DPF Fehlerkompendium

[PS-Schnecke47724]

Hallo liebe Motor-Talker und X5/E70 Besitzer,

Im September 2016 hatte ich mir einen X5 Bj. 2008 mit 186TKM zugelegt… ohne mich vorher mit den “Do´s and Don’ts” auseinanderzusetzen - was ein Fehler war.

Bei bereits 190TKM hatte ich eine DPF-Warnmeldung… womit meine Odyssee als BMW-Neuling begann. Recherche in diesem und an anderen Stellen haben mich von einem Heiler zum Nächsten und auch zu einem der “Größten” - nämlich meiner BMW-Niederlassung geführt. Jeder war “Fachmann” und wollte mir (gegen Geld) helfen. Aber KEINER dieser selbsternannten “Profis” hat auch nur im Ansatz das Problem jemals verstanden oder konnte es lösen.

Long Story short: nach knapp 18 Monaten und einigem an Selbststudium und Lehrgeld möchte ich meine Erfahrung mit euch teilen, damit andere davor bewahrt werden “ausgezogen” zu werden :-)

Grund ist auch, dass ich an keiner Stelle im Internet eine zusammenfassende Betrachtung des DPF-Problems finden konnte. Es gibt sehr gute und kompetente Foreneinträge; leider betrachten sie immer nur einen Teilaspekt - zumindest die, die ich gefunden habe.

Das Problem: die DPF-Warnmeldung eines X5/E70 3.0sd Bj. 2008 mit 190TKM leuchtet

Mögliche Ursachen: DPF-Filter

Technischer Hintergrund:

Der DPF-Filter und die damit zusammenhängende Technik ist beim E70 wohl ähnlich dem bei anderen BMW-Modellen dieser Kategorie. Diese DPF-Filter sind für eine Laufzeit von “bis zu 200TKM” ausgelegt. Beim einen gibt es früher Probleme beim anderen später. Das “Problem” ist allerdings keines sondern es ist die technische/physikalische Begrenzung dieses Filters max. 75g Aschemasse aufzunehmen (ACHTUNG: Aschemasse vs. Rußmasse).

Der Filter mit seinem Lamellensystem filtert im Normalbetrieb die Abgase. Der dabei gefilterte Ruß bleib in den Lamellen hängen. Ab einer bestimmten “Beladung” und einer Kühlwassertemperatur von > 75 Grad setzt ein Reinigungsvorgang ein, der über das AGRVentil die Abgastemperatur auf teilw. bis zu 620 Grad oder mehr bringt. Bei diesen hohen Temperaturen “fällt” der Ruß als Asche aus.

Bei einem ausgeglichen Fahrprofil mit Langstrecke ist das kein Problem, dass über ein ausreichend weite Strecke die Drehzahl so ist, dass der “Ausbrennprozess” funktionieren kann. Spannend wird es für die, die häufig Kurzstrecke fahren und bei denen dieser Prozess nicht beginnen kann. Irgendwann… auch bei einem neuen/sauberen DPF ist irgendwann “Schluss” - dann ist er “zu”.

Das ist dann der Moment wo man als Unwissender nach Hilfe sucht… und ggf. bei denen landet, die eine “Chemische Reinigung” anbieten, bei der der DPF *nicht* ausgebaut werden muss - das ist m.E. der TOD des DPF. Klar… ist der DPF neu bzw. hat noch keine hohe Ascheladung, dann wird das im ersten Moment helfen. Langfristig zerstört es aber die Lammellenstruktur.

Besser ist es den Reinigungsprozess für den DPF im Fahrzeug selbst durchzuführen. Dazu reicht eine längere Autobahnfahrt… wenn alle Sensoren und damit im Zusammenhang stehenden Komponenten (AGR, Steuerelektronik, Glühstifte,…) funktionieren. Bei < 100TKM behaupte ich einmal, sollte das der Fall sein. Diesen “Reinigungsprozess” kann man mit den richtigen “Tools” auch erzwingen (s.u.).

