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Kaufberatung W202 T-Modell vs. W124 Coupe

Mercedes C-Klasse W202
Themenstarteram 27. Juni 2013 um 10:20

Hallo zusammen,

ich bedanke mich schon jetzt für Eure Hilfe, denn ich stehe vor einer Entscheidung, die ein bisschen heikel ist, ohne Erfahrungen in diesem Bereich zu haben.

Nachdem die Renovierung unseres Hauses vor dem Abschluss steht, möchte ich mir endlich ein Auto kaufen, dass mir nach Jahren auch wieder Freude macht. Bisher waren wir immer vernünftig, sind Golf mit Autogas gefahren, weil wir eben ordentlich KM fressen mussten. Die Zeiten sind vorbei, mein Arbeitsweg ist zukünftig 20km (einfach) und das wird dann doch jedes Auto schaffen.

Ich wollte immer einen W123 fahren, jedoch wäre das als Alltagsauto, das auch über den Winter kommen muss, zuviel (oder zuwenig) des Guten. Mein Onkel sammelt Mercedes Old- und Youngtimer und hätte aktuell ein W124 Coupe in pefektem Zustand mit LPG Anlage für 5.500 Euro zu verkaufen. Es könnte alles so einfach sein, jedoch steht Nachwuchs ins Haus und da ist ein Coupe natürlich nicht mehr erste Wahl.

Wäre mein Budget nach dem Hausbau nicht auf ca. 5.000 Euro begrenzt, gäbe es keine Probleme, jedoch ist es begrenzt, logisch. Das T-Modell W202 gefällt mir ausgesprochen gut, preislich ist es ebenfalls im Rahmen, jedoch bin ich vollkommen abgeschreckt von den Erfahrungsberichten der Fahrer. Das Auto scheint ein einziges Rostwunder zu sein, genau das möchte ich nicht haben. Manche Leute stört der Rostbefall sicherlich nicht, mich würde es stören. Dagegen anzugehen scheint nur bedingt möglich zu sein.

Meine Frage an Euch ist daher, was würdet Ihr mir raten? Das Coupe, dafür aber begrenzter Stauraum, oder das T-Modell, dafür aber die Rostproblematik? Ich muss gleich sagen, dass ein Winterauto nicht in Frage kommt, so einen Aufwand will ich dann doch nicht betreiben.

Vielen Dank und beste Grüße

Sebastian

Beste Antwort im Thema

Der W202 ist im Low-Budget-Bereich eine immer sehr empfehlenswerte Lösung, zumal es viele gute Stücke noch gibt; selbst aus dem Baujahr 1993 kann man ohne große Mühe noch schöne Autos für verhältnismäßig wenig Geld finden. Das schlechte Image dieses Mercedes kommt uns im Low-Budget-Bereich voll entgegen, weil für absolute Dumpingpreise grandiose Typen verkauft werden, die qualitativ sehr solide sind, absolut zuverlässig, technisch auch bei hohen Laufleistung unbedenklich (sofern die Pflege stimmt) und die selbst im Elektrobereich kaum zu Ausfällen neigen. Ein W202 ist auch nicht besonders teuer im Unterhalt; sämtliche Ersatzteile kann man als Nachbau bekommen, und die Reparaturen sind prinzipiell recht einfach, von Spezialmodellen abgesehen. Technische Krankheiten gibt es kaum, auch die Automatikgetriebe sind Mercedes-typisch sehr haltbar und unbedingt empfehlenswert.

Meiner Ansicht nach geriet die Verarbeitungsqualität in den Baujahren 1993/1994 massiver als danach; Exemplare ab der Überarbeitung im Mai 1997 hatten da dann einige Differenzen - die kostendrückende Fertigung aus den Rastatter Bereichen der ersten A-Klasse hielten im 202er auch mal Einzug. Aber in der Regel ist das Meckern auf hohem Niveau und Kleinkram, vergleicht man das mit anderen Low-Budget-Gebrauchtwagen, von denen die C-Klasse W202 definitiv eines der solidesten Autos überhaupt ist und neben dem technisch ähnlichen W210 bei mir in der Top-Ten-Liste der besten Low-Budget-Fahrzeuge steht. Mit der E-Klasse W210 teilt der 202er sich auch seinen einzigen signifikanten Schwachpunkt, nämlich die Rostneigung.

