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Der erste Eindruck

Mercedes CLS C218
Themenstarteram 20. August 2016 um 11:59

Liebe Foristen,

nach 9 Jahren und rund 300'000 km im CLK 320 CDI, habe ich nun 1'900 km im CLS 500 4MATIC zurückgelegt. Im Augenblick bin ich noch viel zu sehr vom Wagen als Gesamtkunstwerk gefangen, als dass ich eine systematische Aufzählung der Pros und Cons liefern könnte. Kein anderer Wagen verkörpert für mich souveräne, klassische Eleganz besser als der CLS. Erst recht, nachdem ich ihn selber fahre. Denn auch ganz einfache Vorgänge werden mit diesem Auto irgendwie zum Event.

Allein das gewöhnliche Anfahren. Wie sich diese 2-Tonnen Fuhre, begleitet von beiläufigem, leisen Bassgebrummel und Gepötter völlig unaufgeregt nach vorne wirft, ist schon eine Schau. Generell vermittelt mir der Wagen in jeder Fahrsituation das Gefühl, den heimischen Polstersessel nie verlassen zu haben. Und das bei gleichzeitig satter Strassenlage auch in den S-Modi von Schaltung und Fahrwerk, sollte ich dem Motor, während ich mir den Rücken massieren lasse, mal mehr Leistung abverlangen.

Änhnliches gilt fürs Abstellen des Ungetüms. Motor aus - das wars für Heute. Eben nicht. Wenn sich die AIRMATIC mit Gezische und Gefauche in den Ruhezustand verabschiedet, kommen Dampflokassoziationen auf. Obendrein wird das Ganze vom Geknister und Geknacke der abkühlenden Auspuffanlage mit Lagerfeueratmosphäre unterlegt. Echt grosse Oper.

Oder das Einschalten des Fernlichts. Meine Frau kann sich für dieses Schauspiel immer wieder begeistern. Als würde in einem Kino der Vorhang vor der Leinwand weggezogen. Jedenfalls dann, wenn es dem Fernlicht-Assistenten gerade konveniert.

Ja, all die aktiven und adaptiven Assistenten. Mit und ohne Plus. Grundsätzlich bin ich ja froh darüber, dass ich sie habe. Allerdings nervt der Verkehrszeichenerkenner indem er die digitale Geschwindigkeitsanzeige immer vollständig überblendet. Anstatt sich am Rande des Bildschirms breit zu machen. Platz genug wäre vorhanden. Eine entsprechende Konfiguration konnte ich im Urwald der Einstellmöglichkeiten noch nicht finden.

Auch teilautonomes Fahren mit DISTRONIC stresst mich im Moment noch mehr, als dass es entspannt. Die Kontrolle weitgehend an den Wagen zu übergeben, muss ich halt noch lernen. Für meinen Geschmack klebt der teilautonome Wagen auf der rechten Spur einer Autobahn jedenfalls zu dicht am Mittelstreifen.

Folgt noch ein wenig Kleinkram: Das schläfrige Einsetzen der Scheibenwaschanlage wird in einem parallelen Beitrag gerade thematisiert. Wäre noch die Feststellbremse. Das Geräusch des ungehinderten Lösens klingt einfach grottig. Deshalb bremse ich das zurückschnellende Pedal mit der Schuhsohle. War beim CLK auch schon so. Da fast jeder Kleinwagen mittlerweile über eine elektrische Feststellbremse verfügt, werde ich das Gefühl nicht los, dass Mercedes mit dieser altertümlichen Lösung irgend eine sinsitre Absicht verfolgt.

Alles in Allem: Ich bin immer noch geplättet und hoffe, dass diese Empfindung viele Jahre anhält.

Cheers,

DrHephaistos

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 26. Mai 2017 um 11:59

Nun fahre ich den CLS ja schon eine geraume Weile, werde aber immer noch und immer wieder positiv überrascht.

Stille: Letzte Woche kehrten meine Frau und ich aus einem Korsika Urlaub zurück. Wegen der meist engen und kurvigen Inselstrassen liessen wir unsere Wagen zu Hause, nahmen den Flieger und mieteten uns in Ajaccio einen nagelneuen, handlichen Peugeot 2008 Diesel mit Handschaltung. In solchen Autos schwingt grundsätzlich meine bessere Hälfte das Szepter. Ich blieb 2 Wochen lang Beifahrer. Der Peugeot ist ein prima Wägelchen und trotz des Dieselmotors ein sehr ruhiger Geselle. Auch im Vergleich zum CLK 320 CDI, den ich vor dem CLS 9 Jahre lang und 300'000 km weit fuhr.

