1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Verkehr & Sicherheit
  5. Kritische Situationen retten - wie hättet ihr reagiert?

Kritische Situationen retten - wie hättet ihr reagiert?

Themenstarteram 2. März 2011 um 20:24

Hallo zusammen!

Ich war die letzten drei Tage für meine Verhältnisse sehr viel am Stück unterwegs (gute 2500 Km). Dabei sind zwei besonders haarsträubende, nicht von mir verschuldete beinahe-Unfälle hängengeblieben. Was ich nun wirklich gerne wüsste: Was hättet ihr - besonders die "erfahreneren" - unternommen?

Zu Person und Auto: Ich bin 21 Jahre alt, fahre seit meinem 17. Geburtstag, zwischenzeitlich auch in diversen Jobs. Bisherige Fahrleistung ca. 250.000 Km. Fahrsicherheitstraining 2008. Knöllchen- und unfallfrei. Idealvorstellung: Zwar zügiges, aber vor allem rücksichtsvolles und sicheres Fahren.

Fahrzeug ist ein Peugeot 206 SW 90 (ein kleiner Kombi), 5 Jahre alt, ESP, ABS, 8 Airbags, 90 PS (Dürfte zur Beurteilung der Situationen eine Rolle spielen).

Was mich interessiert: Was hättet ihr unternommen und weshalb?

Klar: Die große Überlegung kommt erst jetzt, zum jeweiligen Zeitpunkt war das rein instinktiv in Sekunden. Es ist mir in beiden Fällen auch gelungen, das Ganze zu retten.

Nun zu den Situationen:

Situation 1: Autobahn, gute Sicht, trocken. Einfädeln vor einer Baustelle, aus zweien wird eine Spur. Das Ende der linken Spur ist mit Leitbaken und Blinklicht abgegrenzt. Die Geschwindigkeit wurde von 120 auf 60 Km/h heruntergetrichtert, die ich rechts fahre.

Vor mir gute 300m niemand, hinter mir mit zu geringem Abstand ein LKW und nachfolgender Verkehr; soweit zu beurteilen findet sich hier keine Lücke mehr, die man mit Spurwechsel "treffen" könnte. Links von mir ein sehr jung wirkender Faher im Golf 2 mit LED-Scheinwerfern (:rolleyes:), der deutlich zu zügig (gute 100 Km/h) auf das Ende der Spur zuhält. Er entschärft die Situation bis zum Schluss nicht, beschleunigt sogar - genau dort, wo ich fahre, müsste er sich einfädeln.

  • Option 1: Flucht nach vorne. 2./3. Gang, Vollgas. So dürfte eine Lücke entstehen, in die er sich "quetschen" kann.

Risiken: Die 90 PS meines Wagens reichen vielleicht doch nicht, um durch Beschleunigen eine ausreichend große Lücke entstehen zu lassen. Ich könnte auf der vor mir liegenden Strecke geblitzt werden.

 

  • Option 2: Nichts tun. Sollte er sich zum Bremsen entscheiden, wird er mit ca. 80 Km/h In die Leitbaken fahren. Sollte er "in mich" rüberziehen, habe ich das sicherere Auto & bekomme den Blechschaden von der gegnerischen Versicherung bezahlt.

Risiken: Unfall unvermeidbar, Schwere kaum abzusehen.

  • Option 3: Höchstens leicht beschleunigen und hoffen, dass der LKW-Fahrer und der nachfolgende Verkehr stark bremsen.

Risiken: Viele Verkehrsteilnehmer müssen sich perfekt verhalten, um die Situation zu retten - sonst Kettenunfall durch Bremsen. Und würde der Golf-Fahrer das richtig erkennen?

Situation 2: Landstraße, leichter Nieselregen bei +10°C, einsetzende Dämmerung (so, dass 50% der VT einschließlich mir mit Licht fahren). Zweispuriger Kreisverkehr, in den 4 Überlandstraßen einmünden.

Ich fahre auf der rechten Spur im Kreisverkehr erlaubte 60 Km/h und will ihn an der übernächsten Ausfahrt verlassen. Mir folgen 3 PKW in brauchbarem Abstand. Parallel links von mir ein Taxifahrer (neue E-Klasse Limousine), der auf der "inneren" Spur eine minimal höhere Geschwindigkeit fährt.

Als ich ca. 10-15m von einer Einfahrt in den Kreisverkehr entfernt bin, fährt eine bisher wartende (!) Dame im Ford Galaxy zügig auf meine Spur. Das Auto sieht deutlich nach "rollendem Kinderwagen" aus. Der Taxifahrer links von mir steigt im angesicht der Situation in die Eisen.

  • Option 1: Spur halten und Vollbremsung. Dabei Hupen, um die Dame zur Beschleunigung zu animieren (geringere Differenzgeschwindigkeit!).

