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Jaguar XF 260 mit Motorschaden (306DT GEN2) - mit Bildern

Jaguar XF 2 (X260)
Themenstarteram 4. Oktober 2022 um 10:39

Ich habe die Bilder extern angehangen. Wenn ihr etwas rauszoomt, erscheinen sie nicht so groß. Leider habe ich keine Möglichkeit gefunden, die Bilder hier direkt im Thread anzuzeigen. Die "Bilder Anhängen" Funktion hier gefällt mir leider gar nicht, da man nicht weiß, welches Bild wozu gehört.

Mal wieder ein Jaguar mit Motorschaden,

diesen habe ich günstig erstanden und setze ihn instand. Ich mache diese Motoren öfters, das war aber auch hier mein erster GEN2 Motor.

Ende 2016er BJ, 120.000 Km, volle Ausstattung, 300 Ps, 700 Nm.

Gekauft habe ich den Wagen mit Motorschaden, unten drunter war er trocken, also kein Pleuelabriss.

Ich ging von einer gebrochenen Kurbelwelle auf Hautplager 2 aus, der übliche Schaden. Als ich das Öl abgelassen habe, wusste ich, dass es das nicht sein wird. Es waren nämlich keine Späne im Öl zu finden.

Also kurzerhand die Ölwanne abgebaut und eine Menge länglicher Nadeln gefunden.

https://bilderupload.org/bild/4e4f78943-cc0e815e-9bb2-4f87-bd61-4

Na, da war es klar. Die Kipphebel haben es hinter sich, vermutlich aufgrund eines Zahnriemenschadens.

Also den Motor kurzerhand ausgebaut, das geht bei diesem Modell im vergleich zum RR finde ich deutlich einfacher! Das war aber schon nicht mehr der erste Motor. Da wurde ich misstrauisch. Das sieht man z.B. am fehlenden Lack der Muttern der Motorhaube, nicht richtig verlegten Leitungen und Kabeln, und an leichten Kratzern an Muffen für Ladeluft u. Unterdruckschläuche, die zuvor schonmal gelöst wurden.

https://bilderupload.org/bild/9f4779011-gles8349

https://bilderupload.org/bild/fd9579041-img-6724

Den Motor angefangen zu zerlegen und siehe da... ein mehrteiliges Nockenwellenrad:

https://bilderupload.org/bild/5f0f79073-img-6755

Und hier könnt ihr den Kopf sehen - vor allem die gebrochenen Kipphebel. Die Nadeln der Lager sind dann halt rausgefallen und gelangen in die Ölwanne des Motors. Nicht weiter dramatisch.

https://bilderupload.org/bild/1f3479120-img-6760

Anzumerken ist hier, dass der Zahnriemen bei knapp über 100.000 Km gewechselt wurde! Der Spanner des Zahnriemens sah schon irgendwie nicht mehr so frisch aus, zudem mit einer nicht üblichen Schraube angezogen. Sah für mich etwas nach Pfusch aus.

Die Auslass-Nockenwelle mit einem Schaden durch den gebrochenen Kipphebel:

https://bilderupload.org/bild/f26179327-img-6867

Die Zylinder und der Kurbeltrieb sahen top aus. Glücklicherweise ein mit vernünftigen Teilen aufgebauter Shortblock mit originaler Kurbelwelle, keine Chinawelle - Gott sei Dank! Auch der Block war noch jungfreudig, keine Anlaufspuren durch einen vergangenen Kurbelwellenbruch... also eigentlich ein Volltreffer! Denn das kostspielige bei diesen Motoren ist der Shortblock, wie wir alle wissen.

