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Stellmotoren Klimaanlage Reparatur
Hallo Gemeinde,
anbei eine Anleitung zur Reparatur der dutzendfach verbauten Stellmotoren der Klimaanlagen bei VAG.
Die Materialnummer der Stellmotoren ist augenscheinlich immer die gleiche, die Antriebshebel sind aufgeclipst und können einfach entfernt werden, müssen aber nicht: 52411483R04
VCDS hat mir drei defekte Stellmotoren angezeigt, zwei auf der Fahrerseite vorne, einer am Klimagerät hinten. Beim "Befreien" der Stellmotoren habe ich mich trotz Anleitung recht schwer getan, was mich später dazu veranlasst hat, gleich alle erreichbaren Stellmotoren auf meine Lösung umzubauen. In meinem Fall mit der Komfortklimaanlage am Q7 Bj. 2006 sind das für vorne links 2+3 Stück jeweils auf einem Montageblech gruppiert, und hinten am Klimagerät 4 Stück. Bevor ich die Motoren abgebaut habe, habe ich mit einem Brother P-touch sowohl die Antriebe als auch die Stelle, wo sie verbaut sind, gekennzeichnet mit den Bezeichnungen aus VCDS bzw. der Rep.-Anleitung. Aus den Antrieben tritt eventuell etwas Fett aus, dann hält der Aufkleber nicht, vorher also mit BreKu dran gegen.
Vorteil: Die Stellantriebe lassen sich einfach auseinanderbauen, sind zwar verrastet, aber beim vorsichtigen Öffnen reißen keine Schnappriegel ab. Beim Blick hinein ist erst einmal alles sehr hochwertig verarbeitet, wenn auch von primitiver Technik. Der Motor hat eine Messingschnecke, die restlichen Zahnräder sind aus Kunststoff, ausreichend gefettet und waren bei allen meinen Antrieben, auch den defekten, in einem einwandfreien Zustand ohne sichtbaren Verschleiß. An dem letzten Zahnrad vor dem Getriebe-Ausgang ist auf der Unterseite der Hebel angebracht, von oben ein einfaches Poti, welches über drei Anschlüsse herausgeführt ist. Damit wird die Stellung abgefragt (Bild 6). Endschalter gibt es nicht, die entsprechenden Hebel setzen den Anschlag mechanisch. Der Strom der Originalantriebe beträgt ca. 11mA (Motor im Leerlauf) bis 13mA (im Antrieb verbaut, jedoch ohne eine Klappe anzutreiben. Am Anschlag blockiert der Elektromotor, das ist konstruktiv so vorgesehen. Dann steigt der Strom auf ca. 340mA. Ich gehe davon aus, dass die Steuergeräte das entsprechend auswerten und dann den Strom begrenzen. Da der Strom bei den umgebauten Antrieben geringfügig steigt, ist es gut zu wissen, dass der Unterschied zwischen Normalbetrieb und Blockieren bei gut Faktor 30 liegt.
Natürlich sollte man nach dem Ausbau immer prüfen, ob die Klappen gängig sind, was bei mir bei allen Klappen der Fall war.
Die verbauten Motoren sind von Mabuchi, eigentlich ganz ordentliche Qualität. RF-370CB 11630. Die Motoren sind inklusive des elektrischen Anschlusses eingeclipst und lassen sich ebenfalls sehr leicht aus dem Getriebe entfernen.
Der Steckeranschluss ist eigentlich 6-polig, wovon einer nicht belegt ist. von oben auf den Antrieb gesehen
(Hebel unten) sind links zwei Pins, das ist die der Anschluss für den Motor, dann ist eine Stelle frei, dann drei Pins für das Poti. (Bild 5)
Ich habe in meiner Computerwühlkiste ein Lüfteranschlusskabel gefunden, mit dem ich die Motoren anschließen kann. (Bild 10) Das Kabel braucht ihr auf jeden Fall, da ihr nach der Reparatur die Antriebe in die Servicestellung bringen müsst. Diese ist bei den Antrieben unterschiedlich (Mal am Anschlag, mal in der Mitte, welcher in welche Stellung muss ist in den Rep-Anleitungen bei ErWin beschrieben.)
