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Türschloss verriegelte manchmal nicht richtig: Ursache

BMW 5er F10
Themenstarteram 9. Januar 2017 um 21:00

TEIL 1/3

Hallo,

Vorgeschichte:

bereits vor mehr als 2 Jahren ging mal die Alarmanlage los, als eines der Kinder einsteigen wollte: die Tür ließ sich öffnen, obwohl das Fahrzeug noch verriegelt war.

Beim anschließenden Test war die Tür natürlich verriegelt. Damals hatte ich keine Erklärung.

Letztens trat der Effekt wieder auf (Kind öffnete Tür -> Alarm), und seitdem beobachtete ich diese Tür, und kontrollierte ab-und-zu nach dem Abschließen. Tür war immer verriegelt.

Immer noch keine Erklärung: Warum kann das Kind manchmal die verriegelte Tür öffnen, beim Test ist sie aber immer verriegelt?

Dann fiel mir auf, dass sich der Stift dieser Tür deutlich langsamer bewegte, als die Stifte der anderen Türen. Wenn man die Türöffnung ein paar Mal betätigte, wurde der Stift wieder schneller.

Und kurz darauf konnte ich es nachstellen: wenn das Schloss längere Zeit nicht betätigt wurde, funktionierte die erste Schließung danach nicht zuverlässig. Beim 2. Mal funktionierte es wieder.

Vorübergehende Abhilfe: 2x auf den Verschlussknopf am Schlüssel drücken.

In diesem Beitrag berichteten bereits Leidensgenossen darüber: anderer Beitrag.

Dann packte mich der Basteltrieb: ich holte ein Schloss vom Schrotti, warf das Oszilloskop an, und machte verschiedene Messungen am Ersatzschloss. Gemessen wurden Schließzeiten bei verschiedenen Spannungen, Stromaufnahmen, mechanische Funktion.

Bevor die Türverkleidung aufgerissen wurde, wollte ich sicher sein, dass das "neue" Schloss auch 100% funktioniert. Anschließend sollte bei Bedarf damit das defekte Schloss verglichen werden.

Dann wurde die Türverkleidung geöffnet, und direkt am eingebauten lahmen Schloss gemessen: Ansteuerung von Junctionbox war i.O., Stromaufnahme sehr mäßig (halber Strom ggü. Ersatzschloss) -> der Motor im Schloss kam einfach nicht in die Gänge!

Messergebnisse, sowie Hinweise zum Austausch des Schlosses sind auch im oben verlinkten Beitrag.

Das Schloss wurde schließlich getauscht, und funktioniert seitdem problemlos.

Normalerweise wäre die Geschichte hier zu ende, aber die Neugierde verleitete mich, das defekte Schloss zu öffnen, und den Fehler zu suchen.

Bereits beim Ausbau fiel auf, dass das defekte Schloss äußerlich verölt war. Im Inneren war es nicht besser: da war noch mehr Öl, (incl. Öl im Antriebsmotor).

Wenn 5V am Motor angelegt werden, quält sich die Drehzahl langsam hoch: von 1400rpm, auf 2100rpm nach einigen Sekunden. Das passt zum Verhalten, dass der Stift schneller flutscht, nachdem die Verriegelung ein paar Mal betätigt wurde.

Vermutlich ist der Kollektor im Motor verölt, und muss sich erst freibrennen, bis der Motor seine volle Stromaufnahme und Drehzahl hat.

Nachdem der Motor mit einem Universalreiniger "Quickleen" 2x satt gespült, manuell gedreht und ausgeblasen wurde, war die Drehzahl sofort auf 2500rpm. Auch einen Tag später.

Woher kommt das Öl? Die Schlossmechanik ist satt mit Fett geschmiert. Vermutlich hatte sich das Fett entmischt, und dabei Öl in die Umgebung incl. Motor entlassen.

Qualitätsproblem Fett, falsches Fett, zuviel Fett, oder Fett im falschen Bereich aufgetragen???. Die restliche Mechanik war ohne Verschleißanzeichen.

Nach Reinigung und gezieltem Aufbringen von altem Fett funktionierte es wieder wie neu. Neues Fett wäre natürlich besser, da müsste man aber eine geeignete Sorte kennen, dass die Kunststoffteile nicht angreift...

=> nach Reinigung an den richtigen Stellen funktionierte es wieder.

Der problematischere Teil ist das Schloss zu zerlegen, und es anschließend wieder zusammenzubauen (zeige ich in den nächsten beiden Beiträgen).

Ich sehe die Beiträge als Befriedigung der Neugierde der Leser, UND NICHT ALS REPARATURANLEITUNG!

Jeder muss selber abwägen, was er da macht, und Folgendes beurteilen:

- lohnt sich die Fummelei, oder lieber gleich ein Ersatzschloss holen? Mein Ersatzschloss vom Schrotti hatte incl. Versand EUR15 gekostet...

- ist das Schloss ein sicherheitsrelevantes Teil, das überhaupt geöffnet werden darf?