Aber zum Rostproblem kennt ihr meine Meinung; bei Mercedes-Benz ist der Rost einfach ein eher markenspezifisches Problem - ich sage, da wurde nur so sehr geschimpft, weil der Mercedes-Kunde für seine 55.000 DM, die er für den E230 ausgegeben hat, auch totale Qualität erwartet und nach zehn Jahren keinen Rost haben will. Wer zur selben Zeit im Gegenzug für 39.000 Mark den Omega B 2.0-16V gekauft hat, der war am Ende froh, wenn der Rost nicht alles auffraß. Wäre der W210 kein Mercedes, sondern vielleicht ein Opel, würde er als relativ haltbares Auto gelten. Ab einem bestimmten Alter gehört der Rost eben einfach dazu - selbst ein noch so robustes Modell fängt das Gammeln irgendwann an; selbst die Vollverzinkung von Audi hat durchaus Lücken.

Und nicht alle rosten gleich schnell und gleich stark - es gibt so viele 202er für kleines Geld, da muss man nicht den ersten Hobel für 700.- Euro kaufen.

Ein W124 für 5.000 Euro ist drin - als Coupé aber eher nicht. Das sind Liebhaberstücke und Kultautos, für die Fantasiepreise gefordert werden, und die sind ihren Preis in der Regel nicht wert. Das Risiko versteckter Mängel und sonstiger Probleme wie Wartungsstau und viele Vorbesitzer ist vor allem bei relativ günstig angebotenen Coupés überproportional hoch - und das E200 Coupé mit Handschaltung, rosenholz-farbenem Lack, Radkappen und Kassettenradio von der alten Dame mit Scheckheft für 5.000 Euro gibt es kaum noch. Wenn es so eines gibt - nehmen und abstellen, gelegentlich mal fahren und gut konservieren - so was kannst du kaufen, aber das ist selten. Auch minderwertige Exemplare sind fast immer deutlich zu teuer, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Der Ratschlag von Mario, dem ich nun an dieser Stelle auch herzlich danken mag, mit dem BMW E34 ist hervorragend, da du hier ein Fahrzeug findest, das gute Qualität und hohe Zuverlässigkeit sowie extrem langlebige und belastbare Sechszylinder-Reihenmotoren für sehr faire Preise bietet. Mein Tipp ist der handgeschaltete 520i, der alles mitmacht, ausreichend Kraft bietet und nicht zuviel verbraucht. Automatik ist angenehm, aber defekte oder gestörte Automatikgetriebe sind bei BMW gerade um 1990 herum sehr weit verbreitet und immer teuer zu reparieren. Man kann solche Schwachstellen umgehen, indem man sich Autos holt, die betreffende Extras nicht haben. Mechanisch sind beim E34 wenige Probleme zu erwarten, auch die Ausstattungselemente sollten nicht kaputtgehen; Kleinärger betrifft aber immer wieder die aufpreispflichtigen Bordcomputer aller Jahrgänge und digitale Displays – aber auch das ist typisch für BMWs dieser Generation. Der beste Allrounder ist in jedem Fall ein 520i mit 150 PS und manuellem Getriebe ab Baujahr 1990 – er ist der beste Kompromiss, aber auch alle anderen Triebwerke können grundsätzlich empfohlen werden. Ein 525i ist nett, aber mit 192 PS im Unterhalt auch etwas teurer - der 520i macht weniger Spaß, ist aber mit 150 PS deutlich munterer als gedacht und gilt als sehr solider Kompromiss, bieten tollen Sechszylinder-Komfort und das bei humanen Unterhaltskosten. Viele Motoren kann man bis auf Euro 2 oder höher bringen, die grüne Plakette sollten sie eigentlich alle haben (Benziner).

