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Busunglück

Themenstarteram 4. Juli 2017 um 6:38

Nach dem furchtbaren Busunglück in Franken, frage ich mich wie man am besten aus so einem brennenden Bus rauskommt. Die Nothämmer sind ja so zahlreich nicht vorhanden.

Kriegt man die Scheiben anderweitig eingeschlagen? Z.B. Armbanduhr über die Faust und mit der Kante zuschlagen? Sind die Scheiben nicht so konstruiert das die von außen nur schwer kaputt gehen aber von innen relativ leicht?

Vielleicht ist hier ein Busfahrer der die Gegebenheiten mal darlegen könnte. Wie verhält man sich da?

*furchtbare Sache*

Andy

Beste Antwort im Thema
am 4. Juli 2017 um 7:26

Ich bin ein paar Jahre Reisebus gefahren und musste das Szenario "Busbrand" selbst miterleben. Bei der Rückfahrt vom Skifahren hat der Bus vom Kollegen vor mir im Motorraum zu qualmen angefangen, ich hab ihn dann darauf aufmerksam gemacht und wir sind an der nächsten Raststätte von der Autobahn. Solange der Bus fährt, ist es bei Motorbränden am unkritischsten, weil dann kein offenes Feuer entsteht. Das kommt erst, wenn die Fuhre steht und Öl oder Diesel auf heiße Motorteile läuft. So war’s auch bei ihm.

Wir hatten genügend Zeit, alle Fahrgäste durch beide Türen aussteigen zu lassen und sogar noch den Großteil des Gepäcks aus dem Kofferraum zu holen. Nur die Skier hinten im Gepäckträger konnten nicht ausgeladen werden, da hat’s ja munter gebrannt. Das ging alles ohne Hektik und Panik ab, und bis der Innenraum gebrannt hat, sind vielleicht 4 oder 5 Minuten vergangen. Das ist eine sehr lange Zeit und war in diesem Fall ausreichend für eine geregelte und ruhige Evakuierung.

Jeder Bus hat zusätzlich zu den Türen Ausstiegsluken auf dem Dach, für den Fall dass er nach rechts auf die Türen umkippt, die kann man auch beim Brand nutzen. Muss man halt aus 3,5 m Höhe vom Dach springen.

Bei dem Unglück von gestern kam aber leider der Umstand dazu, dass die Fahrgäste Rentner waren. Rentner sind erfahrungsgemäß nicht so beweglich und nicht so schnell. Da reicht es, dass einer im Gang stolpert und die anderen schon nicht mehr über den Liegenden drüberkommen. Was bei einem Haufen Skifahrer kein Problem wäre, ist dann leider tödlich.

Die Busscheiben sind meist zweilagig und lassen sich von außen und innen einschlagen, mit entsprechend Schmackes auch mit jedem halbwegs kantigen oder spitzen Gegenstand. Die Kraft eines 80-Jährigen kann aber auch hier eventuell nicht ausreichen. Und von außen kommt man in der Regel nicht an die Scheiben dran, die sind einfach zu hoch (außer beim Doppeldecker die untere Etage).

Zitat:

Da sollte doch nach den Vorschriften alles aus nichtbrennbaren Materialien bestehen?

Diese Vorschriften existieren nicht. Es gibt auch so gut wie keine nichtbrennbaren Materialien, die im Fahrzeugbau verwenden werden. Sogar Alu-Motorblöcke können zu brennen anfangen. Kunststoff kann mit Flammhemmern ausgestattet werden, das hält aber auch nur kurz und heißt nicht, dass das alles selbsterlöschende Materialien sind.

55 weitere Antworten
55 Antworten
am 4. Juli 2017 um 6:54

So furchtbar diesen Ungflück wieder einmal ist.

Wie kann ein mehrere hunderttausend Euro teurer Bus überhaupt brennen.

Da sollte doch nach den Vorschriften alles aus nichtbrennbaren Materialien bestehen ?

Leider sind die Brandschutzvorschriften noch nicht ausreichend.

Themenstarteram 4. Juli 2017 um 6:58

Nachdem ich gestern die Aussagen des Sachverständigen gehört habe, erscheint es mir auch plausibel das der Bus schon während der Fahrt gebrannt hat. Und nach Stillstand sind dann die Flammen hochgeschlagen.

