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Beitrag zum Umweltschutz durch Wahl des Gebrauchtwagen möglich??

Themenstarteram 5. Juni 2017 um 7:59

Ich habe da eine These, die ich gerne mal mit Hilfe des Forums prüfen würde, und zwar:

Durch die Wahl eines bestimmten Gebrauchtwagens kann ich grundsätzlich keinen* Beitrag zum Umweltschutz leisten - denn:

Die Menge aller Gebrauchtwagen ist feststehend, sprich meine Nachfrage führt nicht dazu, dass mehr oder weniger "saubere" oder "dreckige" Pkw existieren. Anders als bei der Bestellung eines Neuwagens habe ich keinen Einfluss darauf, welche Autos existieren und somit letztendlich auf den Straßen gefahren werden.

Wenn ich also die Wahl habe zwischen einem wenig- und einem viel verbrauchenden Auto, und mich für ersteres entscheide ---> dann fährt jemand anderes das durstige Auto!

Andersrum gilt das selbe: wenn ich eine gebrauchte CO2-Schleuder kaufe, wird das Ökomodell von jemand anderem gefahren.

Alle Autos werden so oder so bis an das Ende ihres Lebenszyklus bewegt (und es wäre auch gewiss nicht umweltfreundlich, ein noch fahrtüchtiges Auto zu verschrotten, da die Produktion eines neuen Autos viel mehr Energie kosten dürfte).

Für die Umwelt ist egal, welches Auto von wem gefahren wird.

Es gibt dabei folgende Einschränkungen:

1. Fahrprofil:

Wenn ich das Auto viel bewege, macht das Umweltverträglichere mehr Sinn.

Im Gegensatz dazu richtet der Vielverbraucher weniger Schaden an, wenn er geparkt herum steht.

2. Fahrweise:

Wenn ich zurückhaltend und Kraftstoff-sparend fahre, ist es für die Umwelt besser, wenn das durstige Auto von mir gefahren wird anstatt von einem anderen, bei dessen Fahrweise ein höherer Verbrauch entsteht.

3. Nachfrage/Wiederverkaufswert:

Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, dass ich durch den Kauf eines ökoverträglichen Gebrauchtwagen zumindest einen kleinen Beitrag zum Wiederverkaufswert derartiger Autos leiste, was indirekt die Attraktivität dieser bei Neuwagenbestellungen beeinflusst. ...allerdings wirkt sich dieser Aspekt nur SEHR mittelbar aus und fällt nicht messbar ins Gewicht.

 

....ist die These richtig, oder übersehe ich etwas?

Beste Antwort im Thema

Moin,

Die Antwort hängt ganz gewaltig vom gewählten Beobachtungssystem und den Systemgrenzen ab. Auf das Universum oder die Erde bezogen ist es relativ egal, wenn wir annehmen, dass ein gewisser Anteil der Bevölkerung sich nicht rational verhält. Verkleinerst du das System auf deinen Lebensraum, dann wird dein Einfluss größer, je kleiner er wird. Dies wäre auch der Beobachtungsraum, den man für eine rationale Entscheidung wählen sollte. Aus zwei Gründen - diesen kann man beeinflussen und ggf. auch kontrollieren.

Der nächste Punkt ist - welche Umweltaspekte willst du überhaupt beeinflussen? Nehmen wir CO2 - da ist dein Einfluss vergleichsweise gering, da die Auswirkung global ist. Da, wie du richtig sagst, das Fahrzeug bereits da ist - ist auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit existent, dass es irgendwo genutzt wird. Dabei sollte man jedoch beachten, dass jedes neuere Auto irgendwo ein älteres ersetzt, dass irgendwann komplett aus dem System verschwindet - selbst wenn wir annehmen, dass es von jemandem gefahren wird, der eben nicht sparsam damit umgeht.

Der nächste zu bedenkende Punkt ist - Umweltschutz ist nicht nur ein Aspekt - es ist ein komplexer Ansatz. Neben CO2 gibt es noch weitere Abgaskomponenten, die z.T. sehr lokal wirken z.B. Stickoxide, Partikel, Kohlenmonoxid um nur die bekanntesten zu nennen. Hierbei wird aus Umweltschutz quasi Toxikologie - der Schadstoff wirkt zu 95% am Ort der Emission, da er anschließend verdünnt wird und durch chemische Reaktionen abgebaut oder gebunden wird. Die nächsten Ebenen sind Recycling des Fahrzeugs, Lebensdauer, aufgebrachte Ressourcen, Produktion, Auflagen für die Produktion, verwendete Materialien um nur ein paar Aspekte in den Raum zu werfen.

