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Neues Werk endgültig in Ungarn

Themenstarteram 18. Juni 2008 um 15:07

Jetzt ist es offiziell:

Das neue Werk für die Nachfolger der A/B-Klasse wird in Ungarn gebaut. In Rastatt werden 600 Mio. EUR investiert.

Siehe hier: http://www.swr.de/.../index.html

Gruß

Wolfspitz

Beste Antwort im Thema
am 19. Juni 2008 um 22:49

Deutschland als Produktionsstandort hat einige spezifische Merkmale:

- hochentwickelte Infrastruktur

- "Organisch" gewachsene Werke mit eng in das soziale Gefüge der Region eingeflochtenen Beziehungen (gilt allrdings für Stammwerke praktisch aller Traditionsfirmen in Hochlohnländern)

- umfangreiche Firmenansiedlungen aus praktisch jedem High-Tech-Bereich

- enge Netzwerke mit Ausbildungsstätten/Hochschulen/Universitäten/Forschungseinrichtungen

- extrem strikte Vorgaben hinsichtlich Sicherheit/Umweltschutz/Soziales

- als Stammwerke/Leitwerke häufig auch direkte Kopplung an Entwicklung/Forschung

- aufwändige Regulierungen im Arbeitsrecht, was zu langfristigem Denken zwingt (Mitarbeiter teuer in Ausbildung, teuer im Halten, hohe rechtliche Ansprüche z.B. bei Geundheitsschäden, schwer zu kündigen)

- Facharbeiterkultur, praktisch jede produktionstechnische Anwendung hat ihre Facharbeiter, welche selbst ohne akademische Ausbildung detailiertes Grundlagenwissen und technisches Verständnis (bis hin zu Techniker/Meister) erlangen können und der Einsatz dieser hochqualifizierten Menschen häufig direkt in der Produktion (Billiglohnstandorte weisen traditionell starke Hierarchien auf, starke Kluft zwischen Akademiker/nicht-Akademiker)

Es gibt viele Dinge, die in D schief laufen, viele Dinge die bei Global-Player-AGs verkorkst werden, ERA-Neueinstufungen, Wochenarbeitszeit ohne Ausgleich zu erweitern, Leiharbeiter etc. Alles Dinge, die ich ich nicht verteidigen möchte und komplementär zu "Made in Germany" und allen oben genannte Aspekten stehen.

Allerdings ist D im internationalen Vergleich ein Top-Produktionsstandort, insbesondere für die Unternehmen, die ein historisch gewachsenes Verhältnis aufweisen können (Sprich nicht mit Subventionen eine Blechhütte in den neuen Bundesländern hochziehen und sich vom Arbeitsamt gefügige Langzeitarbeitlose zukommen lassen)!

Daimler beschäftigt auch knapp 100.000 Leute in D, die gerade im internationalen Vergleich exzellente Arbeitsbedingungen vorfinden (aller Tendenzen zum Trotz). Und gerade deshalb sehe ich den neuen Standort in Ungarn als hochgradig kritisch an. Viele Firmen beweisen, dass sie international bestehen bzw. sogar ganze Märkte dominieren können, ohne Mitarbeiter in Billiglohnländern auszunutzen. Ganz im Gegenteil, langfristige Investitionen in mit hochqualifiziertem Fachpersonal ausgestatte Produktionsstätten mit hoher Fertigungstiefe sind ein "Geheimnis" viele deutscher Marktführer, dass die Autoindustrie sich in die genaue Gegenrichtung entwickelt liegt nicht an betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit oder einer Totschlagphrase ("Globalisierung", "Kostendruck") sondern an purer - von der Börse diktierten - Kurzsichtigkeit. Das Resultat ist hinlänglich bekannt: Rekordgewinne, der Absturz, Rettung mit "Sanierungsplan", erneute Rekordrendite, wieder Absturz... bis zum bitteren Ende!

Alternativen in der Autoindustrie finde ich leider nicht, ansonsten würde ich dieses Verhalten mit Konsumverweigerung entsprechender Marke bestrafen - so kann ich nur dazu raten, nur MBs aus Stammwerken zu kaufen, tut nicht weh, KANN etwas bringen (schlimmstenfalls nur ideologisch)!

