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Erfahrung mit Stoßdämpfertest

VW Golf 3 (1H)
Themenstarteram 12. Oktober 2006 um 18:08

Ich möchte Euch hier meine Erfahrungen mit dem sogenannten "Stoßdämpfertest" mitteilen, den man z. B. bei Reifenfirmen durchführen lassen kann. Man kann sie vielleicht nicht verallgemeinern, aber man sollte sie gegebenenfalls im "Hinterkopf" haben.

Normalerweise kann man die nachlassende Wirkung der Stoßdämpfer, die ja für die Bodenhaftung von entscheidender Bedeutung sind, selbst bestenfalls mit dem sogenannten "Popometer" erfahren. Der "Nachwipptest", bei dem man den Wagen an einer Ecke mit seinem Körpergewicht belastet und versucht, das Nachwippen mit dem Auge zu erfassen und aus der Erfahrung heraus zu bewerten, ist absolut ungeeignet, verlässliche und vergleichbare Informationen über den Stoßdämpferzustand zu liefern.

Die beste Methode ist daher immer noch der Stoßdämpfertest, bei dem jedes Rad einzeln über ein bestimmtes Frequenzspektrum angeregt wird und als Antwort die schwingende Radlast aufgezeichnet wird. Daraus wird dann die sogenannte "Bodenhaftung" als Prozentwert errechnet.

So weit, so gut. Auch ich plädiere immer für diese Messung als unbestechliche und objektive Entscheidungsgrundlage für einen eventuellen Stoßdämpferwechsel.

Jetzt musste ich aber eine Erfahrung machen, daß die Messwerte einer regelmäßig gewarteten Anlage sehr unlogische Ergebnisse liefern können. Hier zunächt einmal die Fakten:

..............................|........Bodenhaftung

Datum......km-Stand...|..VL......VR......HL.....HR

---------------------|-------------------------

Mai 2003......58.000...|..51%...47%...26%...36%

Juni 2004.....62.000...|... /......../......neu....neu

Juli 2005....124.000...|...56%...42%...56%...44%

Sept 2006..153.000...|...60%...62%...63%...61%

mit

60 - 99 % gut

40 - 59 % ausreichend

20 - 29 % ungenügend

Dabei wurden die letzte Messung einige Tage später wiederholt, und brachte - bis auf eine tolerierbare Schwankung von maximal 2 - 3 % - annähernd gleiche Ergebnisse.

Alle Tests fanden an unserem Vento (siehe Sig.) mit dem gleichen Reifensatz (Serienformat 185/60 R 14) und ähnlichem Luftdruck (Empfehlung für halb beladenes Fahrzeug + 0,2 bar) bei sommerlichen Temperaturen statt.

Nun drängen sich natürlich Fragen auf, denn schon die über 86.000 km bzw. 2 Jahre annähernd gleichbleibende Bodenhaftung der Vorderachse macht stutzig. Wie kann sich aber dann noch die Bodenhaftung der im Juni 2004 eingebauten neuen Hinterachsdämpfer über 1 Jahr bzw. die letzten 30.000 km (z. B. rechts) hinweg von "noch ausreichend" auf "noch gut" verbessern?

Noch weniger ist die ominöse Verbesserung der ersten Dämpfer der Vorderachse über 95.000 km bzw. gut 3 Jahre zu erkären! Wenn das so weitergeht, werde ich sie in 1 - 2 Jahren als "Neuware" verkaufen können ;).

Aber im Ernst: Darüber informiert, war der Meister des Reifenfachbetriebs ebenfalls ziemlich ratlos und will nun den Wartungsservice der Prüfanlage heranziehen.

Ich halte diesen Test - wie gesagt - immer noch für die sinnvollste Methode, die Wirkung von Stoßdämpfern zu testen. Trotzdem irritieren mich diese Zahlen doch sehr.

Ich bleibe am Ball und werde weiter berichten.

