Wie erneuert man einen Verkaufsschlager? Indem man auf neuer Basis alles macht wie vorher. Nur besser. Erstkontakt mit dem meistverkauften SUV der Welt Toyota Rav4.
Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Paris – Ausgerechnet der Toyota Rav4! Das Auto, das sicher nicht wegen seiner Extravaganz zum meistverkauften SUV der Welt wurde, überrascht mit einer Extravaganz: Statt eines Innenspiegels hängt in der jüngsten Generation des SUV ein kleiner Monitor vom Dach. Ein Monitor allerdings, der zugleich als Spiegel funktioniert. Clever. Willkommen im Toyota Rav4 2019. Auf dem Pariser Autosalon 2018 zeigt Toyota seinen Bestseller erstmals in Europa – und ist ganz schön mutig. Schließlich wirft man bei einem Bestseller nicht leichtfertig alles über den Haufen. Äußerlich erinnert nur noch das Emblem auf dem Kühlergrill an den Vorgänger. Und unter dem Blech steckt die komplett neue Fahrzeugarchitektur TNGA (auch: GA-K). Toyota Rav4: SUV auf dem Pariser Autosalon 2018Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Kantig wie das größere US-SUV 4Runner steht der Toyota Rav4 Hybrid da, die Schnauze wirkt beinahe aggressiv. Mit den uns geläufigen Modellen Auris, pardon: Corolla, oder dem Prius hat der Crossover kaum etwas zu tun. Nicht mal unter der Haube. Statt eines Hybrid-Antriebs mit 1,8- oder 2,0-Liter-Benziner setzt Toyota den neuen 2,5-Liter-Verbrenner in Kombination mit einem Elektromotor ein. Ein genauso großes Aggregat saß schon im Vorgänger, doch Toyota spricht von einem komplett neu entwickelten Strang. Oder besser: zwei Strängen. Es gibt das Rav4-SUV wahlweise mit Front- oder mit Allradantrieb. Beide nutzen den 2,5-Liter-Motor mit 177 PS (130 kW) und 221 Newtonmetern Drehmoment. Bei der Systemleistung inklusive E-Motor ergeben sich leichte Unterschiede. Die AWD-Version leistet 222 PS (163 kW), der Rav4 mit Frontantrieb kommt auf 218 PS (160 kW). Beide fahren maximal 180 km/h schnell, der Allradler schafft die 100 km/h geringfügig früher (nach 8,1 statt 8,4 Sekunden). Elektronisch geregelter Allradantrieb, Torque VectoringQuelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Eher nebensächliche Werte für das Hybrid-SUV. Beim Verbrauch herrscht fast Gleichstand: Der Rav4 AWD verbraucht mit 4,6 Litern 0,1 Liter mehr als der Rav4 FWD. Der Allradler mit Elektromotor an der Hinterachse soll nun bis zu 80 Prozent des Moments an die Hinterachse schicken. Komplett elektronisch gesteuert, passt der Antrieb die Momentverteilung fortwährend an die Fahrbedingungen an. Bis zu 100 Prozent können an der Vorderachse landen. Dazu wird es einen 2,0-Liter-Benziner geben, über den Toyota noch nicht viel verrät. Wir erwarten den mit 40 Prozent Wirkungsgrad überaus effizienten, im Februar vorgestellten 171 PS starken Motor. Auch der wird mit Allrad erhältlich sein. Die Kraftübertragung erfolgt mechanisch über ein stufenloses CVT-Getriebe. Zwischen den Hinterrädern geht das im Wege des Torque Vectoring variabel und je nach Bedarf. Toyota rechnet mit einer Einbaurate von rund 10 Prozent in Europa. Ganz neu hat Toyota auch den Innenraum ausgebaut. Das Infotainmentsystem sitzt nun auf dem Armaturenbrett. Wie es so Mode ist. Diverse Hardware-Schalter und zwei praktische Drehknöpfe erleichtern die Bedienung. In die Gestaltung der Grafiken hat Toyota nicht besonders viel Liebe gesteckt, sie wirken etwas billig. Die Regler für die Klimaanlage wirken seltsam überdimensioniert, drehen sich aber angenehm gedämpft und leise, wenn auch etwas zu leichtgängig. Rav4 auf TNGA-Plattform: Kürzer mit mehr PlatzQuelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Zum Bestseller wurde der Rav4 wegen seiner praktischen Qualitäten. Da baut Toyota aus. Obwohl der Rav4 2019 minimal kürzer wird als der Vorgänger (4,60 m), passt mehr rein. Der Kofferraum fasst 580 Liter und wirkt angenehm unzerklüftet. Er wurde zudem 60 mm länger als beim Vorgänger. Die Lehnen der Rückbank lassen sich flach umlegen, so dass ein ebener Laderaum entsteht. Außerdem lassen sie sich in zwei Positionen in der Neigung einstellen. Man sitzt recht gut da hinten. Sogar in der steileren Position wirkt die Lehne nicht zu steil. In der schrägen Stellung lässt sich recht gut lümmeln. Platz genug gibt es auch zur Seite (plus 40 mm Innenraumbreite) und für Knie und Füße. Der Radstand wuchs im Vergleich zum Vorgänger um 30 Millimeter auf 2,69 Meter, der Fußraum wurde ebenfalls vergrößert. Softtouch im Toyota Rav4 an vielen StellenZumindest im Ausstellungsfahrzeug kann sich der Insasse über viele weiche Flächen freuen. Vorne auf dem Armaturenbrett bringt Toyota zudem Ziernähte an. Hartplastik beginnt erst im unteren Bereich. Wo man hinfasst, findet man wenig davon. In den Türen des Ausstellers schon mal gar nicht. Es gibt weiche Polster für die Ellenbogen, oben auf die Türfüllung setzt Toyota ebenfalls Ziernähte. Ob der Rav4 so seine Pole-Position auf dem Weltmarkt halten kann? Gut möglich. Das Design mag etwas mehr anecken, doch wegen seines Aussehens wurde das Kompakt-SUV ohnehin nicht gekauft. Eher wegen des Antriebsstrangs, der im Segment noch immer Seltenheitswert hat. Außerdem hat Toyota es geschafft, die Ersatzteilversorgung in fast allen Winkeln der Welt sicherzustellen. Praktisch eben. |