Was mir aber sofort auffiel war, dass die Hauptlagerböcke nicht von vorne nach hinten 1-2-3-4 eingebaut wurden, sondern vertauscht 4-3-2-1. Na klasse, wer hat den Motor denn zusammengepfuscht? Weiterhin ein Axiallager, dass so NICHT aussehen sollte.

https://bilderupload.org/bild/c2c279571-img-6849

Wenn man die Hauptlagerböcke von vorne nach hinten vertauscht, dann setzt man den Bock, welcher für das Axiallager bestimmt ist (4) auf das Hauptlager 1. Dann passt eigentlich gar nichts mehr, weil Hauptlagerbock 4 eine Fase hat, Hauptlagerbock 1 aber nicht. Kurzerhand dachte sich der Motorenbauer wohl, dass Axiallager einseitig zu demontieren...

https://bilderupload.org/bild/3a4479749-img-6859

https://bilderupload.org/bild/07d279761-img-6860

Daraufhin dann das große Programm. Den Shortblock auch KOMPLETT zerlegen. Mein Vertrauen war hier komplett verspielt.

Am Ende war es goldrichtig den Block zu zerlegen.

Der Motor war kurz vor einem Pleuellagerschaden, hier war es nicht 5 vor 12, sondern eher schon 12 Uhr. Glücklicherweise hatte die Kurbelwelle noch keinen Schaden erlitten.

https://bilderupload.org/bild/55b379783-img-6863

https://bilderupload.org/bild/64f079792-img-6864

https://bilderupload.org/bild/033c79810-img-6858

https://bilderupload.org/bild/e53179821-img-6866

Fakt ist, dass der Motor mit moderatem Aufwand wieder richtig gut hergestellt werden kann. Und das dann vernünftig, ohne Pfusch.

Ich weiß gar nicht, ob euch das hier alles überhaupt interessiert. Aber man liest so oft von Motorschäden bei den 306DT Motoren und ja, sie haben ihre Schwächen...

Aber wenn man sich sowas wie hier anschaut, dann sind nicht nur die Motoren Schuld.

Achtet zukünftig darauf, wer euren Motor macht... es gibt anscheinend viele schwarze Schafe mit günstigen Lockangeboten, wo der Motor dann einfach nur zusammengeschmissen wird.

Liebe Grüße

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137 Antworten

Große Klasse und vielen Dank für diesen interessanten Unterricht ;-)

Danke für den tollen Beitrag, ich ziehe meinen Hut.

Viele Grüße

Chris

das ist natürlich mal richtig gepfuscht, Schaden kam jetzt aber schon von den Kipphebeln und damit gebrochenen Rad?

Kurbelwelle lief in den Hauptlagern noch gut?

am 4. Oktober 2022 um 16:02

Danke für den tollen Beitrag. Bringt mir echt viel an Infos.

Cooler Beitrag, vielen Dank dafür!!

Ich fahre exakt diesen Motor und habe jetzt 20t KM drauf mit BJ 2019.

Bislang alles Bestens. Komme gerade frisch von Inspektion und ÖlWechsel.

Wie gerne würde ich JETZT kleines Geld in die Hand nehmen und die Schwachstellen stabil halten, damit dieser Diesel seine 300T KM ohne Probleme schafft. Wenn ich eure Beiträge richtig verstehe, ist der Motor eigentlich ja schon ein guter, welcher aber ein paar Cent Schrott Teile hat, welche den ganzen Rest schrotten kann.

am 5. Oktober 2022 um 9:59

Interessant ist im Bild 6864 zu sehen, dass die Kurbelwelle Axialversatz hatte. Irgendwie scheinen die Pleuellagerpaarungen auch eigenartig zu sein. Jedes Pleuellager hat ein kpl. anderes Verschleißbild. Es sind auch Welche mit Kantenbelastung zu sehen. Wie kommt das? Pleuel verbogen, Durchbiegung der Kurbelwelle, Pleuellagersitze der Kurbelwelle konisch? Sind das schon 3 Schichtlager oder noch die billigen 2 Schicht? Das Thema, dass der 6. Zylinder am wenigsten Öl abbekommt passt hier auch nicht. Aber die Kurbelwellenlagerschalen sitzen exakt in Position, nichts verdreht, auch ohne Haltenasen....

Einfach bester Mann hier, endlich einer der scheinbar Ahnung hat und hier das Problem teilt.

Wurde der Motor schonmal neue aufgebaut oder waren das Herstellerfehler ??

