Fachkompetenz zum Partikelfilter gesucht
Grüße an die Gemeinde,
Bei meinem Fahrzeug, einem 320d mit 136PS wurde der Turbolader gewechselt. Der Alte war abgasseitig undicht. Im Stand bei Leerlauf kamen die Abgase in den Innenraum gekrochen.
Ich frage mich nun ob der Turbolader Ursache oder Symptom für dieses Schadensbild ist. Naheliegend wäre ja auch, dass die Abgase nicht schnell genug abgeführt werden können und sich einen anderen Weg suchen. Zum Beispiel durch einen verstopften Partikelfilter.
Bei meinem Fahrzeug wurde dieser vor etlichen Jahren nachgerüstet und bekam seitdem keine weitere Aufmerksamkeit. Er könnte durchaus voll sein.
Lässt sich bei einem nachgerüsteten DPF die Regeneration einleiten? Lohnt sich eine Reinigung? Erklärt mir jemand den Unterschied zwischen einem nachgerüsteten DPF und einem ab Werk verbauten?
Schon mal vielen Dank!
LG Lucky
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10 Antworten
Bei einem nachgerüstetem DPF gibt es solche Probleme nicht. Der DPF regeneriert auch nicht, da es ein offenes System ist. Dein Turbolader Problem ist einfach ein Turboladerproblem.
Bei nachgerüsteten Systemen weiß die Motorsteureung nicht, dass ein Partikelfilter nachgerüstet wurde, deshalb sind diese teilweise offen und können nicht verstopfen (außer extremfälle wie viel Öl im Abgas waren). Wären sie geschlossen gäbe es reihenweise Motorschäden! Regenerieren tun diese bei hohen Abgastemperaturen auf längeren Autobahnetappen oder unter hoher Last auf der Landstraße.
Sind nur Bedingt gut, also Wirkungsgrad der Partikelabscheidung ist gering.
Die Partikelfilter, die ab Werk verbaut sind sind nicht offen und besitzen zudem ein Differenzdruck- Messsystem, anhand diesem kann das Motorsteuergerät den Füllungsgrad erkennen. Ist der Differenzdruck hoch, also zur Motorseite hin ein hoher Druck und nach etwas mehr als Umgebungsdruck ist er voll. Ist der Differenzdruck annähernd Null ist er Leer. Kann der Partikelfilter nicht mehr gereinigt werden (Also verstopft durch Asche oder Öl...) muss er außgebaut werden und ersetzt oder manuel gereinigt werden.
Geschieht dies nicht kann es zum Motorschaden kommen. Das Austretende Abgas aus dem Zylinder muss gegen den Druck in der Abgasanlage drücken und der Gaswechsel innerhalb des Zylinders wird verschlechtert*. Folge ist ein geringerer Wirkungsgrad des Motors je höher der Partikelfilter gefüllt ist. Zudem sinkt die Leistung. Extremfall Motorschaden!
Regeneriert wird entweder wie beim offenen System oder sie wird erzwungen durch Kraftstoff (bei viel Kurzstrecke bei der die Regenrationstempereatur nicht erreicht wird oder die Regenerationstemperatur nicht lange genung gehalten wird), der nach der Verbrennung im Zylinder eingespritzt wird und im Partikelfilter verbrennt und dadurch Ruß in CO2 umwandelt. Sauerstoff zum Verbrennen ist beim Diesel Prozess genug vorhanden, da der Motor Mager betrieben wird (Luftüberschuss, Leistungsregelung durch kraftstoffmenge, Füllung mit Umgebungsluft immer Maximal).
Um zu deiner Frage zurück zu kommen ob sich eine Reinigung lohnt: Nein, kostet nur ca. 300 Öronen und bringt dir Persönlich nichts. Solltest du irgendwann beim TÜV zu hohe Trübungswerte haben (Sprich zu viel Ruß) wäre dass evtl. nötig. Normalerweise stimmt dann aber auch etwas anderes nicht, z.B. funktioniert die Abgasrückführung nicht richtig!
Lässt sich die Regeneration einleiten: Jain, du kannst deinem Auto nicht sagen es soll nun regenerieren wie es bei "ab Werk" DPF geht über die Motorsteuerung in der Werkstatt, aber du kannst ihn mal über eine längere Strecke schonend warmfahren, auf die Autobahn abbiegen und mal mit etwas Tempo eine Weile fahren. Drehzahl sollte dabei bei min. 25001/min sein und etwas Last ist dabei auch förderlich.
*Hier noch ganz Interressant ist der Turbolader, dieser erhöht ebenfalls den Gegendruck in der Abgasanlage zum Zylinder. Vorteil des Turboladers ist aber, dass man mehr Umgebungsluft in den Zylinder drücken kann (Folglich kann mehr Kraftstoff eingespritzt und verbrannt werden). Man kann also die gleiche Leistung eines 2L Saugers in einem 1.6L Turbomotor erhalten (fiktive Werte). Was auch unter Downsizing (etwas verschrien, findet aber nicht erst seit heute statt sondern seit der Erfinfung des Autos) heute gemacht wird. Vorteil dabei ist, dass die Innere Reibung durch weniger Fläche an der Zylinderwand verringert wird. Dadurch wird bei gemäßigter Fahrweise der Wirkungsgrad (wenn man ihn von Außen betrachtet) erhöht. Einsparung durch geringere Reibung ist höher als Mehrverbrauch durch geringeren Wirkungsgrad. Bei Vollgasfahrten und Bleifuß wäre aber ein Sauger ohne TL besser!
