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Soziale Aspekte des Schraubens

Themenstarteram 17. Januar 2025 um 8:32

Wenn ihr Autos reparieren könnt, weiss das euer Umfeld und ihr werdet entsprechend um Hilfe gebeten, wenn etwas zu reparieren oder warten ist. Bei Familie sagt ihr nicht nein, aber wie bei anderen verfahren?

Konkret habe ich folgenden Fall.

Ein Freund hat einen 15 Jahre alten Volvo, an dem immer mal wieder was zu tun ist. Das habe ich auch immer freundschaftlich erledigt, weil er mir bei ganz anderen Themen half, die ich nicht so drauf habe.

Jetzt hat er sich aber auf Kredit einen gebrauchte AMG für 40k Euro zugelegt. Diesen fährt er selten und lässt ihn nur bei Mercedes warten und reparieren.

Wenn was am alten Volvo ist, dann fragt er aber immer noch mich zu erst. Wenn ich mal nicht kann, geht er aber ohne zu murren in eine Werkstatt. Es ist also so, dass man mich einfach fragt, und wenn ich es "gratis" mache (Arbeit zumindest), dann profitiert er gerne davon, wenn das nicht klappt, dann eben nicht.

Irgendwie war das für mich immer halbwegs stimmig, aber seit er die dicke Karre nebenher abstottert finde ich irgendwie, dass das etwas verändert.

Ich finde es irgendwie komisch, dass er diesen grossen Betrag freiwillig für ein Luxusobjekt ausgibt, aber ich ihm gleichzeitig helfe ein paar Hundert Euro einzusparen, wenn ich ihm an einem Samstag einen neuen Kühler einbaue. Früher habe ich das gerne gemacht, weil ich dann dachte, er hat jetzt Geld gespart und das hilft demjenigen jetzt. Ich helfe grundsätzlich gerne.

Aber wenn ich sehe, dass er eine dicke Karre abbezahlt, dann heisst das, dass meine Hilfe, um eine Reparatur günstiger zu erledigen, im Grunde gar nicht gebraucht wird.

Ablehnen möchte ich ihn nicht, weil ich glaube, dass das unsere Balance stören würde. Im Grunde will ich, dass er mich gar nicht mehr fragt. Jedes Mal, wenn er fragt, kommt dieses innere Thema auf. Es fühlt sich dann so an, also wolle er von mir profitieren, obwohl er es sich eigentlich locker leisten könnte anderweitig zu erledigen.

Vielleicht ist es im Grunde auch so, dass ich von morgens bis Abends arbeite, nicht so viel Geld habe und beruflich nicht da bin, dass ich mir "mal eben" für 40k einen AMG spendiere, aber dann trotzdem noch meine Zeit rausnehmen "soll" um jemandem, der schon "hat", "noch mehr" zu helfen.

Eigentlich will ich, dass er erkennt, dass ich das jetzt unangemessen finde, und ich nicht zu einer Konfrontation gedrängt werde.

Kennt ihr sowas?

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18 Antworten

Das kann ich gut nachvollziehen.

Andererseits kann ich ihn aber auch verstehen, dass er in so eine alte Karre nicht viel Geld reinstecken möchte. Welches die Werkstatt unweigerlich für jedwede Reparatur an dem alten Fahrzeug fordern wird.

Zitat:

@Klappstuhl5000 schrieb am 17. Januar 2025 um 09:32:07 Uhr:

..., weil er mir bei ganz anderen Themen half, die ich nicht so drauf habe.

...

wenn das weiterhin greift, dann verstehe ich ehrlich gesagt das Problem nicht. Hast du denn mal mit ihm direkt darüber gesprochen, dass dir deine Zeit auch etwas wert ist? Also sollte er mal nicht "bei Themen helfen können"? Sag ihm doch einfach bevor du die Arbeit X oder Y angehst, was du dir als Gegenleistung von ihm wünschen würdest.

Ich sags mal ganz frei raus: Sprechen hilft! Aber nicht zuerst mit dem Internet oder anderen sondern lieber direkt dort wo man das auch direkt klären kann. Vielleicht macht er sich dazu weniger Gedanken als du und merkt den Umstand so gar nicht. Hat doch jeder im Leben ganz unterschiedliche Vorstellungen und Prioritäten. Muss man nur mal drüber sprechen.

