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Eine kleine Geschichte

Mercedes E-Klasse W124
Themenstarteram 18. Juli 2007 um 9:04

Irgendwann vor 10 oder 15tkm ist mein Wischwasserschlauch am Haubenscharnier durchgeknickt.

Der war recht porös, und vieleicht hätte man die letzten 15 Jahre doch was anderes in die Waschanlage tun sollen, als Brennspiritus.

Aber, ich war jung, und das war immer so :D

Also habe ich erst einmal ein verbinder zwischen gemacht, weil abends, kalt, und kein Bock.

Nun hat er eine Beheizte Wischwasseranlage, also habe ich den Kram letzte Woche auseinandergebaut, das Rückschlagventil zerbrochen, einen neuen Schlauch bestellt (beheizt, 60€) fälschlicherweise das Heizelement fürs Rückschlagventil mitbestellt und dann nochmal ein Ventil bestellt, was solls...

Nun, als ich so dabei war, den Kram zu tauschen, da sah ich, dass hier Konstrukteure am Werk waren. Konstrukteure, GANZ ohne Kaufleute.

Das müssen Ingenieure gewesen sein.

Zuerst einmal gibt es im Behälter ja die bekannten Heizspiralen. Dann gehören dazu ein paar Schläuche, ein Hitzefestes Metallrohr was um den Auspuffkrümmer bis hinter den Zylinderkopf geht. Dort sitzen 2 Anschlussstücke. Im Behälter (manchmal auch in nem Schlauchanschluss) sitzt ein Thermostat, damit das Wasser nicht zu warm wird und Frostschutzanteile (Alkohol) rausverdampft, oder das Wasser im Behälter bei 120° Motortemperatur nicht zu kochen beginnt.

Dazu gibt es 1 elektrisch Beheizbaren Schlauch, 1 Rückschlagventil um welches wieder ein Heizelement gebaut ist und noch 2 elektrisch beheizte Schläuche und 2 elektrisch beheizte Düsen.

Das haben Ingenieure so gebaut, einfach, weil sie es für sinnvoll hielten.

Die Produktionskosten für dieses Ding müssen im unteren 2-stelligen Bereich gelegen haben.

In der Preisliste stehen dafür 1991 302 Mark und 10 Pfennige.

Und, es steht drinnen, dass es bei allen Serie war, so auch bei meinem Fahrzeug.

Man baut für Produktionskosten in 2-Stelliger D-Mark höhe eine aufwändig konstruierte, beheizte Waschanlage, als Serie, die keinen Kunden interessiert.

Das ist aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht ein Supergau.

Man baut etwas, das kostet Geld, und interessiert keinen.

Aber, damals, wo die Welt noch in Ordnung war, da war das so. Die Ingenieure haben das gebaut, weil sie es wichtig fanden, und die Kaufleute haben es verkauft. Die Kunden haben das Produkt gekauft, weil es gut war, und weil ein Stern drauf war.

Heute würde der Konstrukteur gefeuert, die Anzahl der Waschdüsen auf 1 verkleinert und mit etwas Glück ab einem Kaufpreis von 100.000€ noch die Waschdüse gegen zufrieren beheizt. Dann guckt man, ob man den Schlauch nicht auch aus China 1 Cent günstiger bekommt, und errechnet ob der wirklich 8 Jahre halten muss, oder es nicht auch 6 tun.

Die Kunden hingegen kaufen es blos noch, weil ein Stern drauf ist, gut muss das Produkt schon lange nicht mehr sein. Es muss nur ausreichen.

Mfgf, Mark

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von Mark-RE

Aber, damals, wo die Welt noch in Ordnung war, da war das so. Die Ingenieure haben das gebaut, weil sie es wichtig fanden, und die Kaufleute haben es verkauft. Die Kunden haben das Produkt gekauft, weil es gut war, und weil ein Stern drauf war.Mfgf, Mark

Nun, lieber Mark, ich denke, dass ich Deinen Beitrag, Deine Botschaft richtig verstanden habe. Der Wischwasserschlauch war ja nur der unwichtige Anlass. Mit dem, was Du da ganz fein geschrieben hast, triffst Du den Nerv derer, die einen Mercedes vor allem als gutes Auto und nicht als Prestigeobjekt schätzen gelernt haben.