Bei einem Fahrzeug der Kategorie “fast 200TKM”, so wie meinem, bringt das aber nichts mehr. Hier MUSS der DPF professionell gereinigt werden - und dafür gibt es m.E. nur EINE Methode: ausbrennen. Es gibt Anbieter, die den Filter innerhalb von 2-3 Werktagen auf fast Neu-Niveau bringen - mit Garantie. Ds kostet in der Regel inkl. Versand ca. € 400,00. Hinzu kommt allerdings noch beim E70 der Ein- und Ausbau… uns das ist ein riesiger Aufwand. BMW verlangt alleine dafür knapp € 1.000,00. Deswegen kostet auch der Tausch eines DPF bei BMW knapp € 3.000,00… was aber leider KEIN Garant dafür ist, dass die Probleme damit behoben sind. Freie Werkstätten machen das deutlich günstiger (und wissen hoffentlich wie man es macht - bspw. so, dass nach Montage die Sensoren wieder zugänglich sind).

Das große Problem ist, dass immer nur einzelne Symptome (DPF-Filter, Sensoren, Elektronik,…) getauscht werden… nie aber der gesamte Regelkreis betrachtet wird.

Als absoluter KFZ-Laie erschreckt es mich, wie wenig diese “Fachleute” wirklich wissen.

Nach meiner Erkenntnis gehören zum Regelkreis des DPF:

1. Der 100% *richtig* gesäuberte DPF

2. 100% richtig funktionierende Motor-Steuerung inkl. Glühstifte und korrekt sitzender Ansaugbrücke

3. 100% funktionierende Sensoren: Kühlwasser, Differenzdruck, Motortemperatur

4. Funktionierendes AGR

Da man aber nicht alles prophylaktisch tauschen möchte/kann benötigt man irgendwie die Möglichkeit sich diesen Regelprozess “Live” anzuschauen… und das Ganze ohne Laptop, INPAR etc. Software und was es sonst noch alles für die Profis gibt.

Ohne Werbung machen zu wollen: mich hat myCarly mit deren WLAN-ODB-Adapter plus Software (zusammen knapp € 110,00) “gerettet”!

Warum? Weil ohne diese Super-App wäre ich niemals dahinter gekommen was an meinem Fahrzeug wirklich nicht i.O. ist!

Man kann, neben dem erzwingen des DFP-Reinigungsprozesses, die Fehlerspeicher auslesen… und so erkennen, dass es Fehler in der Verbrennung gibt, weswegen auch bei funktionierendem Kühlwassersensor, der Reinigungsprozess nicht startet. Man sieht wie der Abgasgegendruck steigt, sobald die Rußmasse ein Niveau erreicht hat, dass zu hoch ist… und irgendwann die DPF-Meldung trotz gereinigtem DPF wieder angeht… was nicht, so wie BMW behauptet am “nicht originalen DPF” liegt.

Man erkennt sogar, dass wenn alles korrekt funktioniert und die Abgastemperatur trotzdem nicht über 520Grad kommt bzw. Immer wieder absackt, dass es am AGR-Ventil liegen kann, welches dafür sorgt, dass die Temperatur im DPF ansteigt. Das “hängende” AGR ist auch Ursache dafür, dass es DPF-Fehler im Fehlerspeicher gibt… wo keiner weiß woher sie kommen.

Fazit: bei einem DPF-Fehler würde ich mir entweder jemanden suchen, der wirklich Ahnung und die Geräte hat um sich im Fahrbetrieb die Parameter anzuschauen oder die € 110,00 (s.o.) in die Hand nehmen um selbst zu schauen was “unter der Haube” passiert. Ich bin von dieser myCarly-Software so begeistert…. hinzu kommt, dass man damit div. Einstellungen vornehmen kann, die sonst nur BMW machen kann. Ebenso kann man damit die Service-Anzeige etc. zurücksetzen.

Ich würde mich über Feedback freuen… ich bin mir sicher, dass es noch weitere Quellen für einen DPF-Fehler gibt… auch wenn ich glaube jede schon einmal “bezahlt” zu haben :-)

 

Gruß

X5.kid

P.S. Sowohl Aschemasse als auch Rußmasse sind keine Messwerte sondern werden berechnet. Wie genau entzieht sich meiner Kenntnis.