Zwar kann man im Betrieb eines PKWs einiges an Kraftstoff einsparen, wenn man umfangreich mit Carbon und Magnesium arbeitet - allerdings müsste das Fahrzeug dann erst einen riesigen Berg an "Lasten" armortisieren, ehe es überhaupt mit dem Einsparen und dem Umweltschutz beginnt.

Also - komplexes Thema, bei dem viel von persönlichen Voraussetzungen und Ansichten abhängt - und auf das es bisher WEDER für PKWs noch sonst etwas eine wirklich abschließende wissenschaftliche Bewertung gibt.

LG Kester

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Moin,

Die Antwort hängt ganz gewaltig vom gewählten Beobachtungssystem und den Systemgrenzen ab. Auf das Universum oder die Erde bezogen ist es relativ egal, wenn wir annehmen, dass ein gewisser Anteil der Bevölkerung sich nicht rational verhält. Verkleinerst du das System auf deinen Lebensraum, dann wird dein Einfluss größer, je kleiner er wird. Dies wäre auch der Beobachtungsraum, den man für eine rationale Entscheidung wählen sollte. Aus zwei Gründen - diesen kann man beeinflussen und ggf. auch kontrollieren.

Der nächste Punkt ist - welche Umweltaspekte willst du überhaupt beeinflussen? Nehmen wir CO2 - da ist dein Einfluss vergleichsweise gering, da die Auswirkung global ist. Da, wie du richtig sagst, das Fahrzeug bereits da ist - ist auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit existent, dass es irgendwo genutzt wird. Dabei sollte man jedoch beachten, dass jedes neuere Auto irgendwo ein älteres ersetzt, dass irgendwann komplett aus dem System verschwindet - selbst wenn wir annehmen, dass es von jemandem gefahren wird, der eben nicht sparsam damit umgeht.

Der nächste zu bedenkende Punkt ist - Umweltschutz ist nicht nur ein Aspekt - es ist ein komplexer Ansatz. Neben CO2 gibt es noch weitere Abgaskomponenten, die z.T. sehr lokal wirken z.B. Stickoxide, Partikel, Kohlenmonoxid um nur die bekanntesten zu nennen. Hierbei wird aus Umweltschutz quasi Toxikologie - der Schadstoff wirkt zu 95% am Ort der Emission, da er anschließend verdünnt wird und durch chemische Reaktionen abgebaut oder gebunden wird. Die nächsten Ebenen sind Recycling des Fahrzeugs, Lebensdauer, aufgebrachte Ressourcen, Produktion, Auflagen für die Produktion, verwendete Materialien um nur ein paar Aspekte in den Raum zu werfen.

Zwar kann man im Betrieb eines PKWs einiges an Kraftstoff einsparen, wenn man umfangreich mit Carbon und Magnesium arbeitet - allerdings müsste das Fahrzeug dann erst einen riesigen Berg an "Lasten" armortisieren, ehe es überhaupt mit dem Einsparen und dem Umweltschutz beginnt.

Also - komplexes Thema, bei dem viel von persönlichen Voraussetzungen und Ansichten abhängt - und auf das es bisher WEDER für PKWs noch sonst etwas eine wirklich abschließende wissenschaftliche Bewertung gibt.

LG Kester

Zitat:

....ist die These richtig, oder übersehe ich etwas?

Naja, zwei Einschränkungen machst du ja selbst schon: die Fahrleistung und Verbrauch durch Fahrweise.

Und die Wechselwirkungen Gebrauchtwagenkauf zum Neuwagenkauf über die Restwerte der Neuwagen sehe ich deutlich stärker, weil sie eben direkt auf den Wertverlust der Neuwagen durchschlagen. Man sieht das gut z.B. in den USA oder Japan, wo es quasi keine Pkw-Diesel gibt. Und wo es in den USA trotz durchaus vergleichbarer Nutzung zu uns eine völlig andere Autozusammensetzung gibt. Wenn dort die Gw-Käufer keine V6 oder V8-Pickup Trucks kaufen würden (oder nur zu erheblich geringeren Preisen), würde das auch bei den Neuwagen einbrechen.

Und letztlich: wenn Gw länger genutzt werden (und auch ab und an mal repariert), müssen weniger neue Autos gebaut werden. Selbst mit Recycling fließt ja sonst eine Menge Energie in diese Neuwagenproduktion, vom Rohmaterial/Recycling bis zum fertigen Auto.

Ich finde, unter dem Aspekte des vermeintlichen "Umweltschutzes" werden auch viele Marketing-Geschichten untergebracht:

* Ford V6 EcoBoost Motoren

* eine Menge unter Bluemotion und Bluemotion-Technology, blue drive, Greenline, Ecomotive, ultra und was nicht alles

* und gerade in der Hybrid-Welt mischt sich die Vielfalt sehr bunt

Da muss man sich eh im einzelnen anschauen, was wirklich was bringt und wo Greenwashing anfängt. Auch die Errungenschaften um Leichtbau.