Schönen Gruß

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14 Antworten

Ja, da kann ich dir ein sehr gutes bsp. mal geben was noch keinen Monat alt ist und das noch übertrifft.Vor ca. 2 jahren ein komplettes fahrwerk von Sachs gekauft für so ca. 300 euro.letztens mal beim reifenwechsel gesehen das mein vorderer stossd. an der kolbenstange leicht verölt war.mein erste befürchtung, er ist im A.....Hab die kolbenstange mal trocken gemacht und ein paar tage später noch mal geschaut.wieder verölt.andere seite konchentrocken.das mit dem wipp test kennt wohl jeder und konnte es aber auch nicht beurteilen.hatt er es hinter sich oder nicht ? Ab zum Tüv und für nix mal nen test bekommen.Stossdämpfer auf beiden seiten in ordnung.er ölte weiter vor sich hin und das gefiel mir nicht.Mit Sachs in Kontakt getreten:n Zitat der Fa. Sachs, bauen sie die aus, schicken sie uns die und wenns ne reklamtion ist bekommen sie 2 neue.hatte leider die rechnung nicht mehr aber sachs war sehr kulant.stossdämpfer ausgebaut und was war: die kolbenstange des verölten stossd. lies sich mühelos bis zum anschlag runterdücken.bei dem anderen war nach der hälfte schluss,da wurde der gegendruck des Stossd. so stark das es nicht mehr weiter ging.klarer fall:absolut im A..... und dies habe ich auch dem Tüv mit geteilt wofür die keine erklärung hatten.also der test, da kann sich jeder a mal sein eigenes urteil bilden.jedenfalls bei sachs anerkannt, der war absolut im A.... und habe mir dann 2 neue geholt.das war mein beitrag zu deinem thema mal.

am 12. Oktober 2006 um 20:52

Ich hab meine Stoßdämpfer letztes Jahr auch testen lassen, und die Werte waren absolut akzeptabel aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Stoßdämpfer nach 150.000 km einfach die Glanzzeiten hinter sich haben...

Für mich sagt dieser test überhaupt nichts mehr aus.da kann ich mir dann auch ein paar alte socken hinstopfen und dieses gerät würde nichts merken

am 12. Oktober 2006 um 21:01

Der Wipp-test sagt meiner Meinung nach schon sehr zuverlässig aus, ob der Stoßdämpfer total hin ist, das ist deutlich bemerkbar durch mehrmaliges nachschwingen.

Wenn Öl an der Kolbenstange hängt, kann trotzdem noch genügend Öl im Dämpfer sein, und damit trotzdem genügend dämpfen.

am 12. Oktober 2006 um 21:05

@unbrakeable

Habe vor kurzem zwei Stossdämpfertests bei verschiedenen TÜV´s machen lassen.

Vorderachse jeweils beidseitig ca 70 %, und das mit den ersten Stossdämpfern nach 225.000 km. Das deckt sich also grundsätzlich mit Deinen Ergebnissen. Die Stossdämpfer vorne verschleißen anscheinend langsam.

Hinten wurde es dann kompliziert:

Erste Messung: Links 57 %, Rechts 70 %.

Zweite Messung: Links 49 %, Rechts 53 %

Nach der ersten Messung wurde mir aufgrund der zu hohen Differenz von 19 % L/R der Austausch der Dämpfer empfohlen.

Das wollte ich aber nicht glauben, daher die zweite Messung kurze Zeit später auf einem anderen Prüfstand.

Da waren die Dämpfer zwar etwas schwächer, aber gleichmäßiger. Also kein Austausch.

Ich denke , daß man zumindest zwei verschiedene Prüfstände nicht so ohne weiteres vergleichen kann.

Daher die seltsame Verbesserung deiner Werte über 3 Jahre.

Ich habe dann mal nach den Werten für neue Dämpfer gefragt. Antwort: Es wird die Gesamtdämpfung aller Federungselemente gemessen, selbst mit neuen Stossdämpfern werden in der Regel die 100 % nicht erreicht. Normalwert soll so ca. 80 % sein.

Zitat:

Original geschrieben von Dunkelbazi

Der Wipp-test sagt meiner Meinung nach schon sehr zuverlässig aus, ob der Stoßdämpfer total hin ist, das ist deutlich bemerkbar durch mehrmaliges nachschwingen.

