 07:30 Uhr bei ZF in Darmstadt-Pfungstadt ein wo mich der Werkstattleiter, Herr Weindel, begrüßte und in den Ablauf einwies. Augenzwinkernd wurde mir bedeutet, dass aus versicherungstechnischen Gründen keine Anwesenheit des Kunden in den Werkshallen gestattet ist aber...
Der Wagen wurde zuerst auf die Hebebühne gefahren, Herr Weindel las die Getriebedaten ab und dann – ja dann passierte erst mal gar nichts weil der Wagen nach 100 BAB-Kilometern doch etwas warm war. Um kurz nach acht Uhr legte dann der Mechaniker los. Das Öl wurde abgelassen, der Ölwannendeckel entfernt und die „Innereien“ (Schalteinheit) entnommen. Alles wurde fein säuberlich auf einer peinlichst genau gesäuberten Werkbank abgelegt. Mario (der zuständige Mechaniker) zerlegte die Einheit und stellte sofort fest, dass ich „ein verhaltener Fahrer“ sei. Bei „Kick-Down“- und Vollgasfahrern, so seine Ausführungen, müsse er die Dichtung mit einem Spachtel abkratzen, z.B. an dem gerade parallel bearbeiteten M3 (Anm.: Der Mechaniker bearbeitet an einem Tag parallel zwei Autos).
Nachdem alles zerlegt war „pflückte“ der Mechaniker die kleinsten Teilchen aus der Kanalplatte (viele kleine bunte Plättchen, drei Plastikkugeln, drei Dichtungspfropfen und ein winziges rundes Sieb. Er erklärte mir, dass mein 528er eine Fünfgangautomatik hat und deshalb nicht – wie beim E61 – sechs, sondern nur drei Kugeln vorhanden sind. Er erklärte mir auch, dass eine Spülung, wie früher angeboten und heute noch von einigen Werkstätten angeboten, bei Weitem nicht das Resultat bringe was eine Handreinigung bringt. Die Kanalgänge wurden sorgsam kontrolliert und immer wieder einmal mit einem ganz feinen Draht etwas herausgefischt. Als er dann später mit der Kanalplatte und dem Oberteil verschwand fragte ich ob jetzt das Ultraschallbad komme (siehe Beitrag im Nachbarforum). Weit gefehlt! Es gibt kein Ultraschallbad. Die Teile werden in einer „Geheimmixtur“ ,welche hochgiftig sein soll, ca. 40 Minuten gebadet.
Zurück vom „Bad“ sahen die Teile wirklich aus wie fabrikneu. Die vorher entnommenen Teilchen wurden jetzt ebenso durch neue ersetzt wie die anfangs entnommene Dichtung. Auch ein neuer Ölfilter lag schon bereit. Nach dem Zusammenbau folgte – logischer Weise – der Einbau und dann musste ich schmunzeln. Der Wagen wurde abgelassen und direkt unter der (jetzt innen blitzblanken) Ölwanne ein großer Ventilator positioniert. Der kühlte jetzt knapp zwei Stunden lang das Metall. Mario erklärte mir, dass jedes Grad um das er das Metall abkühlen könne etwas mehr Öl ins System eingefüllt werden könne. Auf dem warmen Metall würde sich das Öl sehr schnell ausdehnen und so sei die optimale Füllmenge nicht zu gewährleisten.
Jetzt versteht man auch warum zwei Autos parallel bearbeitet werden können. Die Wartezeit am Wagen x wird zum Arbeiten am Wagen y genutzt. Nach ca. zwei Stunden fuhr die Bühne dann wieder hoch und das System wurde befüllt. Dann startete der Mechaniker den Motor und sauste mit einem Affenzahn wieder nach Unten um weiter zu pumpen bis Öl austrat.
Eigentlich dachte ich, dass er jetzt – wie zuvor am M3 – mit einem Bosch-Diagnosegerät eine Adaption vornehmen würde; ein Irrtum. Mir wurde erklärt, dass bei den alten Fünfgang-Automatikgetrieben keine Adaption vorzunehmen sei – ja überhaupt nicht vorgenommen werden könne. Hier erledigt das Getriebe noch manches mechanisch was in den Nachfolgemodellen von der Elektronik übernommen wird.
Die Reinigung in Eigenregie durchzuführen sei, so der Mechaniker, natürlich nicht unmöglich. Er bekomme aber pro Jahr ca. ein Dutzend Getriebe auf den Tisch an welchen sich Hobbyschrauber versucht hätten. Da sei ziemlich schnell mehr kaputt gemacht als einem lieb sei.
