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Fahrtenbuch vs. 1% Regelung
Hallo,
da es Apps und spezieller Zubehör (pace, vimcar) aktuell immer leichter machen ein finanzamt konformes Fahrtenbuch zu führen folgende Frage, nachdem ich etliche OnlineTools mit widersprüchlichen Ergebnissen ausprobiert habe.
In welchem Fall lohnt sich für einen Arbeitnehmer (leitender Angestellter) ein Fahrtenbuch? Ich zahle keinen Eigenanteil oder Benzinkosten, der Arbeitgeber zahlt all-inclusive Leasing mit Tankkkarte etc.
Steuerlich erhöht sich mein Jahresbrutto um ca 14.000 EUR:
(Listenpreis 62000, 30 km einfache Wegstrecke)
62000 x 0.01 x 12 = 7440 EUR
62000 x 0,0003 x 12 x 30 = 6696 EUR
D.h. netto "kostet" mich mein Auto mit meinem Steuersatz ca. 7000 EUR p.a. (all inclusive)
Ich fahre aktuell jährlich ca. 33 TKm, davon ca 13 TKm zur Arbeit, ca. 4 TKm dienstlich zu anderen Arbeitsorten und ca. 16 TKm rein privat.
Wer kennt sich mit dem Thema aus und kann mir sagen, ob ein Fahrtenbuch sich tatsächlich rechnen könnte? Wenn nein, kann ich die Dienstfahrten zu anderen Arbeitsorten steuerlich geltend machen?
DANKE für Eure Erfahrungen!
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17 Antworten
Die wichtigste Frage dabei ist: Was für ein Auto wäre es denn, wenn du es privat zahlen solltest? Das gleiche wie jetzt? Gleiches Alter? Also als Neuwagen gekauft? Nach drei Jahren weg? Oder privates Leasing? Oder eine 10 Jahre alte Polo-Kiste?
Äahh sorry - spielt das für meine Frage irgendeine Rolle? Mich interessiert ja nicht ob sich ein Firmenwagen für mich rechnet (davon will ich nicht mehr absehen) sondern wie ich diesen am für mich besten gegenüber dem Finanzamt geltend machen?!
Wenn es nur darum geht .. bei dem hohen Privatanteil lohnt sich niemals ein Fahrtenbuch. Anders wäre das nur, wenn du die privaten Fahrten durch ein anderes Auto ersetzen würdest. Aber du hast nur 4.000km dienstliche Fahrten.
Bei dem Wagen wird ein recht hoher Kilometerpreis vorhanden sein und das willst du dann nicht. 40 Cent pro Kilometer werden das mindestens sein, pro Monat 2400 Kilometer privat. Das sind dann 0,4*2400 Euro geldwerter Vorteil pro Monat.
D.h. die 13 TKm Arbeitsweg zählen dann quasi auch als "privat" und werden grundsätzlich nur gemäß km Pauschale als Werbungskosten abgezogen.
Kann ich die Dienstfahrten zu anderen Arbeitsstätten auch irgendwie als Werbungskosten (ohne Fahrtenbuch) geltend machen oder geht das nicht da Sprit etc. ja eh der Arbeitgeber zahlt?
Ein Fahrtenbuch lohnt sich bei Privatanteil von maximal 25-30 Prozent. Dazu kommen dann noch die Kosten für die Führung des Fahrtenbuchs (Material, und/oder Lohn). Und bei einem großen Anteil von Fahrten zum regelmäßigen Arbeitsort lohnt es sich noch weniger...
Zum konkreten Fall: bei deutlich über 50% Privatanteil kommst du mit 7.000 Euro doch noch gut weg...
Zitat:
@Chemist_HoKi schrieb am 30. Juli 2017 um 19:58:50 Uhr:
D.h. die 13 TKm Arbeitsweg zählen dann quasi auch als "privat" und werden grundsätzlich nur gemäß km Pauschale als Werbungskosten abgezogen.
Kann ich die Dienstfahrten zu anderen Arbeitsstätten auch irgendwie als Werbungskosten (ohne Fahrtenbuch) geltend machen oder geht das nicht da Sprit etc. ja eh der Arbeitgeber zahlt?
a) ja, zählt als private Fahrt und kann abgesetzt werden, wie auch bei der 1% Regelung
b) Für die Dienstfahrt zahlst du doch keinen Cent, was willst du da absetzen?