ErWin: Offizielle VW/AUDI Seite, wo man gegen wenig Geld Online Zugriff bekommt und sich LEGAL alle PDFs, die man für sein KFZ braucht, in Ruhe herunter laden kann. Ein Tipp: Ladet auch zur Klimaanlagenreparatur alle anderen Anleitungen mit runter, da für gewisse Demontagearbeiten auf andere Anleitungen verwiesen wird, z.B. "Karosseriearbeiten innen"
Alle drei vom VCDS bemängelten Antriebe wiesen einen Kurzschluss am Motor auf. Nach Entfernen des hinteren Lagerschildes ergab sich das Fehlerbild entsprechend Bild 1: die "Bürsten" sind pro Pol drei kleine Metallfinger, die mit etwas Silber beschichtet sind. An der Auflagestelle brennen die durch und brechen ab. Wenn der Motor dann die Drehrichtung ändert, werden die abgebrochenen Finger irgendwann auf die andere Seite hin verbogen, treffen dort die "Finger" der zweiten Bürste, und schon ist der Kurzschluss da. Reparatur der Bürsten unmöglich. Bild zwei zeigt den Originalzustand. Grund für das Schadensbild ist auch klar: Die Motoren sind zwar immer nur kurz im Einsatz (wenige Sekunden von einem an den anderen Anschlag) und dürften von daher eigentlich keinen Verschleiß zeigen, dafür werden sie aber sehr oft angesteuert. Der Anlaufstrom ist wesentlich höher als der Betriebsstrom und dafür sind die zarten Bürsten nicht ausgelegt.
Gleich mal vorweg, Mabuchi-Motoren gibt es am Markt mehr als genug, aber nicht diese Ausführung, die wir hier brauchen, und schon gar nicht mit dieser speziellen Messingschnecke. Außerdem wollte ich diese liderlichen Bürsten auch gar nicht mehr verbauen.
Die Kodierung ergibt folgendes: RF-370CB 11630 bedeutet: "R" Rundmotor, "F" für eben die grottigen Fingerbürsten; "38" ist der Ankerdurchmesser und die Gehäusegröße, "0" ist die Polzahl, in diesem Fall 3, "C" synthetischer Gummimagnet, "B" ist die Variante des Kunststofflagerschildes "A", "14" ist der Drahtdurchmesser und "630" die Windungszahl. Von all diesen Daten sollte man beim Ersatz so wenig wie möglich abweichen. Fündig geworden bin ich beim Elektroteilehandel www.pollin.de. Die Motoren mit der Bestellnummer 310645 sind dort das Stück für 1,05€ (!!!) bei Stückzahlen größer 10 erhältlich, die Mabuchi-Bezeichnung ist RK-370CA-14420. Das "K" nach dem "R" steht dabei für Kohlebürsten, genau das, was ich wollte. (Siehe Bild 3) Diese Kohlen sind wesentlich weniger anfällig gegen hohen Startstrom. Die restlichen Daten sind unerheblich, da wir nur das rückwärtige Lagerschild verwenden, der Rest der Motoren wird wiederverwendet. Das verändert so wenig Parameter wie möglich und erspart uns das Abpressen der Messingschnecke, von der Montage ganz zu schweigen.