Wo ist deine Werkstatt? Falls ich mal in der Nähe bin.

am 6. Oktober 2022 um 19:46

Ist das eigentlich nochmal, dass die Pleuellagerschalen so schmal sind? Die Pleuel sind doch locker ein paar Millimeter breiter!

Themenstarteram 6. Oktober 2022 um 20:56

Antworte morgen auf alle Nachrichten

Themenstarteram 7. Oktober 2022 um 10:31

Vielen Dank :)

Zitat:

@fitti schrieb am 4. Oktober 2022 um 12:49:44 Uhr:

Große Klasse und vielen Dank für diesen interessanten Unterricht ;-)

Auch hier vielen Dank :)

Zitat:

@WiChris schrieb am 4. Oktober 2022 um 15:19:50 Uhr:

Danke für den tollen Beitrag, ich ziehe meinen Hut.

Viele Grüße

Chris

Genau sagen kann ich das nicht. Ich bin mir hier auch noch echt unsicher.

Ich denke es war IN ETWA so:

Zahnriemen übersetzt - Steuerzeiten sind daneben, daraufhin berühren die Ventile den Kolben - Die Ventile stehen offen und werden vom Kolben hochgedrückt - durch die Parallelität beim 306DT von Kolben und Ventil ist das schwächste Teil der Kipphebel - Die 6 auslassseitigen Kipphebel brechen weg - gleichzeitig ist die Belastung auf das Nockenwellenrad so hoch, dass es zusätzlich bricht.

Wie Rund die KW in den Hauptlagern noch läuft sehe ich, wenn die Kolben/Pleuel draußen sind. Dann vermesse ich die Hauptlagergasse und die KW. Weiterhin verbaue ich die KW dann und prüfe, wie rund/frei/leichtgängig die KW sich dreht.

Zitat:

@pmscali schrieb am 4. Oktober 2022 um 15:27:47 Uhr:

das ist natürlich mal richtig gepfuscht, Schaden kam jetzt aber schon von den Kipphebeln und damit gebrochenen Rad?

Kurbelwelle lief in den Hauptlagern noch gut?

Danke.

Zitat:

@cutf schrieb am 4. Oktober 2022 um 18:27:03 Uhr:

Cooler Beitrag, vielen Dank dafür!!

Also so ein richtiges Patentrezept gibt es bei dem Motor nicht, sodass er problemlos die 300K schafft. Ich denke, die Ölwechselintervalle stark zu verkürzen sollte helfen. Zudem beim Wechsel des Zahnriemens die Ölpumpe gleich mitmachen. Auf den Rest (Wie z.B. Verzug der Hauptlagergasse) hat man so eigentlich gar keinen Einfluss...

Zitat:

@Finkicarlo schrieb am 4. Oktober 2022 um 18:47:00 Uhr:

Ich fahre exakt diesen Motor und habe jetzt 20t KM drauf mit BJ 2019.

Bislang alles Bestens. Komme gerade frisch von Inspektion und ÖlWechsel.

Wie gerne würde ich JETZT kleines Geld in die Hand nehmen und die Schwachstellen stabil halten, damit dieser Diesel seine 300T KM ohne Probleme schafft. Wenn ich eure Beiträge richtig verstehe, ist der Motor eigentlich ja schon ein guter, welcher aber ein paar Cent Schrott Teile hat, welche den ganzen Rest schrotten kann.

Ich war vorgestern nochmal da und habe gesehen, dass Pleuellager 3 bei dem Foto falsch herum verbaut war (Mein Fehler) - die Lagerschale war mir bei der Demontage rausgefallen, ich setzte sie falsch herum wieder ein. Daraufhin ist das Tragbild der 6 Pleuellagerschalen doch recht identisch. Die eine oder andere ist etwas mehr verschlissen als die andere, alle 6 weisen jedoch den Verschleiß im selben Bereich auf.

Die Kennung der Lagerschalen habe ich mir angesehen, jedoch noch nicht fotografiert. Bin Sonntag wieder in der Werkstatt und werde dann weitermachen. Es sind aber schon 3-Schicht Lager.