Wenn Öl an der Kolbenstange hängt, kann trotzdem noch genügend Öl im Dämpfer sein, und damit trotzdem genügend dämpfen.

bis zum anschlag runter, hast du das nicht gelesen.da war nix mehr mit dämpfung und bei tiefer gelegten karren ist es nicht mehr mit nem serienzustand zu vergleichen so ein wipp test da der wagen durch die tieferlegung härter liegt.meiner 35-40 mm

Zitat:

Original geschrieben von flick

@unbrakeable

Habe vor kurzem zwei Stossdämpfertests bei verschiedenen TÜV´s machen lassen.

Vorderachse jeweils beidseitig ca 70 %, und das mit den ersten Stossdämpfern nach 225.000 km. Das deckt sich also grundsätzlich mit Deinen Ergebnissen. Die Stossdämpfer vorne verschleißen anscheinend langsam.

Hinten wurde es dann kompliziert:

Erste Messung: Links 57 %, Rechts 70 %.

Zweite Messung: Links 49 %, Rechts 53 %

Nach der ersten Messung wurde mir aufgrund der zu hohen Differenz von 19 % L/R der Austausch der Dämpfer empfohlen.

Das wollte ich aber nicht glauben, daher die zweite Messung kurze Zeit später auf einem anderen Prüfstand.

Da waren die Dämpfer zwar etwas schwächer, aber gleichmäßiger. Also kein Austausch.

Ich denke , daß man zumindest zwei verschiedene Prüfstände nicht so ohne weiteres vergleichen kann.

Daher die seltsame Verbesserung deiner Werte über 3 Jahre.

Ich habe dann mal nach den Werten für neue Dämpfer gefragt. Antwort: Es wird die Gesamtdämpfung aller Federungselemente gemessen, selbst mit neuen Stossdämpfern werden in der Regel die 100 % nicht erreicht. Normalwert soll so ca. 80 % sein.

Ich denke mal die werden alle nach der gleichen Methode geeicht und da sollten Ergebnisse eigentlich nicht zu hohe Schwankungen haben.Glaube nicht das es da verschieden Normen oder sowas gibt was mir diese Unterschiede unerklärlich macht.Mein fall ist der Hammer, für mich sagt dieses gerät=NULL

Ich würde auf diese Tests auch nicht viel geben. War vor ein paar Jahren mit meinem absolut ausgelutschten, 6 Jahre alten Gewindefahrwerk auf so einem Teil. Ergebnis: über 80%! Allerdings ist dies bei Sportfahrwerken ohnehin noch weniger ausschlaggebend.

Themenstarteram 13. Oktober 2006 um 7:29

Zitat:

Original geschrieben von Dunkelbazi

Der Wipp-test sagt meiner Meinung nach schon sehr zuverlässig aus, ob der Stoßdämpfer total hin ist, das ist deutlich bemerkbar durch mehrmaliges nachschwingen. ...

Das ist ja der landläufige Irrtum: Der Wipp-Test liefert nur merklich schlechtere Ergebnisse der Dämpfer, wenn diese schon richtig "fertig" sind.

Gefährlich wird es aber in feuchten Kurven mit welligem Fahrbahnbelag schon sehr viel früher!

Zitat:

Original geschrieben von flick

... Ich denke , daß man zumindest zwei verschiedene Prüfstände nicht so ohne weiteres vergleichen kann.

Daher die seltsame Verbesserung deiner Werte über 3 Jahre.

...

In meinem Fall war es ja ein und derselbe Prüfstand mit einem Wartungsintervall von 2 Jahren - zuletzt gewartet, kurz vor meinem vorletzten Test, im Juni 2005.

Und wie gesagt: Schwankungen von 2 - 3 % sind durchaus normal, mehr aber nicht mehr tolerabel. Sonst kann ich ja gleich meine Glaskugel befragen ... :D

Schönen Gruß

Themenstarteram 13. November 2006 um 11:25

Re: Erfahrung mit Stoßdämpfertest

 

Bei mir haben sich neue Erkenntnisse eingestellt, die ich allen Interessierten unter Euch nicht vorenthalten möchte:

Nachdem der ebenfalls etwas verunsicherte Meister des Reifenfachbetriebs seinen Prüfstand (kostenpflichtig!) hatte überprüfen lassen, war ich nun noch einmal da, um eine (hoffentlich) abschließende Beurteilung des Zustands meiner Stoßdämpfer zu erhalten. Diese beiden weiteren Messungen habe ich in die Tabelle aus meinem Eingangsbeitrag eingefügt.