Einziger Wermutstropfen des neuen Lagerschildes: Die Anschlussfahnen stehen nicht senkrecht, sondern waagerecht. (Bild 4) Damit passen die Fahnen nicht mehr in die Y-förmigen Kontakte im Getriebegrundkörper. Grundsätzlich aber kein Problem, das wird später einfach angelötet. (Bild 8)
Grundsätzlich spielt es bei einem Gleichstrommotor mit Permanentmagneten eine Rolle, wie die Kohlebürsten wieder aufgesetzt werden, da der Magnet ein feststehendes Magnetfeld bildet und die Stellung der Bürsten das Magnetfeld im Anker entsprechend dazu ausbildet. Beide Felder sollen sich möglichst effektiv abstoßen, eine Fehlstellung der Bürsten ändert die Stromaufnahme, die Drehzahl und das Drehmoment. Der Winkel der Bürsten im Inneren ist bei RF und RK gleich. Wenn ihr also den neuen Lagerschild genau gleich wie den alten aufsetzt, sprich mit dem roten Anschluss genau auf Höhe der zweiten Zeile der Beschriftung, ist alles in Butter. (Bild 7 zeigt den Original Lagerschild, in dieser Position muss der neue auch sitzen) Die Bürstenkomponenten lassen sich im Lagerschild leider nicht tauschen. Der Ankerachsendurchmesser ist gleich. Das Lager ist im Lagerschild hinten offen, befindet sich aber später im Getriebegehäuse, in meinen Augen unkritisch.
Bevor ihr den Motor einsetzt, muss noch ein winziges Teil Kunststoff entfernt werden, im Bild 9 am Anschluss auf der rechten Seite sieht man unterhalb des Kontakt-Y eine helle Bruchstelle. Bitte unbedingt darauf achten, dass der rote Punkt auf dem Lagerschild immer in Richtung Anschlussstecker zeigt, sonst wird der Motor in der falschen Drehrichtung angesteuert.
Danach die Anschlüsse anlöten und den Getriebedeckel wieder aufschnappen. Motoren aufs Blech schrauben und in Grundstellung bringen. Am rückwärtigen Klimagerät sind die Antriebe einzeln und gut zugänglich, da kann man sich die Grundeinstellung sparen.
Für die eiligen Leser nochmal in der Kurzfassung:
-Zuvor ein Tipp: Schreibt euch beim Auseinanderbauen die einzelnen Schritte genau auf, der Zusammenbau ist mit Hilfe der Reparaturanleitungen sehr unübersichtlich, weil oft gesprungen wird. Speziell hinten habe ich beim Zusammenbau die Reihenfolge mehrmals vertauscht und dadurch eine Stunde länger gebraucht.
-Alles in allem, wenn man die neuen Motoren da hat, ist das an einem Tag zu schaffen.
-Antriebe kennzeichnen, ausbauen. In Grundstellung bringen ist sinnlos, da die Dinger sich eh' nicht mehr bewegen.
-Klappengängigkeit kontrollieren.
-Motoren Nr. 310645 bei www.pollin.de oder sonstwo bestellen (RK-370CA 14420)
-Antrieb öffnen
-Motor ausclipsen
-Lagerschild entfernen
-Neuen Lagerschild verbauen, dabei den Anker von der Schneckenseite her soweit als möglich in das Gehäuse drücken. Winkelposition beachten (Plusanschluss (rot) auf Höhe der zweiten Beschriftungszeile)
-Mini-Kunststoffzunge entfernen (Bild 9)
-Motor einbauen, roter Punkt zum Steckeranschluss hin
-Gehäuse zurasten
-Funktion elektrisch prüfen. Bei richtiger Polung (+ auf rotem Punkt, habe mir leider nicht gemerkt welcher Anschlusspin das ist) dreht der Hebel immer (!) im Uhrzeigersinn wenn man auf den Hebel schaut, also von unten auf den Antrieb.
-Antrieb einbauen
-Antrieb mit dem Adapterkabel im eingebauten Zustand im Fahrzeug prüfen. Dazu braucht es unter dem Armaturenbrett mindestens einen Spiegel oder eine Kamera.
-Wenn alles soweit elektrisch wieder angeschlossen ist, im VCDS die Fehlermeldungen löschen und die Antriebe einzeln durchfahren.
Wie gesagt, ich habe bei mir gleich alle neun Antriebe umgebaut, weil ich keine Lust habe, den ganzen Ramsch in drei Monaten wieder auseinander zu bauen. Allerdings muss ich auch sagen, dass alle als nicht defekt gezeigten Antriebe nicht den Eindruck gemacht haben, als wären sie in den nächsten Wochen gestorben. Das sieht man aber erst nach dem Öffnen, und dann kann man sie auch gleich umbauen.