Meine Einstellung zu Fahrzeugen der Marke Mercedes, die über Jahre fast enthusiastische Züge angenommen hatte, stammt auch aus einer Zeit, als die Ingenieure noch ihr Kerngeschäft aufrichtig bemüht betreiben durften, schlicht und einfach gute Autos zu bauen. Und dass der Autobauer sein Kerngeschäft gut erledigte, war das nicht sonderlich überraschende Geheimnis des wirtschaftlichen Erfolgs. Damals konnte es sich Mercedes erlauben, für einen jämmerlichen 5. geschalteten Gang einen vierstelligen Aufpreis zu verlangen! Zu einer Zeit, als schon jeder japanische Kleinwagen serienmäßig ein 5-Gang-Getriebe hatte. Der 5. Gang war teuer, der ganze Mercedes war teuer, vor allem teurer als die Konkurrenz und Jahreswagen kosteten so viel wie das Auto neu - allenfalls ein Schiebedach, eine Metalliclackierung und Leichtmetallfelgen konnte man daran sparen. Und doch hat einen das Geld nicht gereut. Denn es war gut investiert, weil das Auto berechenbar war. Man durfte fest mit einem störungsfreien Dauerbetrieb und mit weitestgehender Abwesenheit von unerwarteten, kostspieligen Reparaturen rechnen. Auf hundertausenden von Kilometern habe ich keinen Bruchteil einer Sekunde darüber nachgedacht, ob mich der Stern nach Hause bringt.

Als Herr Zetsche - vorübergehend als Wundersanierer von Chrysler apostrophiert - fortan die Geschicke der Marke bestimmen sollte, zehrte Mercedes bereits längst von seiner Vergangenheit. Im Zeitraffer rostende 210er, von Problemen bei Elektrik, SBC und 7-Gang-Getriebe heimgesuchte 211er, desaströse V-Klassen. Kunden und Werkstattleute waren sich über das dringende Gebot des Handelns einig: Wieder auf das Kerngeschäft besinnen! Das verkündete auch Zetsche im Wirtschaftsteil einer großen dt. Zeitung. Aber schon ein paar Seiten weiter, im Finanzteil, versprach er den Aktionären kurzfristig wieder ordentliche Gewinne. Das Ergebnis kann man heute in verschiedenen Mercedes-Foren lesen - ja, ich weiß, da macht sich vor allem Unmut Luft, die vielen Zufriedenen äußern sich nur nicht. Aber ... wo sind sie denn, früher war mein Bekanntenkreis voll davon?

Oberhesse

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nette Geschichte...ich habe dieses ganze Geraffel auch schon auseinander gehabt und mir sind so ziemlich die selben Gedanken durch den Kopf gegangen...

Denn die meisten denken ja immer noch, dass nur das Waschwasser und die Düsen beheizt sind...das aber auch die gesamten Schläuche beheizt werden, wissen nur wenige...(jetzt allerdings wieder ein paar mehr... :D )

Einen Wermuthstropfen hat die Sache allerdings... :eek:

Wenn mal was nicht mehr so ganz i.O. ist, kann einem das Auto abfackeln, weil man das im Fahrbetrieb erst sieht (und riecht) wenn es schon richtig schmort...so bei mir nämlich fast geschehen :(

Ich weiss bis heute nicht WAS der Auslöser bei mir war...aber ich hab alle Schläuche neu gemacht und alles war wieder in Butter...seit nunmehr 5 Jahren...

am 18. Juli 2007 um 10:10

Hallo Mark,

da ich in der Automobil-Zulieferer-Industrie arbeite kann ich Dir teilweise sogar recht geben. Aber es gibt immernoch entsprechende Tests, die Lebensdauer, Störgeräusche, etc. rausfinden.

Durch die moderne Computertechnik kann man das aber auch alles ziemlich genau auf Lebensdauer hinbiegen (oder manchmal auch darunter, siehe meinen ehem. Vito).

Oder um es mit einem Spruch von Norbert Haug zu sagen: "Wenn der Motor 500km hält [Renndistanz waren ca. 250km], dann ist er zu schwer."

Und was es heisst, als Ingenier mit Kaufleuten zu tun zu haben... na davon erzähl ich hier mal besser nix, das wäre dann ein recht langer Beitrag.

Aber auch DC hat es mittlerweile gemerkt, dass ein Chromstern auf der Haube nicht davor schützt, sich den Ruf zu versauen. Die Qualität der Teile ist wieder (ein bisschen) besser geworden. Und auch bei VW/Audi hat sich die rigide Einkaufspolitik von Lopez wieder ein bißchen gelegt, so daß es den Zulieferern wieder gestattet ist, ein bißchen Geld zu verdienen. Merke: Qualität kostet numnal Geld.

Ingenieuse Grüße DV

am 18. Juli 2007 um 11:05

also bei mir ist da gar nichts beheizt...:-)

ist doch noch besser...noch einfacherere Technik, billiger, und trotzdem ist mir der Mist noch NIE zugefroren

Mein "neuer" 200D von 5/90 hat diesen unnützen Kram aber leider auch...

