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Bremsenrubbeln 996

Porsche
Themenstarteram 6. August 2020 um 13:04

Guten Tag,

zum Thema Bremsenrubbeln wurde schon viel geschrieben. Weil ich aber ganz bestimmte Eigenarten festgestellt habe, mache ich das Fass wieder neu auf.

Ich habe kürzlich bei einem Gebrauchtwagenhändler als Zweitwagen einen Carrera 4 tiptronic, EZ 2001, gekauft. Er stammt aus der Schweiz, ist sehr gepflegt und wurde offenbar schonend gefahren. Bereifung 205/50/17 und 255/40/17 auf Porsche Sternfelgen, im Moment nur Winterbereifung.

Bei der Probefahrt und den ersten Kilometern nach Übernahme ist mir nichts aufgefallen, aber dann: deutliches Rubbeln im Pedal und leichte Vibration im Lenkrad, aber NUR zwischen etwa 70 und 160 km/h, NICHT bei leichtem Bremsen, NICHT bei starkem Bremsen (knapp über ABS-Regelung). Also nur, wenn alle Faktoren im weitesten Sinne im mittleren Bereich sind. Ohne mich festlegen zu wollen: ich habe den Eindruck, dass es bei heißer Bremse stärker wird.

Scheiben und Beläge hinten wirken fast neu. Fachlichen Tipps folgend habe ich die Komponenten eingebremst: über 40 Bremsungen aus rund 100 km/h, die Hälfte auf etwa 50 km/h, den Rest auf rund 30 km/h, dazwischen jeweils ca. einhalb Minuten im Fahren abkühlen lassen. Eine nervige Arbeit das Ganze... Ich hatte zunächst das Gefühl es sei spürbar besser geworden, aber nach einigen Kilometern wirkte es wieder wie zuvor.

Hätten die Scheiben Schlag, müsste ich das Rubbeln wohl nicht nur in einem mittleren Geschwindigkeitsbereich spüren, meine ich. Im Internet habe ich alle möglichen sonstigen Ursachen gelesen: Unwucht hinten, Zentrierung, Federbein lose, Querlenker hat Spiel, geringer Bremskraftunterschied der Sättel und noch so einiges mehr. Im Zweifelsfall muss ich das wirklich alles prüfen lassen, und wenn die Lösung erst zum Schluss gefunden wird, kann's richtig teuer werden. Deshalb frage ich, ob jemand vielleicht zu dem Phänomen eine zündende Idee hat.

Schönen Gruß

Beste Antwort im Thema

Das Einbremsen mit konkreten Geschwindigkeiten macht dahingehend Sinn, dass der Kunde dann unter relativ definierten Bedingungen das Tragbild der Beläge erzeugt, aber das kommt aus Zeiten, wo die Beläge noch recht uneben waren und wirklich erst von der Bremsscheibe geglättet werden mussten. Dies ist heute nicht mehr der Fall, gerade wenn man Scheiben und Beläge erneuert. Wechselt man nur die Beläge so müssen sich diese an die meist etwas wellige Scheibenoberfläche anpassen. Dafür ist das genau beschriebene "Einbremsprozedere" auch ganz gut zu gebrauchen, denn so werden die Beläge schnell eingeschliffen ohne dass sie zu sehr überhitzen.

Die Geschichten mit dem Ausgasen und Fertigbacken sind dann hinzugedichtet worden, um den Leuten eine nachvollziehbarere Story zu präsentieren, die Beläge verlassen die Fabrik fertig.

Das mit dem Rausglühen ist in erster Linie "nur" härter Bremsen, zügiger Fahren, soweit das der Verkehr zulässt. Vielleicht dann auch mal volle Lotte abbremsen, auch ein paar Mal nacheinander, das aus möglichst hoher Geschwindigkeit. Aber immer vor dem Bremsen im Rückspiegel versichern, dass keiner dabei aufläuft.

Bremst man aus 250+ voll auf 50 runter, beschleunigt 2-3 Mal wieder auf 250 und nochmal voll auf 50, werden die Scheiben anfangen zu leuchten, sie glühen, das Gefüge verändert sich. Lässt man die Scheiben dann schön runterkühlen sollte das Gefüge wieder homogen sein.

Weshalb ich solche Geschichten erzähle, als Maschinenbau-Ingenieur ist Metallurgie, Physik, Chemie und Mechanik ein grosser Teil des Studiums. Kombiniert man das mit über 30 Jahren Autoschrauben in einer porscheaffinen Werkstatt, davon 15 Jahre an eigenen Porsches mit Trackeinsatz kommt einiges zusammen. Ein bisschen Spieltrieb hilft dann auch noch, Dinge zu probieren, testen, hinterfragen.