Zitat:
@Chemist_HoKi schrieb am 30. Juli 2017 um 19:44:57 Uhr:
Äahh sorry - spielt das für meine Frage irgendeine Rolle?
Ja! Aktuell zahlst du 14.136,00 € brutto für 29.000 Kilometer; das macht 0,49 € brutto oder 0,41 € netto (abzgl. USt) pro Kilometer.
Wenn dein Auto ein günstiges Modell hinsichtlich der Leasingrate ist, hat der AG tatsächlich geringere Kosten - dann lohnt sich ein Fahrtenbuch auch für dich.
Zitat:
@Deloman schrieb am 31. Juli 2017 um 10:07:37 Uhr:
Aktuell zahlst du 14.136,00 € brutto für 29.000 Kilometer;
Falsch - der TE zahlt diesen Betrag nicht, er versteuert ihn lediglich.
Gruß
Der Chaosmanager
Klar. Er würde auch die Kosten lt. FB nicht bezahlen, sondern lediglich versteuern. Nur eben einen geringeren Betrag.
(Im Grunde zahlt er ihn doch, weil er ihm vom Nettogehalt abgezogen wird. *duck und weg*)
Zitat:
@Deloman schrieb am 31. Juli 2017 um 10:54:50 Uhr:
Klar. Er würde auch die Kosten lt. FB nicht bezahlen, sondern lediglich versteuern. Nur eben einen geringeren Betrag.
(Im Grunde zahlt er ihn doch, weil er ihm vom Nettogehalt abgezogen wird. *duck und weg*)
Nein, beim Nettobetrag wird nur der Betrag abgezogen, der oben beim Bruttobetrag zur Berechnung des GWV hinzugerechnet wurde.
Gruß
Der Chaosmanager
BTW: Bei dem hohen Privatanteil des TE wird es KEINE Konstellation geben, bei der sich ein Fahrtenbuch lohnt.
Von den 33 tkm Jahresfahrleistung sind nur 4 tkm oder 12,12% dienstlich, der Rest ist privat (auch die Fahrten zur Arbeitsstätte).
Bei der Abrechnung nach Fahrtenbuch läuft das so, dass Du den prozentualen Kostenanteil der Privatfahrten für alle Fahrzeugkosten (Leasingrate, Sprit, Steuer, Versicherung, Reifen, Kundendienst usw. usw) versteuerst.
Dein Privatanteil liegt bei 87,88 %.
Momentan versteuerst Du nach Deinen Angaben 14.000 € pro Jahr. Das heißt, wenn Deine 87,88 % an den Gesamtkosten weniger als 14.000 € sind, könntest du mit dem Fahrtenbuch Geld sparen.
Somit dürften die Gesamtkosten des Fahrzeugs pro Jahr nicht höher als 15.930 € sein, damit Du mit dem Fahrtenbuch Geld sparst.
XF-Coupe
Ok. Ich hab jetzt einen Steuerberater Profi mal mit dem Thema konfrontiert. Anbei das Ergebnis: die vom Arbeitgeber und Leasingprovider zur Verfügung gestellten Abrechnungen ergeben, dass das Fahrzeug in 2016 Ist-Kosten von Gesamt ca. 12 TEUR verursacht hat (ca. 8,2 TEUR Leasing all incl., ca. 2,6 TEUR Spirt, ca. 1,1 TEUR Vers.). Damit ergeben sich km Kosten von 36,1 ct/km und ein geldwerter Vorteil von 10.537,40 EUR. Demzufolge würde ich bei meinem aktuellen Nutzungsverhalten und trotz des hohen Privatanteils ca. 1890 EUR Steuervorteil aus der Fahretnbuchführung ziehen.
@ Chaosmanager & @ Plonk, überzeugt oder hat "mein" Steuerberater (Xpert-Netzwerk sei Dank) was übersehen?
Anbei die Rechnung
Zitat:
@Chemist_HoKi schrieb am 6. August 2017 um 19:45:53 Uhr:
Anbei die Rechnung
Das ist die erste Antwort im Forum, die wirklich ins Detail geht und mal nicht pauschalisiert! Bravo!
Denn man kann beim komplexen Thema Dienstwagen nicht einfach sagen "wer mehr als 25% privat fährt - da lohnt sich kein Fahrtenbuch".
Es gibt so viele Variablen (wie teuer ist der Wagen, wie weit ist der Arbeitsweg, gab es Reparaturen in dem Jahr, etc.), dass auch bei hoher Privatnutzung ein Steuervorteil entstehen kann.