Jedenfalls hatte mein Gehör während des Urlaubs die Geräuschkulisse im Peugeot adaptiert. Als ich nach unserer Rückkehr die erste Fahrt im CLS unternahm, überwältigte mich die herrschende Stille geradezu. In Verbindung mit der famosen AIRMATIC stand es wieder dominant im Vordergrund: Das unvergleichliche Mercedes-Gefühl, auf einem fliegenden Teppich zu gleiten. Das die Gewöhnung im Laufe der Zeit ja leider immer weiter aus dem Bewusstsein verdrängt.

Fahrspass: Über mein Vergnügen in der Abteilung lineare Fortbewegung, das ich u.A. aus der Begegnung mit einem Bentley Mulsanne und einem Jaguar F-Type zog, habe ich schon geschrieben. Als Kontrast nahm ich mir deshalb mal wieder die ehemalige ADAC Bergrennstrecke von Freiburg-Günterstal auf den Schauinsland vor. Glücklicherweise hatte es sehr wenig Verkehr, vor Allem kaum Radfahrer.

Ich kenne die Strasse ganz gut, bin sie mit dem CLK ettliche Male abgefahren. Dessen Motor - der heilige St. Brabus hatte Hand aufgelegt - war mit 272 PS / 590 Nm nicht gerade der schwächlichste. Aber das Fahrwerk, in trauter Harmonie mit einem gluckenhaften ESP, machten sportives Vorankommen am Schauinsland eher zum Ärgernis, weniger zur Freude.

Mit dem CLS ergab sich nun ein vollkommen anderes Bild: Die Motorleistung liess sich auf dieser kurvigen Strecke ohne Zicken in Vortrieb verwandeln. Lediglich ein einziges Mal 'gelang' es mir, den Wagen im Ausgang einer Haarnadel kaum spürbar zu versetzen. Ich trieb ihn rücksichtslos bergauf und war regelrecht geplättet, wie stabil diese 2 Tonnen-Gondel im Sport-Modus von Motor, Getriebe und Fahrwerk auf der Strasse lag. Mein Staunen lässt sich ohne Einschränkung auch auf die Lenkung übertragen. Die Wuchtbrumme fuhr ohne Wenn und Aber exakt in die Richtung, die ich vorgab. Ohne störendes Unter- oder Übersteuern. Diese Kombination aus M278, 9G-Tronic, AIRMATIC und 4MATIC ist tatsächlich allerfeinste Sahne.

Oben angekommen fragte ich, immer noch im Rausch der Endorphine, meine Frau, ob sie diese Fahrt auch so begeistert hätte wie mich. Ich erntete lediglich einen tadelnden Blick und die Bemerkung, ihr sei "zum Kotzen gewesen". Tja, so sind sie eben, die wirklich besseren Hälften. Und dafür lieben wir sie.

Dem Wagen roch man die Fahrt förmlich an. Begleitet von Lagerfeueratmosphäre, die vom Knistern der heissen Auspuffanlage erzeugt wurde, gelangte ich zur Erkenntnis, dass sich der Motor wohl zum ersten Mal angestrengt hatte. Ich war übrigens mit offenem Schiebedach und versenkten, hinteren Seitenscheiben unterwegs. Wer auch immer glaubt, der CLS 500 würde keinen richtigen Sound verbreiten, wäre Gestern auf eindrückliche Weise eines Besseren belehrt worden.

Ein Fazit: Ich bin eigentlich ein nüchterner, rationaler Typ. Deshalb überrascht es mich, wie dieser Wagen aus dem trivialen Vorgang der Bewegung von A nach B immer wieder ein hoch emotionsbeladenes Erlebnis macht.

Cheers,

DrHephaistos

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Zitat:

@DrHephaistos schrieb am 20. August 2016 um 13:59:41 Uhr:

Liebe Foristen,

Oder das Einschalten des Fernlichts. Meine Frau kann sich für dieses Schauspiel immer wieder begeistern. Als würde in einem Kino der Vorhang vor der Leinwand weggezogen. Jedenfalls dann, wenn es dem Fernlicht-Assistenten gerade konveniert.