......................................|........Bodenhaftung

Datum......km-Stand....|...VL......VR......HL.....HR

------------------------|----------------------------

Mai 2003......58.000...|...51%...47%...26%...36%

Juni 2004.....62.000...|... / ...... / .......neu.....neu

Juli 2005....124.000...|...56%...42%...56%...44%

Sept 2006..153.000...|...60%...62%...63%...61%

Okt 2006....156.000...|...58%...57%...49%...61%

Okt 2006... 156.000...|... / ..... / .........58%...58%

mit

60 - 99 % gut

40 - 59 % ausreichend

20 - 29 % ungenügend

Die vorletzte Messung wurde an der Hinterachse wiederholt, da die Differenz links / rechts zu groß war (Austauschgrund) und obwohl der Meister ähnlich genau bzw. ungenau vorging, war diese Differenz bei der Widerholungsmessung plötzlich verschwunden! Ich war dabei, d. h. er konnte nicht "türken" (zu "türken" siehe hier).

Demnach sind alle meine Dämpfer, obwohl vorne noch immer die Original Seriendämpfer verbaut sind, mit ihrem Knapp-Gut oder Voll-Ausreichend im "Grünen Bereich".

Dieses ganze Hin und Her und die Ungereimtheiten ließen mir aber keine Ruhe, sodaß ich Kontakt mit der Herstellerfirma des Prüfstands (Beissbarth) aufnahm, und in einer ersten email folgende Antwort bekam (Zitat):

"ich bedanke mich für Ihr Interesse am Thema und die Weitergabe Ihrer Erfahrungen an unser Haus.

Mein Name ist ..., ich bin sog. Produktmanager im Hause Beissbarth und nehme gerne Stellung zu Ihren Fragen, die ich leider aus Zuständigkeitsgründen sehr kurz halten muss:

Der EUSAMA - Prüfstand ist ein definiertes Verfahren mit einigen Vorgaben an den Schwingplattensatz, welche durchaus als Baumustervorschrift interpretiert werden kann. Der MS6200 erfüllt diese Vorschrift.

Im Rahmen der Planungen zur Einführung der Stoßdämpferprüfung in die HU nach §29 haben sich in den Reihenuntersuchen einige neue Tatsachen herauskristallisiert.

1) Der Begriff Stoßdämpferprüfung ist nicht zulässig. Vielmehr ist heute nur der Begriff Suspensionsprüfung oder Dämpfungsprüfung zulässig. Alle Beteiligten sind sich schlüssig, dass es viele dämpfende Elemente in einer Achskonstruktion die Dämpfungsaufgabe teilen und kein Element ausreichend und fahrzeugtyp-übergreifend isoliert bewertet werden kann.

2) Der Dämpfer hat zwei Aufgaben. Sicherheit = Verhinderung eines Aufschwingen der Aufhängung Komfort = Verhinderung eines Aufschwingen der Karosserie. Diese Aufgaben sind für das dämpfende System genau konträr, also wird die Abstimmung immer individuell vom Fahrzeughersteller abgestimmt.

3) Das Eusama-Prinzip misst die verbleibende Bodenaufstandskraft und bewertet somit den Sicherheitsaspekt des Fahrwerks.

4) In der Tat zeichnen sich ältere Fahrwerke (und somit ältere Stoßdämpfer) durch einen fühlbaren niedrigeren Komfort aus. Je nach Ausführung des Fahrzeuges bewirkt dieser Wechsel sogar eine Verbesserung der Sicherheitsaufgabe.

5) Abschließend möchte ich Ihnen meine Beobachtung zu den Bodenaufstandsentwicklungen folgendermaßen ausführen. Bei Neufahrzeugen ist über die Jahre ein Bodenaufstandsverlust festzustellen bis zu 45% z.B. bei bestimmten Neufahrzeugen der VW-Gruppe. Der Komfort dieser Fahrzeuge ist ausgezeichnet. Bei älteren Fahrzeugen ist in der Regel kaum ein Verlust der Dämpfungsleistung festzustellen. Ab einem bestimmten Alter (nicht Laufleistung) kann dann abrupt aber punktuell ein Verlust der Bodenaufstandskraft auftreten. Totalverluste sind dann sehr gut mit diesem Prinzip erkennbar.

