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Kühlsystem ohne Wasser

Themenstarteram 14. Januar 2014 um 12:04

Hallo zusammen,

ich wusste ja, dass ich nie auslerne, aber heute war ich dann doch etwas ueberrascht :).

Durch einen reinen Zufall bin ich auf ein Video gestoßen, dass von einem Kühlsystem ohne Wasser spricht: http://www.youtube.com/watch?v=t7PykrgzWPQ

Es wird versprochen, dass das komplette Kuehlsystem ohne Wasser auskommt. Ed China erklaert, wie es "umgebaut" wird: http://www.youtube.com/watch?v=s-NfA17q0MQ

Auf der Seite findet man auch viele Informationen: http://www.evanscoolants.co.uk/classic-cool-180.html

Interessanteste Info duerfte sein, dass es angeblich 20 Jahre haelt, bis -40 Grad und bis 180°C funktioniert, dass die Temperatur des Motors um 3-10°C steigt, der Motor etwas mehr Leistung hat (weil kein Luefter mehr von noeten ist e.g.; sicher zu vernachlaessigen) und noch ein paar andere Dinge.

Die Werbesprueche, die weniger Verbrauch und mehr Leistung versprechen kann man wohl ignorieren, aber ich finde es schon spannend, dass es auch andere Loesungen und Wege gibt einen Motor zu kuehlen.

Luft und Wasser sind mir bekannt, aber sowas noch nicht. Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Wenn schon Jay Leno das in seine teuren Oldtimer verbaut, kann es ja gar nicht schlecht sein (</naiv>), aber der hat ja auch mehr Geld und kann sich Experimente erlauben, aber angeblich benutzt er das schon sehr lange.

Ob man mit dieser "Fuellung" den Luefter, den Kuehler und saemtliche Wasserschlaeuche durch Blindstopfen ersetzen kann, weiß ich nicht.

Ganz zu Ende gedacht ist es zumindest fuer meinen Fall nicht, da die Startautomatik meines E21 auf warmes Wasser angewiesen ist.

Interessant bleibt es aber trotzdem;

was denkt ihr darueber?

Beste Antwort im Thema
am 14. Januar 2014 um 19:02

Zusammensetzung:

http://contrails.free.fr/temp/NPG+_MSDS.PDF

 

Hat aber einen Haken: Ethylenglycol zersetzt sich bei hohen Temperaturen ab 160°C in so nette Verbindungen wie Glycolaldehyd, Glyoxal, Acetaldehyd, Methan, Formaldehyd, Kohlenstoffmonoxid und Wasserstoff. Kommt noch Sauerstoff dran (was bei einem nie ganz dichten Automobil-Kühlsystem meist vorkommt), dann gibt es so schöne Karnickel wie Glycolsäure, Ameisensäure und Oxalsäure, die dir dann so ziemlich jedes Metall auffressen.

Deshalb ist Ethylenglycol auch als gefährlich eingestuft und deshalb im MSD ausgewiesen.

Aber es gibt einen sehr einfachen und guten Ausweg:

man nimmt einfach pures Propylenglycol (1,2 Propandiol). Das ist nicht nur stabil (und muß damit nicht im MSD als gefährlicher Inhaltsstoff ausgewiesen werden) und damit auch nicht korrosiv, egal wie heiß es wird (es verdampft dann eben bei 188 Grad), sondern sogar als Genußmittelzusatzstoff bzw. für Anwendungen im häuslichen Bereich und der Lebensmittelindustrie zugelassen.

Weshalb man es einfach erhalten kann: es wird nämlich als Frostschutz für Solaranlagen und Wärmepumpen verwendet und vertrieben -->

http://www.tyfo.de/docs/TI-TYFOCOR-L_de_2013.pdf

(Vorsicht: Tyfocor (ohne L !) ist Ethylenglycol !), außerdem gibt es auch mit Wasser verdünnte Formulierungen )

Nachteile: in reiner Form nur 3/4 der Wärmekapazität von Wasser und eine deutlich höhere Viskosität. Zusammen führt das dazu, daß weniger Wärme abgeführt werden kann.

Nur bei Motoren mit zusätzlichem Ölkühler zu empfehlen.

 

Gruß SRAM

P.S.: wer wirklich weniger Korrosion will, der kann ja die Propylenglycol-Wassergemische anwenden, diese bieten beides ;)

13 weitere Antworten
13 Antworten
am 14. Januar 2014 um 12:30

Zusammensetzung:

70% Ethylenglycol

28% Propylenglycol

2% Korrosionsinhibitoren

--> füll dein Kühlsystem mit purem Frostschutz Konzentrat (nicht das vorverdünnte Zeug) und du hast "Evans coolant" ohne den Mondpreis dafür zu bezahlen ;)

 

Gruß SRAM

Hallo,

interessante Geschichte. Noch nie was von gehört.

Ist es dagegen so, wie von SRAM beschrieben, passt es wieder in's Land der "unbegrenzten" Möglichkeiten.

