Reifendruck prüfen und speichern
Bin gerade zufällig über die angehängte Anleitung zum Reifendruck im Handbuch gestolpert.
Dass man sich um die Außentemperatur bzw die Differenz zwischen Reifen und Außen kümmern soll, ist mir völlig neu. Ich habe bisher immer auf ~20 Grad Reifentemperatur geachtet. Und natürlich dann auch ohne weiteres Nachdenken so abgespeichert.
Auf den websites von Reifenherstellern ist auch nur die Angabe "Solldruck bei 20 Grad" zu finden.
Wie fährt und speichert man denn nun tatsächlich den richtigen Druck im Winter?
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9 Antworten
Ich habe mir den Einhell Pressito zugelegt, nachdem ich zunehmend von den Geräten an den Tankstellen genervt war. So kann ich entspannt und wirklich komfortabel den Druck vorm Haus prüfen und es fällt damit natürlich auch jegliche Temperaturdifferenz jahreszeitenunabhängig weg. Viele Testberichte lassen allfällige nicht-geeichte Abweichungen vernachlässigbar erscheinen - und wer möchte, kann ja an seiner Tankstelle des Vertrauens gegenchecken und ggf. einen "Koeffizienten" bei mobiler Heimkompressornutzung einbauen.
Ansonsten bin ich über die Jahrzehnte bislang ohne raketenwissenschaftlichen Zugang ausgekommen und habe immer möglichst an der nächsten Tankstelle nach Kaltstart geprüft und mich an den Angaben am Aufkleber orientiert. Tendenziell habe ich immer eher den Deut höhere Drücke eingestellt (+ 0,2 bar). Ich denke den "ultrarichtigen" Druck für jede "Situation" gibt es soundso nicht - jedem ist bekannt, dass tendenziell höhere Drücke kraftstoffsparender sind und tendenziell niedrigere Drücke komfortabler (ggf gripsteigernd). Dabei denke ich nicht in Extremen, sondern roundabout niedrigst angegebene Drücke bis +0.3 über höchst angegebene Werte. Außerdem - siehe Eingangsstatement - habe ich es an Tankstellen mit derart unterschiedlichen Luftfüller zu tun gehabt, die tlw. sehr "schäbig" wirkten bzw tlw auch kaum richtig "dicht" zu bekommen waren oder schon nach einem Reifen wieder an den Füller einzuhängen sind... es mag Vorgaben Richtung "geeicht" geben, aber ich erlaube mir in Frage zu stellen, ob man an 10 unterschiedlichen Tankstellen nicht letztlich auch wissenschaftlich nachgemessen rasch 0,2 bar Abweichung hat, bei vermeintlich ident eingestelltem Druck.
In den vielen Jahren hier im MT (und generell) bin ich immer wieder über überzeugte "Hochdruck-Fahrer" gestolpert, die teilweise wirklich dtl. über die Werksangaben füllen. Meine es war im Q7-Forum wo ich mich mal mit einem Forumskollegen ausgetauscht habe, der "überzeugt" (im Sinne fahrtechnisch und Reifenabnutzung) statt regulär 2,4 bar immer und grundlegend 3,2-3,5 bar rundum gefahren ist. Ich werte es nicht - aber er war überzeugt und hochzufrieden. Zudem gibt es ja auch noch wagenunterschiedlich tlw. ausgeprägte Unterschiede bei den Aufkleber-Angaben leer / voll beladen (tlw auch "eco"). Ad extremum müsste man dann ja entscheiden/anpassen, wenn man zB ohne Gepäck zu viert mit zwei leichten kleinen Kindern unterwegs ist, alleine oder auch vollbesetzt mit gut genährten Erwachsenen plus vollem Gepäck. Auch aus dieser Perspektive zeigt sich, dass es letztlich mehr um "ungefähr" als um punktgenau in der Nachkommastelle geht.
Was ich v.a. bei unseren diversen Q3's ohne AAS gespürt habe war/ist, dass tendenziell niedrigere Drücke im Vgl. zu zB +0,2 zu Werksangaben tatsächlich in der "Härte" spürbar waren/sind.
Auch wurde immer wieder in Foren im Falle sichtbarer unterschiedlicher Profilabnutzung (innen/außen) empfohlen, seinem offensichtlich hier auslösend relevanten Fahrprofil den Reifendruck anzupassen. Wer ständig ambitioniert auf kurvigen Landstraßen unterwegs ist, stellt andere Anforderungen/Belastungen an den Reifen, als gemütliche Langstreckenfresser auf +/- geraden Autobahnen oder reine Stadtpiloten. Auch wird immer wieder empfohlen (auch von KFZ-/Reifenexperten), den Druck zu verändern, wenn einem der Wagen zB eher schwammig vorkommt. Die Qualität bzw Charakteristik der montierten Reifen kann man damit natürlich nicht "neutralisieren", aber scheinbar doch im Detail spürbar verbessern oder auch verschlechtern.