Ich hoffe ich konnte dir die Sache, ohne zu viele Rechtschreibfehler, etwas näher bringen!
MfG Humbolder
Zitat:
@Humbolder schrieb am 20. Dezember 2015 um 01:24:01 Uhr:
Bei nachgerüsteten Systemen weiß die Motorsteureung nicht, dass ein Partikelfilter nachgerüstet wurde, deshalb sind diese teilweise offen und können nicht verstopfen (...). Wären sie geschlossen gäbe es reihenweise Motorschäden! Regenerieren tun diese bei hohen Abgastemperaturen auf längeren Autobahnetappen oder unter hoher Last auf der Landstraße.
Also wenn sich der Satz mit den hohen Abgastemperaturen auf Nachrüstfilter beziehen sollte, dann ist er leider falsch. Die "hohen" Temperaturen sind ca. 200C Abgastemperatur und die sind ungefähr dann erreicht, wenn der Motor seine Betriebstemperatur erreicht hat. Ab dieser Temperatur findet die Umwandlung des Ruß kontinuierlich statt. Dazu sind keine Autobahnetappen oder Fahrten mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit notwendig.
206Driver, Ruß oxidiert ab etwa 550 °C Abgastemperatur. Das hat man nicht eben bei der Fahrt zum Supermarkt erreicht. Welche Umwandlung meinst du genau? Humbolder hat das in meinen Augen sehr gut erklärt.
Oft können sich Laien nicht vorstellen, was unter Regeneration gemeint ist. Es ist nichts anderes als das Abbrennen von Ruß. Ruß geht als Edukt in eine Reaktion und reagiert - der Filter leert sich und der Gegendruck in der Abgasanlage sinkt. Man kann den Filter genauso gut in einen Ofen mit 650°C Temperatur stellen und den Filterkörper abbrennen.
Asche hingegen ist bereits ein Produkt und kann nicht weiter reagieren. Sie bleibt meist im Filter (gerade in denen ab Werk, da das Filtrationsprinzip meist anders ist) und verstopft den Filter irgendwann endgültig. Nicht aber den nachgerüsteten, da diese Filter in der Regel - wie oben beschrieben - nicht verstopfen können und durchgänging sind.
Ein Partikelfilter kann aber keine Schuld daran haben, dass Abgas in den Innenraum gelangt, solange die Abgasanlage dicht ist.
Zitat:
@VentusGL schrieb am 20. Dezember 2015 um 12:26:51 Uhr:
206Driver, Ruß oxidiert ab etwa 550 °C Abgastemperatur. Das hat man nicht eben bei der Fahrt zum Supermarkt erreicht. Welche Umwandlung meinst du genau? Humbolder hat das in meinen Augen sehr gut erklärt.
Die Erklärung mag gut sein, aber der Teil zu den passiven Partikelfiltern aus der Nachrüstung ist aber falsch.
Die Funktion ist hier "kurz" beschrieben und ausführlich im Anhang.
Bist du dir sicher, dass sämtliche Filter katalytisch beschichtet sind? Das glaube ich nicht, da das Edelmetall teuer ist und man bestimmt viel mehr auf die Oxidation mit O2 setzt.
Die im Anhang beschriebene passive Reaktion mit NO2 ist m. M. n. eher Thema beim mager-Benziner. Wobei die katalytische Oberfläche auch erstmal heiß genug werden muss.
Also passive Partikelfilter haben immer solch eine Beschichtung und brauchen zum funktionieren auch einen funktionierenden Kat. Diese Systeme filtern den Ruß ja nicht, sondern wandeln ihn beim Durchströmen direkt um.
Bei den aktiven Partikelfiltern gibt es beides. Hersteller wie PSA setzen z.B. reine (unbeschichtete) Keramikfilter ein. Andere Hersteller wie VAG setzen beschichtete Metallfilter ein. Das macht sich dann auch im Preis bemerkbar. Solche beschichteten Filter gibt es in der Regel erst ab 1.500-1.800€.
Und da ist auch schon die Krux der Nachrüstfilter. Bei vielen steht im Gutachten drin, das der Kat <80.000km drauf haben darf, ansonsten ist auch ein neuer Kat fällig. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob bei diesen ganzen DPF Umbauten wegen Förderung dieses je beachtet wurde. Mal abgesehen davon, wie beweist man das der Kat mehr als 80tkm auf der Uhr hat? Tachostand kann ja nicht herhalten, da KAT nun einmal etwas ist, was flott getauscht ist.
Bei der Nachrüstung wird das schon geprüft. Entscheidender ist ja die Frage, was 80tkm nach der Nachrüstung. Darüber gibt es bei den Nachrüstern wenig Infos bzw. scheint es in dem Zusammenhang keine Grenze zu geben.
Der Tachostand gilt schon als Nachweis bzw. bei einem Tausch des Kat muss die Rechnung her. Da wird ja auch die Laufleistung des Fahrzeugs festgehalten.
Wenn ich meinen Kat selbst tausche, trage ich keine Laufleistung auf einer Rechnung ein.