In dem Zug erwähne ich auch den Audi 100 C4 (1990-1994), der die Talente des E34 und dessen niedrige Preise mit dem Platzangebot des Mercedes W124 T-Modells verbindet und eine wirklich exzellente Langzeitqualität bietet. Bei frühen Baujahren ist das Sicherheitsniveau geringer, da kostete auch ABS noch extra, die Grundausstattung geriet auch lang spartanisch: Zentralverriegelung und Drehzahlmesser kosteten noch 1993 Aufpreis, geht man vom Zweiliter-Benziner mit 115 PS aus. Den empfehle ich auch - denn man findet für ihn überall Teile und auch Ersatz. Die Nachfrage nach dem Audi 100 ist so gering, dass die Preise noch niedriger sind als beim BMW. Warum nicht?

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36 Antworten
am 27. Juni 2013 um 10:47

Moin,

meine subjektive Meinung:

der 124er schimpft sich zwar "Alltagstauglich"..

letztendlich ist es aber ein Liebhaberfahrzeug auf dem Weg zum Klassiker...

Den hat man... pflegt man... und holt in ab und zu aus der Garage...

ein Zweitwagen ist Pflicht...

servus

am 27. Juni 2013 um 11:52

Mit deinem Budget sollte es wohl möglich sein, einen einwandfreien S202 zu bekommen. Die Kombis wurden in Bremen gebaut, denen man ja auch nachsagt, etwas korrosionsfester zu sein.

Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal kleinere Roststellen behandeln und das bei der von der ach so schlechten Wasserfarben-Generation. Alles Blödsinn, finde ich. Er stand bislang nur draußen und wurde nie extra gewachst oder vorbeugend behandelt. Nur regelmäßig in der Anlage gewaschen. Der größte Vorteil: nie irgendwo nachlackiert und so in der Substanz beschädigt.

Suche dir einen S202 mit nachweisbaren Papieren und du wirst noch lange Freude dran haben.

Der W124 Coupe ist sicherlich ein wundervolles Fahrzeug, aber für eine Familie völlig ungeeignet, wie schon geschrieben.

Viel Glück !

Zitat:

Original geschrieben von BlackFlagBlackFlag

Wäre mein Budget nach dem Hausbau nicht auf ca. 5.000 Euro begrenzt, gäbe es keine Probleme, jedoch ist es begrenzt, logisch. Das T-Modell W202 gefällt mir ausgesprochen gut, preislich ist es ebenfalls im Rahmen, jedoch bin ich vollkommen abgeschreckt von den Erfahrungsberichten der Fahrer. Das Auto scheint ein einziges Rostwunder zu sein, genau das möchte ich nicht haben. Manche Leute stört der Rostbefall sicherlich nicht, mich würde es stören. Dagegen anzugehen scheint nur bedingt möglich zu sein.

Hallo,

selbst beim 124er gibt es die Rostproblematik ab Baujahr 93.

Zudem hat der 124er Liebhaberpreise angenommen, die der 202 nicht hat.

Das trifft auch auf den W210 zu, welcher als Kombi riiiiesig ist. Dieses sind halt "ordinäre" Gebrauchtfahrzeuge (darf ich das so sagen :confused:) aber eindeutig in diesem Fall die erheblich bessere Wahl. Gerade mit Haus und Kind wirst du den Platz unter Garantie brauchen!

Ich würde deswegen (bei Flüssiggas) auf einen Radmuldentank achten.

Einen adäquaten E200T oder C200T mit Flüssiggasanlage wird es garantiert in deinem näheren Umkreis geben.

Falls es u n b e d i n g t der 124er sein muss, nimm ne Limo! Du wirst es leid wie Steineschleppen, die Babyschale immer nach hinten zu wuchten. Derjenige, welcher dann davor sitzt, hat nur noch ganz wenig Beinfreiheit und eine kostenlose Lendenwirbelstütze! Außerdem sind in der Regel die Limos günstiger.

Gruß

Mario

Themenstarteram 27. Juni 2013 um 13:34

Hallo und herzlichen Dank für Eure Antworten, die mir sehr weitergeholfen haben,

es ist wahr - ordentliche T-Modelle der C-Klasse gibt es in ausreichender Zahl. Ich suche ausschließlich nach Modellen, die unter 100.000km geblieben und mit nachweisbarer Vergangenheit ausgestattet sind und auch hier ist die Auswahl gigantisch.

