Erfahrungsbericht - W212 Import Japan & Zulassung
Hallo liebes Forum,
Ich wollte gerne meine Erfahrung zur Zulassung meines aus Japan importierten W212 E300 4matic (Mj. 2012) mit der Community teilen.
Forum-Mitglied CLK230FAHRER hat hier materiell mitgewirkt, was die nötigen Anpassungen betraf. Also grosses Lob und Empfehlung an dieser Stelle, weil bis auf wenige Ausnahme tatsächlich alles über Kodieren möglich war.
Was gemacht werden musste:
1. Scheinwerfer (von RHD auf LHD) & Tagfahrlicht
2. Nebelschussleuchte
3. COMAND - Navi und Radio auf ECE bzw ECE Frequenzen
4. Kombiinstrument - war zwar schon auf km/h, aber etwaige Anpassungen (l/100km anstatt km/l etc.)
5. Kennzeichenblende - kurz auf breit, wichtig für Parktronic
Boni:
AMG Menu im Kombiinstrument - nützlich für Öl-Temperatur!
leichte Absenkung der Chassis-Höhe auf der hinteren Achse - lag mir etwas zu hoch
Die Beschreibung zu allen besagten Punkte
1. Scheinwerfer & Tagfahrlicht
Zu meinem Erstaunen ging die Anpassung des Lichtkegels komplett über Codieren - nix Blende händisch anpassen oder fuer zig tausende Euro neue Scheinwerfer kaufen. Super! Tagfahrlicht mittels LEDs war in Japan anscheinend zur Zeit verboten, d.h. die LEDs in der Stoßstange sind nicht aktiv und lassen sich über das Kombiinstrument auch nicht anschalten. Lassen sich aber leicht codieren!
2. Nebelschlussleuchte
Der einzige Punkt, wo man wirklich Hand anlegen muss. Und zwar liegt hier nur auf der rechten Seite Spannung an der Rückleuchte, um die NSL zu betreiben. Laut deutschem Gesetz muss die NSL aber links oder beidseitig leuchten.
Die Verkleidung abbauen geht recht einfach (gibt's Videos auf YT zu), und mit ein bisschen Basis-Kenntnis was Verkabeln angeht kann hier ein Kabel vom rechten Stecker auf den linken gezogen werden. Ich habe hier zu einfach das blau-weiße Kabel am Stecker der rechten Rückleuchte gesplittet, und dann weiter nach links gezogen. Dort dann das grün-weiße Kabel vom Steckerbaum trennen, gut isolieren und das neu-gezogene Kabel von Rechts verbinden. Im Endeffekt leuchten bei mir nun beide NSL, also links und rechts.
Ich muss dazu sagen, dass ich als erstes probiert habe, ob ein neues (ECE) Rücklicht auf der linken Seite schon reicht. Ging so aber nicht, also habe ich dann die Verkabelung neu gemacht. Ich würde es als erstes also mit dem Kabel versuchen, bevor eine Rückleuchte von einem deutschen Fahrzeug gekauft wird. Meiner Meinung nach sind die Rückleuchten identisch: auf meiner japanischen Rückleuchte ist z.b. auch eine ECE Markierung.
3. COMAND (NTG 4.5)
Hab meinen Comand Receiver (NTG 4.5) ausgebaut, wo zu es auch einfach Anleitungen auf YT gibt. Die Einheit lässt sich umflashen (bitte einfach bei CLK230FAHRER nachfragen). Wenn sie wieder zurück kommt, muss dann das Navi noch mit SD Karte eingestellt werden. Dauert so ca. 2-3 Stunden und das Auto muss zur gleichen Zeit laufen. Bitte aufpassen, dass alle Stecker wieder angesteckt werden (gibt da so einige!). Ich selbst hatte das GPS Antennenkabel übersehen!
4. Kombiinstrument
Lässt sich über Codierung einrichten. Wer ein AMG Menü will, muss es noch flashen lassen. Dauert keine Stunde soweit ich mich erinnere. Der Motor muss hier nicht laufen.
5. Kennzeichenblende
Bitte beachtet, dass japanische Fahrzeuge eine kurze Kennzeichen-Blende vorne verbaut haben. Wenn eine ECE Blende verbaut wird, muss dass im System angepasst werden, ansonsten kann es vorkommen, dass die Parktronic spinnt!
Soweit zu den Umbaumaßnahmen. Wie gesagt, dass ist alles für einen 2012er Vor-Mopf, aber schon mit rundem Display im KI und NTG 4.5!
Was den TÜV angeht, da kommt man aufgrund nicht-EU Import und fehlendem CoC Papieren leider nicht an der Vollabnahme laut §21 vorbei. Hat bei mir aber beim TÜV Hessen in Frankfurt keine Stunde gedauert. Das Datenblatt habe ich vom TÜV Rheinland bekommen, die waren auf Zack.