Es geht nicht um Patriotismus, es geht um die Verantwortung als Konsument, seinen sauer verdienten "Hochlohn" entsprechend in den Geldkreislauf zurückzuführen, das kann eine Schweizer Uhr sein, ein Japanisches Messer oder ein Deutsches Auto. Ein hochpreisiges Markenprodukt für einen entsprechenden Preis zu kaufen, obwohl sein Produktionsort nur kurzsichtigen Bedürfnissen entspricht (Subventionen, Löhne, Umweltschutz etc.), sollte jedoch zu denken geben, wer Alternativen sucht, der findet sie zumeist auch und kommt langfristig besser und preiswerter damit weg.

Qualitative Konsequenzen können durch striktes Quali.-Management, Wissenstransfer (Hochlohnstandort übernimmt Serienanlauf/Fehlerbeseitigung, Billigstandort folgt - nur was ist, wenn man den Hochlohnstandort totgespart hat?) aufgeschoben werden, auf lange Sicht, sind die Konsequenzen fatal, was man z.B. sehr schön an der innovationstoten/qualitativ degenerierten Textilbranche merkt...

Die A/B-Klasse aus Ungarn wird nicht billiger, nicht besser, den Leuten aus Raststatt ist nicht geholfen, selbst die Chefetage schaufelt sich schleichend ihr eigenes Grab und auch die Ungarn werden kaum ihre Subventionen wieder eingespielt haben, wenn das Werk schon längst aufgegeben/verkauft ist... Wer gewinnt beim kurzsichtigen Gieren?

Am Ende ist es die Konsumkraft von wenigen hundert Millionen "Hochlöhnern", die die Entwicklungen wesentlich mitbestimmt, wir wollen würdige Arbeitsbedingungen, hochqualitative Produkte, faire Bezahlung, umweltschonende Unternehmenspolitiken? Dann informiert man sich und konsumiert entsprechend (wo immer möglich).

Das ist alles was ich dazu zu sagen habe und sagen werde! Nun darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen...

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95 Antworten
am 18. Juni 2008 um 18:49

Da mit dem Nachfolgemodell das Thema B-Klasse für mich erledigt sein wird (ich möchte keinen Golf mit Stern), beeinflusst diese Nachricht meine Kaufentscheidung für das nächste Fahrzeug nicht mehr. Sonst wäre sie allerdings das absolute KO-Kriterium.

Viele Grüße - Axel

Na und? Ich wäre als Österreicher auch stolz, wenn die A-/B-KLasse in Österreich gebaut würde. Deshalb sind wir hier auch stolz auf den Puch G, ach korrektur Mercedes G-Klasse ;)

Wer genau liest, liest auch, dass damit der Osteuropäische Markt bedient werden sollte. Also ich als Österreiche fühle mich noch immer als Westeuropäer.

Ich finde das als eine gute Entscheidung, denn ein Ungar der für Mercedes arbeitet ist wohl mehr motiviert als diese ständig jammernden Deutschen Arbeitnehmer <- das unterstelle ich euch einfach mal so als Ösi; und den Robotern ist es eh wurscht wo sie stehen.

 

Synthie

am 18. Juni 2008 um 20:10

Auch mal wieder eine typ. Globalisierungsangst. "Ich kaufe nur Sachen aus D" ? Ja wo leben wir denn? Sollen die Ungarn doch die A- und B-Klasse bauen, dann geht es denen auch besser. Hier in D jammern die Muckel am Band auf verdammt hohen Niveau. Solange keine Arbeitsplätze in D verloren gehen ist doch alles iO. Und Daimler will so wie wir alle auch nur Geld verdienen, unter anderem auch, um die jammernden deutschen Mitarbeiter die viel Geld bekommen auch bezahlen zu können.

Also Leute, entspannt euch!

Btw, ich will auch nicht, dass der doppelte Boden verloren geht.

Gruß

Cagistu (ein paar Bier intus)

am 18. Juni 2008 um 21:11

Zitat:

Original geschrieben von cagistu

Auch mal wieder eine typ. Globalisierungsangst. "Ich kaufe nur Sachen aus D" ?...