Das man da keine Chance hat rauszukommen?

Seitenscheibe mit einem "beuhrten" Arm einschlagen? Vergiss es.

Ich habe mal auf dem Schrottplatz eine Scheibe einschlagen müssen, auch große Hämmer müssen da mit ordentlicher Geschwindigkeit dagegen geschlagen werden. Sonst "federt" der dir einfach zurück.

https://www.youtube.com/watch?v=C4Nizg8tHyc

Themenstarteram 4. Juli 2017 um 7:26

Zitat:

@rpalmer schrieb am 4. Juli 2017 um 09:19:47 Uhr:

Seitenscheibe mit einem "beuhrten" Arm einschlagen? Vergiss es.

Ich habe mal auf dem Schrottplatz eine Scheibe einschlagen müssen, auch große Hämmer müssen da mit ordentlicher Geschwindigkeit dagegen geschlagen werden. Sonst "federt" der dir einfach zurück.

https://www.youtube.com/watch?v=C4Nizg8tHyc

Von innen? Oder von außen?

am 4. Juli 2017 um 7:26

Ich bin ein paar Jahre Reisebus gefahren und musste das Szenario "Busbrand" selbst miterleben. Bei der Rückfahrt vom Skifahren hat der Bus vom Kollegen vor mir im Motorraum zu qualmen angefangen, ich hab ihn dann darauf aufmerksam gemacht und wir sind an der nächsten Raststätte von der Autobahn. Solange der Bus fährt, ist es bei Motorbränden am unkritischsten, weil dann kein offenes Feuer entsteht. Das kommt erst, wenn die Fuhre steht und Öl oder Diesel auf heiße Motorteile läuft. So war’s auch bei ihm.

Wir hatten genügend Zeit, alle Fahrgäste durch beide Türen aussteigen zu lassen und sogar noch den Großteil des Gepäcks aus dem Kofferraum zu holen. Nur die Skier hinten im Gepäckträger konnten nicht ausgeladen werden, da hat’s ja munter gebrannt. Das ging alles ohne Hektik und Panik ab, und bis der Innenraum gebrannt hat, sind vielleicht 4 oder 5 Minuten vergangen. Das ist eine sehr lange Zeit und war in diesem Fall ausreichend für eine geregelte und ruhige Evakuierung.

Jeder Bus hat zusätzlich zu den Türen Ausstiegsluken auf dem Dach, für den Fall dass er nach rechts auf die Türen umkippt, die kann man auch beim Brand nutzen. Muss man halt aus 3,5 m Höhe vom Dach springen.

Bei dem Unglück von gestern kam aber leider der Umstand dazu, dass die Fahrgäste Rentner waren. Rentner sind erfahrungsgemäß nicht so beweglich und nicht so schnell. Da reicht es, dass einer im Gang stolpert und die anderen schon nicht mehr über den Liegenden drüberkommen. Was bei einem Haufen Skifahrer kein Problem wäre, ist dann leider tödlich.

Die Busscheiben sind meist zweilagig und lassen sich von außen und innen einschlagen, mit entsprechend Schmackes auch mit jedem halbwegs kantigen oder spitzen Gegenstand. Die Kraft eines 80-Jährigen kann aber auch hier eventuell nicht ausreichen. Und von außen kommt man in der Regel nicht an die Scheiben dran, die sind einfach zu hoch (außer beim Doppeldecker die untere Etage).

Zitat:

Da sollte doch nach den Vorschriften alles aus nichtbrennbaren Materialien bestehen?

Diese Vorschriften existieren nicht. Es gibt auch so gut wie keine nichtbrennbaren Materialien, die im Fahrzeugbau verwenden werden. Sogar Alu-Motorblöcke können zu brennen anfangen. Kunststoff kann mit Flammhemmern ausgestattet werden, das hält aber auch nur kurz und heißt nicht, dass das alles selbsterlöschende Materialien sind.

am 4. Juli 2017 um 7:27

Zitat:

@rpalmer schrieb am 4. Juli 2017 um 09:19:47 Uhr:

Seitenscheibe mit einem "beuhrten" Arm einschlagen? Vergiss es.…

Doch, das geht beim Reisebus prima. Beim Pkw weniger gut. Die Notausstiegsscheiben beim Bus sind genau dafür konzipiert, dass sie leicht kaputtgehen.