Bezgl. Kosten:
Datenblatt - €250.
Vollabnahme - €319.
Codierung - ca. €300.
Gebrauchte Rückleuchte - €35.
Die eigentliche Zulassung steht jetzt noch an, melde mich dazu gerne noch mal.
Hoffentlich ist das aber schon mal hilfreich für andere, die mit der Idee eines Imports ringen.
Gruß
Fabian
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23 Antworten
Moin Fabian,
mich würde der Business Case interessieren, also Kaufpreis + Import- und Speditionskosten + TÜV + Umrüstung vs. Kauf eines deutschen Exemplars (zumindest größenordnungsmäßig oder prozentual).
Ich selbst habe einen Japan-Import im Youngtimer-Bereich (und bin sehr zufrieden damit), aber da spielte vor allem der Rostzustand und die vergleichsweise geringe Verfügbarkeit des Modells weltweit eine Rolle. Vergleichbar gut erhaltene Fahrzeuge gab es in Deutschland nicht mehr.
Finanziell hat es sich unter dem Strich aber nicht wirklich gerechnet bzw. war kaum günstiger.
Dafür habe ich jetzt aber auch ein paar "Japan-Spezialprobleme"
Der Rostzustand dürfte bei Deinem Fahrzeug vermutlich nicht ausschlaggebend gewesen sein...
Gebrauchte Linkslenker halten ihren Wert in Japan aufgrund des doch eher großen Abnehmer-Marktes besser, als Rechtslenker. Ich bin erst vor ein paar Monaten aus UK zurück nach Deutschland gezogen und habe dort so um die 2-3 Fahrzeuge jährlich privat aus Japan importiert. Dort ist Einfuhr, Zoll und Zulassung deutlich simpler und günstiger. Deswegen hat es vor Brexit auch echt Sinn gemacht, den Import von Autos aus Japan nach Deutschland mit Zwischenstopp in UK zu machen. Dem ist ja nun nicht mehr so
Beim E300 kann ich die Einfuhr-Modalitäten nicht komplett einschätzen, da ich das Fahrzeug aus UK mitgebracht habe und somit aufgrund des Umzugs der Zoll und die Einfuhr nach D entfielen (Umsiedlungsgut). Aber der Umbau war echt super simpel. Ich hab die Umbau-Kosten ja oben aufgeführt. Denke mal prozentual habe ich immer noch einen ordentlichen Buffer zum Marktwert in Deutschland, habe mich aber ehrlicherweise bis jetzt nicht wirklich damit beschäftigt. Was ist ein S212 E300 (M276) 4matic Avantgarde mit 145tkm in Deutschland wert!?
Zustand trotz KM wahrscheinlich eine 2+. Hat immer noch die blaue Plastik-Folie auf den Einstiegsleisten der Türen und Kofferraum
Vielen Dank für die Hintergrundinfo.
Ist Deiner ein Rechtslenker ist ein Linkslenker?
Linkslenker, sonst hätte ich ihn nicht mitgebracht
Lohnt sich eigentlich nur für seltene Fahrzeuge, die Du hier nicht bekommst, aber in Japan günstig kaufen kann. Der Import kostet schon eine Stange Geld. Im ersten Überblick solltest Du rechnen mit:
Transport abhängig vom Kaufort bis zum Hafen rund 200 Euro
Container für die Verschiffung ab 1.000 Euro
Transportversicherung rund 50 Euro
Zoll rund 10% des Kaufpreises und Transport
Einfuhrsteuer 19% von Kaufpreis/Transport/Zoll
Transport zum Wohnort: Bremerhaven bis etwa Frankfurt/Main mit Spedition ab rund 1.800 Euro
Die nötigen "Arbeiten" am Auto für die deutsche Zulassung sind individuell, schlagen aber in jedem Fall ins Kontor. Prüfgebühren, Papiere und eigentliche Zulassung sind jedoch überschaubar.
Unterm Strich ist ein ganz normales Auto in Deutschland nicht teurer, hat aber dafür allein schon durch Gewährleistung und Garantie schon seine Vorteil.
