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Mondeo Turnier MK I: ABS geht nicht

Ford Mondeo Mk1 (GBP,BNP)
Themenstarteram 22. August 2009 um 22:04

Hi,

 

ich war gerade unterwegs und hatte das Vergnügen eine Vollbremsung aus 90km/h hinlegen zu dürfen. Ich hatte mich darauf vorbereitet auch notfalls auszuweichen, aber dazu kam es nicht, weil ich auf einmal nur noch ein fieses Quietschen hörte und die Bremse auch schon wieder loslassen konnte bevor es richtig Ernst wurde. Aber dafür gibt es jetzt zwei 195er Streifen mehr auf Deutschlands Straßen. Diese sind zumindest gleich lang und ohne Verzug, also gerade.

Nun meine Frage, warum hat das ABS nicht eingegriffen. Laut Kontrollleuchte ist alles in Ordnung. Sie leuchtet beim Einschalten der Zündung und auch kurz nach dem Anlassen, geht dann aber ordnungsgemäß aus und bleibt es auch. Muss ich das verstehen? Liegt es vielleicht an den Reifen, sind diese evtl. zu alt, also neu sehen die auf jeden Fall nicht mehr aus, ich meine eine DOT-Nr mit 0401 gelesen zu haben.

 

Grüße und DAnk  

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6 Antworten

Hallo.

 

Ich vermute mal: Du hast hinten Trommelbremsen?

Grüsse

 

Hartmut

Themenstarteram 23. August 2009 um 10:32

Hi,

 

ich musst gerade nachschauen, aber ja trotz wahnsinniger 112 PS hat der Mondeo hinten Trommeln. Ich entnehme deiner Frage dass es hier ein bekannte Fehlerquelle gibt. wo liegt denn der Hase im Pfeffer?

 

Grüße und DAnk

 

 

Hallo.

 

Da gibt es ein systembedingtes (nicht fahrzeug- oder herstellerspezifisches) Problem.

Die Trommelbremse beim Mondeo hat die Bauform "Simplex".

Bei dieser Bauart ist der, jeweils in Fahrtrichtung liegende, Bremsbelag "auflaufend".

Was bedeutet, dass sich bei ihm die Bremswirkung selbst verstärkt, da er sich sozusagen mit der Bremstrommel verkeilt.

Das eröffnet dann sogar mehrere Möglichkeiten für das Blockieren:

1) Übermäßige Selbstverstärkung durch zu hohen Verschleiß.

Durch Belagverschleiß (Verschleißgrenze: 1 mm Restbelagstärke)

und durch Abnutzung der Bremstrommel

(lichte Weite neu:228,6 mm. Verschleißgrenze: 229,6 mm)

wird der Winkel der "Verkeilung" steiler. Was, insbesondere in Kombination, beim Überschreiten der Verschleißgrenzen die Selbstverstärkung unzulässig stark begünstigt.

2) Hemmung beim Lösen des Belags

Das notwendige Zurückziehen der Bremsbacken kann gehemmt werden durch:

a) Verschmutzung der Kontaktflächen Bremsbacke/Ankerblech.

Dann hilft Reinigen und Einfetten der Kontaktflächen (aber nur dieser!) mit Keramikpaste.

b) Schwergängige Kolben im Radbremszylinder.

Wäre zu überprüfen. Beidseitig (am Fahrzeug) synchron eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.

3) Unzulässig hoher Hydraulikdruck

Der Hydraulikdruck zu den hinteren Bremsen wird gemindert. Und zwar:

a) Generell durch je ein druckabhängiges Entlastungsventil (PCRV) pro Seite.

Beidseitiges, synchrones Versagen dieser Ventile ist eher unwahrscheinlich.

b) Lastabhängig von einem Bremskraftregler (für beide Seiten). Dieser regelt abhängig vom Einfedern des hinteren Fahrwerks.

(Je tiefer eingefedert, desto mehr Gewicht auf der Hinterachse, umso mehr Bremskraft kann zu den hinteren Bremsen geleitet werden.)

Der Regler selber kann selbstverständlich defekt sein. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass er falsch regelt.

Dies kann bedingt sein durch

- altersbedingte Senkung des Fahrwerks (durch nachlassende Federn), oder

- unsachgemäß ausgeführte Tieferlegung (bei der die Justierung des BKR versäumt wurde).

Der BKR kann (und sollte gelegentlich) eingestellt werden.

Beim "Tele- Raten" (mehr kann es an dieser Stelle leider nicht sein) wäre mein Favorit:

Variante "3)b)", sofern ein BKR vorhanden ist. (Der wurde nicht in allen Fahrzeugen verbaut. Turnier und Trommelbremsen sind aber schon gute Voraussetzungen...- ganz besonders im Zusammenhang mit einer werksseitig verbauten Anhängerkupplung.)

Sehr dicht darauf (oder stattdessen) dann: Variante "1)".

Jedenfalls ist das Blockieren der Hinterräder nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Blockierende Räder können keine seitlichen Führungskräfte übertragen; das Fahrzeug gerät ins Schleudern.

Würde der Ursache also auf den Grund gehen.