Noch etwas für die ganz Genauen: Die Motorenströme steigen etwas, um ca. 20 bis 70%. Allerdings arbeiten wir ja im Milliampere-Bereich, ich halte das für unkritisch. Kommt vermutlich daher, dass die Kohlebürsten doppelt am Anker aufliegen. Da wir am Anker selbst nichts verändert haben, hat der Motor also mehr Leistung und wird dadurch die Klappen etwas kräftiger bewegen. Sofern man bei 0,2 bis 0,4 Watt überhaupt von "Leistung" sprechen kann.....
Natürlich sind die Kohlebürsten lauter, das habe ich gemessen. Nicht akribisch, aber mit dem iPhone SE mit der App "Decibels": Bei einer Grundlautstärke von ca. 48dB hatte eine funktionierender Originalmotor ca. 55dB im Antrieb, aber ohne Klappe (also auf dem Labortisch), ein umgebauter hatte 62dB. Plus 3dB sind ungefähr doppelte Lautstärke, hier also 6dB, vierfach so laut, aber mal ehrlich, dass fällt nicht auf, zumal beim Betrieb der Klappen, die nicht immer in Bewegung sind, immer der Lüfter läuft, der ist zusammen mit den Luftausströmgeräuschen viel lauter. Im echten Betrieb im Fahrzeug höre ich die Antriebe nicht!
Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Reparieren. Keine Ahnung, was ein neuer Antrieb kostet, ich meine irgendwo 100€ gelesen zu haben, plus Ein-und Ausbau beim Freundlichen. Mal sehen, wann es bei meiner Quh rechts vorne losgeht, da muss dann angeblich laut Reparaturanleitung das ganze Armaturenbrett raus.
Viele Grüße,
Ansgar
Beste Antwort im Thema
Hallo Gemeinde,
anbei eine Anleitung zur Reparatur der dutzendfach verbauten Stellmotoren der Klimaanlagen bei VAG.
Die Materialnummer der Stellmotoren ist augenscheinlich immer die gleiche, die Antriebshebel sind aufgeclipst und können einfach entfernt werden, müssen aber nicht: 52411483R04
VCDS hat mir drei defekte Stellmotoren angezeigt, zwei auf der Fahrerseite vorne, einer am Klimagerät hinten. Beim "Befreien" der Stellmotoren habe ich mich trotz Anleitung recht schwer getan, was mich später dazu veranlasst hat, gleich alle erreichbaren Stellmotoren auf meine Lösung umzubauen. In meinem Fall mit der Komfortklimaanlage am Q7 Bj. 2006 sind das für vorne links 2+3 Stück jeweils auf einem Montageblech gruppiert, und hinten am Klimagerät 4 Stück. Bevor ich die Motoren abgebaut habe, habe ich mit einem Brother P-touch sowohl die Antriebe als auch die Stelle, wo sie verbaut sind, gekennzeichnet mit den Bezeichnungen aus VCDS bzw. der Rep.-Anleitung. Aus den Antrieben tritt eventuell etwas Fett aus, dann hält der Aufkleber nicht, vorher also mit BreKu dran gegen.
Vorteil: Die Stellantriebe lassen sich einfach auseinanderbauen, sind zwar verrastet, aber beim vorsichtigen Öffnen reißen keine Schnappriegel ab. Beim Blick hinein ist erst einmal alles sehr hochwertig verarbeitet, wenn auch von primitiver Technik. Der Motor hat eine Messingschnecke, die restlichen Zahnräder sind aus Kunststoff, ausreichend gefettet und waren bei allen meinen Antrieben, auch den defekten, in einem einwandfreien Zustand ohne sichtbaren Verschleiß. An dem letzten Zahnrad vor dem Getriebe-Ausgang ist auf der Unterseite der Hebel angebracht, von oben ein einfaches Poti, welches über drei Anschlüsse herausgeführt ist. Damit wird die Stellung abgefragt (Bild 6). Endschalter gibt es nicht, die entsprechenden Hebel setzen den Anschlag mechanisch. Der Strom der Originalantriebe beträgt ca. 11mA (Motor im Leerlauf) bis 13mA (im Antrieb verbaut, jedoch ohne eine Klappe anzutreiben. Am Anschlag blockiert der Elektromotor, das ist konstruktiv so vorgesehen. Dann steigt der Strom auf ca. 340mA. Ich gehe davon aus, dass die Steuergeräte das entsprechend auswerten und dann den Strom begrenzen. Da der Strom bei den umgebauten Antrieben geringfügig steigt, ist es gut zu wissen, dass der Unterschied zwischen Normalbetrieb und Blockieren bei gut Faktor 30 liegt.