Tendenziell eher umweltfreundlich ist eine energiearme Mobilität, die dem Transportgut pro tatsächlichem Passagier/Tonne Transportgut gerechnet nur wenig Gewicht, Volumen und Verkehrsfläche hinzufügt. Das erfüllt die individuelle Mobilität von 100-400 kg Mensch(en) in 1000-2000 kg Hülle (dem Auto) schon nur sehr bedingt. Zumal dann ja noch die geringe Nutzung dazukommt (<1h am Tag nutzen, 23h parken). Besser sehen Züge, Fernbusse, ÖPNV und Fahrräder/Lastenfahrräder aus. Auch parkende Autos sehe ich als "Umweltverschmutzung" und eine Einschränkung des Lebensraums. Im Zweifel lohnt sich, für die Teile, die der ÖPNV/Fahrrad nicht abdeckt, den gering genutzten Gebrauchtwagen gerade in autodichten Gebieten (Städten, Metropolen) durch ein Carsharing-Auto zu ersetzen. Und das sehe ich auch als eine aktive Wahl des Gebrauchtwagens.

am 9. Juni 2017 um 21:05

Zitat:

.

Und letztlich: wenn Gw länger genutzt werden (und auch ab und an mal repariert), müssen weniger neue Autos gebaut werden. Selbst mit Recycling fließt ja sonst eine Menge Energie in diese Neuwagenproduktion, vom Rohmaterial/Recycling bis zum fertigen Auto.

Richtig und somit hat die Wahl des Gw durchaus Wirkungen auf den Umweltschutz.

Nicht dass ich mir das wünsche, aber mich würde schon interessieren, wie die Energiebilanz aussehen würde, wenn wir alle noch mit Fahrzeugen der Golf II-Generation rumfahren würden.

Moin,

Damit haben sich Wissenschaftler schon sehr ausführlich beschäftigt.

Es hängt an zwei Variablen:

1. Die verwendeten Materialien in den PKWs

2. Dem Fortschritt in den Bereichen Motorenbau, Getriebebau und Aerodynamik.

Ausführlich gelesen habe ich mal eine Studie, die den damaligen Lupo 3L mit einem Golf 3 1.9 TDI verglichen hat. Es wurde dabei aber nur Verbrauchseinsparung vs. Ressourcenbedarf bewertet. Das Ergebnis war damals, dass der Lupo 3L durch viel Aluminium und Magnesium einen Golf 3 erst sinnvoll ersetzen sollte, wenn dieser entweder 12 Jahre alt war oder knapp unter 250.000 km gelaufen war (Gesamtleben). Ist im Grunde relativ normal für Autos in DE. Für den Lupo ist der Einsatz von Al und Mg aber ein Problem - er müsste im Vergleich mit einem Auto ohne entsprechende "exotische" Materialien eine Gesamtlebensdauer von 17 Jahren oder 450.000 km erzielen. Was unrealistisch ist.

Vergleichen wir also zwei Autos z.B. einen Golf V mit einem Golf VII - bei denen die eingesetzten Ressourcen ziemlich ähnlich sind, dann erreichen wir den Punkt, wann der Tausch auf die neuere Technik sinnvoll ist, z.T. relativ früh, geschätzt etwa bei 8-9 Jahren und 150.000 km für das Individuum. Bei der Betrachtung des Gesamteystems wäre zu beachten, dass es eben auch noch ältere Fahrzeuge gibt, bei denen ein Austausch zum Golf V wiederum sinnvoll wäre. Meistens kommt man zu einem relativ hemdsärmeligem Ergebnis - Autos sollten so zwischen 13 und 15 Jahren genutzt werden und dabei etwa 250-300.000 km genutzt werden. Ab dem Zeitpunkt sollten sie vollständig aus dem System entfernt werden. In der Realität ist das auch meistens so - wenn auch eher aus anderen Gründen. Zu beachten ist - das schaffen Autos in der Regel erst (in der Masse) seit den 90er Jahren. Vorher war für die Masse dee Fahrzeuge 9-10 Jahre die Realität.

LG Kester

am 10. Juni 2017 um 7:38

Danke @rotherbach für diesen Beitrag. Gibt es diesbezüglich auch Informationen zu Vergleich Hybrid vs Benziner/Diesel. Und was ist mit Elektroautos. Hier speziell Herstellung und Entsorgung der Batterien usw?

