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Radschrauben mit mehr als 210 Nm angeknallt
Hallo,
ein sog. "Fachbetrieb" hat beim winterlichen Radwechsel die Schrauben mit mehr als 210 Nm angezogen.
Weiter kann ich nicht messen, da mein Drehmomentschlüssel nicht weitergeht.
Der Sollwert ist 130 Nm.
Gibt es Erfahrungen, ob die Gewinde das aushalten?
Der Chef hat schon einen Liebesbrief per Einschreiben bekommen.
danke
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13 Antworten
Kann halten, muss aber nicht. Nach den Regeln der Kunst müssten nun alle Naben und Schrauben neu.
Die Kegelsitze der Radschrauben in den Felgen würde ich auch begutachten. Fast das doppelte des geforderten Drehmoments ist schon eine Ansage, gerade bei Alufelgen... Wenn das mit Schlagschrauber erfolgte, ist ein Folgeschaden nicht ausgeschlossen.
Was es alles gibt.
Sollten sie erfahrungsgemäß aushalten. Felge leidet eher.
Deswegen mein Motto: Wenn du willst dass etwas richtig gemacht wird, dann mach es selbst.
Beim nächsten Radwechsel heißt es dann von der gleichen Fachwerkstatt: Ein Radbolzen ist abgerissen. Müssen wir ausbohren. Ach, und die Felge ist beschädigt worden, als der Kopf abgerissen ist. Rechnung schicken wir Ihnen dann.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Es ist allerdings zu beachten, dass das Lösemoment nur in einem mittelbaren Zusammenhang zum Anzugsmoment steht.
D.h. nur weil man 210Nm zum Lösen braucht (insbesondere als "Ruck", Stichwort Losbrechkraft), heißt das nicht, dass mit 210Nm angezogen wurde (kann aber in beide Richtungen abweichen, hier Stichwort Selbsthemmung).
210Nm klingt zwar bei gerade erst frisch eingeschraubten (und somit wohl nicht korrodierten o.ä.) Schrauben etwas viel.
Aber solange weder Gewinde, Schraube selbst(z.B. Längung) oder Schraubensitz beschädigt (verformt, gerissen) ist auch keine Katastrophe. Das Zeug hat breite Toleranzen.
Lösen, prüfen, erneut korrekt anziehen, fertig.
Nummer Sicher wären neue Schrauben und die 110% Goldrandlösung neue Räder und Radnaben.
Oder gleich ein neues Auto
Man muss schauen mit welchem Drehmoment sich der Bolzen weiterdrehen lässt, um das tatsächliche Drehmoment zu ermitteln. Und selbst das ist noch nicht so genau.
Trotzdem ist da schon sehr fest...
Das richtige Anziehdrehmoment beträgt 140Nm.
Siehe Betriebsanleitung Seite 264
Genau so ist es.
Ich denke, jeder von uns hatte schon mit festgegammelten Schrauben zu kämpfen. Würde man hier das Drehmoment mit einem Drehmomentschlüssel messen, welches benötigt wird um die Verschraubung zu lösen, käme man mitunter auf abenteuerliche Werte.
Was nicht heißen soll, dass die Werkstatt hier alles richtig gemacht hat.
Aber es ist halt schwierig nach Monaten nachzuweisen, dass das Anzugsmoment überschritten wurde.
Zitat:
@KaiMüller schrieb am 1. Dezember 2020 um 16:50:13 Uhr:
Es ist allerdings zu beachten, dass das Lösemoment nur in einem mittelbaren Zusammenhang zum Anzugsmoment steht.
D.h. nur weil man 210Nm zum Lösen braucht (insbesondere als "Ruck", Stichwort Losbrechkraft), heißt das nicht, dass mit 210Nm angezogen wurde.
Randschrauben sind auch mit die letzten Schrauben im sicherheitsrelevanten Bereich, die nur mit Drehmoment angezogen werden.