Natürlich sollte man nach dem Ausbau immer prüfen, ob die Klappen gängig sind, was bei mir bei allen Klappen der Fall war.
Die verbauten Motoren sind von Mabuchi, eigentlich ganz ordentliche Qualität. RF-370CB 11630. Die Motoren sind inklusive des elektrischen Anschlusses eingeclipst und lassen sich ebenfalls sehr leicht aus dem Getriebe entfernen.
Der Steckeranschluss ist eigentlich 6-polig, wovon einer nicht belegt ist. von oben auf den Antrieb gesehen
(Hebel unten) sind links zwei Pins, das ist die der Anschluss für den Motor, dann ist eine Stelle frei, dann drei Pins für das Poti. (Bild 5)
Ich habe in meiner Computerwühlkiste ein Lüfteranschlusskabel gefunden, mit dem ich die Motoren anschließen kann. (Bild 10) Das Kabel braucht ihr auf jeden Fall, da ihr nach der Reparatur die Antriebe in die Servicestellung bringen müsst. Diese ist bei den Antrieben unterschiedlich (Mal am Anschlag, mal in der Mitte, welcher in welche Stellung muss ist in den Rep-Anleitungen bei ErWin beschrieben.)
ErWin: Offizielle VW/AUDI Seite, wo man gegen wenig Geld Online Zugriff bekommt und sich LEGAL alle PDFs, die man für sein KFZ braucht, in Ruhe herunter laden kann. Ein Tipp: Ladet auch zur Klimaanlagenreparatur alle anderen Anleitungen mit runter, da für gewisse Demontagearbeiten auf andere Anleitungen verwiesen wird, z.B. "Karosseriearbeiten innen"
Alle drei vom VCDS bemängelten Antriebe wiesen einen Kurzschluss am Motor auf. Nach Entfernen des hinteren Lagerschildes ergab sich das Fehlerbild entsprechend Bild 1: die "Bürsten" sind pro Pol drei kleine Metallfinger, die mit etwas Silber beschichtet sind. An der Auflagestelle brennen die durch und brechen ab. Wenn der Motor dann die Drehrichtung ändert, werden die abgebrochenen Finger irgendwann auf die andere Seite hin verbogen, treffen dort die "Finger" der zweiten Bürste, und schon ist der Kurzschluss da. Reparatur der Bürsten unmöglich. Bild zwei zeigt den Originalzustand. Grund für das Schadensbild ist auch klar: Die Motoren sind zwar immer nur kurz im Einsatz (wenige Sekunden von einem an den anderen Anschlag) und dürften von daher eigentlich keinen Verschleiß zeigen, dafür werden sie aber sehr oft angesteuert. Der Anlaufstrom ist wesentlich höher als der Betriebsstrom und dafür sind die zarten Bürsten nicht ausgelegt.
Gleich mal vorweg, Mabuchi-Motoren gibt es am Markt mehr als genug, aber nicht diese Ausführung, die wir hier brauchen, und schon gar nicht mit dieser speziellen Messingschnecke. Außerdem wollte ich diese liderlichen Bürsten auch gar nicht mehr verbauen.