Solange Du nicht lernst NEIN zu sagen wird sich nichts ändern und er wird es ausnutzen.

Ich bin jetzt 58 und habe mich schon lange solcher "Freunde" (sind nämlich keine) entledigt. Sie kamen und meldeten sich nur wenn was am Auto war.

Also zieh einen klaren Strich.

Themenstarteram 17. Januar 2025 um 8:57

Zitat:

@dMaggus schrieb am 17. Januar 2025 um 09:39:08 Uhr:

Zitat:

@Klappstuhl5000 schrieb am 17. Januar 2025 um 09:32:07 Uhr:

..., weil er mir bei ganz anderen Themen half, die ich nicht so drauf habe.

...

Hast du denn mal mit ihm direkt darüber gesprochen, dass dir deine Zeit auch etwas wert ist?

Ja. Er sagt dann, er gehe dann einfach in eine Werkstatt, wenn ich nicht kann.

Einmal sagte ich aber nicht, dass ich nicht kann, sondern dass ich nicht will, das akzeptierte er zwar auch, ich merkte aber, dass das nicht seiner Vorstellung einer Freundschaft entspricht, weil er der Meinung ist, er helfe mir auch immer. Stimmt grundsätzlich. Seine Hilfestellungen für meine Belange sind aber deutlich seltener als das was ich an seinem Auto erledige.

Mich stört im Grunde diese plumpe standardmässige abfragen ob ich es zuerst gratis mache, als sei ich die Standardlösung.

Gleichzeitig habe ich offenbar nicht die Möglichkeit, es nicht zu tun weil ich einfach nicht will, ohne dabei die Freundschaft zu schädigen. Vielleicht sagt das ja schon alles. Es stört mich, dass er das nicht automatisch merkt, sondern, dass ich das sagen muss, und wenn ich es dann sage, es dann die Stimmung knickt.

Im Grunde weiss ich schon länger, dass das für mich nicht mehr passt und was vielleicht zu tun ist. Hat sich über die letzten Jahre so entwickelt.

Wir sind schon seit 10 Jahren befreundet. Es stört mich im Grunde, dass er nicht merkt, dass ich das mittlerweile nicht mehr angemessen finde, mir aber gleichzeitig die Möglichkeit nimmt, es "sozialverträglich" zu kommunizieren. In meinen Augen beendet er damit die Freundschaft, ohne es selbst zu merken.

Fand es immer interessant, was die sozialen Aspekte der Auto Schrauberei sein können, und was ihr so für Geschichten auf Lager habt.

Bei der Überschrift hab ich spontan an etwas anderes gedacht: Die Gelegenheit zusammen zu kommen, zusammen zu schrauben, ein Bierchen dabei schlabbern, Musik hören, plaudern, usw. So machen ich und mein Kumpel das seit Jahrzehnten, mindestens einen Tag die Woche, zur Zeit immer Dienstags, weil es da bei uns passt.

Ich mache auch immer wieder mal etwas für Freunde und Bekannte, immer auf der Basis der Gegenleistung. Da sind auch immer mal Leute dabei, die ich schon seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen hatte. Manchmal werde ich auch gefragt: "Was bin ich dir schuldig"? Wedelnd mit dem Geldbeutel in der Hand. Leute, die nicht bereit sind, mir auch mal zu helfen und mit aller Gewalt etwas bezahlen wollen sind mir ehrlich gesagt unsympathisch. Es muss halt am Ende passen.

mfg

Das ist für ihn selbstverständlich, ohne groß darüber nachzudenken. Wenn deine Hilfe nichts kostet, warum nicht.

Jetzt muss er wahrscheinlich noch mehr sparen als vorher. Aber man kann auch mal nein sagen, denn selber hat man auch mal keine Zeit.

Naja, 40K € auf Pump.... dann noch die ziemlich hohen AMG-Wartungskosten....ich sags mal ohne zynisch wirken zu wollen:

Vielleicht braucht er gerade jetzt Deine kostenlose Hilfe, da er den Volvo wohl nach wie vor als Hauptfahrzeug zu nutzen scheint.