Allerdings nervt der Verkehrszeichenerkenner indem er die digitale Geschwindigkeitsanzeige immer vollständig überblendet. Anstatt sich am Rande des Bildschirms breit zu machen. Platz genug wäre vorhanden. Eine entsprechende Konfiguration konnte ich im Urwald der Einstellmöglichkeiten noch nicht finden.

Auch teilautonomes Fahren mit DISTRONIC stresst mich im Moment noch mehr, als dass es entspannt. Die Kontrolle weitgehend an den Wagen zu übergeben, muss ich halt noch lernen. Für meinen Geschmack klebt der teilautonome Wagen auf der rechten Spur einer Autobahn jedenfalls zu dicht am Mittelstreifen.

Folgt noch ein wenig Kleinkram: Das schläfrige Einsetzen der Scheibenwaschanlage wird in einem parallelen Beitrag gerade thematisiert. Wäre noch die Feststellbremse. Das Geräusch des ungehinderten Lösens klingt einfach grottig. Deshalb bremse ich das zurückschnellende Pedal mit der Schuhsohle. War beim CLK auch schon so. Da fast jeder Kleinwagen mittlerweile über eine elektrische Feststellbremse verfügt, werde ich das Gefühl nicht los, dass Mercedes mit dieser altertümlichen Lösung irgend eine sinsitre Absicht verfolgt.

DrHephaistos

Hallo Doc

erstmal Gratulation zum neuen CLS.

Ich fahre meinen ja auch erst rund 4 Monate und kann fast alles unterschreiben, was du als Empfindung zu dem Wagen schreibst.

1. Das Licht.

Ich empfinde, (wie deine Frau) das einschalten des MULTIBEAM-Lichtes als großes Kino. Erstens von außen, beim öffnen, die unterschiedlichen Farben gelb, blau und letztendlich weiß. Cool. Ich finde das Schauspiel so klasse, dass ich, obwohl ich Key-less-go habe, abends die Fernentriegelung nutze um das Schauspiel von außen zu sehen.

Danach beim starten, wenn die Scheinwerfer den Schwenk vollziehen und sich dann aufrichten; Nochmal Cool.

2. Verkehrszeichenerkennung

Ich finde es auch störend, dass sich die Anzeige über die digitale Geschwindigkeitsanzeige legt. Müsste man wegprogrammieren können.

3. Distronic.

Das ist nur eine Frage der Gewöhnung. Die Funktion ist fantastisch besonders beim Kolonnenfahren und bei Autobahnstaus. Wenn man erstmal verinnerlicht hat, dass die tatsächlich bremst und keine Unfälle verursacht, ist man äußerst relaxt.

4. Kleinigkeiten

Es stimmt die Scheibenwaschanlage ist doof. Man muss ziemlich feste drücken sonst läuft der Scheibenwischer los, aber nicht das Wischwasser. Drückt man feste, dauert es trotzdem einen Augenblick und der Wischer rubbelt über die trockene Scheibe.

Tja und dann die Fußfeststellbremse. Hier lebt Mercedes seine nostalgischen Gefühle aus. So schön Heritage bei der Armaturenbrett-Uhr ausgelebt wurde, so bescheiden ist dieses Relikt aus der Vergangenheit des Automobilbaus. Aber was solls, das macht das Auto nicht schlecht und mindert nicht seine souveränität beim fahren.

Viel Glück mit deinem Neuen.

Gruß Bonner

Themenstarteram 20. August 2016 um 17:40

Zitat:

...

Viel Glück mit deinem Neuen.

Gruß Bonner

Hallo Bonner,

danke. Wie ich Deinen bisherigen Beiträgen entnehmen kann, hast Du z.Zt. ja auch jede Menge Spass. Mit Deinem Motor hast Du eine gute Wahl getroffen. Mein CLK hatte den Gleichen: Den OM 642. Ein kräftiger, genügsamer Dauerläufer. Der Verbrauch lag im 9-jährigen Durchschnitt bei 8.22 l/100 km. Mal gucken, wo ich diesbezüglich mit dem CLS lande...