Darum geht es mir nicht. Ich befürchte jedoch ein Nachlassen der Fertigungsqualität. Nichts gegen die Ungarn, aber mir ist spontan Toyota eingefallen. Einst Primus in allen Klassen, gurken die jetzt auf Platz 6 bis 11 herum. Und wurde deren Produktion zuvor nicht auch verlagert?

Viele Grüße - Axel

Zitat:

Original geschrieben von cagistu

Auch mal wieder eine typ. Globalisierungsangst. "Ich kaufe nur Sachen aus D" ? Ja wo leben wir denn? Sollen die Ungarn doch die A- und B-Klasse bauen, dann geht es denen auch besser. Hier in D jammern die Muckel am Band auf verdammt hohen Niveau. Solange keine Arbeitsplätze in D verloren gehen ist doch alles iO. Und Daimler will so wie wir alle auch nur Geld verdienen, unter anderem auch, um die jammernden deutschen Mitarbeiter die viel Geld bekommen auch bezahlen zu können.

Also Leute, entspannt euch!

Btw, ich will auch nicht, dass der doppelte Boden verloren geht.

Gruß

Cagistu (ein paar Bier intus)

Na das waren dann wohl einige Bier zuviel wenn ich so deine unqualifizierte Aussage lese! :rolleyes:

Zitat:

Original geschrieben von Synthie

Na und? Ich wäre als Österreicher auch stolz, wenn die A-/B-KLasse in Österreich gebaut würde. Deshalb sind wir hier auch stolz auf den Puch G, ach korrektur Mercedes G-Klasse ;)

Wer genau liest, liest auch, dass damit der Osteuropäische Markt bedient werden sollte. Also ich als Österreiche fühle mich noch immer als Westeuropäer.

Ich finde das als eine gute Entscheidung, denn ein Ungar der für Mercedes arbeitet ist wohl mehr motiviert als diese ständig jammernden Deutschen Arbeitnehmer <- das unterstelle ich euch einfach mal so als Ösi; und den Robotern ist es eh wurscht wo sie stehen.

 

Synthie

 

Das du den Deutschen Benzarbeitern fehlende Motivation unterstellst tut mir jetzt aber ein bischen weh.

Ich arbeite jetzt schon 27 Jahre für den Stern und glaub mir,ich war noch keinen einzigen Tag unmotiviert.

Ich bin stolz darauf in dieser Firma zu arbeiten.Die Indifikation der Mitarbeiter mit dieser Firma ist extrem hoch,aber das können Aussenstehende sowieso nicht beurteilen.

Jeder der einmal beim Benz oder Daimler gearbeitet hat weiss was ich damit meine.

Wenn ich dann immer höre:Beim Benz kassieren sie nur nen Haufen Kohle und schaffen tun sie eh nix,dafür sind sie nur am jammern.Alles nur Klisches .

Ein Bekanneter von mir hatte auch immer diese Sprüche drauf,bis er einen befristeten Vertrag in meiner Abteilung hatte.Ich sag dir der hat sich ganz schön gewundert.

In den letzten Jahren hat auch die Belegschaft einen sehr grossen Anteil beigetragen,um Kosten zu senken und effizienter zu werden.

Ich verdiene gutes Geld und mir und meiner Famiele geht es gut und ich weiß das auch zu schätzen,warum sollte ich dann jammern.

Mann muss aber nicht alle Kostensenkungen kommentarlos hinnehmen und kann mal auch seinen Mund aufmachen,aber das ist keine Jammerei.

Was motiviert denn einen Ungar bei Mercedes zu árbeiten? Nur die Kohle und sonst garnix.

Weder die Tradition,der Stolz,der Geist von Carl Benz und Gottlieb Daimler den du in den Fabriken förmlich spürst.

 

Einmal Benz immer Benz

Gruss Chris

am 19. Juni 2008 um 5:54

@ dolphins: was ist an meiner Ausage unqualifiziert? Das einfach zu behaupten ohne zu erläutern was und inwiefern ist mager.

Ich bleibe dabei, die Deutschen jammern auf hohem Niveau, und dazu gehören auch die Daimler-Mitarbeiter. Und ein börsennotiertes Unternehmen ist nicht die Heilsarmee und muss rentabel sein, sonst wird die Bude irgendwann dicht gemacht, und das will ja wohl keiner. Außerdem werden durch Ungarn auch hier Arbeitsplätze gesichert.