Daher kann ich mit wiedergekäutem Halbwissen und drögem Runterbeten von Halbwissen so rein gar nichts anfangen. Aussagen müssen technisch und naturwissenschaftlich fundiert und nachvollziehbar sein, alles andere ist nicht zielführend.

Greetz

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Dieses „Einbremsen“ ist ein Mythos, der vor Halbwissen und Glauben nur so trotzt. Da wird von Fertigbacken und Ausgasen fabuliert ... LOL! Es geht bei den ersten Bremsungen nur drum, dass die Beläge ein sauberes Tragbild bekommen und sich an die Scheiben anpassen.

Wenn das Rubbeln mal drin ist, bekommt man es je nach Ursache kaum mehr weg. Man kann versuchen durch hartes, wirklich hartes Bremsen über längere Zeit eine lokale Gefügeveränderung in den Scheiben „rauszuglühen“. Wenn man die Bremse sehr heiss abstellt kann es im Bereich der Beläge zu Gefügeveränderungen kommen, da die Scheibe dort langsamer abkühlt. Dadurch kann sich auch der Reibungskoeffizient lokal ändern, was dann zu den Effekten führt.

Es kann auch durch Abstellen mit nassen Bremsen passieren, dass es unter den Belägen zu verstärkter Rostbildung kommt und so zu einem Dickenunterschied an der Scheibe.

Die Porschebremsen (Gussscheiben) haben es nicht wirklich gerne, wenn sie zu vermeintlich schonend gefahren werden, denn oft wird dann nur leicht aber dauernd gebremst, die Beläge können verglasen, die Scheiben werden heiss. Besser ist es kurz und knackig zu bremsen, so wird die oberste Schicht der Beläge abgeschliffen und die Scheiben geglättet.

Ob es in deinem Fall funktioniert, keine Ahnung, schlimmer kann es nicht mehr werden.

Greetz

@Pilot69

 

Gut beschrieben ;) so sieht es aus...

am 6. August 2020 um 21:01

natürlich wurde das Fahrzeug in der Schweiz immer schonend gefahren, wohl wissend der Tempolimits keine besondere Erkenntnis.

Wenn du nun das Fahrzeug mal etwas stärker ran genommen hast, verziehen sich die Bremsscheiben gerne mal.

Und zur Beruhigung, Bremsscheiben sind immer Gußscheiben und Porschebremsscheiben gibt es nicht.

Der Bremsscheibe ist es relativ Wurscht an welchem Fahrzeug sie ist. Es gibt massenhaft Hersteller.

Der Verzug ist sehr gering, ein paar Hundertstel, wenn die Scheiben so gut wie neu sind, plandrehen und gut ist.

Ansonsten Neue und vernünftig einbremsen. Das Prozedere hast du ja selbst schon beschrieben.

Evtl. hilft ja auch ein Entlüften und Bremsflüssigkeitstausch. Wenn das schon länger her ist.

Wer keine Ahnung hat ... in der Schweiz immer schonend gefahren ... oder glaubst du, dass nur die German Autobahn anspruchsvoll ist? Gerade die Bremsen kann man bei falscher Fahrweise in einem Tag INNERHALB der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten der Schweiz nachhaltig beschädigen, kein Problem. Viele vorallem in den Tiefebenen wohnhafte Touris beweisen das täglich in den Alpen durch Rauchzeichen oder herben Duftwolken hinter sich herziehend bei Passfahrten.

Der Begriff "Porschebremse" bezieht sich auf die generelle Auslegung und dem Aufbau der Bremsen bei Porsche, im Vergleich zu anderen Herstellern, die immer noch Einkolbenzangen auch bei stärkeren Autos verbauen.

Das Nachlesen im Internet ist bei der Fehlersuche nur dann hilfreich, wenn man die zusammengetragenen vermeintlichen Ursachen bewerten und allenfalls auch selber prüfen kann.

Greetz

Themenstarteram 7. August 2020 um 12:01

Tach, und danke denen, die was zum Thema beigetragen haben.

@Pilot69: Das "Einbremsen" wird ja durchaus von Kreisen empfohlen, denen man Fachkenntnis zutrauen sollte,

etwa Bremsendienst-Werkstätten. Das heißt nicht unbedingt, dass es den Erfolg bringt, der der Sache zugeschrieben wird... Aber natürlich bin ich so neugierig, dass ich gerne wüsste, worauf deine Aussagen beruhen - Berufserfahrung, Ausbildung oder?