Es ist wohl wahr, neben unserem dreitürigen Golf V noch ein Auto dieser Art anzuschaffen, erscheint irgendwie unklug. Ich hatte mich eben darauf gefreut, endlich meinen Klassiker zu bekommen, aber hey, ein Kind ist ja auch ein Klassiker, daher soll das keine Beschwerde sein.

Ich habe zudem die Sorge der Folgekosten des Mercedes; es käme für mich garnicht in Frage, das bei MB direkt zu machen, die Kosten wären exorbitant. Wie ist die Ersatzteilversorgung bzw. die Preise der Ersatzteile und ist das Auto noch reparierbar, ohne sofort einen Großrechner anschließen zu müssen? Kann ich die Basics noch selbst machen (Ölwechsel, Filter wechseln etc.)? Muss ich gewisse Ausstattungsmerkmale oder Motorvarianten (insbesondere im Hinblick auf eine LPG Umrüstung) meiden? Man kennt das ja auch aus dem Golf - dort sind ja regelmäßig die Scheiben eingefallen bei der vierten Modellreihe und den elektrischen Hebern.

Herzliche Grüße und vielen Dank für Eure Mühen

Sebastian

Mario: Der E34 Touring ist natürlich auch auf meiner Liste; falls Du hier kurz Deine Erfahrungen schreiben könntest, wäre das nett, vielen Dank.

am 27. Juni 2013 um 14:07

Hy

Also ich selber hab nen 124er jedoch limousine

Und meine Frau einen 202er ebenso limousine

Bj jeweils 95

Beide haben null rost

Es kommt immer drauf an welches baujahr da kommts sogar zeitweise aufs monat drauf an

Ich persönlich würde dir zu einer limousine oder kombi raten

Egal ob 124 oder 202

Übrigens verkauf ich meinen 124er 250D 113Ps bj 95 automatik

Seit gestern 160 000 kilometer

4000 euro.

Lg vAsylw124

Zitat:

Original geschrieben von BlackFlagBlackFlag

 

Mario: Der E34 Touring ist natürlich auch auf meiner Liste; falls Du hier kurz Deine Erfahrungen schreiben könntest, wäre das nett, vielen Dank.

Natürlich gebe ich meine Erfahrungen gern weiter (schau mal in meinem Blog vorbei, dieser wird in Kürze um einige Berichte und Bilder ergänzt)

Zum Kilometerfressen rate ich aber eher zum E39, weil es einfach das modernere und sichere Fahrzeug ist. Für das angepeilte Budget bekommst du so etwas.

Der modernere E34 der letzten Baujahre neigt (leider) zum Rosten.

Im Vergleich zum 124er hat er nicht dieses "erhabene" Fahrgefühl, sondern fährt eher sportlich.

Die Materialien innen wie außen sind sehr wertig. Zudem ist er im Vergleich zum 124er halt sehr günstig zu haben und zu unterhalten.

Deswegen habe ich mir den anstatt den S124 geholt.

Eine kluge Kaufberatung findest du unter e34.de

oder hier bei MT unter Hans - klick -

Gruß

Mario

Themenstarteram 27. Juni 2013 um 15:20

Hallo Mario,

sehr schöner Blog-Beitrag, danke dafür. Ich habe gerade mal bei mobile.de gesucht, da ist der Fundus doch recht spärlich. Ich befürchte, hier einen ordentlichen Touring zu bekommen, ist schwieriger, als in dem Blog dargestellt. Es gibt schlicht wenige Angebote. Sehe ich das richtig?

Dann muss ich wohl doch auf den W202 gehen; dort habe ich heute mit dem ein oder anderen Händler telefoniert, jeweils für Fahrzeuge mit einer Laufleistung unter 100.000km, zu Preisen um die 4.000 - 5.000 Euro. In allen Fällen gab es leichten Rostansatz an der Heckklappe, damit scheint man leben zu müssen. Ich hoffe einfach, dass man diese Stellen irgendwie unter Kontrolle halten kann.

Beste Grüße und danke für Eure Hilfe

Wir fahren seit 3,5 Jahren einen S202 (C180 T) von 1998. Rost war von Anfang an an manchen Stellen vorhanden und ist da auch geblieben, aber er ufert nicht aus. Jetzt fängt es an einem Radlauf langsam an. Lag vermutlich auch an dem ewig langen Winter.