6) Der große Vorteil des EUSAMA-Prinzips ist seine Einfachheit und Verständlichkeit. Grenzwertige Situationen sind nicht eine Schwäche des Messprinzips sondern der Komplexität der Thematik.

Bitte verstehen Sie, dass ich leider nicht näher auf Einzelbeobachtungen im Feld eingehen auch wenn hier eine gewisse Reproduzierbarkeit nicht in Abrede gestellt werden kann. Ich hoffe, auch wenn ich nicht mit Schulungen ver- oder betraut bin, Ihnen einige Lösungsansätze zum Thema geben konnte und verbleibe ...

 

Da dies keine "leichte Kost" ist und ich es noch ein wenig genauer wissen wollte, schrieb ich folgende email, in die die Antworten direkt fett mit eingearbeitet sind (Zitat):

 

"Sehr geehrter Herr ...,

vielen Dank für Ihre recht ausführliche Antwort und die Mühe, die Sie sich damit gemacht haben. Sie ist in meinen Augen mitnichten "sehr kurz" gehalten!

Ihre Ausführungen sind - insbesondere wegen ihrer Hintergrundinformationen - für mich sehr interessant. Trotzdem werde ich sie an dieser Stelle eher aus der Sicht eines "normalen" Autofahrers betrachten, dem immer schon gesagt wurde, daß der Test auf einem "Stoßdämpferprüfstand" die einzige Möglichkeit wäre, den schleichenden Dämpfungsverlust und damit eine allmähliche Zunahme der Gefahr eines "Abflugs" festzustellen. Einfache Prüfmethoden wie der berühmt/berüchtigte "Nachwipptest" würden erst viel zu spät signifikante Unterschiede in der Wirkung des Dämpfers offenbaren.

Wenn ich Sie aber nun richtig verstanden habe, kann selbst der Test mit dem EUSAMA-Prüfstand nur die Aussage liefern, ob der Stoßdämpfer ein "Totalverlust" ist oder nicht. Damit kann er ja eigentlich nur eine dem "Nachwipptest" vergleichbare Aussage liefern.

Daher habe ich nun noch einige Fragen:

1) Sicherlich ist die gesamte Dämpfungswirkung des Fahrwerks für die Sicherheit verantwortlich. Kann man trotzdem sagen, daß dem Stoßdämpfer die entscheidende Rolle bei der für die Bodenaufstandskraft notwendigen Dämpfungswirkung zukommt?

Das ist absolut korrekt, diese Gewichtung nimmt in der Regel mit der Einbaulage der Dämpfer ab. Wie sie wissen gibt es Hinterachsen die wegen des Laderaums mit sehr schräg eingebauten Dämpfern ausgestattet sind (man spricht hier dann von dem sog. Übersetzungsverhältnis "i")

Und wenn nicht, welche Fahrwerksbauteile kann und sollte man ansonsten ebenfalls wie testen lassen?

Testen grundsätzlich keine. Überprüfen Sie bitte die Gelenke, die Aufnahmen des Stoßdämpfers, die Spurstangen, die Feder (Bruch, Einbau?) und die Anschläge.

1) Bei welchem Ergebnis des EUSAMA-Prüfstands kann man von dem von Ihnen angesprochenen "Totalverlust" der für die Sicherheit notwendigen Dämpfungswirkung sprechen?

Unterhalb von 35% würde ich nach der Sichtprüfung einen Dämpferwechsel in Erwägung ziehen.

Unterhalb von 30% absolut wird es bedenklich, hier würde ich sofort die Dämpfer wechseln

Unterhalb von 20% würde ich keinen Meter mehr fahren.

2) Kann ich wirklich "bedenkenlos" bis zu diesem Punkt fahren oder gibt es andere (verlässliche) Methoden, vorher einen grenzwertigen Dämpferzustand zweifelsfrei zu erkennen?