Zitat:

Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Wenn schon Jay Leno das in seine teuren Oldtimer verbaut, kann es ja gar nicht schlecht sein (</naiv>), aber der hat ja auch mehr Geld und kann sich Experimente erlauben, aber angeblich benutzt er das schon sehr lange.

Ebenso. Und wenn Leno sagt, er benutzt es schon "sehr" lange, heisst das nicht unbedingt viel. Darauf würde ich mich nicht verlassen (wollen). Ich meine mal, irgendwo gelesen zu haben das die US-Army Forschungen in diese Richtung anstellen liess, um die gewaltige Hitze der großen Dieselmotoren in ihren (früheren) Panzer-Modellen besser in den Griff zu bekommen. Zugunsten des Abrams M1, der mit einer Gasturbine läuft, welche ohne Kühlung auskommt, sollen diese Sachen aber nicht weiterverfolgt worden sein.

Sicher bin ich mir hingegen in einem, wäre Evans der große Durchbruch, fände es heute längst breiteste Anwendung, gerade der Hersteller, hätten sich auch nur einige Bauteile dadurch minimieren lassen um zu sparen.

Themenstarteram 14. Januar 2014 um 13:10

darueber habe ich mir auch Gedanken gemacht; ein Kuehlsystem mit Wasser braucht Wartung und bestimmte Komponenten muessen nach einer gewissen Laufleistung auch getauscht werden (Kuehler, Wasserpumpe, Schlaeuche usw...). Das wuerde dann ja entfallen. Es ist ja nicht so, dass ein Hersteller auf moeglichst einfache Konstruktion hin arbeitet. Das ist ja sogar eher das Gegenteil.

Aber mir faellt noch ein Problem hierbei ein: wie wuerde die Heizung funktionieren? Welches warme Wasser laeuft dann durch den Waermetauscher? :)

Ich denke hier gibt es mehr ungeloest Probleme als der Hersteller offenbaren mag.

Zitat:

Aber mir faellt noch ein Problem hierbei ein: wie wuerde die Heizung funktionieren? Welches warme Wasser laeuft dann durch den Waermetauscher? :)

Ich denke hier gibt es mehr ungeloest Probleme als der Hersteller offenbaren mag.

Stimmt, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Aber etwas "Wärme" muss ja dieses Zeug auch abführen können. Steigender Druck verändert die Viskosität, vielleicht liegt ein Teil des Problems darin. (beim Durchfluss des Wärmetauschers) Angeblich baut das Zeug ja kaum welchen auf. (low pressure heißt ja nicht no pressure) Vlt liege ich aber auch völlig falsch und ein anderer hat noch was hierzu. ;)

Themenstarteram 14. Januar 2014 um 14:25

stimmt, der Waermetauscher wird vermutlich weiterhin funktionieren; ebenso mein Choke (wenn vielleicht auch nicht voellig korrekt). In der angehaengten PDF steht einiges drin. Darin steht auch, dass man eine spezielle Evans "Wasserpumpe" verbauen kann; die vorhandene muesste man veraendern. Ein spezielles Thermostat wird auch erwaehnt, eben so wie ein Bypass und dass man bei einer "Konversion" alle Schlaeuche tauschen muss (kann ja nicht schaden).

http://www.evanscoolants.co.uk/technical/how-it-works/39 <-- das klingt zwar "interessant", aber ist das wirklich so? Die BASF Waesserchen sollen doch so gut sein, dass da nichts rostet.

Das mit dem Luefter hatte ich vermutlich falsch verstanden, aber egal.

Die Vorteile sind (kopiert!):

No Water - No Overheating

Classic Cool 180 has a boiling point of 180°C and will not boilover.

No Water - No Corrosion

Water contains oxygen, oxygen allows corrosion. Classic Cool 180 eliminates corrosion.

No Water - No Pressure

Classic Cool 180 allows your cooling system to run at a lower pressure, reducing the strain on engine components.

No Water - No Liner Pitting

Classic Cool 180 generates significantly less pitting when compared with all water based coolants.

No Water - More BHP

Classic Cool 180 eliminates premature detonation associated with overheating.

Ich weiß nicht so recht :). Fuer mich ist Korrosion ein wichtiger Punkt, aber "no overheating"? Klar, das Zeug vertraegt bis 180°C, aber mein Motor ja nicht :).

Also interessant ja, aber ich wuerde es vermutlich nicht darauf anlegen.

Zitat:

das klingt zwar "interessant", aber ist das wirklich so? Die BASF Waesserchen sollen doch so gut sein, dass da nichts rostet.

Schwer zu beurteilen. Skeppsis überwiegt (bei mir). Ich schaue mal, ob man dazu noch mehr herausbekommen kann.

Das haben sie mal in der Oldtimermarkt getestet, bringt nicht die erforderliche Leistung, sprich, taugt nix.