Was jedoch sein kann, und da stimme ich den anderen zu, ist, dass die Qualität leiden kann, denn die Ungarn sind ev. nicht so dem Stern verbunden, woher auch. Aber ein Porsche Cayenne kommt auch halb aus Bratislava oder so, der TT aus Ungarn (oder?) ohne zwangsläufig schlecht zu sein.

@ EvoChris: super, dass du motiviert und stolz bist, so sollte es sein. Aber in einem Unternehmen der Größe von Daimler gibt es alles an Menschen was es geben kann, leider auch Leute, die nur das Geld sehen und keine Verbindung zum Produkt haben und die nicht wissen, wer sie bezahlt (der Kunde), und das gibt es von ganz unten bis weit oben.

Cagistu

Zitat:

Original geschrieben von cagistu

@ dolphins: was ist an meiner Ausage unqualifiziert? Das einfach zu behaupten ohne zu erläutern was und inwiefern ist mager.

Ich bleibe dabei, die Deutschen jammern auf hohem Niveau, und dazu gehören auch die Daimler-Mitarbeiter. Und ein börsennotiertes Unternehmen ist nicht die Heilsarmee und muss rentabel sein, sonst wird die Bude irgendwann dicht gemacht, und das will ja wohl keiner. Außerdem werden durch Ungarn auch hier Arbeitsplätze gesichert.

Was jedoch sein kann, und da stimme ich den anderen zu, ist, dass die Qualität leiden kann, denn die Ungarn sind ev. nicht so dem Stern verbunden, woher auch. Aber ein Porsche Cayenne kommt auch halb aus Bratislava oder so, der TT aus Ungarn (oder?) ohne zwangsläufig schlecht zu sein.

 

Cagistu

Kannst du haben, nur habe ich durch deinen Nachsatz von wegen Alkohol erstmal auf weitere Argumente verzichtet, die hätten eh nicht gefruchtet! ;)

 

Nun zum Thema:

Unqualifiziert deshalb weil du anscheinend nicht die Bohne ne Ahnung hast wie es mittlerweile bei uns beim Daimler zugeht!

Zuerst ist einmal der Kostenfaktor Arbeiter so gut wie kein Argument mehr da wir schon erhebliche Einbußen hinnehmen mußten.

Das einzige was ein Unternehmen noch ins Ausland zieht sind die dortigen Steuervorteile und Landeszuschüsse.

Du bist dir anscheinend auch nicht im klaren das bei uns seit letztem Jahr alle Neueinstellungen (falls es denn welche gibt) mal Grundsätzlich 30% (!) weniger verdienen als das Stammpersonal. Mal davon abgesehen das dieses mehr und mehr durch Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen ersetzt wird.

Ne Frage dazu: Wer soll sich denn mit nem Stundenlohn von 7 Euro noch nen Daimler leisten können???

Ganz zu schweigen das wir mit dem neuen Entgeltrahmentarifvertrag (ERA) um mehrere Leistungsstufen herabgesetzt wurden und so (nach Ablauf einer Übergangsfrist in der der entfallene Betrag noch ausgeglichen wird) bei mir z.B. dann ca. 460 Euro fehlen!

Es wurde schon genug Know How bei der letzten Abfindungsrunde vor 2 Jahren verschleudert, als Ingenieure bei uns die Abfindung kassiert haben und gleich übergangslos bei Porsche angeheuert haben.

Und du wirst doch wohl nicht glauben das hier keine Arbeitsplätze verloren gehen wenn im Ausland ein neues Werk entsteht?

Ich finde auch ein Arbeitsplatz der dafür in Deutschland hätte sein können ist ein verlorener Arbeitsplatz!

Mittlerweile ist es heute wohl Usus die Mitarbeiter nur noch als Kostenfaktor zu sehen. Das man Notwendigerweise schlanker werden muß sehe ich ein, aber nicht auf Kosten der sozialen Verantwortung die ein Betrieb ebenfalls hat!

Soll ich weiter machen?