Ich würde vielleicht Folgendes tun, vielleicht versteht er den Wink:

Frag ihn das nächste Mal, wenn er Dich um einen Gefallen bittet, warum er den Volvo nicht einfach verkauft. Er hat ja jetzt einen AMG.

normal dividiert sich das dann auseinander. Du merkst, dass das nichts mehr für dich ist und er wird deine Abfuhren nach und nach dann auch entsprechend deuten.

So kennen es sicherlich auch viele andere, weil nicht direkt den Draht zueinander finden. Hattest du mal konkret angesprochen was du als Gegenleistung gerne erhalten möchtest? Da könnte es durchaus noch eine Chance geben.

Je nachdem wie zufrieden er mit deiner Arbeit ist, zieht er dann doch eher vor die Sachen bei dir - auch für Bezahlung - erledigen zu lassen. Vertrauen in die Arbeit und Zuverlässigkeit, sind Dinge, die einen besonders hohen Wert haben können. In der Werkstatt herrscht Zeitdruck, Kosteneinsparung und/oder Kostendruck. Nur weils flott erledigt wird, muss die geleistete Arbeit ja nicht maßgeblich die Zufriedenheit beider Parteien entsprechen.

Aus persönlicher Erfahrung: bei denen wo die Chemie stimmt, wird man sich immer einig.

Oder mach eine humorvolle Bemerkung:

"Ich hätt nochmal Lust auf gemeinsames Grillen. Da kenn ich einen Bio-Hof, bei dem man sehr gutes Fleisch bekommt. Und das Hofbräu von denen ist auch sehr gut." :)

Es muss ja nicht immer Geld sein, man kann auch natural vergüten.

Ansonsten, der zuvor genannte Vorschlag ist ja auch nicht übel:

Häufe Deine Absagen einfach. Du hast halt andere Dinge vor.

Themenstarteram 17. Januar 2025 um 9:24

Zitat:

@dMaggus schrieb am 17. Januar 2025 um 10:05:29 Uhr:

Hattest du mal konkret angesprochen was du als Gegenleistung gerne erhalten möchtest?

Das so direkt auszuhandeln fühlt sich für mich unangenehm an.

Es fällt mir schwer, es dann noch als Freundschaft und nicht als Zweckgemeinschaft zu sehen. Wo verläuft da eigentlich die Grenze.

Er hat mir ein paar mal bei steuerlichen Angelegenheiten geholfen (er ist Steuerberater), aber mittlerweile habe ich mir mein für mich relevantes Wissen darüber selbst angeeignet, damit ich es selbst erledigen kann und nicht immer ihn fragen muss.

Umgekehrt passiert das aber nicht, denn:

Ein anderer Lösungsansatz, den ich die letzte Zeit verfolgt habe war, ihm beizubringen wie er sein Auto selbst repariert und wartet. Das fand er anfangs eine gute Idee, verlor aber schnell das Interesse und hat grundsätzlich kein Eigeninteresse und darum tut sich in dem Bereich nichts. Das fehlende Interesse kann ich mit keiner noch so guten Erklärung eines technischen Sachverhalts wett machen.

(Er hat innerhalb der Familie sogar eine Hebebühne und Werkzeuge die er benutzen kann, daran würde es ihm also nicht mangeln. Fehlt nur der Wille.)

Er denkt wohl, bevor er sich die Finger schmutzig macht, kann er auch in eine Werkstatt fahren (was er dann auch macht).

In seinen Augen ist es stimmig erst mich zu fragen, ob ICH mir für IHN die Finger schmutzig mache, während er das nicht mal für sich selbst tut. Das ist für mich irgendwie das Problem.

Würden wir zusammen überm Motor hängen und er lernen wollen, wäre das eine ganz andere Situation.

Er hat eine super Werkstatt an der Hand, die alles zu seiner zufriedenheit ausführt. Kostet aber halt.

Er denkt ich sei Auto-Gott, weil ich um den Motor greife, ein Ölregelventil ausbaue, einen O-Ring für 1 Euro ersetze und so eine Ölundichtigkeit behebe in unter einer halben Stunde und mit 24h Vorlaufzeit, wo die Werkstatt das ganze Ventil für 250 Euro ersetzt hätte und erst in 4 Wochen einen Termin gehabt hätte.