Themenstarteram 14. Januar 2014 um 14:39

ach, die PDF vergessen :).

am 14. Januar 2014 um 19:02

Zusammensetzung:

http://contrails.free.fr/temp/NPG+_MSDS.PDF

 

Hat aber einen Haken: Ethylenglycol zersetzt sich bei hohen Temperaturen ab 160°C in so nette Verbindungen wie Glycolaldehyd, Glyoxal, Acetaldehyd, Methan, Formaldehyd, Kohlenstoffmonoxid und Wasserstoff. Kommt noch Sauerstoff dran (was bei einem nie ganz dichten Automobil-Kühlsystem meist vorkommt), dann gibt es so schöne Karnickel wie Glycolsäure, Ameisensäure und Oxalsäure, die dir dann so ziemlich jedes Metall auffressen.

Deshalb ist Ethylenglycol auch als gefährlich eingestuft und deshalb im MSD ausgewiesen.

Aber es gibt einen sehr einfachen und guten Ausweg:

man nimmt einfach pures Propylenglycol (1,2 Propandiol). Das ist nicht nur stabil (und muß damit nicht im MSD als gefährlicher Inhaltsstoff ausgewiesen werden) und damit auch nicht korrosiv, egal wie heiß es wird (es verdampft dann eben bei 188 Grad), sondern sogar als Genußmittelzusatzstoff bzw. für Anwendungen im häuslichen Bereich und der Lebensmittelindustrie zugelassen.

Weshalb man es einfach erhalten kann: es wird nämlich als Frostschutz für Solaranlagen und Wärmepumpen verwendet und vertrieben -->

http://www.tyfo.de/docs/TI-TYFOCOR-L_de_2013.pdf

(Vorsicht: Tyfocor (ohne L !) ist Ethylenglycol !), außerdem gibt es auch mit Wasser verdünnte Formulierungen )

Nachteile: in reiner Form nur 3/4 der Wärmekapazität von Wasser und eine deutlich höhere Viskosität. Zusammen führt das dazu, daß weniger Wärme abgeführt werden kann.

Nur bei Motoren mit zusätzlichem Ölkühler zu empfehlen.

 

Gruß SRAM

P.S.: wer wirklich weniger Korrosion will, der kann ja die Propylenglycol-Wassergemische anwenden, diese bieten beides ;)

@SRAM,

besten Dank für die Erläuterung.

Zitat:

Nachteile: in reiner Form nur 3/4 der Wärmekapazität von Wasser und eine deutlich höhere Viskosität. Zusammen führt das dazu, daß weniger Wärme abgeführt werden kann.

Das würde mir auch die in der Produkt-Info ausgewiesene Temperaturerhöhung von 3° - 10° C der Kühlmitteltemperatur erklären (können). Dann lag ich mit meinem Gedanken zur Viskosität ja gar nicht mal so weit weg. . .

@schipplok:

Danke für die ausführliche PDF.

Hi

Ich habe von dem Zeug schon in US-Foren gelesen und

da man sicher nichts an seinem (Oldtimer-) Kühlsystem

ändern will, hört sich das (nur) nach dem Versprechen an,

damit bestehende Kühlungs-Probleme zu lösen.

Das Zeug wird übrigens viel verwendet bei Dragracern

(zumindest bei denen, die nicht mit vergossenen Köpfen

fahren). Da macht alles Sinn, was momentan das Über-

kochen verhindert.

Meine Meinung

Beim Oldtimer ist man ausreichend versorgt, wenn man

Frostschutz (wegen der Korrosionsinhibitoren) mit destiliertem

Wasser mischt (weil auch das Korrosion vermindert)

Probleme mit dem Kühlsystem sollte man vorher lösen !

Wunderwasser helfen da nicht !

LG Christoph

 

Ich will es ja nicht auch schlechtreden, aber dieses Prinzip ist ja nicht neu. Schon immer wurden Wärmeträgeröle in der Industrie, statt Wasser benutzt, wenn es mit Wasser nicht möglich war(zu hoher nötiger Druck und Temperatur).

Dann weicht man auf Wärmeträgeröle aus. Immer aber muss das vorhandene Wassersystem durch die Viskositätsänderungen mit dem Öl andere Pumpen/Motoren bekommen.

Die erreichbaren 180Grad erreichen gerade knapp die Hälfte der Industrieellen Wärmeträgeröle an max.Temperatur, können aber den Motor schon bei 150Grad den Garaus machen. Wenn man Kühlprobleme hat.

Was ist dann mit den Schläuchen, und generell die Verträglichkeit zu diesen Ölen?

Die Wärmekapazität ist sicher niedriger, ebenso die Verdampfungswärme( dann, bei 150Grad eh egal:D ). Anscheinend packen das die(meisten) Kühlersysteme, gut, ok.

Nur das theoretische Nachfüllen bis zum reinen Wassersystem ohne Frostschutz bei Verlusten mit Wasser fällt flach. Hat aber schon einigen geholfen nach Hause zu kommen.

Und bei nötigen Reparaturen in der Werkstatt des Vertrauens stelle ich mir das als Ölsauererei vor. Und die fragen wohin solange mit der speziellen Suppe?

-

Ich finde hier wird der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben.

am 15. Januar 2014 um 18:59

Das IST Frostschutz, nur pur. Und daher beliebig mit Wasser mischbar.......

 

Gruß SRAM

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