Cheers,

DrHephaistos

Themenstarteram 20. August 2016 um 17:47

ups. Doppelt. Sorry.

Zitat:

@DrHephaistos schrieb am 20. August 2016 um 13:59:41 Uhr:

...Allerdings nervt der Verkehrszeichenerkenner indem er die digitale Geschwindigkeitsanzeige immer vollständig überblendet. Anstatt sich am Rande des Bildschirms breit zu machen...

Ich liebe die ständige Anzeige der aktuellen Höchstgeschwindigkeit. Hingegen benötige ich keine fünfsekundige Einblendung für den Fall, dass ein neues Schild erkannt wurde. Diese Einblendung kann man aber einfach ausschalten:

- Mit den Pfeiltasten am Lenkrad ins Menü Assistenten wechseln

- Nach oben oder unten das Untermenü Verkehrszeich.A. auswählen

- Mit OK bestätigen

- Einblendfunktion ein- oder ausschalten mit OK-Taste

Zitat:

...Auch teilautonomes Fahren mit DISTRONIC stresst mich im Moment noch mehr, als dass es entspannt. Die Kontrolle weitgehend an den Wagen zu übergeben, muss ich halt noch lernen. Für meinen Geschmack klebt der teilautonome Wagen auf der rechten Spur einer Autobahn jedenfalls zu dicht am Mittelstreifen...

Ich liebe die Distronic Plus. Neuerdings hat die Distronic Plus jedoch eine Zusatzfunktion namens Lenk-Assistent, welche versucht durch moderate Lenkeingriffe den Wagen in der Fahrspurmitte zu halten. Dieser Lenk-Assistent ist m.E. etwas gewöhnungsbedürftig und lässt sich zum Glück abschalten:

- Mit den Pfeiltasten am Lenkrad ins Menü Assistenten wechseln

- Nach oben oder unten das Untermenü DTR+: Lenk-Asst. auswählen

- Mit OK bestätigen

- Lenkassistent ein- oder ausschalten mit OK-Taste

Zitat:

 

Ich liebe die Distronic Plus. Neuerdings hat die Distronic Plus jedoch eine Zusatzfunktion namens Lenk-Assistent, welche versucht durch moderate Lenkeingriffe den Wagen in der Fahrspurmitte zu halten. Dieser Lenk-Assistent ist m.E. etwas gewöhnungsbedürftig und lässt sich zum Glück abschalten:

- Mit den Pfeiltasten am Lenkrad ins Menü Assistenten wechseln

- Nach oben oder unten das Untermenü DTR+: Lenk-Asst. auswählen

- Mit OK bestätigen

- Lenkassistent ein- oder ausschalten mit OK-Taste

Hallo ibond

du hast recht, an den Lenkassistenten muss man sich erst einmal gewöhnen. Ich gebe auch zu, dass er mich manchmal nervt. Ich schalte ihn aber dennoch nicht aus, da im Autobahnstau, wo nur 20 oder 30 km/h möglich sind, ich ihm komplett das fahren und damit auch bremsen, Gas geben und lenken überlasse. Das ist für mich kein Raub von Fahrfreude sondern Entlastung von Routine. Auf der Landstraße und natürlich bei Stadt und Autobahn ohne Stau, fahre ich selber.

Den Tipp mit dem ausschalten der Geschwindigkeitsanzeige muss ich prüfen. Natürlich will ich auch die Geschwindigkeit im Navi ständig angezeigt bekommen. Ich möchte nur nicht, dass er im KI, die digitale Tacho-Anzeige überblendet.

All dass ist allerdings klagen auf hohem Niveau, da der Wagen absolut in Ordnung ist. Bin bisher sehr zufrieden mit dem CLS und sollte mir der Nachfolger (soll ja wohl nächstes Jahr kommen) gefallen, kauf ich mir 2018 den ebenfalls. Dann allerdings als Benziner.

Gruß Bonner

Hallo zusammen

kleiner Nachtrag.

1. Ich habe die Anzeige der Verkehrszeichenerkennung im KI ausgeschaltet. Das funktioniert einwandfrei und dennoch hat man weiterhin die aktuelle Geschwindigkeitsanzeige in die Navi-Karte eingeblendet. Ibond Danke für den Tipp.