- reichen die handwerklichen Fähigkeiten?

- reicht das technische Verständnis, um die Funktion zu erkennen, und anschließend zu prüfen?

- was passiert, wenn eine Reparatur nicht gelingt, und das Auto dann zwangsweise zerrupft und unverschlossen herumsteht?

- was passiert, wenn das Schloss z.B. falsch montiert wurde, und nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert? Wenn sich die Tür überhaupt nicht mehr öffnen lässt?

- zum Zusammenbau müssen vorher aufgebohrte Nietverbindungen ersetzt werden. Ist der Ersatz durch z.B. Schrauben dauerhaft? Die Kraft auf die Schrauben ist zwar gering, aber zumindest die vom Querbolzen (=Drehpunkt Öffnungshebel innen) muss dauerhaft sein, damit der Bolzen nicht herausrutschen kann. Ansonsten ist die Funktion vom Schloss gefährdet.

1-oel-im-motor
2-motor
3-drehzahl-mit-oel
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Themenstarteram 9. Januar 2017 um 21:00

TEIL 1/3

Hallo,

Vorgeschichte:

bereits vor mehr als 2 Jahren ging mal die Alarmanlage los, als eines der Kinder einsteigen wollte: die Tür ließ sich öffnen, obwohl das Fahrzeug noch verriegelt war.

Beim anschließenden Test war die Tür natürlich verriegelt. Damals hatte ich keine Erklärung.

Letztens trat der Effekt wieder auf (Kind öffnete Tür -> Alarm), und seitdem beobachtete ich diese Tür, und kontrollierte ab-und-zu nach dem Abschließen. Tür war immer verriegelt.

Immer noch keine Erklärung: Warum kann das Kind manchmal die verriegelte Tür öffnen, beim Test ist sie aber immer verriegelt?

Dann fiel mir auf, dass sich der Stift dieser Tür deutlich langsamer bewegte, als die Stifte der anderen Türen. Wenn man die Türöffnung ein paar Mal betätigte, wurde der Stift wieder schneller.

Und kurz darauf konnte ich es nachstellen: wenn das Schloss längere Zeit nicht betätigt wurde, funktionierte die erste Schließung danach nicht zuverlässig. Beim 2. Mal funktionierte es wieder.

Vorübergehende Abhilfe: 2x auf den Verschlussknopf am Schlüssel drücken.

In diesem Beitrag berichteten bereits Leidensgenossen darüber: anderer Beitrag.

Dann packte mich der Basteltrieb: ich holte ein Schloss vom Schrotti, warf das Oszilloskop an, und machte verschiedene Messungen am Ersatzschloss. Gemessen wurden Schließzeiten bei verschiedenen Spannungen, Stromaufnahmen, mechanische Funktion.

Bevor die Türverkleidung aufgerissen wurde, wollte ich sicher sein, dass das "neue" Schloss auch 100% funktioniert. Anschließend sollte bei Bedarf damit das defekte Schloss verglichen werden.

Dann wurde die Türverkleidung geöffnet, und direkt am eingebauten lahmen Schloss gemessen: Ansteuerung von Junctionbox war i.O., Stromaufnahme sehr mäßig (halber Strom ggü. Ersatzschloss) -> der Motor im Schloss kam einfach nicht in die Gänge!

Messergebnisse, sowie Hinweise zum Austausch des Schlosses sind auch im oben verlinkten Beitrag.

Das Schloss wurde schließlich getauscht, und funktioniert seitdem problemlos.

Normalerweise wäre die Geschichte hier zu ende, aber die Neugierde verleitete mich, das defekte Schloss zu öffnen, und den Fehler zu suchen.

Bereits beim Ausbau fiel auf, dass das defekte Schloss äußerlich verölt war. Im Inneren war es nicht besser: da war noch mehr Öl, (incl. Öl im Antriebsmotor).

Wenn 5V am Motor angelegt werden, quält sich die Drehzahl langsam hoch: von 1400rpm, auf 2100rpm nach einigen Sekunden. Das passt zum Verhalten, dass der Stift schneller flutscht, nachdem die Verriegelung ein paar Mal betätigt wurde.

Vermutlich ist der Kollektor im Motor verölt, und muss sich erst freibrennen, bis der Motor seine volle Stromaufnahme und Drehzahl hat.

Nachdem der Motor mit einem Universalreiniger "Quickleen" 2x satt gespült, manuell gedreht und ausgeblasen wurde, war die Drehzahl sofort auf 2500rpm. Auch einen Tag später.

Woher kommt das Öl? Die Schlossmechanik ist satt mit Fett geschmiert. Vermutlich hatte sich das Fett entmischt, und dabei Öl in die Umgebung incl. Motor entlassen.

Qualitätsproblem Fett, falsches Fett, zuviel Fett, oder Fett im falschen Bereich aufgetragen???. Die restliche Mechanik war ohne Verschleißanzeichen.

Nach Reinigung und gezieltem Aufbringen von altem Fett funktionierte es wieder wie neu. Neues Fett wäre natürlich besser, da müsste man aber eine geeignete Sorte kennen, dass die Kunststoffteile nicht angreift...