Vom Ölproblem des 6. Zylinders ist mir bei dem 306DT nichts bekannt.

Die Hauptlager sitzen alle exakt in Position, richtig. Der GEN2 hat hierfür aber auch Haltenasen im Hauptlagerbock vorgesehen, um eine Rotation der Lagerschalen zu verhindern. Leider wurde aber auch hier nur halbe Arbeit geleistet, und es wurden GEN1 Lagerschalen ohne Nase verbaut. Da bringt einem das GEN2 Update auch nichts, wenn die Lagerschalen GEN1 sind.

Zitat:

@JS_67 schrieb am 5. Oktober 2022 um 11:59:17 Uhr:

Interessant ist im Bild 6864 zu sehen, dass die Kurbelwelle Axialversatz hatte. Irgendwie scheinen die Pleuellagerpaarungen auch eigenartig zu sein. Jedes Pleuellager hat ein kpl. anderes Verschleißbild. Es sind auch Welche mit Kantenbelastung zu sehen. Wie kommt das? Pleuel verbogen, Durchbiegung der Kurbelwelle, Pleuellagersitze der Kurbelwelle konisch? Sind das schon 3 Schichtlager oder noch die billigen 2 Schicht? Das Thema, dass der 6. Zylinder am wenigsten Öl abbekommt passt hier auch nicht. Aber die Kurbelwellenlagerschalen sitzen exakt in Position, nichts verdreht, auch ohne Haltenasen....

Danke. Der Motor wurde zu 100% schonmal neu aufgebaut. Diese Fehler können nicht im Werk passieren...

Zitat:

@musty schrieb am 5. Oktober 2022 um 19:24:37 Uhr:

Einfach bester Mann hier, endlich einer der scheinbar Ahnung hat und hier das Problem teilt.

Wurde der Motor schonmal neue aufgebaut oder waren das Herstellerfehler ??

Raum Osnabrück :) Melde dich einfach.

Zitat:

@Finkicarlo schrieb am 5. Oktober 2022 um 20:59:18 Uhr:

Wo ist deine Werkstatt? Falls ich mal in der Nähe bin.

Ja, das ist normal beim 306DT. Wundert mich auch jedes mal wieder. Die sind verdammt schmal, ist anscheinend so gewollt/ausgelegt/konstruiert...

Zitat:

@JS_67 schrieb am 6. Oktober 2022 um 21:46:52 Uhr:

Ist das eigentlich nochmal, dass die Pleuellagerschalen so schmal sind? Die Pleuel sind doch locker ein paar Millimeter breiter!

Bei 180t KM oder 7 Jahre soll folgendes bei dem Motor getauscht werden:

Kraftstoffpumpenriemen und Riemenspanner austauschen.

Nockenwellenriemen und Riemenspanner erneuern.

Ich gehe davon aus, dass du das mit "Zahnriemen" gemeint hast. Danke für deinen Tipp, dann lasse ich in 4 Jahren bei dieser Inspektion auch die Ölpumpe mit tauschen. Bislang fahre ich weniger als 10t KM/Jahr sodass ich alle 8T KM den Ölwechsel schon machen lasse.

am 8. Oktober 2022 um 7:23

Zitat:

@Fischirian schrieb am 07. Okt. 2022 um 12:31:01 Uhr:

Vom Ölproblem des 6. Zylinders ist mir bei dem 306DT nichts bekannt.

Der 6. Zylinder liegt in der Ölversorgung am weitesten weg von der Ölpumpe. Beim Start bekommt er den Öldruck zuletzt. Ebenso ist das der thermisch am höchsten belastete Zylinder. Bei meinem hatte ich genau am 6. Zylinder den Pleuellagerschaden. Lt. Werkstatt kommen die meisten Motorschäden außer Kurbelwellenschäden natürlich, oft am 6. Zylinder vor. Entweder Pleuellagerschaden oder fehlende Kompression, wobei ich mir die nicht erklären kann.

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