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Spurvermessung nach Radwechsel
Hallo zusammen,
ich habe gestern bei meinem Sorgenkind nach dem Radwechsel die Spur vermessen lassen und mich zunächst darüber gefreut, daß die Spur/Sturz/Nachlaufwerte an der Vorderachse endlich im Soll sind. Nur leider zieht der Wagen trotzdem ziemlich deutlich nach rechts. Überhaupt sind die Sturzwerte vorne wie hinten im Vergleich zur letzten Messung verdächtig niedrig.
Nun war es so, daß man die Vermessung auf der selben Bühne (4-Säulenbühne mit integriertem Radfreiheber in den Fahrschienen) gemacht hat, wie den Radwechsel, ohne das Fahrzeug zu bewegen, respektive auf 'Fahrhöhe' einzufedern. Hinzu kommt, daß der Achsfreiheber 'Schlagseite' hatte, links und rechts also ungleichmäßig angehoben bzw. abgesetzt hat.
Nun habe ich den Verdacht, daß man durch diese Vorgehensweise die Messung vermurkst hat. Jeder kennt es ja von zu Hause, wenn man beim Radwechsel jedes Rad einzeln anhebt und absetzt, steht der Wagen zu hoch und setzt sich erst, nachdem man ihn ein paar Meter bewegt hat.
Was meint ihr, sollte ich die Vermessung reklamieren? Oder sollte durch das Anheben aller 4 Räder die Messung nicht beeinträchtigt werden?
Danke und Grüße
Olli
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7 Antworten
@autofahrer23
das Problem hast Du schon selbst richtig erkannt.
Anheben und dann vermessen ohne ein Stück das Fahrzeug zu bewegen ist schlicht weg murks !
Jedes Spiel in den Trag-, Führungs- und Spurstangengelenken, sowie Druck durch Absetzen des Fahrzeuges verfälschen die Meßergebnisse total. (Übrigens: auch jedes neue Gelenk hat ein geringes, zulässiges Spiel. Das nur, um Komentare hierzu zu vermeiden).
Ich pers bin auch auch kein Freund von Vermessungen auf 4-Säulen-Bühnen. Das ist heute fast überall so üblich, aber eine Vermessungsgrube, oder zumindest ein glatter Boden in Wasserwage sind deutlich bessere Voraussetzungen für eine Vermessung.
Ich habe bei einem Reifenhändler eine 4-Säulenbühne gesehen (erlebt), auf der Oldtimer mit einem Vorschlaghammer an irgendwelchen Stellen "gerichtet" wurden. Nach einigen Jahren konnte man mit bloßem Auge sehen, daß die Fahrspuren der Bühne nicht mehr gerade waren.
Ich konnte das derzeit gut beobachten, weil wir mit unserer Firma nur wenig entfernt waren. Immer wieder kamen dann Fahrzeuge zu uns, welche dort vermessen und eingestellt wurden, aber zur Seite zogen, oder nach kurzer Zeit einen annormalen Reifenverschleiß hatten.
Wenn wir diese Fahrzeuge dann auf unserer Vermessungsgrube (nach Stand der von Matra optimalen Vermessungsgrube) hatten, so waren die Ergebnisse oft katastrophal. Wir hatten derzeit ein optisches Marken-Achsmeßsystem. Der Vorteil: Sehr genau, auch sehr gut einem Auszubildenden zu erklären, da man mit einem Stück Pappe den Lichtstrahl verfolgen und erklären kann. Der Nachteil: Lange Aufbauzeit und Einrichtzeit.
Als Peugeot für ihre Werkstätten dann zumindest ein einfaches, mechanisches Achsmeßgerät (die NC27) vorschrieb haben wir uns dieses mal bei einem befreundeten Händler genau angesehen und selbst bewertet. Bereits dieses einfache Achsmeßgerät bringt auf wasserwagenem Boden beste Ergebnisse. Da die Messung damit sehr schnell ging haben wir uns für die (vorgeschriebene, aber vom Zeitaufwand nicht machbar. Meist wird nur auf ungleiche Reifenabnutzung geachtet und wenn vorhanden dem Kunden eine Achsvermessung empfohlen) Messung bei Inspektionen zusätzlich noch so ein Teil zugelegt. Es muß also weder ein optisches, noch ein digitales Meßgerät sein.
Auch hier wurden die Meßplatten aufgestellt und das Fahrzeug ohne anheben direkt auf die Platten aufgefahren. Auch kein Vor- und Zurückfahren durfte erfolgen.
Ich hoffe Dir gute Hinweise gegeben zu haben und verbleibe mit
L.G. der olle-biker
p.s.:
eigentlich selbstverständlich, aber der Vollständigkeit halber:
Ein Fahrzeug muß vor der Vermessung überprüft werden auf: Spiel der Gelenke, Luftdruck, ungleiche Reifenabnutzung. Erst wenn das alles stimmt kommt das Fahrzeug auf die Vermessung.
Noch etwas um Diskussionen vorzubeugen:
Mit einer NC27 Meßbrücke kann man nur eine Achse (meist Vorderachse) und dann die nächste Achse (meist Hinterachse) vermessen. Bei mehrachsigen Fahrzeugen entsprechend nacheinander.
Ein Achsversatz seitlich, oder diagonal ist damit alleine nicht zu ermitteln.
Die Achsmeßbrücke kann: Spur, Sturz, Spurdifferenzwinkel, Nachlauf und Spreizung messen.
Wenn das alles stimmt und dennoch ein wegziehen zur Seite vorliegt muß die Hinterachse im Verhältnis zur Vorderachse eingemessen werden, also Diagonalversatz in erster Linie. Das geht am besten mit einem optischen oder digitalen Meßsystem, weil hier das Fahrzeug zu einer Ebene (früher beim optischen System ein Frontspiegel) rechtwinklig ausgerichet wird und somit Schrägversatz der Hinterachse zur Vorderachse gemessen werden kann.
L.G. sendet der olle-biker
Nach einer vermessung der Spur ist dringend dazu zu raten den Reifen von vorne nach hinten zu montieren. Vor allem dann wenn das Fahrzeug nach einer Seite zieht.
MfG kheinz
Kannste den Schenkelklopper mal erklären?
Zitat:
@crafter276 schrieb am 22. Mai 2024 um 14:53:30 Uhr:
Nach einer vermessung der Spur ist dringend dazu zu raten den Reifen von vorne nach hinten zu montieren. Vor allem dann wenn das Fahrzeug nach einer Seite zieht.
MfG kheinz
Zitat:
@benprettig schrieb am 23. Mai 2024 um 09:00:24 Uhr:
Kannste den Schenkelklopper mal erklären?
Der crafter war mit sowas schon im Fahrzeugpflege Forum unterwegs. :D
Ich lerne gerne dazu und weiß das es bei vielen Fronttrieblern Sinn macht, zwischen den Achsen zu tauschen, um Sägezahnbildung zu verringern. Aber stets im Blick behalten, dass das bessere Profil nach hinten gehört. Auch wenn man meint es gehört auf die Antriebsachse.
Aber nach einer Vermessung?
Wo soll es da nur annähernd Sinn machen?
Wenn die Reifen durch eine verstellte Spur ungleichmäßig abgefahren sind, kann das durchaus Sinn machen, da in meinem Fall neue Reifen montiert wurden, allerdings nicht.