(Übrigens: Das ABS- System ist beim mechanisch verursachten Blockieren der Räder machtlos.)

Lass mal hören, was sich ergeben hat.

Grüsse,

 

Hartmut

Themenstarteram 25. August 2009 um 18:24

Hi Hartmut,

 

lieben Dank für deine Ausführungen, aber das Grundprinzip der Trommelbremse kenne ich, was mich wundert das beim Mondeo immer noch auf Simplex gebaut wurde, da die Duplex Variante ( also beide Bremsbeläge wrden vollflächig angelegt gemeinhin als die bessere gesehen wird. Beim Wartburg 311 zum Beispiel ging die Umstellung vom Simplex- zum Duplex-system mit einer Erhöhung der Bremskraft einher. Aber das soll jetzt nicht Gegenstand der Diskussion sein.

 

Dein Tele-Raten ist sehr aufschlussreich, jedoch leider völlig am Thema vorbei, da ich aufgrund der aufsteigenden Rauchwolken und der leichten Kurvenfahrt (ohne Ausbrechen des Hecks) die bei der Vollbremsung stattfand, kann ich sagen dass die Vorderräder diejenigen waren welche blockiert haben und nicht die Hinterräder. Ich merke es auch im Lenkrad dass ich seitdem vorne "Bremsplatten" habe.

 

Daher bin ich doch ziemlich ratlos.

 

Grüße und DAnk

 

PS. im Fordboard steht die Gleiche Frageschon etwas länger,allerdings ohne den gewünschten Effekt. Dort bin ich übrigens als "Kombipflaume" unterwegs.

Hallo.

 

Da kannst Du mal sehen, wie primitiv ich gestrickt bin... - ich verwende überall den gleichen Nick- Namen.

So, da kommt also eine wesentliche Information "hinterhergetröpfelt": Kurve.

Bislang war nur die Rede von "Bremsspuren, schnurgerade und ohne Verzug".

Dann ist das Ganze eigentlich ein simpler Fall von Fahrphysik:

Ein Reifen kann (aufgrund der Reibung) nur einen begrenzten Wert an Führungskräften übertragen.

Dieser Wert teilt sich auf in:

Längsführungskraft (Beschleunigen und Bremsen) und Seitenführungskraft (wirkt der Zenrifugalkraft entgegen).

Die Summe beider Kräfte kann den Grenzwert nicht überschreiten.

Tut sie das, dann geht die Haftreibung in Gleitreibung über.

Dieses Verhalten wird mit dem "Kammschen Kreis" beschrieben.

Und gilt auch für den Wartburg 311...

Kurz gesagt: Dein Fahrzeug hat untersteuert. Dabei drehen sich die Räder noch weiter, so dass das ABS keine Notwendigkeit für ein Eingreifen erkennen kann. (Nur zur Erinnerung: Es handelt sich um das ABS, nicht um ein ESP!)

In seitlicher Richtung haben deine Räder "radiert"; was für die Spuren gesorgt hat.

Der Gesamtwert der übertragbaren Führungskräfte wird verringert durch:

- Verkleinerte Aufstandsfläche (zu hoher Reifendruck).

- Ausgehärtetes Gummi der Reifen (werden üblicherweise nach 6 Jahren ausrangiert).

- Ungünstige Fahrbahn- und Witterungsverhältnisse.

- Nicht korrekt funktionierendes Fahrwerk (defekte Stossdämpfer, schlechte Fahrwerksabstimmung).

Möglicherweise hast Du für eine echte Vollbremsung nicht fest genug auf das Bremspedal getreten.

Das mag zwei mögliche Ursachen haben:

1) Durch das Reifenquietschen erschreckt, hastt Du nicht fester auf das Pedal gedrückt.

2) Durch einen defekten Bremskraftverstärker war die notwendige Betätigungskraft am Pedal zu hoch.

Den ersten Punkt kannst Du nur selber abklären.

Aber der Bremskraftverstärker kann (sogar ziemlich einfach) geprüft werden:

- Motor aus.

- Bremspedal zehnmal treten und weiterhin getreten lassen.

= (Das Pedal sollte nun einen sehr frühen Druckpunkt haben und sich hart anfühlen.)

- Motor starten.

=> Pedal gibt etwas nach und wird weicher? BKV in Ordnung.

=> Pedal bleibt hart? BKV (oder dessen Unterdruckversorgung) defekt.

Aber: Auch beim eingreifenden ABS (erkennbar am, durch die Rückförderpumpe verursachten, Pulsieren im Bremspedal) bleibt die eingangs beschriebene physikalische Gesetzmäßigkeit gültig.

Das ABS regelt dem Blockieren der Räder entgegen, nicht dem Untersteuern.

(Weshalb man, auch trotz ABS, bei Glatteis dem vorausfahrenden Fahrzeug geradeaus hinten draufrutschen kann...)

ABS ist eine Unterstützung, keine Wunderwaffe.

Grüsse,

 

Hartmut

Themenstarteram 27. August 2009 um 18:59

Zitat:

Original geschrieben von Hacky67

 

Hallo.

 

 

Da kannst Du mal sehen, wie primitiv ich gestrickt bin... - ich verwende überall den gleichen Nick- Namen.

