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Überholung einer elektrischen Auto-Uhr - oder Tick, Tack, Klack!

Themenstarteram 16. August 2012 um 17:49

Tick...tack...tick...tack...tick...tack...tick...tack...KLACK!...tick...tack......

Im Zeitalter der Quarzuhren und der digitalen Anzeigen kennt dieses Geräusch kaum noch jemand. Das Laufgeräusch einer elektromechanischen Autouhr wie sie bis in die frühen achziger Jahre bei vielen Herstellern gebräuchlich war. Ich saß als Kind in Papas Buick und lauschte dem monotonen ticktack, gelegentlich unterbrochen von einem mechanischen "klack". Geräusche meiner Kindheit. Die Jungs über 40 unter uns werden wissen, wovon ich rede.

In der Regel waren das billige Werke, die die Autohersteller bei Uhrenproduzenten zukauften. Die Qualität war so lala. Ein Auto ist mit all seinen Betriebszuständen nicht unbedingt die ideale Umgebung für die jahrzehntelange einwandfreie Funktion eines feinmechanischen Werkes. Bei deutschen Autos fanden sich je nach Klasse des Fahrzeugs Uhrwerke von Kienzle, Junghans oder auch Jaeger. In den USA gab es das natürlich ebenfalls von dortigen Herstellern. Zulieferer von GM und auch Ford war z.B. der Uhrenhersteller Borg. Borg lieferte unter anderem die Uhren für die Corvette und auch für den Mustang bis 1970.

1970 wechselte Ford für das 71er-73er Mustang-Modell den Zulieferer. Die Uhren für diese Autos lieferte der US-Hersteller Westclox. Mit so einem Werk befassen wir uns hier. Aber das ist durchaus nichts spezielles. Die Funktionsprinzipien aller deser Werke sind gleich. Sie unterscheiden sich nur in konstruktiven Details.

Funktionsprinzip:

Die Chronometer sind genau genommen keine elektrischen Uhren. Sie sind mechanische, federbetriebene Uhrwerke mit einer Unruh und diversen kleinen Zahnräderchen. Lediglich der Aufziehmechanismus des Federwerkes wird von einem Elektromagneten aufgezogen. Bekommt die Uhr 12 Volt, zieht der Magnet die Uhr auf. Nur ein klein wenig, genug für eine Minute oder so. Während dieser Zeit läuft die Uhr mit Federkraft, nicht mit Strom. Tick...tack... Nähert sich die Feder der Endlage, berührt sie einen kleinen Kontakt, der Magnet bekommt wieder Saft, zieht den Mechanismus wieder auf und der Zyklus beginnt von neuem. Das Aufziehen macht das "Klack"-Geräusch.

In kaum einem alten Ford (oder Chevy) aus den 70ern funktioniert die Uhr heute noch. Warum? die möglichen Ursachen sind vielfältig, aber zwei kristallisieren sich als Hauptgrund heraus:

- eindringender Schmutz (Staub) und verhärtende Konservierungs- und Schmiermittel

- elektrischer Schaden durch sich entleerende Batterie

Ersterer Punkt ist wohl nicht weiter erklärungsbedürftig, aber was genau passiert bei dem zweiten?

Das Auto steht in der Garage oder auf dem Hof eines Gebrauchtwagenhändlers und wird Monate nicht bewegt. Brav tickt die Uhr vor sich hin und nuckelt an der Batterie. Diese entlädt sich auch noch selber. Irgendwann erreicht sie das Stadium, daß sie nicht mehr ausreichend Saft hat um den Magneten aufzuziehen. Der Aufziehmechanismus verharrt in der Endlage, in der sich die Aufzieh-Impulskontakte berühren. Mit ihrer letzten Spannung heizt die Batterie die Magnetspulen auf bis sie durchbrennen.

Das war's dann für die Uhr!