Wir haben zwei kleine Kinder, da stößt die C-Klasse schon an ihre Grenzen, wenn man eine größere Urlaubsreise plant. Deshalb werden wir wohl irgendwann auf einen S210 umsteigen.

Und versuche einen Automatik zu bekommen. Die Handschaltung bei Mercedes ist manchmal sehr hakelig und erinnert mich von den Schaltwegen eher an einen LKW.

Wenn das Auto gut gewartet ist, dann ist die Laufleistung fast egal. Unser hat 186.000 km runter und schnurrt nur so vor sich hin.

Mein Schwager hat einen S202 mit über 250.000 km im Einsatz.

Man muss allerdings mitunter lange suchen, bis man einen halbwegs rostarmen S202 gefunden hat. Wir haben uns ca. 4-5 Autos angeschaut und dann zugeschlagen.

In vielen Anzeigen steht nicht drin, dass man bereits mit dem Finger in der Heckklappe den Rost rauspulen kann.

Wenn ich heute suchen würde, würde ich mir allerdings eher einen S210 mit Sechszylinder und Automatik holen.

Viele Erfolg!

Grüße

Lars

am 28. Juni 2013 um 7:28

Zitat:

Original geschrieben von BlackFlagBlackFlag

Ich suche ausschließlich nach Modellen, die unter 100.000km geblieben und mit nachweisbarer Vergangenheit ausgestattet sind und auch hier ist die Auswahl gigantisch.

Na da solltest dann bis max. 3.500€ dabei sein.

Bei unserem ist vor Jahren das Checkheft verloren gegangen, was solls :D

Das tolle am W/S202 ist, dass man die von dir angesprochenen Basics alle selber machen kann. Bsp. Lampenwechsel: An dieser genial einfachen Lösung für die Rücklichter merkt man, warum ein Mercedes ein Mercedes ist, und eben kein "Billig-Auto". Damals haben die Ingenieure noch Hinrschmalz in ihre Arbeit investiert!

Unser S202 hat jetzt 120 tkm runter, und hat außer den üblichen Verschleisteilen noch nix gebraucht außer einen neuen Lenkungsdämpfer (30€). Und wegen den ersten Rostansätzen am Radlauf und der Heckklappe verkaufe ich unser tolles - wenn auch altes - Auto nicht :)

Der W202 ist im Low-Budget-Bereich eine immer sehr empfehlenswerte Lösung, zumal es viele gute Stücke noch gibt; selbst aus dem Baujahr 1993 kann man ohne große Mühe noch schöne Autos für verhältnismäßig wenig Geld finden. Das schlechte Image dieses Mercedes kommt uns im Low-Budget-Bereich voll entgegen, weil für absolute Dumpingpreise grandiose Typen verkauft werden, die qualitativ sehr solide sind, absolut zuverlässig, technisch auch bei hohen Laufleistung unbedenklich (sofern die Pflege stimmt) und die selbst im Elektrobereich kaum zu Ausfällen neigen. Ein W202 ist auch nicht besonders teuer im Unterhalt; sämtliche Ersatzteile kann man als Nachbau bekommen, und die Reparaturen sind prinzipiell recht einfach, von Spezialmodellen abgesehen. Technische Krankheiten gibt es kaum, auch die Automatikgetriebe sind Mercedes-typisch sehr haltbar und unbedingt empfehlenswert.

Meiner Ansicht nach geriet die Verarbeitungsqualität in den Baujahren 1993/1994 massiver als danach; Exemplare ab der Überarbeitung im Mai 1997 hatten da dann einige Differenzen - die kostendrückende Fertigung aus den Rastatter Bereichen der ersten A-Klasse hielten im 202er auch mal Einzug. Aber in der Regel ist das Meckern auf hohem Niveau und Kleinkram, vergleicht man das mit anderen Low-Budget-Gebrauchtwagen, von denen die C-Klasse W202 definitiv eines der solidesten Autos überhaupt ist und neben dem technisch ähnlichen W210 bei mir in der Top-Ten-Liste der besten Low-Budget-Fahrzeuge steht. Mit der E-Klasse W210 teilt der 202er sich auch seinen einzigen signifikanten Schwachpunkt, nämlich die Rostneigung.