2. Ich habe mich jetzt doch entschlossen und die Lenkhilfe abgestellt. Kann sie ja beim nächsten Autobahnstau (der kommt bei uns in NRW bestimmt) wieder einschalten. Das bedeutet, ich kann die Distronic einschalten, aber ohne Lenkunterstützung.

Gruß Bonner

Themenstarteram 27. August 2016 um 8:17

Zitat:

@ibond schrieb am 22. August 2016 um 17:01:54 Uhr:

...für den Fall, dass ein neues Schild erkannt wurde. Diese Einblendung kann man aber einfach ausschalten:

Leider ist das die einzige Option: An oder Aus.

Cheers,

DrHephaistos

Zitat:

@DrHephaistos schrieb am 27. August 2016 um 10:17:25 Uhr:

Zitat:

@ibond schrieb am 22. August 2016 um 17:01:54 Uhr:

...für den Fall, dass ein neues Schild erkannt wurde. Diese Einblendung kann man aber einfach ausschalten:

Leider ist das die einzige Option: An oder Aus.

Cheers,

DrHephaistos

Stimmt Dr..

Aber du hast dann immer noch die Anzeige der aktuellen Verkehrszeichen auf der Navi-Karte.

Gruß Bonner

Themenstarteram 26. Mai 2017 um 11:59

Nun fahre ich den CLS ja schon eine geraume Weile, werde aber immer noch und immer wieder positiv überrascht.

Stille: Letzte Woche kehrten meine Frau und ich aus einem Korsika Urlaub zurück. Wegen der meist engen und kurvigen Inselstrassen liessen wir unsere Wagen zu Hause, nahmen den Flieger und mieteten uns in Ajaccio einen nagelneuen, handlichen Peugeot 2008 Diesel mit Handschaltung. In solchen Autos schwingt grundsätzlich meine bessere Hälfte das Szepter. Ich blieb 2 Wochen lang Beifahrer. Der Peugeot ist ein prima Wägelchen und trotz des Dieselmotors ein sehr ruhiger Geselle. Auch im Vergleich zum CLK 320 CDI, den ich vor dem CLS 9 Jahre lang und 300'000 km weit fuhr.

Jedenfalls hatte mein Gehör während des Urlaubs die Geräuschkulisse im Peugeot adaptiert. Als ich nach unserer Rückkehr die erste Fahrt im CLS unternahm, überwältigte mich die herrschende Stille geradezu. In Verbindung mit der famosen AIRMATIC stand es wieder dominant im Vordergrund: Das unvergleichliche Mercedes-Gefühl, auf einem fliegenden Teppich zu gleiten. Das die Gewöhnung im Laufe der Zeit ja leider immer weiter aus dem Bewusstsein verdrängt.

Fahrspass: Über mein Vergnügen in der Abteilung lineare Fortbewegung, das ich u.A. aus der Begegnung mit einem Bentley Mulsanne und einem Jaguar F-Type zog, habe ich schon geschrieben. Als Kontrast nahm ich mir deshalb mal wieder die ehemalige ADAC Bergrennstrecke von Freiburg-Günterstal auf den Schauinsland vor. Glücklicherweise hatte es sehr wenig Verkehr, vor Allem kaum Radfahrer.

Ich kenne die Strasse ganz gut, bin sie mit dem CLK ettliche Male abgefahren. Dessen Motor - der heilige St. Brabus hatte Hand aufgelegt - war mit 272 PS / 590 Nm nicht gerade der schwächlichste. Aber das Fahrwerk, in trauter Harmonie mit einem gluckenhaften ESP, machten sportives Vorankommen am Schauinsland eher zum Ärgernis, weniger zur Freude.

Mit dem CLS ergab sich nun ein vollkommen anderes Bild: Die Motorleistung liess sich auf dieser kurvigen Strecke ohne Zicken in Vortrieb verwandeln. Lediglich ein einziges Mal 'gelang' es mir, den Wagen im Ausgang einer Haarnadel kaum spürbar zu versetzen. Ich trieb ihn rücksichtslos bergauf und war regelrecht geplättet, wie stabil diese 2 Tonnen-Gondel im Sport-Modus von Motor, Getriebe und Fahrwerk auf der Strasse lag. Mein Staunen lässt sich ohne Einschränkung auch auf die Lenkung übertragen. Die Wuchtbrumme fuhr ohne Wenn und Aber exakt in die Richtung, die ich vorgab. Ohne störendes Unter- oder Übersteuern. Diese Kombination aus M278, 9G-Tronic, AIRMATIC und 4MATIC ist tatsächlich allerfeinste Sahne.