Eigentlich nicht, im Grunde funktionieren alle Methoden gleich oder ähnlich. Das besondere am EUSAMA - Prinzip ist die Tatsache, dass eigentlich nichts kompliziert mit aufwendigen Algorithmen umgerechnet wird und somit die Transparenz verloren geht. Beim Eusama werden eigentlich nur zwei Gewichtswerte verglichen, dass ist einfach und entspricht dem was auf der Straße tatsächlich als Bodenhaftung "ankommt".

Da ich nicht nur aus persönlichen Gründen sehr an diesem Thema interessiert bin, sondern auch in einem großen Auto-Forum des Internets dieses Thema ("Wann sind meine Stoßdämpfer nicht mehr sicher?") oft diskutiert wird, wäre ich für eine Beantwortung dieser konkreten Fragen aus der Sicht eines besorgten Autofahrers sehr dankbar.

Natürlich sehr gerne!!!! Ich kann Ihnen nur wärmsten Empfehlen, die Werte für jedes Fahrzeug zu speichern (mit den Infos, Reifendruck und Reifentyp) und dann die Hüllkurve der Vorgängermessung bzw. Erstmessung immer als Maßstab zu verwenden. Wenn bei diesem Typ der Bodenaufstandswert dann relativ um 30% fällt würde ich dem Fahrzeugkunden einen Verschleiß des Dämpfers nahe legen. (wie Sie bereits festgestellt haben, sollte hierbei die Umgebungsbedingungen kontrolliert sein. Warum der Bodenaufstandswert sogar besser werden kann habe ich im letzten Email bereits erklärt.) Falls die Kunde den Komfort bemängelt kann dies mit Eusama - Tester so gut wir gar nicht nachgewiesen werden.

Mit freundlichen Grüßen

...

So, nun sind wir alle (hoffentlich) ein bißchen schlauer. Bemerkenswert finde ich noch die nette und hilfsbereite Reaktion des Produktmanagers, obwohl er ja eigentlich wenig direkt mit dem Endkunden zu tuen hat. Das ist in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit!

Schönen Gruß

Wenn man die Erklärungen der Fa. Beissbarth übersetzt, bedeutet das:

Es sind 2 Federungssysteme am Auto.

Eines für die Bequemlichkeit der Fahrgäste.

Eines für die Fahrsicherheit.

Beim „Wipptest“ wird die Bequemlichkeit geprüft. Das Rad steht fest auf der Fahrbahn und die Karosserie wird mit der Eigenfrequenz der Federung (Feder, Dämpfer) bewegt. Wegen der hohen anteiligen Masse von ca. 400 kg an einem Rad ist die Eigenfrequenz sehr niedrig. Der Stoßdämpfer und seine Einzelteile werden mit einer niedrigen Geschwindigkeit beansprucht.

Die Fahrsicherheit kann nur auf einer Maschine geprüft werden. Wegen der niedrigen Masse des Rades von ca. 15 kg ist die Eigenfrequenz viel höher als beim „Wipptest“. Der Stoßdämpfer und seine Einzelteile werden mit einer viel höheren Geschwindigkeit beansprucht.

Jetzt kommen die Eigenschaften des Stoßdämpfertyps hinzu. Die Dämpfungswirkung hängt von der Viskosität des Öls ab. Wenn das Öl warm ist (Sommer, längere Fahrt auf welliger Fahrbahn, heiße Bremsscheibe) ist das Öl dünnflüssiger und seine Viskosität niedriger. Die Dämpfung ist dann niedriger.

Man kann also Messwerte nur vergleichen, wenn die Dämpfer die gleiche Temperatur haben.

 

Diese Tests sind völlig ungenau, das weiss doch jeder. Es wird nur links - rechts verglichen. Wenn beide Dämpfer am Arsch sind, sind sie gemäss Prüfstand immer noch gut.

In 17 Jahren hat sich da sicherlich viel getan ;)

Zitat:

@heizerbirne schrieb am 18. März 2024 um 13:27:23 Uhr:

In 17 Jahren hat sich da sicherlich viel getan ;)

Ich glaube nicht, dass die Art u. Methode der Prüfstände verändert wurde (außer der Umbenennung dieser Prüfung). ;)

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