Zitat:

@birscherl schrieb am 4. Juli 2017 um 09:27:53 Uhr:

Zitat:

@rpalmer schrieb am 4. Juli 2017 um 09:19:47 Uhr:

Seitenscheibe mit einem "beuhrten" Arm einschlagen? Vergiss es.…

Doch, das geht beim Reisebus prima. Beim Pkw weniger gut. Die Notausstiegsscheiben beim Bus sind genau dafür konzipiert, dass sie leicht kaputtgehen.

Wieder was gelernt. Sind diese Notausstiegsscheiben überall verbaut oder nur z.b. jede zweite Scheibe?

Zitat:

Von innen? Oder von außen?

Geöffnete Tür, ich habe auf die Innenseite geschlagen, damit die Splitter nicht in den Innenraum flogen. Der Typ wollte die Innenausstattung noch verkaufen.

am 4. Juli 2017 um 7:58

Die Notausstiegsscheiben sind nicht überall verbaut.

Themenstarteram 4. Juli 2017 um 8:43

Ganz herzlichen Dank und grün für die aufschlussreichen Informationen.

Dann sollte ich drauf achten, falls wir mal mit einem Bus fahren, wo wir sitzen.

Top. Danke!

Zitat:

@birscherl schrieb am 4. Juli 2017 um 09:58:30 Uhr:

Die Notausstiegsscheiben sind nicht überall verbaut.

Aber da wo sie verbaut sind, sollte doch ein entsprechender Aufkleber auf der Scheibe sein, oder?

am 4. Juli 2017 um 9:20

Dort ist ein Aufkleber drauf und dort hängt auch ein Nothammer neben der Scheibe.

Nimm einen frischen 10mm HSS Bohrer mit auf die Reise dann bist du sicher.

Damit kommst durch jede Scheibe ausser Windschutzscheibe oder Panzerglas.

Zitat:

@jojo1956 schrieb am 4. Juli 2017 um 08:54:41 Uhr:

So furchtbar diesen Ungflück wieder einmal ist.

Wie kann ein mehrere hunderttausend Euro teurer Bus überhaupt brennen.

Da sollte doch nach den Vorschriften alles aus nichtbrennbaren Materialien bestehen ?

Leider sind die Brandschutzvorschriften noch nicht ausreichend.

Hallo,

PKWs brennen, LKWs brennen, Lokomotiven brennen und auch Flugzeuge brennen. Warum also ein Bus nicht? Sollte nicht normal sein, kann aber durchaus vorkommen.

Nüchtern betrachtet: Während wir diese Zeilen schreiben, kommen in Deutschland weit mehr Menschen im Straßenverkehr um. Ein Bus-, Zug- oder Flugzeugunglück ist immer besonders tragisch, weil es viele Opfer auf einmal gibt. Prozentual gesehen, ist die Warscheinlichkeit, im Bus, Zug oder Flugzeug zu verunglücken, gegenüber dem PKW verschwindend gering.

Und was man trotz aller Tragik immer bedenken muss, bevor man das Haus verlässt: Das Leben ist gefährlich, es kann einem jederzeit irgendwas passieren. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.

 

Grüße,

diezge

Zitat:

@birscherl schrieb am 4. Juli 2017 um 09:26:34 Uhr:

Zitat:

Da sollte doch nach den Vorschriften alles aus nichtbrennbaren Materialien bestehen?

Diese Vorschriften existieren nicht. Es gibt auch so gut wie keine nichtbrennbaren Materialien, die im Fahrzeugbau verwenden werden. Sogar Alu-Motorblöcke können zu brennen anfangen. Kunststoff kann mit Flammhemmern ausgestattet werden, das hält aber auch nur kurz und heißt nicht, dass das alles selbsterlöschende Materialien sind.

Es heißt, Eisenbahnwaggons haben bessere Vorschriften und die seien auch umsetzbar. Aber auf der anderen Seite ist klar, es ist daneben recht einfach und sicherlich besser so einen geschehen vorher einzudämmen. Also zB Temperaturwarnung im Motorbereich. Gibt es schon, der Bus war eben nur 1 Jahr zu alt dafür.

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