Oben angekommen fragte ich, immer noch im Rausch der Endorphine, meine Frau, ob sie diese Fahrt auch so begeistert hätte wie mich. Ich erntete lediglich einen tadelnden Blick und die Bemerkung, ihr sei "zum Kotzen gewesen". Tja, so sind sie eben, die wirklich besseren Hälften. Und dafür lieben wir sie.

Dem Wagen roch man die Fahrt förmlich an. Begleitet von Lagerfeueratmosphäre, die vom Knistern der heissen Auspuffanlage erzeugt wurde, gelangte ich zur Erkenntnis, dass sich der Motor wohl zum ersten Mal angestrengt hatte. Ich war übrigens mit offenem Schiebedach und versenkten, hinteren Seitenscheiben unterwegs. Wer auch immer glaubt, der CLS 500 würde keinen richtigen Sound verbreiten, wäre Gestern auf eindrückliche Weise eines Besseren belehrt worden.

Ein Fazit: Ich bin eigentlich ein nüchterner, rationaler Typ. Deshalb überrascht es mich, wie dieser Wagen aus dem trivialen Vorgang der Bewegung von A nach B immer wieder ein hoch emotionsbeladenes Erlebnis macht.

Cheers,

DrHephaistos

schön beschrieben.. und endlich mal jmd. der zugibt auch mal nicht vernünftig zu sein ;)

am 28. Mai 2017 um 18:55

Ich kann diesem wunderbaren Beschrieb nur beipflichten. War jetzt zum ersten Mal auf Ferienfahrt (nur 300Km) aber das war ein Erlebnis für alle Sinne. Mein Beifahrer der sonst Porsche Cayenne fährt hat nur gemeint das sei wie Fliegen in der Business Class oder sogar besser. Der Innenraum strahlt eine herrliche Atmosphäre aus (ich habe alles in Mandelbeige und Esspresso) - der Blick über die Haube ist galaktisch. Der Wagen lässt sich herrlich fahren, egal ob Autobahn, Ausserorts oder sogar über den Arlberg Pass - leicht, handlich und präzise. AIRMATIC ist einfach genial und das mit 19". Auch das 7G+ ist phantastisch (siehe meine anderen Berichte in dem ich das Getriebe verflucht habe im E350) - der Wagen fängt Blicke ein, 911er Fahrer zeigen Respekt und fahren rechts rüber. Und der Motor mit dem Sound machen einfach süchtig. Wie DrH beschreibt merkt man den Sound erst wenn man mal alle Fenster offen hat ... herrlich ! Und dann noch das Pfeifen der Turbos ... ich könnte die ganze Zeit herumschleichen und 20-50-20Kmh beschleunigen/bremsen ... nur um das Feeling zu geniessen. Oben raus fliegt er fast davon - so ab 180Kmh merkt man das man wirkliche viele PS unter der Haube hat. Und dann der Verbrauch - 4.7L V8 BiTurbo = unter 10L/100Km in CH und A. Wenn ich mich die ganze Fahrt beherrscht hätte wären es 9L gewesen. Soviel hat mein E350 CGI verbraucht !

Mein Fazit: eigentlich ist der 500er CLS C218 die allerbeste E-Klasse die es gab. Das ist noch Mercedes so wie man es gewohnt ist von früher. Alles andere ist ein Sparpaket. Und erst beim 500er Motor geniesst man die volle Ingenierurskunst, alles andere sind "Kastrate".

Ich hoffe jetzt nur das ich nie einen Unfall mit dem Wagen haben werde, da ich ihn am liebsten die nächsten 20 Jahre fahren möchte ... und das ist selten bei meinem Modelwechselrythmus (siehe Signatur).

