LCI Automatik Gangwahlschalter (Joystick) - Rückstellung defekt - Reparatur
Hallo zusammen, hier mal wieder ein kleiner Erfahrungsbericht, den ich mit euch teilen möchte. Mich hatte nämlich ein anscheinend sehr seltener Defekt heimgesucht, zumindest habe ich im Netz dazu nichts gefunden.
Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass die automatische Rückstellung des Automatik-Wählhebels in die Mittellage nicht mehr ganz so präzise funktionierte. Das heißt in der Standardstellung des Wählhebels hatte ich leichtes Spiel. Hatte das damals auf allgemeinen Verschleiß eines Fahrzeugs mit ca. 300.000 Km (EZ 05/2007) zurückgeführt.
Das Ganze hat sich diesen Sommer plötzlich schlagartig verschlechtert. Die komplette Schalthaptik hat nicht mehr richtig funktioniert. Bei einer stärkeren Bremsung ist der Wählhebel automatisch nach vorne auf „N“ gerutscht, bei schnell gefahrenen Autobahnausfahrten nach links in den Modus „M/S“. Der Joystick ließ sich rühren wie ein Kochlöffel in einer Schüssel. Das Getriebe selbst arbeitete ganz normal, es gab keine Fehlermeldung und auch im Fehlerspeicher war nichts abgelegt.
Ich wollte die Sache natürlich untersuchen, habe mir aber zuvor zur Sicherheit ein gebrauchtes Ersatzteil beschafft. Hier hatte ich etwas Glück ein gut erhaltenes und günstiges Teil zu ergattern, auf den einschlägigen Portalen wird nämlich viel Müll für viel Geld angeboten. 100-150 Euro und noch deutlich mehr für Teile mit starken optischen Abnutzungserscheinungen sind keine Seltenheit.
Dann gibt es da noch unterschiedlichste Teilenummern. Aber eines vorweg: Die Joysticks der LCI E60, 61, 63, 64 sind untereinander plug&play kompatibel (natürlich abgesehen von Sportautomatik), auch wenn es leichte Unterschiede gibt.
Hier mal eine Übersicht über die Joysticks und wann diese Hergestellt wurden:
01/2007 – 03/2007: TN 9149668
01/2007 – 03/2007: TN 9145008
03/2007 – 12/2007: TN 9159750 (mein defektes Teil)
09/2007 – 05/2008: TN 9165669
03/2008 – 11/2008: TN 9174981
09/2008 – 12/2008: TN 9189638
11/2008 – 12/2013: TN 9204091 (mein Ersatzteil)
03/2009 – 09/2009: TN 9191207
12/2009 – 11/2011: TN 9224211
ab 09/2012 : TN 9212217
Ein Unterschied der direkt auffällt, ist die Taste links zum Entsperren. Auf meinem Originalteil steht nichts auf dieser Taste, auf dem Ersatzteil steht „Unlock“ (siehe Fotos). Das wurde wohl irgendwann zwischen 2007 und 2008 geändert. Auch die Platinen sind unterschiedlich aufgebaut, siehe auch hier die Fotos. Was das im Detail bedeutet kann ich nicht sagen, Hauptsache es funktioniert ohne Fehlermeldung.
Anleitungen zum Ausbau des Schalthebels und um den Kopf des Schalthebels zu öffnen gib es im Internet, auch als Video. Der Schalthebel selbst ist in 5 Minuten aus dem Auto draußen. 3 Schrauben halten den Wählhebel selbst, 2 Schrauben die Notentriegelung der Parksperre. Dazu noch ein Stecker und das wars auch schon.
Beim Kopf bietet es sich wirklich an, mit einer Plastikkarte zu starten. Auf keinen Fall einen Schraubenzieher benutzen! Im Innern des Kopfes sitzt eine Platine mit 2 Flachbandkabeln, diese dann lösen. Theoretisch ließe sich der Kopf jetzt mit viel Kraft abziehen, davon rate ich aber unbedingt ab. Lieber die 4 kleinen Schrauben am Gehäuse in 1/3-Umdrehung-Schritten lösen und dann den aufgesteckten Kopf von unten mit einem breiten Schraubenzieher anhebeln. Wenn sich der Kopf gelöst hat, kann er mit einer Drehung um 180 Grad im Uhrzeigersinn abgenommen werden. Hier beim späteren Zusammenbau natürlich beachten, dass der Kopf erst mal verkehrt herum aufgesetzt und dann 180 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird. Beim Zusammenbau der oberen Verkleidung erst die silberne Abdeckung rund um den P-Knopf einsetzen, dann die schwarze Abdeckung rund um den „Unlock-Knopf“.