Die Kodierung ergibt folgendes: RF-370CB 11630 bedeutet: "R" Rundmotor, "F" für eben die grottigen Fingerbürsten; "38" ist der Ankerdurchmesser und die Gehäusegröße, "0" ist die Polzahl, in diesem Fall 3, "C" synthetischer Gummimagnet, "B" ist die Variante des Kunststofflagerschildes "A", "14" ist der Drahtdurchmesser und "630" die Windungszahl. Von all diesen Daten sollte man beim Ersatz so wenig wie möglich abweichen. Fündig geworden bin ich beim Elektroteilehandel www.pollin.de. Die Motoren mit der Bestellnummer 310645 sind dort das Stück für 1,05€ (!!!) bei Stückzahlen größer 10 erhältlich, die Mabuchi-Bezeichnung ist RK-370CA-14420. Das "K" nach dem "R" steht dabei für Kohlebürsten, genau das, was ich wollte. (Siehe Bild 3) Diese Kohlen sind wesentlich weniger anfällig gegen hohen Startstrom. Die restlichen Daten sind unerheblich, da wir nur das rückwärtige Lagerschild verwenden, der Rest der Motoren wird wiederverwendet. Das verändert so wenig Parameter wie möglich und erspart uns das Abpressen der Messingschnecke, von der Montage ganz zu schweigen.
Einziger Wermutstropfen des neuen Lagerschildes: Die Anschlussfahnen stehen nicht senkrecht, sondern waagerecht. (Bild 4) Damit passen die Fahnen nicht mehr in die Y-förmigen Kontakte im Getriebegrundkörper. Grundsätzlich aber kein Problem, das wird später einfach angelötet. (Bild 8)
Grundsätzlich spielt es bei einem Gleichstrommotor mit Permanentmagneten eine Rolle, wie die Kohlebürsten wieder aufgesetzt werden, da der Magnet ein feststehendes Magnetfeld bildet und die Stellung der Bürsten das Magnetfeld im Anker entsprechend dazu ausbildet. Beide Felder sollen sich möglichst effektiv abstoßen, eine Fehlstellung der Bürsten ändert die Stromaufnahme, die Drehzahl und das Drehmoment. Der Winkel der Bürsten im Inneren ist bei RF und RK gleich. Wenn ihr also den neuen Lagerschild genau gleich wie den alten aufsetzt, sprich mit dem roten Anschluss genau auf Höhe der zweiten Zeile der Beschriftung, ist alles in Butter. (Bild 7 zeigt den Original Lagerschild, in dieser Position muss der neue auch sitzen) Die Bürstenkomponenten lassen sich im Lagerschild leider nicht tauschen. Der Ankerachsendurchmesser ist gleich. Das Lager ist im Lagerschild hinten offen, befindet sich aber später im Getriebegehäuse, in meinen Augen unkritisch.
Bevor ihr den Motor einsetzt, muss noch ein winziges Teil Kunststoff entfernt werden, im Bild 9 am Anschluss auf der rechten Seite sieht man unterhalb des Kontakt-Y eine helle Bruchstelle. Bitte unbedingt darauf achten, dass der rote Punkt auf dem Lagerschild immer in Richtung Anschlussstecker zeigt, sonst wird der Motor in der falschen Drehrichtung angesteuert.
Danach die Anschlüsse anlöten und den Getriebedeckel wieder aufschnappen. Motoren aufs Blech schrauben und in Grundstellung bringen. Am rückwärtigen Klimagerät sind die Antriebe einzeln und gut zugänglich, da kann man sich die Grundeinstellung sparen.
Für die eiligen Leser nochmal in der Kurzfassung:
-Zuvor ein Tipp: Schreibt euch beim Auseinanderbauen die einzelnen Schritte genau auf, der Zusammenbau ist mit Hilfe der Reparaturanleitungen sehr unübersichtlich, weil oft gesprungen wird. Speziell hinten habe ich beim Zusammenbau die Reihenfolge mehrmals vertauscht und dadurch eine Stunde länger gebraucht.
-Alles in allem, wenn man die neuen Motoren da hat, ist das an einem Tag zu schaffen.