P.P.S. Hier noch ein paar technische Parameter zum Vergleichen:

Rußmasse: bis ca. 80g kein Problem… darüber kann es schon zu Problemen kommen

Aschemasse: aus bspw. 80g Ruß werden am Ende vielleicht 1g Asche = bis die 75g Maximalladung erreicht sind, sollten es 200TKM sein

Abgasgegendruck: 0 bei Leerlauf und auch im Lastbereich sollte er die 200mbar nicht erreichen

Abgastemperatur: wenn alles richtig funktioniert erreicht das um die 620Grad

Kühlwassertemperatur: im Normalbetrieb sollten es um die 90Grad sein. Im Sommer fällt ein defekter Temperartursensor nicht gleich auf

[X5-Baby]

Schöne Zusammenfassung.

Das ganze Thema ist zB im E6x Bereich ein jährlicher Dauerbrenner. Immer wenn es Winter wird, die Temperaturen sinken, diskutieren wir das rauf und runter :)

Bei den älteren "M57/47" Dieselmotoren (den M57 gab es im E70 anfangs auch noch) spielen zwar defekte Glühkerzen noch keine Rolle, aber bei diesen Motoren fallen die Thermostate häufig aus. Damit Kühlwassertemp zu gering und es wird nicht mehr regeneriert.

In einigen Fällen liegt es an Fehlern im Ansaugtrakt (AGR,...) oder anderen defekten Sensoren.

Diese Fehler stehen aber immer im Fehlerspeicher!

Kurzstreckenfahrten sind zwar kritisch, aber ist doch eher selten im Forum anzutreffen. Wir haben mit ca 17km zur Arbeit (Überlandfahrt) seit vielen Jahren auch kein Problem.

Haben schon mal kurz und knapp einiges dazu zusammengeschrieben:

https://www.motor-talk.de/.../...-turbolader-problematik-t5674259.html

Ich persönlich bin kein Freund von Carly, sondern nutze nur BMW Tools.

Aber Carly ist besser als nichts, nur viel zu teuer und wenn es knifflig wird, kommt man ohne "richtige" Tools nicht weiter. Aber auch das Thema ist hier schon breit und kontrovers diskutiert worden :)

Ich voll Deiner Meinung, das DPF Thema wird von den wenigsten Werkstätten richtig verstanden, durchdacht und abgearbeitet.

Kommt man da als unbedarfter an die falsche Werkstatt, wird das ein teurer, langer und harter Weg.

Auch von diesen chemischen Zusätzen halte ich aus Erfahrung wenig. Ausbau, zerlegen, Keramik professionell reinigen lassen (hab ich auch schon mal machen müssen), ist mit die beste Lösung.

Unser letzter DPF hat über 300000km gehalten und war bis zum Schluss beim Verkauf noch einwandfrei was Gegendruck und Regenerationsintervalle anging.

[PS-Schnecke47724]

Hallo X5-Baby,

danke für den Link! Irgendwie hatte ich den übersehen, da er vieles von dem abdeckt, was ich geschrieben habe.

Vielleicht bekommt "man" es ja hin zu diesem speziellen Thema eine Übersicht an Fehlertypen und möglichen Fehlerursachen zusammenzufassen. Jemand der neu im Thema ist, könnte sich dann Schritt für Schritt durcharbeiten und man könnte da mit evtl. neuen Erkenntnissen ergänzen (aktuell habe ich keine Möglichkeit gefunden meinen Post zu editieren).

Wäre der Bereich "FAQ" ggf. dafür geeignet?

 

x5.kid

[X5-Baby]

Das haben wir im E6x Bereich schon versucht und es dort ins FAQ schreiben lassen.

Aus Erfahrung der letzten Jahre muß ich sagen, dass es nur selten gelesen wird.

Es wird einfach ständig ein neuer Thread erstellt und da immer wieder jemand antwortet wird das eben x mal rauf und runter diskutiert :)

[PS-Schnecke47724]

Hmmm... ich habe hier (https://www.motor-talk.de/faq/bmw-5er-e60-e61-q29.html) geschaut, kann aber zum Thema DPF nichts finden... bin aber auch noch neu ;-)