Risiken: Zur Unfallvermeidung hätte es nicht mehr gereicht, ich hätte die Dame mit vllt. 30-40 Km/h Differenz schräg hinten getroffen (Kindersitzplatz?). Ggf. noch Auffahrunfall der VT hinter mir.

  • Option 2: Zackig den Kreisel in die Straße verlassen, aus der die Dame kommt - natürlich in deren entgegengesetzte Fahrtrichtung.

Risiken: Scharfes Lenken bei 60 Km/h und Nässe. Sehr kurzes Zeitfenster, dies noch tun zu können.

  • Option 3: Stark bremsen und dann auf die linke Spur ausweichen.

Risiko: Auch der Taxifahrer bremste und versperrte genau den Raum, den ich bei einer Bremsung zum Ausweichen gebraucht hätte.

  • Option 4: Auf das Bremsen des Taxifarers vertrauen, selbst leicht Beschleunigen, nach links ausweichen und sich dabei vor ihn setzen.

Risiken: Befahren der "engeren" Innenspur mit dann vllt. 70-80 Km/h bei Nässe. 80 sind zulässig, es sollte also gehen, muss aber nicht...

--

Meine Wahl, um erstmal nicht zu beeinflussen, hier in weiß zum Markieren (Nutzer des Nacht-Layouts: sorry. :D):

Situation 1 - Option 1; Situation 2 - Option 4. Auch wenn ich eigentlich kein "Flucht nach vorne"-Typ bin.

Danke für eure Antworten und das lange Lesen!

Beste Antwort im Thema

Zu Deiner ersten Situation wäre ich genau so weiter gefahren. Auch wenn ein LKW zu dicht auffährt ist es nicht Deine Schuld, denn wenn auf 60 km/h begrenzt ist und Du diese 60 km/h fährst dann ist immer der Hintermann an dem zu geringen Abstand zuständig. Es kann ja niemand von Dir verlangen schneller zu fahren als erlaubt.

34 weitere Antworten
Ähnliche Themen
34 Antworten

Hallole zusammen

Mein alter Fahrlehrer hat immer gesagt ruhig bleiben und immer damit rechenen das der Andere 3 Promille intus hat oder dabei ist sich gerade das Leben zu nehmen . Also immer mit dem Schlimmsten rechnen so mache ich das und bin seit vielen jahren unfallfrei troz ebenfalls zügiger Fahrweise.,

Jol.

Wenn man Unfälle nur noch dadurch vermeiden kann wenn andere FT mitdenken, dann sollte man sich ausgesprochen vorhersagbar verhalten, d.h.:

- Im ersten Fall auf keinen Fall bremsen oder stark beschleunigen, denn der andere VT vertraut u.U. darauf, daß Du Deine Position hälst.

Zweitens sollte man davon absehen, andere VT zu gefährden um eine Situation zu retten, denn bei einem plötzlichen Spurwechsel bist Du der Schuldige, wenn es nachher an anderer Stelle knallt.

- Im zweiten Fall heisst das: Knallhart in die Eisen und das Bremspedal aufs Bodenblech drücken. Wenn ABS vorhanden ausweichen. Ruhig das 'verlassen des Fahrbahnbereichs' in Kauf nehmen. Ich habe in meiner Fahrerkarriere meinen Wagen auch bereits mehr als ein mal auf dem Feld abgestellt, weil mir das lieber war, als mit dem Gegenverkehr zu kollidieren.

Leider sind sich viele VT dieser 'Option' gar nicht so bewusst, weil es da wohl eine gedankliches Hemmnisempfinden für gibt.

Dazu sollten aber keinerlei Bäume im Weg stehen.

am 2. März 2011 um 21:48

man man man, gott sei dank passieren mir solche situation sehr selten, bei 40km am tag auto fahren wunderts es auch kaum jemanden :D

du es ist situationsbedingt, sobald du adrenalin im körper hast, reagierst du ganz anders als du denkst...

:)

Beispiel 1:

Gebau so weiterfahren, ohne änderrung.

Du weißt ja nocht, ob er hinter dir einfädeln will, da währe bremsen schlecht. Er könnte auch vorhaben vor dir einzufädeln, da währe gasgeben schlecht.

 

Beispiel 2: Einfach nur bremsen.

am 3. März 2011 um 7:21

Situation 1: Wer einen LKW mit zu geringem Abstand hinter sich hat (während nach vorn viel Platz ist), der ist einfach zu langsam. Man hätte es gar nicht erst zu dieser Situation kommen lassen brauchen und auch der LKW-Fahrer wird nicht glücklich gewesen sein. Da ist beim vielen Nachdenken darüber was der andere machen könnte, wie alt er ist und welche Beleuchtungsmittel er verbaut hat wohl etwas der Blick für die eigene Fahrsituation verloren gegangen.