Moin,

Sicher gibt es diese. Sie sind mir aber im Detail nicht geläufig, weil es aktuell weniger um Wissenschaft geht, sondern mehr um ein politisches Schlachtfeld. Jeder bastelt sich da etwas zurecht, damit entweder Antwort A oder Antwort B richtig ist - aber objektiv ist tatsächlich kaum jemand. Sprich - vetritt man die Meinung Verbrenner sind toll - man findet selbst eine Studie, die belegt, dass ein Hummer ökologischer als ein Prius ist. Umgekehrt natürlich genauso. Das Problem ist - das ist ein Vergleich auf unterschiedlichen Kategorisierungen - es gibt dafür keinen wirklich anerkannten Mechanismus. Der Knackpunkt sind die Systemgrenzen. Beispiel - die Pro Verbrenner Studien werfen den E-Mobilen oft vor, dass benötigte Seltenerden unter Missachtung von Menschenrechten gefördert werden - in einigen Staaten sicherlich ein Problem. Aber dabei wird dann vergessen, dass Menschenrechte auch bei der Erdölförderung in vielen Staaten missachtet werden. Auch gerne genommen - Umweltschäden bei der Gewinnung von Rohstoffen für Batterien. Dabei vergessen - Umweltzerstörung bei der Erdölförderung. Der Punkt dabei ist - Erdöl ist die Quelle des Kraftstoffs, diesen braucht man nicht um das Auto zu bauen, aber ohne funktioniert es halt doch nicht (die Kunststoffe ignorieren wir an dieser Stelle, da der Einsatz in beiden Konzepten vergleichbar ist). Auf der anderen Seite ignoriert man gerne mal unter dem Deckmäntelchen der höheren Effizienz?, dass auch die Stromerzeugung nicht ganz ohne ist (Atomkraft, schlechte Kohleverstromung, Herstellung und Platzbedarf von Solarkrwftwerken usw.).

Dennoch sehe ich das Elektroauto ein Stück weit vorne - es ist effizienter, kommt also mit weniger Primärenergie weiter, es ist Zukunftsfähiger, da es nicht auf eine knappe Ressource zum Betrieb angewiesen ist, es produziert weniger Schadstoffe, da große Anlagen effizienter Schadstoffreinigung betreiben können und weil große Anlagen effizienter durch Kopplungen betrieben werden können und das was an Schadstoffen über bleibt landet nicht direkt im Lebensumfeld von Menschen. Dennoch wird es auch in Zukunft noch sehr lange Verbenner geben, weil wir sie immer brauchen werden - es ist nämlich gar nicht möglich überall wo Fahrzeuge benötigt werden eine fur Fahrzeuge geeignete Ladeinfrastruktur zu schaffen. Wogegen es relativ einfach ist, Fässer mit Kraftstoff auch in die letzte Ecke dieses Planeten zu schaffen. Batterien werden meiner Meinung als Problem überbewertet. Sicher - die Primärproduktion der Rohstoffe ist intensiv, aber das ist eine starke Motivation diese zu recyclen. Tatsächlich ist die Entsorgung nur bei sehr simplen Batterien ein Thema. Bei hochwertige Akkumulatoren (und davon reden wir bei Treibbatterien ja) ist die Recyclingquote in Europa (und sicher auch anderen Industriestaaten) >90%. Das ist vergleichbar mit Alluminium, als man begonnen hat es zu produzieren, war es das teuerste Metall der Welt, da es so teuer zu produzieren war. Durch hohe Recyclingquoten und damit vereinfachte Produktion ist es so billig geworden, dass wir darin bedenkenlos unser Frühstücksbrot einwickeln. Sprich - durch zweit, dritt usw. Nutzung des gleichen Primärrohstoffes relativiert sich das.

Wovon sich aber jeder verabschieden sollte ist das grüne Auto. Gibt es nicht. Am Ende ist ein Auto bestenfalls etwas grüner als ein anderes. Am problematischsten sehe ich Konzepte wie den BMW i3 und i8 - da sier im Grunde neben allen Vorteilen auch alle Nachteile mit sich schleppen - viel Einsatz von Al, Mg, dazu Carbon. Batterien, E-Motoren und ggf. Noch einen Verbrenner. Aus Sicht von Ressourcen und Energie ist das blöd - aus Sicht des Nutzers sieht das aber anders aus - denn alles steigert die Reichweite und die kann ein echter Fetisch sein, ob man sie nun real braucht oder nicht.

Am Ende haben alle Konzepte ihre Daseinsberechtigung, es gibt nur nicht mehr den Fall - eine Idee löst alle Probleme, als Käufer muss mn einfach mehr überlegen, wie löse ich meine Mobilitätsprobleme. Deshalb finde ich es albern, sich hinzustellen aber DAS ist das einzig wahre und alles andere ist falsch.

LG Kester

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