Und das von dir empfohlene Rausglühen würde ich gerne versuchen. "Wirklich hartes Bremsen über längere Zeit" soll wohl heißen, Vollbremsungen in Intervallen zu vollführen, sonst bliebe das Auto ja stehen. Wie lange, wie oft, aus welcher Geschwindigkeit?

Schönen Gruß

Das Rubbeln hatte ich seinerzeit auch beim 996 Targa, den ich als Werkswagen gekauft hatte. Die Bremsscheiben wurden im PZ "abgedreht" und danach war es gut.

Das Einbremsen mit konkreten Geschwindigkeiten macht dahingehend Sinn, dass der Kunde dann unter relativ definierten Bedingungen das Tragbild der Beläge erzeugt, aber das kommt aus Zeiten, wo die Beläge noch recht uneben waren und wirklich erst von der Bremsscheibe geglättet werden mussten. Dies ist heute nicht mehr der Fall, gerade wenn man Scheiben und Beläge erneuert. Wechselt man nur die Beläge so müssen sich diese an die meist etwas wellige Scheibenoberfläche anpassen. Dafür ist das genau beschriebene "Einbremsprozedere" auch ganz gut zu gebrauchen, denn so werden die Beläge schnell eingeschliffen ohne dass sie zu sehr überhitzen.

Die Geschichten mit dem Ausgasen und Fertigbacken sind dann hinzugedichtet worden, um den Leuten eine nachvollziehbarere Story zu präsentieren, die Beläge verlassen die Fabrik fertig.

Das mit dem Rausglühen ist in erster Linie "nur" härter Bremsen, zügiger Fahren, soweit das der Verkehr zulässt. Vielleicht dann auch mal volle Lotte abbremsen, auch ein paar Mal nacheinander, das aus möglichst hoher Geschwindigkeit. Aber immer vor dem Bremsen im Rückspiegel versichern, dass keiner dabei aufläuft.

Bremst man aus 250+ voll auf 50 runter, beschleunigt 2-3 Mal wieder auf 250 und nochmal voll auf 50, werden die Scheiben anfangen zu leuchten, sie glühen, das Gefüge verändert sich. Lässt man die Scheiben dann schön runterkühlen sollte das Gefüge wieder homogen sein.

Weshalb ich solche Geschichten erzähle, als Maschinenbau-Ingenieur ist Metallurgie, Physik, Chemie und Mechanik ein grosser Teil des Studiums. Kombiniert man das mit über 30 Jahren Autoschrauben in einer porscheaffinen Werkstatt, davon 15 Jahre an eigenen Porsches mit Trackeinsatz kommt einiges zusammen. Ein bisschen Spieltrieb hilft dann auch noch, Dinge zu probieren, testen, hinterfragen.

Daher kann ich mit wiedergekäutem Halbwissen und drögem Runterbeten von Halbwissen so rein gar nichts anfangen. Aussagen müssen technisch und naturwissenschaftlich fundiert und nachvollziehbar sein, alles andere ist nicht zielführend.

Greetz

Themenstarteram 8. August 2020 um 10:52

Tach. Ich werde das mal versuchen, wenn sich möglichst risikoarm die Gelegenheit dazu ergibt, das kann ein bisschen dauern. Ich berichte danach.

Schönen Gruß

am 8. August 2020 um 20:29

Zitat

Das Rubbeln hatte ich seinerzeit auch beim 996 Targa, den ich als Werkswagen gekauft hatte. Die Bremsscheiben wurden im PZ "abgedreht" und danach war es gut.

Zitat Ende

 

war mein reden/schreiben. Einfach mal machen und gut ist.

An den Pilot,

das einbremsen der neuen Bremsbeläge auf gebrauchte Scheiben sollte jedem einleuchten. Macht auch Sinn.

Das was eigentlich gemeint ist beim einbremsen, sind die Erhitzungs und Abkühlphasen der Bremsscheiben.

Bremsscheiben werden gegossen, ja nach Fahrzeug auf Maß und Lochkreis gedreht und fertig. Das ist bei allen Herstellern gleich.

Das mit der Porschebremse ist auch weit hergeholt, jeder andere Hersteller hat auch 4 Kolben Bremszangen. Also nichts besonderes. Gleiche gibts bei BMW, Audi etc..

Wer das nicht glaubt, kann doch machen wie er will, wer aber seinen Bremsscheiben auf Dauer was gutes gönnen will, tja der sollte...

Gruß

 

Zitat:

@Porschetreiber schrieb am 7. August 2020 um 14:46:31 Uhr:

Das Rubbeln hatte ich seinerzeit auch beim 996 Targa, den ich als Werkswagen gekauft hatte. Die Bremsscheiben wurden im PZ "abgedreht" und danach war es gut.

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