 

Ach und noch was zum Thema unqualifiziert:

Zitat:

Hier in D jammern die Muckel am Band auf verdammt hohem Niveau...

Ich arbeite zwar nicht am Band, aber Muckel hab ich dort noch keine gesehen!

So wie es aussieht is deren Niveau auf jedenfall höher als deines!

Themenstarteram 19. Juni 2008 um 7:56

Hallo,

dass der Thread teilweise in Klischees ausartet, habe ich eigentlich nicht gewollt. Schade.

Mir ging es nur darum, die in einem früheren Thread aufgetauchten Befürchtungen, Verdächtigungen und Ängste ad absurdum zu führen und die Diskussion auf eine realistische Basis zu retten.

Mercedes hat übrigens gelernt: Die in etlichen Fragebogen-Aktionen (auch ich war am Ausfüllen beteiligt) konkretisierten Forderungen der A- und B-Klasse-Besitzer nach z.B. Erhalt der hohen Sitzposition wird im neuen Modell erfüllt, wie heute die FAZ schreibt.

Schönen Tag noch, trotz Fussball

Wolfspitz

 

Zitat:

Original geschrieben von cagistu

@ dolphins: was ist an meiner Ausage unqualifiziert? Das einfach zu behaupten ohne zu erläutern was und inwiefern ist mager.

Ich bleibe dabei, die Deutschen jammern auf hohem Niveau, und dazu gehören auch die Daimler-Mitarbeiter. Und ein börsennotiertes Unternehmen ist nicht die Heilsarmee und muss rentabel sein, sonst wird die Bude irgendwann dicht gemacht, und das will ja wohl keiner.

natürlich nicht

Außerdem werden durch Ungarn auch hier Arbeitsplätze gesichert.

nur weiss keiner wie das aussehen soll

Was jedoch sein kann, und da stimme ich den anderen zu, ist, dass die Qualität leiden kann, denn die Ungarn sind ev. nicht so dem Stern verbunden, woher auch. Aber ein Porsche Cayenne kommt auch halb aus Bratislava oder so, der TT aus Ungarn (oder?)

nur die Endmontage die Karrosse wird in Ingolstatdt gebaut

ohne zwangsläufig schlecht zu sein.

richtig, das hängt nämlich von der Art der Qualifizierung ab und auch in D arbeiten nicht nur KFZ-Mechaniker am Band (......eigentlich gar keine)

@ EvoChris: super, dass du motiviert und stolz bist, so sollte es sein. Aber in einem Unternehmen der Größe von Daimler gibt es alles an Menschen was es geben kann, leider auch Leute, die nur das Geld sehen und keine Verbindung zum Produkt haben und die nicht wissen, wer sie bezahlt (der Kunde), und das gibt es von ganz unten bis weit oben.

da hat er leider auch recht

Cagistu

am 19. Juni 2008 um 22:49

Deutschland als Produktionsstandort hat einige spezifische Merkmale:

- hochentwickelte Infrastruktur

- "Organisch" gewachsene Werke mit eng in das soziale Gefüge der Region eingeflochtenen Beziehungen (gilt allrdings für Stammwerke praktisch aller Traditionsfirmen in Hochlohnländern)

- umfangreiche Firmenansiedlungen aus praktisch jedem High-Tech-Bereich

- enge Netzwerke mit Ausbildungsstätten/Hochschulen/Universitäten/Forschungseinrichtungen

- extrem strikte Vorgaben hinsichtlich Sicherheit/Umweltschutz/Soziales

- als Stammwerke/Leitwerke häufig auch direkte Kopplung an Entwicklung/Forschung

- aufwändige Regulierungen im Arbeitsrecht, was zu langfristigem Denken zwingt (Mitarbeiter teuer in Ausbildung, teuer im Halten, hohe rechtliche Ansprüche z.B. bei Geundheitsschäden, schwer zu kündigen)

- Facharbeiterkultur, praktisch jede produktionstechnische Anwendung hat ihre Facharbeiter, welche selbst ohne akademische Ausbildung detailiertes Grundlagenwissen und technisches Verständnis (bis hin zu Techniker/Meister) erlangen können und der Einsatz dieser hochqualifizierten Menschen häufig direkt in der Produktion (Billiglohnstandorte weisen traditionell starke Hierarchien auf, starke Kluft zwischen Akademiker/nicht-Akademiker)

Es gibt viele Dinge, die in D schief laufen, viele Dinge die bei Global-Player-AGs verkorkst werden, ERA-Neueinstufungen, Wochenarbeitszeit ohne Ausgleich zu erweitern, Leiharbeiter etc. Alles Dinge, die ich ich nicht verteidigen möchte und komplementär zu "Made in Germany" und allen oben genannte Aspekten stehen.