Das Gehäuse lässt sich jetzt öffnen. Die obere Platine, die ums Eck geht, ist nur aufgesteckt und verbindet die Magnetschalter miteinander. Wenn man das Teil jetzt vor sich hat, sieht man schon wie man es komplett zerlegen kann. Die Mechanik ist relativ robust, man macht da so schnell nichts dran kaputt.
Jetzt kommen wir zu meinem Problem:
Im unteren Gehäuseteil findet man ein sehr hartes und gefettetes Plastikteil in das das Schaltschema eingearbeitet ist (ähnlich einer „H-Schaltung“). Dort hinein drückt ein Metallstift, der sich bei meinem Schalthebel ziemlich leicht rein und raus ziehen ließ. Das soll so aber nicht sein. Natürlich war ich mir der Problematik erst nach dem direkten Vergleich mit dem Ersatzteil bewusst. Der Stift ist dort so hart gefedert, dass man ihn mit dem Daumen wirklich nur unter Schmerzen hineindrücken kann. Die Führung ist so aufgebaut, dass man sie nur mit dem Risiko öffnen kann, die Plastiknasen abzubrechen wenn man sie rausdrückt, aber es hat funktioniert. Zur Sicherheit kann man das Plastik etwas mit einem Föhn anwärmen.
Zum Vorschein kam eine in 3 Teile zerbrochene Feder – wie auch immer so etwas passieren kann, da die Feder rundum geführt ist und im elastischen Bereich ja verschleißfrei arbeitet. Zuerst brach wohl der kleinere Teil, daher hatte ich einige Zeit nur ein leicht schwammiges Gefühl im Schalthebel weil der Federdruck jetzt niedriger war. Dann brach noch ein Teil und das oben beschriebene Ergebnis stellte sich ein.
In den einschlägigen Baumärkten habe ich leider keine passende Feder gefunden, aber im Internet kann man sie bekommen. 10 Stück kosten dort keine 10 Euro. Ich habe mir noch keine gekauft, das mach ich bei Gelegenheit, dann kann ich meinen alten Schalthebel wieder zusammenbauen.
Länge: 15mm
Außendurchmesser: 6mm
Drahtstärke: 1mm
Innendurchmesser: 4mm
Somit hat wie so oft ein Centartikel ein schweineteures Bauteil lahmgelegt. Ich habe für die Interessierten unter euch auch ein paar weitere Fotos beigefügt, denn den komplett geöffneten Wählhebel habe zumindest ich bei meiner Recherche noch nicht gefunden. Ich fahre jetzt problemlos mit dem „neuen“ Schalthebel. Den habe ich vor dem Einbau komplett zerlegt und gereinigt und das Schaltschema mit neuem Mehrzweckfett geschmiert. Also wer auch mal das Problem hat – einfach mutig sein, denn wegschmeißen kann man ja am Ende immer noch…
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2 Antworten
Sehr schön. Woher wusstest du wie und in welcher Reihenfolge du die Hebelmechanik zerlegen musstest.
Ich hätte bestimmt das nach oben gehende Flachkabel abgerissen da ich direkt unten demontiert und nach oben abgezogen hätte
Wenn man die Mechanik vor sich sieht, weiß man eigentlich, was zu machen ist. Es sind noch ein paar wenige Schrauben zu öffnen und man kann die Plastikplättchen seitlich die vom Schalthebel hoch und runter bewegt werden, einfach ausclipsen. Und wie gesagt ist die Mechanik sehr robust, da kann man aus Versehen eigentlich nichts kaputt machen. Oben den Kopf abzumachen ist der kritische Punkt. Wenn man das geschafft hat, hat man schon fast gewonnen…