Gruß Stephan

Themenstarteram 18. Juli 2007 um 11:18

Wieso unnütz?

Es geht ja nicht nur ums frieren, sondern auch darum das warmes Wasser besser reinigt...

Und die Waschdüsen frieren bei Eis + Schnee durch Tauwasser zu, welches im Regelfall keinen Frostschutz enthält.

Bei MB bauen sie die Qualität nun nicht mehr Mangelhaft, sondern blos noch ausreichend...

Zitat:

Original geschrieben von Thinki

also bei mir ist da gar nichts beheizt...:-)

ist doch noch besser...noch einfacherere Technik, billiger, und trotzdem ist mir der Mist noch NIE zugefroren

Mein "neuer" 200D von 5/90 hat diesen unnützen Kram aber leider auch...

Gruß Stephan

Ich bin zwar auch kein Freund vieler Technikspielereien im Fahrzeug, aber die beheizten Düsen sind genial. Du kannst ja auch einfach den Stecker ziehen, wenn du dadurch das "keine-Extras"-Gefühl deines 200D konservieren möchtest...:D

hallo

stets eine klare sicht zu haben ist schlichtweg ein sicherheitsaspekt. und sicherheit wird bei db ja groß geschrieben.

gruß

frank

Altes Thema, neulich bei mir wieder aktuell, über Sinn

und Unsinn dieser Anlage nachzudenken.

Mein Schlauch war am Haubenscharnier gebrochen und

ich hatte es versucht zu flicken. Ist eine recht fummelige

Angelegenheit, weil man die Heizkabel aus dem Kunst-

stoff herausfilettieren muss. Später dachte ich mir,

ich kaufe mir einen alten Schlauch und schneide mir

das Stück raus, um es in meinen kaputten einzusetzten.

Von da an begann der Sch*** - nat. auf der BAB, 500 km

ohne Wasser, weil bei -8°C eingefroren. Ohne Heizung

gehts also nicht!

Was ich beim Flicken nicht wusste ist, dass das Heizkabel

nicht einfach ein dünner Elektrodraht ist, sondern ein

schmales und extrem dünnes Metallband, was um eine

Art Faserbündelchen gewickelt ist, nochmals ummantel

von Fasern und dann wieder isoliert und in den Wasser-

schlauch eingegossen. Das ganze geht dann bis zum

Wasserbehälter und von dort als normales Kabel

im Wasserschlauch wieder zurück. Dieses filigrane

Gebilde kann man also vergessen flicken zu können.

Also, weil ich dachte, mit einfachen Mitteln eine Funktion

wieder herstellen zu können, sinnlos Geld für

Schlauchverbinder, Kabel, Klemmen und Altschlauch

ausfgegeben, statt gleich einen neuen Schlauch original

zu kaufen. (irgendwann hatte ich mal gelesen, dass man

den Schlauch nur komplett mit allem drum und dran kaufen

kann - stimmt aber nicht, alles gibt es einzeln, welch

Glück) Beim Anblick des Neuteils erkennt man auch, wie

weich der Schlauch mal war und wie ausgehärtet der

nach über 10 Jahren ist.

Wer also das gleiche Problem mit dem am Scharnier gebrochenen

Wasserschlauch hat, nicht flicken sondern neu, funktioniert

dann halt wieder so wie gedacht.

Die Preise bei MB: Schlauch Pumpe - Rückschlagventil inkl. Schlauchklemmen

50€, Ventil - Düse 23 bzw. 28€, Rückschlagventil 9€.

Auch die 3 Klemmen zur Befestigung am Scharnier mit bestellen, weil

die genauso spröde geworden sind und wegbrechen. Aufpassen muss

man an den Schlauchanschlüssen am Ventil und der Pumpe, die können

genauso schnell wegbrechen; an der Pumpe ist es mir dann auch passiert,

diese kostet 23€ (die Dichtung zum Behäter muss extra verlangt werden,

ist nicht dabei, 1€).

Nur mal so als Nachtrag in der kalten Jahreszeit ...

Weiß eigentlich jemand, wo sich der Thermoschalter befindet, der die

gesamte elektr. Beheizung der Waschanlage einschaltet?

(auf der Platte in der Motorhaube, wo die Düsen angesteckt werden,

ist wohl nichts)

Zitat:

Original geschrieben von Mark-RE

Aber, damals, wo die Welt noch in Ordnung war, da war das so. Die Ingenieure haben das gebaut, weil sie es wichtig fanden, und die Kaufleute haben es verkauft. Die Kunden haben das Produkt gekauft, weil es gut war, und weil ein Stern drauf war.Mfgf, Mark

Nun, lieber Mark, ich denke, dass ich Deinen Beitrag, Deine Botschaft richtig verstanden habe. Der Wischwasserschlauch war ja nur der unwichtige Anlass. Mit dem, was Du da ganz fein geschrieben hast, triffst Du den Nerv derer, die einen Mercedes vor allem als gutes Auto und nicht als Prestigeobjekt schätzen gelernt haben.