Ich habe meinen mittlerweile 4 Wochen und jedesmal bevor ich ins Auto steige werde ich Nervös und kann es kaum erwarten denn Startknopf zu drücken. Da meiner in der Tiefgarage steht könnte man meinen die Welt geht unter sobald ich dem Startknopf drücke. War auch schon für einen Kurzurlaub in Kroatien. Einmal war ich kurz auf 180 km/h ohne es zu merken, einfach das perfekte Reisegefährt. Jedesmal wenn ich an der Bezahlstation in Italien war musste ich mich zusammenreissen damit ich das Gaspedal nicht durchdrücke wenn die Rampe hochging.

Werde mich demnächst vorstellen sobald es die Zeit zulässt.

@ DrHephaistos: Macht Spass deine Beiträge zu lesen, weiter so :)

 

Beste Grüsse

Themenstarteram 1. August 2017 um 10:01

Heute gibts einen Beitrag zum Begriffsungetüm 'DISTRONIC PLUS mit Lenk-Assistent und Stop&Go Pilot'. Die Betriebsanleitung führt dazu u.A. aus:

"Im Geschwindigkeitsbereich von 0 - 60 km/h orientiert sich der Stop&Go Pilot am vorausfahrenden Fahrzeug unter Berücksichtigung von Fahrstreifenmarkierungen, z.?B. beim Staufolgefahren.

Im Geschwindigkeitsbereich oberhalb von 60 km/h orientiert sich der Lenk-Assistent an erkannten Fahrstreifenmarkierungen (links und rechts) und nur ersatzweise am vorausfahrenden Fahrzeug."

Fährt man langsamer als 61 km/h, übernimmt der 'Stop&Go Pilot' die völlige Kontrolle über das Fahrzeug. Im Gegensatz zum Geschwindigkeitsbereich ab 61 km/h, wird der Fahrer auch nicht periodisch aufgefordert, sich durch Ausübung kleiner Lenkmomente bemerkbar zu machen. Der Wagen fährt innerhalb der Systemgrenzen also tatsächlich von selbst.

Letzten Sonntag liess ich mich vom 'Stop&Go Pilot' bequem durch den Stau vor und in einer kilometerlangen Autobahnbaustelle mit verengten und versetzten Fahrspuren chauffieren. Die Hände im Schoss, auf der rechten Spur fahrend, funktionierte der Pilot tadellos: Er lenkte durch enge Kurven, fuhr nicht zu dicht auf und nach kurzem Stillstand von selbst wieder an. Nach längerem Stillstand liess er sich durch ein kurzes Antippen des Gaspedals wieder aktivieren. So weit, so gut.

Nach einer Weile öffnete sich auf der rechten Seite eine Autobahnausfahrt. Deren halbe Länge war kaum erreicht, als sich der Fahrer des Autos vor mir plötzlich und mit Karacho dazu entschloss, diese Gelegenheit zum Verlassen der Autobahn zu nutzen. Im selben Augenblick rotierte das Lenkrad blitzartig rechts herum und mein Wagen hetzte raubkatzenhaft hinterher. Ich konnte ihn reflexartig abbremsen, da ich nicht ausfahren wollte.

De facto verhielt sich der Wagen wie beschrieben. Im Entscheidungskonflikt, entweder der Fahrbahn oder dem vorausfahrenden Fahrzeug zu folgen, wählte der Rechner die zweite Option. Meine war aber die erste. Hätte mich die Linguatronic-Dame nicht vorher fragen sollen? Was, wenn die zweite Option auch meine gewesen und wenn der Fahrer irgend eines Wagens hinter mir auf die Idee gekommen wäre, mit einem Affenzahn in die Spur der Ausfahrt einzuscheren? Hätten die anderen Assistenzsysteme die drohende Kollision erkannt und verhindert?

Ja - laut Betriebsanleitung. Experimentell verifizieren will ichs lieber nicht.

Cheers,

DrHephaistos

Hab auch schon die Erfahrung gemacht, dass der Staupilot ausgesprochen anhänglich ist, wenn jemand vorausfährt - was ja im Stau häufiger vorkommen soll...

Dann hindern ihn auch keine Fahrbahnmarkierungen, der Leitplanke gefährlich nahe zu kommen, wenn der Vordermann dies tut.

Zu deinem Erlebnis: hattest du die Navigation gerade aktiviert? Die könnte ihn vielleicht motivieren, auf Kurs zu bleiben. Und, wichtig: hat er geblinkt, bevor er rübergezogen hat?

Greets, Stefan

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