Dsc00692
Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 17. August 2012 um 18:01

Das Wissen bekommt man indem man eine Uhr einfach auseinanderschraubt und nicht zum Uhrmachr bringt. Noch mehr Wissen bekommt man wenn man sich vorher anschaut wie ein anderer das macht oder man ein Buch darüber liest. Manchmal ist es ein archäologische Abenteuer ein solches Buch aufzuspüren. Ist so wie einen Dinosaurier auszubuddeln. Man lernt dadurch fürs Leben.

Das gleiche gilt für Klimaanlagen, Hinterachsen, Schiffsmotoren oder Bohrmaschinen. Wenn wir hier für Fluggerät nicht so viele Regeln hätten und es nicht so teuer wäre würde ich mich gerne mal an einem alten Jagdflugzeug verlustieren.

Deswegen hassen wir den ganzen modernen Plastikscheiß, den man nicht mehr reparieren kann...:D

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Konntest Du Deine denn restaurieren lassen?

Oder hast Du Dich für ein Quarzwerk entschieden?

Themenstarteram 16. August 2012 um 18:07

So etwas erwarte ich auch bei meiner Mustang-Uhr. Die Dinger sind bekannt dafür. Nebenbei rechne ich noch mit diversem texanischen Dreck in der Uhr.

Die Uhr befindet sich bei meinem Mach1 im Intrument Cluster, also der Hauptintrumententafel, da der Wagen leider nicht mit dem optionalen Drehzahlmesser ausgreüstet ist, sitzt sie an dessen Stelle. Wagen mit Drehzahlmesser hatten die Uhr in der Mittelkonsole direkt vor dem Schalthebel.

Das Zerlegen des Instrumet Clusters habe ich bereits im Mach 1-Restaurierungsthread angerissen, deswegen hier nicht noch mal.

Wir haben also die Uhr bereits in der Hand.

Eigentlich wollte ich die Uhr zu Omicron Clocks nach New Jersey zur Überholung schicken, aber meine Neugier da mal reinzugucken war übermächtig. Außedem sage ich mir immer: so ein Uhrmacher ist ja auch kein Raketenwissenschaftler und kocht nur mit Wasser. Dann kann ich ja auch nicht zu blöd sein...

Nun ja.

Zunächst legen wir mal 12 Volt an die Kontakte. Nix.

Mal schütteln. Auch nix.

Um die Uhr zu öffnen müssen als erstes die Zeiger von der Zeigerwelle. Dort haben wie Sekunden-, Minuten- und Stundenzeiger.

Die Zeiger sind gesteckt. Und zwar so fest, daß sie nicht von alleine abfallen. Und so fest, daß sie sich auch mit Anstrengung nicht mit dem Fingernagel von der Welle prökeln lassen. Dazu kommen noch "40 Jahre festfressen". Das Lösen erfordert vorsichtiges Bepinseln mit WD40. Da ich leider keinen Uhrmacherabzieher habe, benutze ich einen Legostein als Widerlager und eine Besteckgabel als Hebel.

Als erstes geht der Sekundenzeiger runter.

Dsc01759
Dsc01760
Themenstarteram 16. August 2012 um 18:10

Zitat:

Konntest Du Deine denn restaurieren lassen? Oder hast Du Dich für ein Quarzwerk entschieden?

Das wollte ich ursprünglich. Aber ich habe mich dagegen entschieden. Eine Quarzuhr tickt nicht und macht nicht KLACK. Aber ist es nicht gerade das, was so ein altes Auto ausmacht? Die Geräusche aus der Vergangenheit?

Deswegen versuchen wir das hier mal live und in Farbe am lebenden Objekt hinzufummeln...

Falls da die Spulen weggeschmort sind, geht sie aber zu Omicron und wir brechen das ab.

am 16. August 2012 um 18:18

Es gibt eine dritte - und meines Wissens bei den Westclox Uhren die häufigste - Möglichkeit (meine hatte selbiges Problem).