=> nach Reinigung an den richtigen Stellen funktionierte es wieder.

Der problematischere Teil ist das Schloss zu zerlegen, und es anschließend wieder zusammenzubauen (zeige ich in den nächsten beiden Beiträgen).

Ich sehe die Beiträge als Befriedigung der Neugierde der Leser, UND NICHT ALS REPARATURANLEITUNG!

Jeder muss selber abwägen, was er da macht, und Folgendes beurteilen:

- lohnt sich die Fummelei, oder lieber gleich ein Ersatzschloss holen? Mein Ersatzschloss vom Schrotti hatte incl. Versand EUR15 gekostet...

- ist das Schloss ein sicherheitsrelevantes Teil, das überhaupt geöffnet werden darf?

- reichen die handwerklichen Fähigkeiten?

- reicht das technische Verständnis, um die Funktion zu erkennen, und anschließend zu prüfen?

- was passiert, wenn eine Reparatur nicht gelingt, und das Auto dann zwangsweise zerrupft und unverschlossen herumsteht?

- was passiert, wenn das Schloss z.B. falsch montiert wurde, und nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert? Wenn sich die Tür überhaupt nicht mehr öffnen lässt?

- zum Zusammenbau müssen vorher aufgebohrte Nietverbindungen ersetzt werden. Ist der Ersatz durch z.B. Schrauben dauerhaft? Die Kraft auf die Schrauben ist zwar gering, aber zumindest die vom Querbolzen (=Drehpunkt Öffnungshebel innen) muss dauerhaft sein, damit der Bolzen nicht herausrutschen kann. Ansonsten ist die Funktion vom Schloss gefährdet.

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Themenstarteram 9. Januar 2017 um 21:01

TEIL2/3 Schloss zerlegen

Die Bilder zeigen ein Schloss Fahrerseite hinten, Alarmanlage, kein Softclose, kein Komfortzugang

Das Schloss besteht aus 3 Hauptgruppen:

1) vorderer Teil mit Türverriegelung in Karosserie-Schließbolzen

2) hinteres Hauptgehäuse

3) "Mechatronikplatte" mit Elektrik (Stecker, Hallgeber, Motoren, Zahnräder, Mechanik)

 

- Nieten ausbohren, s. Bilder 1+2

- Haltepömpel für Verbindungsstange zum Stift vorsichtig heraushebeln, s. Bild 3

- Wenn die Niete aus Bild 1 ausgebohrt ist, hängt der vordere Schlossteil (Bild 4) nur noch mit Rastnasen im Hauptgehäuse => Rastnasen aufbiegen, und herausnehmen.

- im Hauptgehäuse steckt die "Mechatronikplatte". Bolzen mit herausgebohrter Niete (aus Bild 2) herausziehen, Blech + Feder für Bowdenzug (Innenbetätigung) ausfädeln (Bild 5)

- Gehäuse an markierten Stellen anheben, und "Mechatronikplatte" herausziehen (Bild 6)

- aufpassen, dass der markierte Hebel nicht hochrutscht -> fixieren (Bild 7)

=> Motor kann jetzt ausgeclipst werden

Bild-1
Bild-2
Bild-3
+4
Themenstarteram 9. Januar 2017 um 21:02

TEIL3/3 Schloss zusammenbauen

- die ausgebohrten Nietverbindungen müssen ersetzt werden, beispielsweise durch Schrauben -> Gewindebohrungen einbringen. Bilder 1 bis 4: Größe M3. Bilder 5 bis 10: Größe M4.

- "Mechatronikplatte" ins Gehäuse schieben

- Blech + Feder für Bowdenzug Innenbetätigung einfädeln, und Bolzen von außen ins Gehäuse stecken

- vorderes Schlossteil in das Gehäuse aufstecken und einrasten

- M4-Schraube für Gewinde Bild 10 eindrehen (einkleben). Wenn sich diese Schraube löst, dürfte nicht viel passieren, weil das Gehäuse auch noch eingeclipst ist.

- Blech an Außenseite: Senkung für M3-Senkkopfschraube (Gewinde Bild 4) machen. Schraubenkopf darf nur sehr wenig überstehen, sonst stößt er später ans Türblech an. Schraube sehr gut fixieren (einkleben, wasauchimmer...). Wenn sich diese Schraube löst, könnte der Bolzen herausfallen, und sich die Mechanik im Schloss verklemmen! Alternativ eine 3mm Stahlniete verwenden -> die hält dauerhaft.

 

Wie gesagt: alle Infos rein informativ.

Viel Spaß :-)

Bild-1
Bild-2
Bild-3
+7

...Glückwunsch DIY-Bastler - tolle Arbeit...super dokumentiert!

mm

Schöner Bericht!

Saubere Arbeit und tolle Doku

Danke für die Mühe

Gruß

Niko

Mein Respekt für diese detaillierte Analyse und Dokumentation - Daumen hoch

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