Zitat:
@Harig58 schrieb am 11. Januar 2023 um 14:28:25 Uhr:
Lohnt sich eigentlich nur für seltene Fahrzeuge, die Du hier nicht bekommst, aber in Japan günstig kaufen kann. Der Import kostet schon eine Stange Geld. Im ersten Überblick solltest Du rechnen mit:
Transport abhängig vom Kaufort bis zum Hafen rund 200 Euro
Container für die Verschiffung ab 1.000 Euro
Transportversicherung rund 50 Euro
Zoll rund 10% des Kaufpreises und Transport
Einfuhrsteuer 19% von Kaufpreis/Transport/Zoll
Transport zum Wohnort: Bremerhaven bis etwa Frankfurt/Main mit Spedition ab rund 1.800 Euro
Die nötigen "Arbeiten" am Auto für die deutsche Zulassung sind individuell, schlagen aber in jedem Fall ins Kontor. Prüfgebühren, Papiere und eigentliche Zulassung sind jedoch überschaubar.
Unterm Strich ist ein ganz normales Auto in Deutschland nicht teurer, hat aber dafür allein schon durch Gewährleistung und Garantie schon seine Vorteil.
Ich habe den Prozess gerade durch mit einer G Klasse und muss hier einige Angaben korrigieren.
Die Zeiten, wo ein Container 1.000 € gekostet hat sind eindeutig vorbei. Heute bezahlt man oft bereits für Ro-Ro mehr als 2.500-3.000 € und dann darf man min. 6 Monate warten weil die Kapazitäten aufgrund des Nachholbedarfs super strapaziert sind. Ich teile mir deswegen einen Container mit einer anderen G-Klasse. Habe knapp 3.500 € bezahlt, dafür ist sie aber auch bereits in einem Monat da. Dagegen gehen die Margen für den Inlands-Transport wie du ihn beschrieben hast etwas auseinander. Kriege die G-Klasse vom Bremerhaven nach Frankfurt für 600 € geliefert.
Aber wir lenken hier etwas vom Thema ab. Es ging darum, dass die Umbaumaßnahmen und Zulassung für einen W212 echt in Ordnung sind. Das war beim W211 z.b. noch anders, speziell was das Comand betrifft!
Ja, dafür vielen Dank! Ist echt überschaubar.
In DE ist das doch alles geschenkt im Vergleich zu AT. Hier kommt noch die NOVA dazu, das sind je nach CO2 Angaben eine Deppensteuer von gut 4.000-8.000 €, auch unterschiedlich ob vom Händler oder von privat gekauft wird. Damit ist ein Import von Gebrauchtwagen endgültig vom Tisch - das war ja offenbau auch das Ziel, einfach den Fahrzeughandel zu schützen.
Bei meinem Besuch in Tokio ist mir schon aufgefallen, dass dort hauptsächlich vollausgestattete topmotorisierte Benzen unterwegs sind. Da es keine Parkplätze gibt, sind die auch alle garagiert und der optische Zustand ist sehr gut. Gefühlt gibt es dort mehr 63er und AMG als hier. Ähnlich wie in den Emiraten bzw. Dubai.
Und dort ist es richtig teuer, so ein Auto zu fahren. Alleine Stellplätze und Werkstattkosten sind in Japans Großstädten abenteuerlich. Deshalb hat man an älteren europäischen Fahrzeugen dort auch kein großes Interesse mehr, weil Leute, die sich den Unterhalt eines großen Fahrzeuges (nicht K-Car) in der Stadt leisten können, sich auch den Neuwagen dazu leisten können.
Exakt, in Tokio kannst kein Auto zulassen, wenn Du nicht einen Stellplatz nachweisen kannst. Und wer sich ein deutsches Auto dort leisten kann, kreuzt einfach die Ausstattungliste voll. Wohl ein Grund für die massigen Reimporte von dort. Zu erkennen oft an einem Android-Radio statt Comand und einzelnen Funktionen die eben nicht machen wie sie sollen.
Einzig die oft genial niedrige Laufleistung (abgelesen) will ich nicht immer glauben ..... Eine magische Grenze dürften 150.000 sein, gefühlt die Hälfte der Wagen hat knapp diese Angabe.
Ja, ich musste da auch guten Glauben in den km-Stand investieren.. Aber weil Zustand und Preis OK waren, ist es auch für mich okay gewesen. Beim Wiederverkauf sind die Japaner oft problematisch, weil der wesentliche Vorzug (Rostfreiheit) sich nach einigen Jahren auf deutschen Straßen eventuell relativiert hat. Außerdem sind Importfahrzeuge bei Sammlern nicht immer beliebt. Ich habe den Eindruck, das liegt auch daran, weil sie die Preise kaputt machen.
Hallo Fabian,
wer hat die Scheinwerfer und Kombiinstrument codiert?
Grüße
Daniel
Hat er doch geschrieben: Forum-Mitglied CLK230FAHRER
Hier auf MT gibt es eine Liste, in der etliche Mitglieder aufgelistet sind, die auch kodieren (können)!
hatte es so verstanden, dass CLK230FAHRER die Headunit umbaut.