Zuletzt gab (oder gibt es noch?) auch reifenherstellerspezifische Empfehlungen je Reifenmodell/Dimension, die durchaus auch von den Angaben auf den eingeklebten Angaben abweichend waren.
Daher würde ich sagen, dass man weitgehend schmerzbefreit sein kann, solange man keine Rundstreckenrennen auf die letzte Zehntel fährt oder den Luftdruck sehr weit weg der Vorgaben einstellt, v.a. nach unten. +/- 0,2 bar erscheinen mir vernachlässigbar... tendenziell eher "abnutzungsproblematisch" nach unten und tendenziell eher "egal" nach oben (irgendwann fährt man sich dort wahrscheinlich stärker die Reifenmitte als die Flanken ab).
Just my 50c
Zitat:
So kann ich entspannt und wirklich komfortabel den Druck vorm Haus prüfen und es fällt damit natürlich auch jegliche Temperaturdifferenz jahreszeitenunabhängig weg.
Diesen Teil verstehe ich nicht. Mein kleiner Akku-Kompressor arbeitet zumindest nicht Temperatur-korrigiert.
Oder sprichst Du von einer beheizten Garage?
Grundsätzlich fraglos richtig, dass man es mit der Genauigkeit nicht übertreiben muss, aber die Anweisung im Handbuch führt im Winter leicht zu einem um 0,4bar höheren Druck als das "normale" Vorgehen und das ist ja durchaus eine Hausnummer.
Beispiel Außentemperatur -10Grad. Nach der Fahrt zur Tankstelle haben die Reifen 0 Grad. Laut Handbuch soll man dann auf Aufkleberwert plus 0,2bar pumpen, also z.B. 3,1 bar (statt 2,9).
Nach weiterer Fahrt steigt die Reifentemperatur auf 20 Grad und damit der Druck um weitere ~0,2 bar. Somit hat man 3,3bar statt den laut Reifenhersteller korrekten 2,9bar bei 20 Grad.
Was ist richtig?
Auf der Autobahn gibt es dann nur noch einen geringen Unterschied der Reifentemperatur zwischen Sommer und Winter --> man würde im Winter mit erheblich höherem Druck fahren.
Warum wird im Handbuch auf die Differenz zwischen Reifen- und Außentemperatur abgestellt, statt auf die absolute Reifentemperatur? Das ist mir völlig neu und unklar.
Ich verstehe auch nicht, warum das im HB derart kompliziert und in Wechselklimazonen weitgehend nicht reealisierbar hinterlegt ist... vielleicht die Ecke, dass man keine Katze in der Mikrowelle trocken darf (USA). Zudem wer misst die Reifentemperatur vor Luftdruckkorrektur? Reiner Handtest ist je nach Vortemperatur der Hand ja auch nur eine sehr grobe "pimaldaumen"-Schätzung im Sinne Reifen einkalt, lauwarm... hoffentlich nie brennheiß.
Bleibe thematisch aber pragmatisch und kann nur sagen, dass bei meinen vielen letzten 4G/4K (und unseren Q3s) mir fahrtechnisch oder profilabnutzungstechnisch nie abnormes aufgefallen ist, also war's mit den eingestellten und wie von Dir dargestellten wechselnden Drücken letztlich "gut" so, auch mit rauf und runter. Wie in Deinem Beispiel genannt 3,3 bar statt 2,9 bar würde zB den vorher zitierten Forumskollege nicht jucken, sondern er würde da sogar nochmal nachpumpen. Bei Deinem Wagen würde ich unterstellen, dass er mit 3,3 bar einen Deut weniger verbraucht, aber sonst recht unauffällig fährt (v.a. mit AAS). Irgendwann könnte ev. auffallen, dass das Profil in der Mitte der Lauffläche etwas mehr reduziert ist als am Reifenrand (ich hatte das noch nie bei meinen Reifen). Ansonsten muss Dein Reifen eben in einem breiten Druck-/Temperaturfenster arbeiten... und das tut er wohl auch einwandfrei.
Aber ich verstehe Deine technische Fragestellung und habe nur emminenzbasierte Erfahrungen, eigene Meinungsbildung aber keine harten Evidenzen im Sinne absolute "Richtigkeit" zu bieten.
In diesem und allen anderen Sinnen: allzeit gut Fahrt und gut gedrückt
Die Reifentemperatur wird ja vom aktiven RDKS in Grad C° angezeigt. Ohne diese Info ist die Überlegung zugegebenermaßen natürlich komplett hinfällig.
Mir fällt halt bei jedem Wechsel von 20er Sommer auf 19er Winter das deutlich weichere, um nicht zu sagen schwammigere Fahrverhalten auf. An sich war mir klar, dass das mit der größeren Flankenhöhe, anderem Profilaufbau usw zu erklären ist.