Aber zum Rostproblem kennt ihr meine Meinung; bei Mercedes-Benz ist der Rost einfach ein eher markenspezifisches Problem - ich sage, da wurde nur so sehr geschimpft, weil der Mercedes-Kunde für seine 55.000 DM, die er für den E230 ausgegeben hat, auch totale Qualität erwartet und nach zehn Jahren keinen Rost haben will. Wer zur selben Zeit im Gegenzug für 39.000 Mark den Omega B 2.0-16V gekauft hat, der war am Ende froh, wenn der Rost nicht alles auffraß. Wäre der W210 kein Mercedes, sondern vielleicht ein Opel, würde er als relativ haltbares Auto gelten. Ab einem bestimmten Alter gehört der Rost eben einfach dazu - selbst ein noch so robustes Modell fängt das Gammeln irgendwann an; selbst die Vollverzinkung von Audi hat durchaus Lücken.

Und nicht alle rosten gleich schnell und gleich stark - es gibt so viele 202er für kleines Geld, da muss man nicht den ersten Hobel für 700.- Euro kaufen.

Ein W124 für 5.000 Euro ist drin - als Coupé aber eher nicht. Das sind Liebhaberstücke und Kultautos, für die Fantasiepreise gefordert werden, und die sind ihren Preis in der Regel nicht wert. Das Risiko versteckter Mängel und sonstiger Probleme wie Wartungsstau und viele Vorbesitzer ist vor allem bei relativ günstig angebotenen Coupés überproportional hoch - und das E200 Coupé mit Handschaltung, rosenholz-farbenem Lack, Radkappen und Kassettenradio von der alten Dame mit Scheckheft für 5.000 Euro gibt es kaum noch. Wenn es so eines gibt - nehmen und abstellen, gelegentlich mal fahren und gut konservieren - so was kannst du kaufen, aber das ist selten. Auch minderwertige Exemplare sind fast immer deutlich zu teuer, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Der Ratschlag von Mario, dem ich nun an dieser Stelle auch herzlich danken mag, mit dem BMW E34 ist hervorragend, da du hier ein Fahrzeug findest, das gute Qualität und hohe Zuverlässigkeit sowie extrem langlebige und belastbare Sechszylinder-Reihenmotoren für sehr faire Preise bietet. Mein Tipp ist der handgeschaltete 520i, der alles mitmacht, ausreichend Kraft bietet und nicht zuviel verbraucht. Automatik ist angenehm, aber defekte oder gestörte Automatikgetriebe sind bei BMW gerade um 1990 herum sehr weit verbreitet und immer teuer zu reparieren. Man kann solche Schwachstellen umgehen, indem man sich Autos holt, die betreffende Extras nicht haben. Mechanisch sind beim E34 wenige Probleme zu erwarten, auch die Ausstattungselemente sollten nicht kaputtgehen; Kleinärger betrifft aber immer wieder die aufpreispflichtigen Bordcomputer aller Jahrgänge und digitale Displays – aber auch das ist typisch für BMWs dieser Generation. Der beste Allrounder ist in jedem Fall ein 520i mit 150 PS und manuellem Getriebe ab Baujahr 1990 – er ist der beste Kompromiss, aber auch alle anderen Triebwerke können grundsätzlich empfohlen werden. Ein 525i ist nett, aber mit 192 PS im Unterhalt auch etwas teurer - der 520i macht weniger Spaß, ist aber mit 150 PS deutlich munterer als gedacht und gilt als sehr solider Kompromiss, bieten tollen Sechszylinder-Komfort und das bei humanen Unterhaltskosten. Viele Motoren kann man bis auf Euro 2 oder höher bringen, die grüne Plakette sollten sie eigentlich alle haben (Benziner).