 

Tendenziell tue ich das auch, aber der 406 war der eigentliche Grund warum ich mich hier angemeldet habe.

 

So, da kommt also eine wesentliche Information "hinterhergetröpfelt": Kurve.

Bislang war nur die Rede von "Bremsspuren, schnurgerade und ohne Verzug".

 

richtig, schnurgerade und ohne Verzug Richtung Fahrbahnmitte (Rechtskurve), was im Normalfall untersteuern bedeuten würde.

 

Dann ist das Ganze eigentlich ein simpler Fall von Fahrphysik:

 

Ein Reifen kann (aufgrund der Reibung) nur einen begrenzten Wert an Führungskräften übertragen.

Dieser Wert teilt sich auf in:

Längsführungskraft (Beschleunigen und Bremsen) und Seitenführungskraft (wirkt der Zenrifugalkraft entgegen).

Die Summe beider Kräfte kann den Grenzwert nicht überschreiten.

Tut sie das, dann geht die Haftreibung in Gleitreibung über.

Dieses Verhalten wird mit dem "Kammschen Kreis" beschrieben.

Und gilt auch für den Wartburg 311...

 

Kurz gesagt: Dein Fahrzeug hat untersteuert. Dabei drehen sich die Räder noch weiter, so dass das ABS keine Notwendigkeit für ein Eingreifen erkennen kann. (Nur zur Erinnerung: Es handelt sich um das ABS, nicht um ein ESP!)

In seitlicher Richtung haben deine Räder "radiert"; was für die Spuren gesorgt hat.

 

Auch wenn das Fahrzeug untersteuert, erkannt man das an den Spuren auch richtig, aber es sieht immer noch anders aus, als wenn man "Striche mit der Bremse malt" denn die Profilrillen waren über die Länge der Bremsspur zu klar unjd sauber erkennen, was bei einem seitlichen Radieren des Reifens nicht der Fall gewesen wäre.

 

Der Gesamtwert der übertragbaren Führungskräfte wird verringert durch:

- Verkleinerte Aufstandsfläche (zu hoher Reifendruck).

- Ausgehärtetes Gummi der Reifen (werden üblicherweise nach 6 Jahren ausrangiert).

- Ungünstige Fahrbahn- und Witterungsverhältnisse.

- Nicht korrekt funktionierendes Fahrwerk (defekte Stossdämpfer, schlechte Fahrwerksabstimmung).

 

Möglicherweise hast Du für eine echte Vollbremsung nicht fest genug auf das Bremspedal getreten.

Das mag zwei mögliche Ursachen haben:

1) Durch das Reifenquietschen erschreckt, hastt Du nicht fester auf das Pedal gedrückt.

 

Ich meine wohl dass ich fest genug durchgelatscht habe, ich fahre zwischendurch auch mal ein Auto ohne BKV, und selbst da schaffe ich es im Zweifelsfall immer (Gott sei Dank eher selten) zur Vollbremsung. Ich kann also durchaus kräftig draufbleiben

 

2) Durch einen defekten Bremskraftverstärker war die notwendige Betätigungskraft am Pedal zu hoch.

 

Das wäre eine Möglichkeit, aber äussert sich ein defekter BKV nicht durch erhöhte Pedalkräfte?

 

Den ersten Punkt kannst Du nur selber abklären.

Aber der Bremskraftverstärker kann (sogar ziemlich einfach) geprüft werden:

- Motor aus.

- Bremspedal zehnmal treten und weiterhin getreten lassen.

= (Das Pedal sollte nun einen sehr frühen Druckpunkt haben und sich hart anfühlen.)

- Motor starten.

=> Pedal gibt etwas nach und wird weicher? BKV in Ordnung.

=> Pedal bleibt hart? BKV (oder dessen Unterdruckversorgung) defekt.

 

Laut dieser Beschreibung ist der BKV jedoch i.O.

 

Aber: Auch beim eingreifenden ABS (erkennbar am, durch die Rückförderpumpe verursachten, Pulsieren im Bremspedal) bleibt die eingangs beschriebene physikalische Gesetzmäßigkeit gültig.

Das ABS regelt dem Blockieren der Räder entgegen, nicht dem Untersteuern.

(Weshalb man, auch trotz ABS, bei Glatteis dem vorausfahrenden Fahrzeug geradeaus hinten draufrutschen kann...)

ABS ist eine Unterstützung, keine Wunderwaffe.

 

Dass ABS lediglich eine Unterstützung darstellt ist mir auch klar. Dessen Hauptaufgabe ist es jedoch dass dauerhafte Blockieren der Räder zu verhindern um die Lenkfähigkeit, natürlich nur in einem gewissen Rahmen) zu erhalten. Ich behaupte mal von mir genug Fahrerfahrung vorweisen zu können um den Unterschied zwischen Untersteuern und geradeausrutschen durch blockierende Räder erkennen zu können. Denn Untersteuern hiesse ja ich wäre mit einer, den Umständen entsprechenden, zu hohen Geschwindigkeit "geradeaus" gefahren.

 

Grüsse,

 

 

Hartmut

Grüße und DAnk

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