Meine Einstellung zu Fahrzeugen der Marke Mercedes, die über Jahre fast enthusiastische Züge angenommen hatte, stammt auch aus einer Zeit, als die Ingenieure noch ihr Kerngeschäft aufrichtig bemüht betreiben durften, schlicht und einfach gute Autos zu bauen. Und dass der Autobauer sein Kerngeschäft gut erledigte, war das nicht sonderlich überraschende Geheimnis des wirtschaftlichen Erfolgs. Damals konnte es sich Mercedes erlauben, für einen jämmerlichen 5. geschalteten Gang einen vierstelligen Aufpreis zu verlangen! Zu einer Zeit, als schon jeder japanische Kleinwagen serienmäßig ein 5-Gang-Getriebe hatte. Der 5. Gang war teuer, der ganze Mercedes war teuer, vor allem teurer als die Konkurrenz und Jahreswagen kosteten so viel wie das Auto neu - allenfalls ein Schiebedach, eine Metalliclackierung und Leichtmetallfelgen konnte man daran sparen. Und doch hat einen das Geld nicht gereut. Denn es war gut investiert, weil das Auto berechenbar war. Man durfte fest mit einem störungsfreien Dauerbetrieb und mit weitestgehender Abwesenheit von unerwarteten, kostspieligen Reparaturen rechnen. Auf hundertausenden von Kilometern habe ich keinen Bruchteil einer Sekunde darüber nachgedacht, ob mich der Stern nach Hause bringt.

Als Herr Zetsche - vorübergehend als Wundersanierer von Chrysler apostrophiert - fortan die Geschicke der Marke bestimmen sollte, zehrte Mercedes bereits längst von seiner Vergangenheit. Im Zeitraffer rostende 210er, von Problemen bei Elektrik, SBC und 7-Gang-Getriebe heimgesuchte 211er, desaströse V-Klassen. Kunden und Werkstattleute waren sich über das dringende Gebot des Handelns einig: Wieder auf das Kerngeschäft besinnen! Das verkündete auch Zetsche im Wirtschaftsteil einer großen dt. Zeitung. Aber schon ein paar Seiten weiter, im Finanzteil, versprach er den Aktionären kurzfristig wieder ordentliche Gewinne. Das Ergebnis kann man heute in verschiedenen Mercedes-Foren lesen - ja, ich weiß, da macht sich vor allem Unmut Luft, die vielen Zufriedenen äußern sich nur nicht. Aber ... wo sind sie denn, früher war mein Bekanntenkreis voll davon?

Oberhesse

Zitat:

Original geschrieben von meixxu35

...

Von da an begann der Sch*** - nat. auf der BAB, 500 km

ohne Wasser, weil bei -8°C eingefroren. Ohne Heizung

gehts also nicht!

...

Aufpassen muss

man an den Schlauchanschlüssen am Ventil und der Pumpe, die können

genauso schnell wegbrechen; an der Pumpe ist es mir dann auch passiert,

diese kostet 23€ (die Dichtung zum Behäter muss extra verlangt werden,

ist nicht dabei, 1€).

...

moin

es empfiehlt sich im winter immer frostschutz beizufügen. was sollen denn alle die machen, die keinen124er fahren. und was macht man bei minus 10°c, wenn die anlage nicht warm ist, weil man eben erst losgefahren ist und zudem die scheibe kalt ist und wasser gefrieren läßt?

es kostet übrigens 20 euro bußgeld, mit einem auto im winter zu fahren, wo die waschanlage aufgrund der temp. versagt. letztens in der adac motorwelt gelesen.

und zu den nippeln der düsen und pumpe: wenn du eh den schlauch austauscht, enpfiehlt es sich , den an den an den anschlüssen aufzuschneiden statt abzuziehen. so sparen sich 24 euro, das sind ein paar kanister frostschutz für die scheibenwaschanlage

Naja, auch guter Tipp ...

Aber so habe ich unfreiwillig eine Pumpe, die

mal so richtig Druck bringt - was fürs Unterschied

zur alten!

PS: Frostschutz war reichlich drinn, aber selbst damit

gings ohne die Heizung nicht. Kann sein, dass die

Düsen in Reihe mit dem Schlauch zusammenhängen

und warscheinlich auch die nicht gingen. Jetzt

gehts jedenfalls ebsser als je zuvor, ist ja auch was

wert.

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