In dem Zug erwähne ich auch den Audi 100 C4 (1990-1994), der die Talente des E34 und dessen niedrige Preise mit dem Platzangebot des Mercedes W124 T-Modells verbindet und eine wirklich exzellente Langzeitqualität bietet. Bei frühen Baujahren ist das Sicherheitsniveau geringer, da kostete auch ABS noch extra, die Grundausstattung geriet auch lang spartanisch: Zentralverriegelung und Drehzahlmesser kosteten noch 1993 Aufpreis, geht man vom Zweiliter-Benziner mit 115 PS aus. Den empfehle ich auch - denn man findet für ihn überall Teile und auch Ersatz. Die Nachfrage nach dem Audi 100 ist so gering, dass die Preise noch niedriger sind als beim BMW. Warum nicht?

Themenstarteram 28. Juni 2013 um 12:27

Hallo zusammen und herzlichen Dank für Eure Erfahrungen und Antworten, natürlich insbesondere Dir Italieri für Deinen ausführlichen und informativen Beitrag; die Entscheidungsfindung wird somit leichter und das Bild meines zukünftigen Autos schon viel deutlicher.

Das perfekte W124 Coupe steht tatsächlich hier vor meiner Tür, für 5.500 Euro in absolutem Traumzustand und zu diesem Preis natürlich nur in der Verwandtschaft. Wäre da nicht die Sache mit dem Kind, dem Stauraum und dem Sicherheitsaspekt, den man dann immer etwas mehr imn Blick hat. Es wäre aktuell mein Traum, aber das Baby immer hinter den Rücksitz zu wuchten und den Kinderwagen immer irgendwie in den Kofferraum zu quetschen erscheint mir nicht sinnvoll, auch wenn ich es eventuell sogar eingehen würde, wenn mich die Sehnsucht nach dem Wagen doch nocht packt. Klar ist aber, dass ich das Auto fahren werde, sowohl im Sommer als auch im Winter. Klar, es ist bereits zu schade dafür, aber hey, wir reden von einem Auto für ca. 5.000 Euro, was soll da bitte passieren? Der Wertverlust bleibt überschaubar und ich will Freude am fahren, nicht Freude am konservieren.

Der 202er Kombi ist schon deshalb eine schöne Vorstellung, weil er mir den Stauraum bietet, den ich brauche. Mit Autogas kann ich das Rad in den Kofferraum werfen und auch ein paar Meter fahren, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Ich bin sportlich viel unterwegs, da wäre ein Kombi nicht schlecht, klar, natürlich auch wegen Kind und Kegel, da müssen wir nicht drüber reden. Ich hatte noch nicht gefragt, wie die Anhängelast geregelt ist, aber ich bin sicher, ein Caravan wird kein Thema sein. Hört sich ebenfalls nicht schlecht an, denn damit löst sich mein Kinder-Urlaubs-"Problem".

Zuletzt bleibt der Sicherheitsaspekt; ich weiß, hier kann man streiten, ob ein Airbag nötig ist, oder nicht. Ich habe vor einigen Monaten, im Stress der Bauphase, meinen ersten Unfall produziert - gleich ein Ordentlicher mit Totalschaden auf beiden Seiten, glücklicherweise ohne Personanschaden. Die Airbags waren dabei ein großes Thema und ich denke heute anders darüber, als vor einem Jahr. Ich will meine Familie natürlich auch hier schützen und bin daher etwas vorsichtiger, was die Baureihen ohne die Luftkissen betrifft. Vielleicht ist das zu einfach gedacht, aber es bleibt das Bild des Unfalls im Kopf.

Tja, über den BMW habe ich viel gelesen - viel Gutes; wäre er als Kombi nicht so rar, hätte das etwas werden können. Mercedes bleibt einfach das typische Rentnerfahrzeug und genau das suche ich. Wenn ich auf den Bildern Lammfellbezüge sehe bei Mobile.de werde ich nervös. Spießige Ausstattung, wenige km und ein Scheckheft voller Stern-Stempel - so sollte er sein. Natürlich habt Ihr recht, der Motor hält sie aus, die vielen km, aber klar ist auch, wenige km bedeuten einfach weniger Verschleiß. Dann mache ich mich gleich mal auf die Suche und hoffe auf die Lammfellbezüge...

Zitat:

Hallo zusammen und herzlichen Dank für Eure Erfahrungen und Antworten, natürlich insbesondere Dir Italieri für Deinen ausführlichen und informativen Beitrag; die Entscheidungsfindung wird somit leichter und das Bild meines zukünftigen Autos schon viel deutlicher.