-Antriebe kennzeichnen, ausbauen. In Grundstellung bringen ist sinnlos, da die Dinger sich eh' nicht mehr bewegen.
-Klappengängigkeit kontrollieren.
-Motoren Nr. 310645 bei www.pollin.de oder sonstwo bestellen (RK-370CA 14420)
-Antrieb öffnen
-Motor ausclipsen
-Lagerschild entfernen
-Neuen Lagerschild verbauen, dabei den Anker von der Schneckenseite her soweit als möglich in das Gehäuse drücken. Winkelposition beachten (Plusanschluss (rot) auf Höhe der zweiten Beschriftungszeile)
-Mini-Kunststoffzunge entfernen (Bild 9)
-Motor einbauen, roter Punkt zum Steckeranschluss hin
-Gehäuse zurasten
-Funktion elektrisch prüfen. Bei richtiger Polung (+ auf rotem Punkt, habe mir leider nicht gemerkt welcher Anschlusspin das ist) dreht der Hebel immer (!) im Uhrzeigersinn wenn man auf den Hebel schaut, also von unten auf den Antrieb.
-Antrieb einbauen
-Antrieb mit dem Adapterkabel im eingebauten Zustand im Fahrzeug prüfen. Dazu braucht es unter dem Armaturenbrett mindestens einen Spiegel oder eine Kamera.
-Wenn alles soweit elektrisch wieder angeschlossen ist, im VCDS die Fehlermeldungen löschen und die Antriebe einzeln durchfahren.
Wie gesagt, ich habe bei mir gleich alle neun Antriebe umgebaut, weil ich keine Lust habe, den ganzen Ramsch in drei Monaten wieder auseinander zu bauen. Allerdings muss ich auch sagen, dass alle als nicht defekt gezeigten Antriebe nicht den Eindruck gemacht haben, als wären sie in den nächsten Wochen gestorben. Das sieht man aber erst nach dem Öffnen, und dann kann man sie auch gleich umbauen.
Noch etwas für die ganz Genauen: Die Motorenströme steigen etwas, um ca. 20 bis 70%. Allerdings arbeiten wir ja im Milliampere-Bereich, ich halte das für unkritisch. Kommt vermutlich daher, dass die Kohlebürsten doppelt am Anker aufliegen. Da wir am Anker selbst nichts verändert haben, hat der Motor also mehr Leistung und wird dadurch die Klappen etwas kräftiger bewegen. Sofern man bei 0,2 bis 0,4 Watt überhaupt von "Leistung" sprechen kann.....
Natürlich sind die Kohlebürsten lauter, das habe ich gemessen. Nicht akribisch, aber mit dem iPhone SE mit der App "Decibels": Bei einer Grundlautstärke von ca. 48dB hatte eine funktionierender Originalmotor ca. 55dB im Antrieb, aber ohne Klappe (also auf dem Labortisch), ein umgebauter hatte 62dB. Plus 3dB sind ungefähr doppelte Lautstärke, hier also 6dB, vierfach so laut, aber mal ehrlich, dass fällt nicht auf, zumal beim Betrieb der Klappen, die nicht immer in Bewegung sind, immer der Lüfter läuft, der ist zusammen mit den Luftausströmgeräuschen viel lauter. Im echten Betrieb im Fahrzeug höre ich die Antriebe nicht!
Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Reparieren. Keine Ahnung, was ein neuer Antrieb kostet, ich meine irgendwo 100€ gelesen zu haben, plus Ein-und Ausbau beim Freundlichen. Mal sehen, wann es bei meiner Quh rechts vorne losgeht, da muss dann angeblich laut Reparaturanleitung das ganze Armaturenbrett raus.
Viele Grüße,
Ansgar
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2 Antworten
Hat super geklappt.
Ein riesengroßes Dankeschön für diese super Anleitung und vor allem durch die nicht unerhebliche Kosteneinsparung!!!
Hallo VWMike77,
Freut mich, dass du das nach Jahren ausgegraben hast und gut gebrauchen konntest!
Grüße
Ansgar