Allerdings ist D im internationalen Vergleich ein Top-Produktionsstandort, insbesondere für die Unternehmen, die ein historisch gewachsenes Verhältnis aufweisen können (Sprich nicht mit Subventionen eine Blechhütte in den neuen Bundesländern hochziehen und sich vom Arbeitsamt gefügige Langzeitarbeitlose zukommen lassen)!

Daimler beschäftigt auch knapp 100.000 Leute in D, die gerade im internationalen Vergleich exzellente Arbeitsbedingungen vorfinden (aller Tendenzen zum Trotz). Und gerade deshalb sehe ich den neuen Standort in Ungarn als hochgradig kritisch an. Viele Firmen beweisen, dass sie international bestehen bzw. sogar ganze Märkte dominieren können, ohne Mitarbeiter in Billiglohnländern auszunutzen. Ganz im Gegenteil, langfristige Investitionen in mit hochqualifiziertem Fachpersonal ausgestatte Produktionsstätten mit hoher Fertigungstiefe sind ein "Geheimnis" viele deutscher Marktführer, dass die Autoindustrie sich in die genaue Gegenrichtung entwickelt liegt nicht an betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit oder einer Totschlagphrase ("Globalisierung", "Kostendruck") sondern an purer - von der Börse diktierten - Kurzsichtigkeit. Das Resultat ist hinlänglich bekannt: Rekordgewinne, der Absturz, Rettung mit "Sanierungsplan", erneute Rekordrendite, wieder Absturz... bis zum bitteren Ende!

Alternativen in der Autoindustrie finde ich leider nicht, ansonsten würde ich dieses Verhalten mit Konsumverweigerung entsprechender Marke bestrafen - so kann ich nur dazu raten, nur MBs aus Stammwerken zu kaufen, tut nicht weh, KANN etwas bringen (schlimmstenfalls nur ideologisch)!

Es geht nicht um Patriotismus, es geht um die Verantwortung als Konsument, seinen sauer verdienten "Hochlohn" entsprechend in den Geldkreislauf zurückzuführen, das kann eine Schweizer Uhr sein, ein Japanisches Messer oder ein Deutsches Auto. Ein hochpreisiges Markenprodukt für einen entsprechenden Preis zu kaufen, obwohl sein Produktionsort nur kurzsichtigen Bedürfnissen entspricht (Subventionen, Löhne, Umweltschutz etc.), sollte jedoch zu denken geben, wer Alternativen sucht, der findet sie zumeist auch und kommt langfristig besser und preiswerter damit weg.

Qualitative Konsequenzen können durch striktes Quali.-Management, Wissenstransfer (Hochlohnstandort übernimmt Serienanlauf/Fehlerbeseitigung, Billigstandort folgt - nur was ist, wenn man den Hochlohnstandort totgespart hat?) aufgeschoben werden, auf lange Sicht, sind die Konsequenzen fatal, was man z.B. sehr schön an der innovationstoten/qualitativ degenerierten Textilbranche merkt...

Die A/B-Klasse aus Ungarn wird nicht billiger, nicht besser, den Leuten aus Raststatt ist nicht geholfen, selbst die Chefetage schaufelt sich schleichend ihr eigenes Grab und auch die Ungarn werden kaum ihre Subventionen wieder eingespielt haben, wenn das Werk schon längst aufgegeben/verkauft ist... Wer gewinnt beim kurzsichtigen Gieren?

Am Ende ist es die Konsumkraft von wenigen hundert Millionen "Hochlöhnern", die die Entwicklungen wesentlich mitbestimmt, wir wollen würdige Arbeitsbedingungen, hochqualitative Produkte, faire Bezahlung, umweltschonende Unternehmenspolitiken? Dann informiert man sich und konsumiert entsprechend (wo immer möglich).