Vielen Dank für die netten Worte; ich helfe immer gern!

Zitat:

Mercedes bleibt einfach das typische Rentnerfahrzeug und genau das suche ich. Wenn ich auf den Bildern Lammfellbezüge sehe bei Mobile.de werde ich nervös. Spießige Ausstattung, wenige km und ein Scheckheft voller Stern-Stempel - so sollte er sein.

So ist es - und solche Fahrzeuge gibt es immer wieder; bei Mercedes sowieso. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Autosuche; berichte uns doch als einmal, was dir so begegnet! Ich berate auch typgerecht, bzw. gehe auf einzelne Inserate ein.

am 28. Juni 2013 um 12:34

Hehe, das Stichwort Low Budget gefällt mir in diesem Zusammenhang sehr gut.

Ich hab es mir vor kurzem erst ausgerechnet, was mich der S202 noch monatlich kostet.

Den Kaufpreis hab ich rausgelassen, Auto ist schon seit Jahren abbezahlt, es geht nur um die Betriebskosten.

Steuer Euro 3 135 €

Versicherung 650 € (habe noch einer Fahrer JG 1992 mit drauf)

Sprit 640 € (15 tkm x 1,60€/ltr x 8,0 l/100km)

Inspektion 250 €

Reifen 140 € (Schätzung!)

 

Gesamtkosten 1.815 €

Kosten pro Monat 151 €

Wie gesagt, billiger bei der Fahrzeuggröße wird glaube ich schwierig.

@ BlackFlagBlackFlag

Ich fahre seit 9 Jahren einen C240 T und habe somit wohl einen ganz guten Überblick über die zu erwartenden Kosten/Probleme (wobei einige Dinge nur bei den V6 auftreten).

Rost tritt jetzt seit einem Jahr am Schloss der Heckklappe auf. Wenn ich mal nichts besseres zu tun habe, schau ich mir das an oder tausche einfach die komplette Klappe aus. Ansonsten ist der Wagen rostfrei.

Fahrwerk? Gebrochene Feder + Aufnahme, Stoßdämpfer, Traggelenk, Lenkungsdämpfer. Also mit Ausnahme der Federbeinaufnahme (schon bei 79tkm!) recht günstige Reparaturen und vieles aus der Kategorie normaler Verschleiß.

Motor? LMM, Kurbelwellensensor und Riemenscheibe (nur V6/V8, jedoch auf Kulanz). Der Wechsel der Zündkerzen beim V6 ist etwas teurer (320 €).

Elektronik? Steuergerät Airbag, Crashsensor Airbag, Zündschlüssel - jeweils recht teure Einzelposten, die bei jedem Wagen altersbedingt kommen können.

Anhängelast 1500 kg, Verbrauch 10,5l/100km (über 9 Jahre), Steuer 162 € (D3), Versicherung bei SF 27 günstig.

Fazit - prinzipiell ist der S202 ein zuverlässiges und, speziell im Innenraum, gut verarbeitetes Auto. Hinsichtlich Platz entäuscht der Wagen aber und gehört eher in die Kategorie "Lifestyle-Kombi".

Ernsthafte und teure Defekte sind eigentlich nur im Bereich der Komfort-/Motorelektronik zu erwarten. Da ist man dann aber auf eine Werkstatt (z.B. Bosch) oder gar auf einen MB-Händler angewiesen.

Liegenbleiber hatte ich in den 9 Jahren mehrere - einmal wegen der gebrochenen Riemenscheibe (2007) und in den letzten 2 Jahren mehrfach, weil der Motor einfach nicht starten wollte. Dieses Startproblem trat sporadisch auf (also nicht reproduzierbar) und wurde erst dem Schlüssel und dann dem Steuergerät der Wegfahrsperre bzw. dem Zündschloß zugeordnet. Tatsächlich war es aber nur ein zickender Kurbelwellensensor.

Mein Tip - wenn Du eh auf LPG umrüsten willst, dann such Dir einen 240er. Obwohl adäquat motorisiert und flüsterleise, ist er nicht besonders beliebt und wird recht günstig gehandelt.

Gruß

Frank

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