In so fern wird das nachträgliche Beschleunigen dann schon die richtige Wahl gewesen sein.

Situation 2: 10...15m bei Tempo 60km/h? Das sind 0,6 bis 0,9 Sekunden. In der Zeit hat der vorher wartende(!) Ford Galaxy nen Meter oder so zurückgelegt, also vernachlässigbar. Es ist ein Wunder, wenn du da überhaupt derart reagieren kannst, dass noch ein Spurwechsel möglich ist. Im Moment da es passierte hattest du nämlich nicht wie du sagst Sekunden sondern nur eine einzige Sekunde. (Zum Vergleich: Ihr fahrt im Stadtverkehr mit 60 und 15m Sicherheitsabstand auf der Hauptstraße. Jetzt springt auf Höhe der hinteren Stoßstange des vor euch fahrenden ein Kind auf die Straße. Das wäre eine ähnliche Situation, außer dass das Kind nicht in unter 10sec auf 100km/h beschleunigt aber evtl. mit 10km/h in Fahrtrichtung rennen könnte weil's nen Ball jagd.)

Ich hätte gesagt, hoffen dass der Taxifahrer beim Bremsen auch noch nach innen geht, selber ebenfalls in die Eisen und so weit nach links rüber dass zu hoffen bleibt, dass drei Fahrzeuge neben einander passen.

Allerdings: Hier bräuchte man ein Bild der genauen Situation. Also Beschaffenheit des Kreisels, Platzverhältnisse etc. Aus der Ferne kann man das kaum einschätzen.

Bei den gegebenen Zahlenwerten gibt's wohl keinen großen Unterschied zwischen deiner und meiner Lösung, die meisten VT würden wohl ungebremst drauf krachen. In so fern: Gut gemacht.

am 3. März 2011 um 7:25

Sich nicht auf ein Niveau herablassen, wie der andere VT! Und stets mit der Dummheit andere rechnen!  Keine Ohnmachts-Kämpfe mit dem Auto......;)

Zu Deiner ersten Situation wäre ich genau so weiter gefahren. Auch wenn ein LKW zu dicht auffährt ist es nicht Deine Schuld, denn wenn auf 60 km/h begrenzt ist und Du diese 60 km/h fährst dann ist immer der Hintermann an dem zu geringen Abstand zuständig. Es kann ja niemand von Dir verlangen schneller zu fahren als erlaubt.

am 3. März 2011 um 10:33

1. Situation: Pflicht zum Reissverschluss - ergo leicht abbremsen und dem Golffahrer vor Dir Platz zum einfädeln lassen. Nur weil der 100 fährt und LED Lichter hat kein Grund Duelle auszufechten. Der LKW dahinter ist völlig Banane, der hat auch eine Bremse. Klar, dass der mit 80 durch die 60er Baustelle bretten will, daswegen muss ich es ihm diese Übertretung der STVO noch lange nicht ermöglichen.

2. Situtaion. Kontrolliert kräftig Bremsen. Gefühlte 10 - 15 m (2 - 3 Wagenlängen) sind faktisch immer mehr - auch in diesem Fall, denn bei der gringen möglichen Raktionszeit wäre bei ECHTEN 10 - 15 m ein Unfall unvermeidbar gewesen - entweder mit der Dame vor Dir oder beim Ausweichen mit dem Taxifahrer neben Dir.

Grundregel Nr. 1: Ein Auto hat Bremsen. Damit lassen sich 99% aller kritischen Situationen problemlos entschärfen. ENTschleunigen geht immer ca. 3 - 5x so gut wie BEschleunigen. Flucht durch Vollgas funktioniert praktisch nie und endet besonders bitter, wenn es doch nicht reicht.

Für 2500km sind das zwei belanglose und harmlose Vorfälle, an die Du Dich gewöhnen wirst. Beides waren keine engen Situationen, sonst hättest Du kaum Zeit, solche Gedankenspielchen zu treiben. Wenn Du mehr Fahrpraxis zusammen hast, dann must Du kein Flowchart mehr abarbeiten, um richtig zu reagieren.

Als Tipp am Rande: Lass Dich nicht von Deinen Vorurteilen leiten. Ob jemand LEDs an seinem Auto hat oder einen "Kinderkarren" fährt, sagt erstmal gar nichts aus. Du willst doch auch nicht an Deinem Alter, Deinem Auto oder Deinem Äusseren, das zweifellos auch alles viel Raum für Vorurteile lässt, gemessen werden.