Das ist alles was ich dazu zu sagen habe und sagen werde! Nun darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen...

Zitat:

Original geschrieben von EvoChris

Zitat:

Original geschrieben von Synthie

Na und? Ich wäre als Österreicher auch stolz, wenn die A-/B-KLasse in Österreich gebaut würde. Deshalb sind wir hier auch stolz auf den Puch G, ach korrektur Mercedes G-Klasse ;)

Wer genau liest, liest auch, dass damit der Osteuropäische Markt bedient werden sollte. Also ich als Österreiche fühle mich noch immer als Westeuropäer.

Ich finde das als eine gute Entscheidung, denn ein Ungar der für Mercedes arbeitet ist wohl mehr motiviert als diese ständig jammernden Deutschen Arbeitnehmer <- das unterstelle ich euch einfach mal so als Ösi; und den Robotern ist es eh wurscht wo sie stehen.

 

Synthie

 

Das du den Deutschen Benzarbeitern fehlende Motivation unterstellst tut mir jetzt aber ein bischen weh.

Ich arbeite jetzt schon 27 Jahre für den Stern und glaub mir,ich war noch keinen einzigen Tag unmotiviert.

Ich bin stolz darauf in dieser Firma zu arbeiten.Die Indifikation der Mitarbeiter mit dieser Firma ist extrem hoch,aber das können Aussenstehende sowieso nicht beurteilen.

Jeder der einmal beim Benz oder Daimler gearbeitet hat weiss was ich damit meine.

Wenn ich dann immer höre:Beim Benz kassieren sie nur nen Haufen Kohle und schaffen tun sie eh nix,dafür sind sie nur am jammern.Alles nur Klisches .

Ein Bekanneter von mir hatte auch immer diese Sprüche drauf,bis er einen befristeten Vertrag in meiner Abteilung hatte.Ich sag dir der hat sich ganz schön gewundert.

In den letzten Jahren hat auch die Belegschaft einen sehr grossen Anteil beigetragen,um Kosten zu senken und effizienter zu werden.

Ich verdiene gutes Geld und mir und meiner Famiele geht es gut und ich weiß das auch zu schätzen,warum sollte ich dann jammern.

Mann muss aber nicht alle Kostensenkungen kommentarlos hinnehmen und kann mal auch seinen Mund aufmachen,aber das ist keine Jammerei.

Was motiviert denn einen Ungar bei Mercedes zu árbeiten? Nur die Kohle und sonst garnix.

Weder die Tradition,der Stolz,der Geist von Carl Benz und Gottlieb Daimler den du in den Fabriken förmlich spürst.

 

Einmal Benz immer Benz

Gruss Chris

 

Richtig gnauso ist es!

P.s. Ich glaube kaum das ein Ungarischer Arbeiter mit 5 Euro Stundenlohn sich jemals eine A oder B Klasse leisten kann. Wo soll da die Motivation herkommen!

Ich möchte bzgl. Standort Deutschland bzw. MADE IN GERMANY nur meine Erfahrungen mit meiner vorherigen B-Klasse in Erinnerung rufen:

1. Klappern im ganzen Auto, egal ob Komibinstrument, aus den vorderen Armaturen, aus dem Heck, Radkästen, etc..

2. Wiederholden lösende Dekors auf B-Säule

3. Knarrender Klimakompressor

4. iPod Interface mit massiven Nebengeräuschen

5. Die Türkanten haben weder links noch rechts mit den Kanten der Radkästen zusammengepasst

und, und, und ...

zuletzt noch das inzwischen bekannt gewordene Rostproblem an den Türkanten.

Und sagt mir jetzt nicht, dass das alles nur vom Management abhängt, oder mein alter B170 nur ein Einzelfall unter tausenden war.

So einen Mist wurde mir mit dem Aufdruck MADE IN GERMANY angedreht. Schlimmer kann's wohl nicht werden, wenn die Autos in Ungarn auf den modernsten, technisch fortgeschrittesten Fertigungsstraßen gebaut werden.

Denkt mal darüber nach!

Synthie

am 20. Juni 2008 um 8:52

Sorry, doppelt gepostet.

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