Was keiner sieht ist, dass ich am Abend vorher 3 Stunden das Internet durchforste um die Lösung dann zu kennen, damit ich dann in der eiskalten Werkstatt nicht länger als nötig rumprobieren muss, und direkt weiss was zu tun ist. Mich stört das fehlende Eigeninteresse.

Was sind denn so eure Erfahrungen im Umfeld? Dass man Leute ablehnen muss, die offensichtlich nur profitieren wollen, das kommt oft vor, aber kam das Thema schonmal als Keil zwischen euch und einer "näheren" Person?

Zitat:

@Klappstuhl5000 schrieb am 17. Januar 2025 um 09:57:47 Uhr:

Fand es immer interessant, was die sozialen Aspekte der Auto Schrauberei sein können, und was ihr so für Geschichten auf Lager habt.

Das betrifft aber nicht nur die Autoschrauberei.

Da wird jedes "produktive" Hobby mit betroffen sein.

Ich mach ja in Holz, was ich da schon für Anfragen von Bekannten/Freunden/Kollegen bekommen habe.

Ich finde da merkt man sehr gut, wie sehr man selbst, das Produkt/Arbeit, Zeit.... (ein)geschätzt wird.

 

Bist Du evtl. einfach nur neidisch und ärgerst dich darüber wie dein Freund sich seinen Lebensstil ermöglicht ?

Klärende Worte mit deinem Freund wären hilfreich.

Du fühlst Dich ausgenutzt? Vertrau Dir einfach selber und nimm dieses Gefühl ernst. Nach Deinen Schilderungen bin ich sicher, dass es schlicht so ist: Er nutzt Dich aus. Du möchtest aus dieser Situation offenbar heraus kommen, möchtest / kannst aber keinen Dissens / Konflikt aushalten. Genau das ist aber die Basis des Ausnutzungsverhältnisses. Damit spielt er. Werde Dir klar darüber, was DU willst, was sich DEINEM Gefühl nach ändern muss. Sprich auch mal mit anderen, dritten, Unbeteiligten darüber (nicht nur hier, sondern mit echten Freunden). Wenn das Verhältnis Dir nicht Freude macht und positive Stimmung, dann verändere es. Wenn Dein Bekannter / Freund (?) dann anfängt zu stressen, und sei es auch nur subtil, mit „Enttäuschung“ oder anderen Reaktionen, die Dir dann ein mieses Gefühl von Schuldigkeit oder „Undankbarkeit“ geben, dann ist das der Beweis dafür, dass es nicht Freundschaft auf Augenhöhe und Gegenseitigkeit ist, sondern Ausnutzung, ein toxisches Verhältnis. Immer dran denken: Veränderung beginnt mit „Nein“ sagen.

Als Steuerberater muss er eigentlich passable Entlohnung erhalten. Da finde ich kann man also wirklich sehr entspannt sein und auch ruhig mal sagen, dass der Ölwechsel, der Tausch der Bremsbeläge oder was auch immer gerne mit einem Kasten Bier, einer Einladung ist Restaurant/Kneipe oder einer anderen Leistung zu entlohnen wäre. Du musst dir jedoch im Klaren sein, was für dich angemessen ist. Der eine freut sich über'n 5er in der Spardose, der nächste setzt einen Stundenlohn an und wiederum der nächste Handelt eine Leistung dafür aus. … also ich für meinen Teil finde das anfertigen der Steuererklärung schon irgendwie immer doof. Klar, irgendwann hast du deine Vorlage, aber Gesetze ändern sich ja auch fortwährend und wer könnte das schon besser wissen als er?

Die Einstellung den Weg der Bequemlichkeit zu gehen, den haben manche nun mal. Die lernen aber auch nur daraus, wenns nach und nach eben keinerlei Bequemlichkeit mehr ohne Leistung gibt. Alternativ eben der Hinweis: sprich ihn an! Sag: "Du, den Kühler tauschen, da brauch ich von dir aber mal X oder Y. Ich verbringe die Zeit gerne mit dir und habe da auch Freude am Hobby, aber die Zeit fehlt mir dann anderswo.". Anhand seiner unmittelbaren Reaktion wirst du dann feststellen, wie ernst es mit der Freundschaft ist bzw. ob ihm dann auch mal bewusst wird, dass solche Dinge keine Selbstverständlichkeit sein können. Früher sagte man dazu: "sich ehrlich machen". Eine Hand cremt die andere…

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