Amen

 

sorry, mein interner Großrechner (Marke Hirn) hat nicht genug mflops, um die Optionen durchzurechnen. Deshalb versuche ich immer so zu fahren, dass ich nicht in solche Situationen komme bzw. vorausschauend und bremsbereit bin.

Würde bedeuten, dass ich bei Situation 1 schon von vornherein beschleunigt bzw. gebremst/vom Gas gegangen wäre, dass sich die Frage nach einer nichtvorkommenden Lücke gar nicht ergibt.

Situation 2: hätte ich im Kreisverkehr keine 60 Sachen drauf und wäre so bremsbereit, dass die selbst rausziehen kann ohne Unfall.

So sieht´s dann nach 23 Jahren und ca. 750tsd km aus.

Situation 1 wäre im Vorfeld entschärfbar, oder hast du erst 20m vor der Verengung gemerkt dass da einer mit 100 von hinten kam um sich noch vor dir reinzuquetschen? Frühzeitiger leicht vom Gas gehen hätte die Situation möglicherweise gar nicht erst entstehen lassen. Für den LKW zu eng hinter dir kannst du nichts sofern du nicht unnötig langsam gefahren bist, wenn du dich an das Tempolimit hälst ist dir da nichts vorzuwerfen.

Bei Situation 2 hilft nur voll in die Eisen, so schnell überblickt man keine Situation mit Querstraßen und mehreren Spuren wo man ggf. ausweichen kann. Schulterblick nach Fußgängern und Radfahrern die evtl. rechts neben dir sein können, weitere Fahrzeuge hinter dem der dir die Vorfahrt genommen hat, hinter dem Taxi, ... erstmal voll bremsen, dabei kann man ja weiter gucken ob man Ausweichmöglichkeiten hat. Da ich den Kreisverkehr nicht kenne erlaube ich mir kein Urteil in wie weit 60km/h angesichts der nassen Fahrbahn passend waren oder nicht.

Wenn man die Möglicheiten durchspielt: Als beste Lösung zeigt sich fast immer Bremsen, man muss natürlich mit der Schmach leben dass sich jemand doch noch vor einem einordnen konnte. Wenn Platz kann man über Ausweichen nachdenken, Gasgeben ist fast immer keine gute Idee, wenn es doch schief geht bringt man mit dem höheren Tempo nur mehr Probleme .

Danke erst mal an den TE für die klare und verständliche Schilderung.

Fall 1: Gleich schnell bleiben oder leicht bremsen, es gilt Reißverschlußprinzip, und es ist vorgeschrieben, dem Benutzer der endenden Spur das Einscheren zu ermöglichen. Egal welche Verstöße dieser gerade nebenbei begeht.

Fall 2: Leider nicht ganz selten anzutreffen, und mit etwas (mehr) Fahrerfahrung rechnest Du immer vorher damit, daß jemand unberechtigt in den Kreisel einfährt. Hier wäre für mich wahrscheinlich Vollbremsung angesagt gewesen, weiß nicht genau, das hängt sehr von den ganz konkreten Lücken und Abständen ab.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider

Situation 1: Wer einen LKW mit zu geringem Abstand hinter sich hat (während nach vorn viel Platz ist), der ist einfach zu langsam.

Nein, das ist vollkommen falsch.

Die dahinterstehende Denkweise und warum sie falsch ist wurde hier in MT schon oft und ausführlich diskutiert. Die Ergebnisse sind Dir bekannt. Und ich finde es äußerst bedauerlich, daß Du hier versuchst, einen jungen Kraftfahrer, der um Rat fragt, mit solchen falschen Aussagen zu beeinflussen.

Wenn 60 in der Baustelle angesagt ist, wird 60 gefahren. Das Problem des LKW-Fahrers ist uninteressant. Der TE hat sich richtig verhalten, der LKW-Fahrer nicht.

Wer gegen Gesetze verstoßen möchte und sich darüber ärgert, daß ein anderer das nicht tut, hat keinerlei Recht – weder juristisch noch moralisch – diesen anderen deswegen zu belästigen oder zu gefährden.

Deswegen sollte man den Waithdingens einfach nicht lesen! ;)

Schont ungemein Nerven und funktioniert prächtig! :D

Ich finde es schonmal gut, dass sich der TE überhaupt nen ganzen Salat an Gedanken dazu macht.

Zeichnet ihn angesichts seiner eher dümmlichen Mit-VT's doch aus! ;):D

am 4. März 2011 um 17:28

@Erwachsener

Nein, da liegst du falsch. LKW sind nun mal auf jede erdenkliche Art die langsamsten VT. Wer langsamer ist, ist zu langsam. Es ist niemandem geholfen, wenn man gutheißt LKW zu behindern. Wie man an der Beschreibung des TE wieder sieht, führt das ja nur zu Problemen.

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Verkehr & Sicherheit