Damit es auch jeder Depp (wie diese sogenannte Fachwerkstatt) machen kann.
Deswegen und weil mir mal frische Felgen beim Einlagern vermackelt wurden, mach ich das nur noch alles selber.
Schlagschrauber mit 120Nm Torsionsstab und dann mit Schlüssel nachziehen.
Wenn die mit dem NM tatsächlich angezogen worden sind kann nicht nur die Schraube und die Felge leiden sondern auch verziehen sich bei so einem Scheiß gern die Bremsscheiben da zu viel Druck auf den Teller kommt.
Der Klassiker sollte dies stimmen.
In der KFZ Branche haben es einige anscheinend immer noch nicht verstanden.
Der Schlagschrauber ist nur dafür da die Radschrauben/muttern zu heften (eigentlichja nur zum Lösen). Sprich nur die Schrauben anlegen und nicht darüber hinaus fest zu schlagen.
Übrig bleibt Der Drehmomentschlüssel mit dem man dann bis zu einer viertel umdrehung erreicht bis zum vorgegebenen Drehmoment.
Ich habe das schon oft erlebt dass die ganz Alten so wie die frischen Lehrling die Radschrauben mit dem Schlagschrauber komplett dran knallen. Ende vom Lied ist dass der Drehmomentschlüssel bei jeder schraube direkt anschlägt. Das ist falsch...
Gerade bei Schlagschrauber die 600+ nM spitze leisten.
Ich würde es an einem Rad selbst testen. Radschrauben lösen eventuell Gewinde auf Normalität prüfen, Schrauben anlegen und mit vorgegebenen Drehmoment anziehen. Eventuell erstmal 100nm und dann prüfen ab wie viel nM sich die Schrauben weiter drehen lassen (max 150nM bei der Prüfung, danach wieder korrekt anziehen). Bei mir sind es übrigens 130nM was BBS für mein Fahrzeug mit den Felgen Vorschlägt.
Da kann man natürlich immer noch nicht sicher sein ob das ganze nun korrekt angezogen wurde oder nicht.
Wenn Vertrauen in die Werkstatt besteht einfach dort überprüfen lassen, eventuell macht dies dann nicht der Lehrling sondern wer qualifiziertes.
Zumindest kann dort dann jemand sagen ob mit der Nabe, der Schraube und der Felge alles in Ordnung zu sein scheint. Wir haben eine Gewinde lehre dafür.
Das ganze kann natürlich auch einfach normal sein da sich mit der Zeit durch aus dehnen zusammen ziehen, Korrosion usw die Verbindung "versteift" hat.
Grüße.
Was nutzt die Theorie, wenn selbst in Fachbetrieben die Praxis anders gelebt wird...
Das hat mich 1 Satz Felgen gekostet und den Fachbetrieb hübsch einige Stunden plus Material, nebst Schelle für den Gesellen...
Danke für die Hinweise.
Weil das schimmer ein Thema war, habe ich das die letzten 45 Jahre selbst gemacht, wie fast alles an den Fahrzeugen. Aber man wird nicht jünger.
Gemessen habe ich das mit dem "Nachziehdrehmoment", als Schlüssel auf max 210Nm eingestellt und geprüft, ob sich die Schrauben noch fester drehen lassen. Nun, der Schlüssel hat ausgelöst. Also wurden die Schrauben mit mehr als 210Nm angezogen, das ist sicher.
Sind halt auch ganz arme Kerle, die diese Arbeit machen müssen. Mal sehen, ob der Chef auf mein Einscheiben reagiert.
Losbrechmoment bedacht? Deshalb soll man auch in einem durchziehen bis der Schlüssel auslöst, sonst könnte es passieren, dass zu wenig drauf ist...
Kenne das aber leider auch so, dass in den Reifenbuden angeknallt wird dass die Schwarte kracht. Merke das dann immer beim Lösen der Schrauben, wenn es quäaick macht...