Es folgte die Probefahrt und der lapidare Kommentar von Mario lautete: „Dein Auto schaltet drei Mal weicher als der da“ (gemeint war der M3). Das fand ich dann auch bestätigt als ich um kurz nach 15:00 Uhr gegen Zahlung von € 430,00 (ok: € 429,99) meinen Schlüssel in Empfang nehmen durfte.
Der Wagen schaltet viel weicher als vorher und das bisher gelegentlich auftretende „Hängenbleiben“ der Drehzahl ist seit dem Ölwechsel vorbei. Alles in allem nach meinem Dafürhalten ein voller Erfolg und eine sinnvolle Investition i.S. „Werterhalt“. Bei meinem Fahrstil, so wurde mir mit auf den Weg gegeben, bräuchte ich – so ich denn wollte – erst nach 200.000 Kilometern wieder zu kommen :-).
Wollen wir hoffen, dass es so kommt.
Fattel
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11 Antworten
Klasse Bericht. Danke dafür. Pfungstadt liegt hier um die Ecke und sobald wir wieder zwei sind die Geld verdinene kommt das auch nochmal dran. Ich bin aber an sich auch eher der ruhige fahrer mit wenig Kickdowns.
Klasse, werd das auch noch in Angriff nehmen, da bei meinem 540i auch schon bei mäßigem beschleunigen ein ruckartiges Schalten zu spüren ist. Beim Beschleunigen auf der Autobahn widerum nicht.
Schön geschriebener Beitrag
Hallo Fattel,
danke für die INFO.
Auch bei deinem zeigt sich, das die Wartung des wartungsfreien Automatikgetriebe bei ZF eine "lebensverlängerte" Maßnahme ist.
Ein reiner Ölwechsel mit Filter bringt zwar eine Besserung, logischer Weise aber nicht den Erfolg einer Revision. Und das bei einem Preisunterschied von "nur" € 300,- an Mehrkosten.
Was mich jetzt noch interressieren würde wäre Dein Getriebetyp und die Laufleistung sowie ob sich "Mario" über den Zustand des Wandlers / Wandlerkupplung auch geäußert hat. Wäre mir wichtig zu wissen wieviel KM hält der Wandler.
Gruß
deKoch
schöner bericht, fehlen aber wie so häufig einige daten wie bj und monat und gertiebetyp.
im 528er wurde aber nur bei den 96er und den ersten 97ern das zf 5hp18 verbaut, dannach kam das 5hp19 zum einsatz.
das mit den 3 und 6 kügelchen im unterschied zum e60 kann man so nicht stehen lassen, denn es kommt einzig und allein auf den getriebetyp an, im 5hp24 ist nur ein kügelchen verbaut und dieses getriebe kommt z.b. im 540er zum einsatz.
Ich hoffe, dass ich die Neugierde der Profis befriedigen kann...
BMW-Teilenr.: 1423642
Produziert in der 39. KW 1999
Produktionsnummer: BX3991329.
Auf der Rechnung von ZF sind leider keine das Getriebe betreffenden Daten vermerkt.
Gruß
Fattel
dann ist es ein zf 5hp19 getriebe.
Hallo.
erst einmal Danke für diesen Bericht.
Zwar falsches Forum, aber wohl der neueste Beitrag über ZF Darmstadt (Pfungstadt).
Habe jetzt meinen E60 (01/08) dort angemeldet, da die Automatik tropft (der Freundliche meinte Dichtungsbuchse). Im Moment wohl Ferienzeit und daher zwei Wochen Voranmeldung nötig.
Gruß GeNue
Beim E60 ist es ein bekanntes Problem mit seinem 6HPxx, dass die Dichthülse verreckt bzw. undicht wird - das wird bei ZF aber beim Ölwechsel auch gleich mitgetauscht
Grüße,
BMW_Verrückter
Habe bei meinem alten 540i auch das ganze Schaltgerät reinigen lassen,neues Getriebeöl und alles
hat wieder super geschaltet.Jetzt E61 Büchse am Getriebestecker undicht.Abdichten neues Öl und
alles ist wieder bestens.War bei Zf -München die haben beide Arbeiten super durchgeführt und nur 1Tag Vorlaufzeit gehabt.
na wenn das mal nicht werbung im eigenen nutzen ist
da fehlt wohl die kundschaft.
Glaube kaum das ZF nicht genug zutun hat. Zumindest in Dortmund