Jetzt überlege ich eben, ob da nicht auch ein tendenziell zu geringer Luftdruck reinspielen könnte, denn natürlich wird es bei höherem Druck besser bzw ähnlicher. Aber mit einem willkürlich "falschen" Druck möchte ich eben auch nicht rumfahren...
Ist es nicht sogar bei BMW so, dass sich der Soll-Druck in Abhängigkeit von der Reifen- / Außentemperatur (oder deren Differenz?) ändert und im Fahrzeug angezeigt wird? Bilde mir ein, sowas mal gelesen zu haben.
Wenn man darüber nachdenkt, ist dieser Aufkleber im Türrahmen ja auch wirklich nicht mehr so ganz zeitgemäß.
Also ich habe die Druckempfehlungen auf dem Aufkleber von Audi immer als Solldruck am kalten (nicht gefahrenen) Reifen betrachtet (Außentemperatur = Reifentemperatur).
D.h.: Ich achte gerade auch in der kalten Jahreszeit mit Temperaturschwankungen von 20 Grad und mehr darauf, dass der Reifen beim Start von längeren Fahrten den angegebenen Solldruck bei der aktuellen Außentemperatur hat.
Das ist sicher das praktikabelste Vorgehen und werde ich dann auch mal ausprobieren.
Damit bekommen die Winterräder dann ~0,2 oder 0,3 bar mehr als bisher (=Solldruck bei 20 Grad Reifentemp).
Etwas missfällt mir daran nur, dass der gefahrene Druck dann in gewissem Maße zufällig ist, da er davon abhängt, bei welcher Außentemperatur zuletzt kontrolliert wurde. Vor jeder Fahrt anpassen werde ich zwecks Faulheit wohl eher nicht...
Aber ja, das ist natürlich sicher in der Toleranz.
Ich speichere den Reifendruck nur nach dem Räderwechsel. Habe auch 20" im Sommer und 19" im Winter drauf. Den Druck stelle ich im Sommer inzwischen 0,1 unter dem Nenndruck ein (v2,7/h2,4bar). Es gibt ja noch den Komfortdruck, welcher noch niedriger ist. Im Winter fahre ich dann genau Nenndruck (v2,8/h2,5bar). Wir sind inzwischen überwiegend nur noch zu zweit unterwegs, weshalb ich mich immer am unteren Ende des Limits orientiere. Das Verschleißbild der Reifen gibt mir Recht. Im Urlaub mit viel Gepäck mache ich hinten dann 0,2-0,3bar mehr drauf. Ich nutze übrigens auch so einen Akku-Kompressor, welchen ich eigentlich für Motorrad gekauft habe. Das ist echt praktisch, man hat immer vergleichbare Werte und kann wirklich schon bei "kaltem Reifen" in der Garage den Luftdruck prüfen. Nach ein paar km hat sich der Druck ja eh schon wieder erhöht.
Wenn es interessiert:
Eine Akku-Ladung ist zwar fürs Auto gerade so ausreichend, aber man muss ja meistens nur ein paar Zehntel anpassen.
Aber dass du jetzt noch solchen Sachen im Handbuch nachliest, ist schon beachtlich. Du hast dein Auto ja auch schon ein paar Tage/km. Ich lese im Handbuch nur am Anfang nach, wenn ich wirklich Fragen habe. Fahre aber auch schon viele Jahre quasi immer das selbe Auto, nur eben wieder ein neues Modell. Gerade beim Luftdruck habe ich mich gewundert, wie hoch der für den 4K angegeben ist.
Alles mit Augenmaß, wir sind ja nicht in der Formel 1. :-)
Mit dem RDKS kann man sich ja immer schön den Überblick verschaffen, ob man beim Losfahren nicht massiv unter Solldruck ist. Stellt man aber die Winterreifen z.b. bei 0 Grad und die Sommerreifen bei 15 Grad auf Solldruck ein, liegt man in meiner Region eher immer ein wenig über dem Solldruck, was ja auch nicht schadet. Für sehr lange Fahrten unter hoher Belastung regele ich dann ggf. präziser nach.
Nee, nee, das Handbuch gehört tatsächlich auch schon lange nicht mehr zu meiner Lieblingslektüre
Auslöser war eine Frage im Nachbarforum zum RDKS beim Touareg und in diesem Zusammenhang bin ich zufällig über diese wohl unnötig komplizierte Anweisung gestolpert.
Genau mit diesem Bosch-Puster bin ich auch schon länger sehr zufrieden. Egal ob Auto, Radl, Bälle usw.
Nur wenn Audi beim Radwechsel (wie immer) den Komfort-Druck eingestellt hat, wird es mit einer Akkuladung etwas knapp.
Schön auch zu sehen, dass die Geräteanzeige und das RDKS genau übereinstimmen.