Der Stift, der den Aufziehhaken hält bricht aufgrund der jahrelangen Belastung. Daraufhin liegen die Kontakte auch dauerhaft aufeinander und die Spule brennt ebenso durch.

Reparatur möglich, aber wirtschaftlich Unsinn. Bin mit einem Uhrmacher alles ganz genau durchgegangen.

Habe mir daraufhin eine funktionierende besorgt.

Gruß

Grauhst

Wie sieht es mit den Uhren der 75-79 Lincoln Continentals aus ?

Kann man die auch reparieren ? Sie werden im Product Facts Book als "Cartier Digital Clock" beschrieben.

Der Teufel weiß was die Marketingfritzen als "digital" verstanden... sind einfach schon Quartz-Uhren ?

Ein Ticken hab ich bei meiner nicht vernommen, nur das Summen der sich drehenden Walzen.

Meine Uhr hat nach dem Winter nämlich ebenfalls das Arbeiten eingestellt - eine Batterie war währrend des ganzen Winterschlafes übrigens nicht angeschlossen.

Themenstarteram 16. August 2012 um 19:01

@grauhst

Die "Cartier" Uhren im Lincoln, die gar keine sind, sondern simple Westclox-Großserienware, wie sie in Millionen anderen Autos ebenfalls zu finden gewesen sind, sind bekannt für diesen Mangel. Nachdem ich nun das Gehäuse von der Mustanguhr gefummelt habe (mit vier Blechlaschen verschlossen) sehe ich mit Erstaunen, daß dieses Westclox-Werk anders aussieht als das "Fake-Cartier"-Dings im Lincoln.

Offenbar gab es verschiedene Variationen der Werke. Bis eben dachte ich, die wären alle gleich...

Hier im Bild zu sehen ist, daß es deutlich anders aussieht. Es hat 2 Magnetspulen, die kleiner sind als die in der Lincolnuhr. Auch ist das Aufziehgeräusch anders. Klingt härter.

Übrigens ist auf dem roten Stempel das Herstellungsdatum zu sehen, 15. Juli 1970. Der Wagen wurde in der zweiten Septemberwoche 70 gebaut. Die Uhr schipperte also 2 monate irgendwo rum...

@zin-azshari

Ich weiß leider nichts über die Digitalwerke, die später in den 70ern verbaut wurden. Mach mal ein Foto.

Leider gibt es im Netz kaum Informationen zu den Uhren. Sind wohl zu unbedeutend im Vergleich zu Burnoutreifen mit Vanillearoma.

Edit: check mal die Sicherung. Möglicherweise hat die einen mitbekommen beim Wiederanschließen der Batterie.

Dsc01764

Zitat:

In kaum einem alten Ford (oder Chevy) aus den 70ern funktioniert die Uhr heute noch.

Also in meinem 33 Jahre alten Chevy wahr die Uhr das einzige was noch perfekt

funktionierte. Allerdings hat sie im letzten halben Jahr ordentlich nachgelassen ,

mittlerweile hinkt sie pro Woche um ca. 15min nach.

 

Mfg Martin

Spechti, mal so nebenbei gefragt, was hast Du da für eine Digicam am Start, die so perfekte Makroaufnahmen macht?

Das geht ja lange nicht mit jeder...:rolleyes:

Wäre echt schön, wenn Du die Uhr wieder ans werken bekämst.

Themenstarteram 16. August 2012 um 19:38

Ist eine Sony DSC-S75. Uralt. Habe ich mal im Elektroschrottcontainer gefunden.

Bei solchen Aufnahmen kommt es nicht nur auf die Kamera an, sondern auch ein wenig Beschäftigung mit dem Thema Fotografie schadet nicht. Ich habe eine abgeschlossene Fotografenausbildung in jungen Jahren absolviert...

 

Zitat:

...mittlerweile hinkt sie pro Woche um ca. 15min nach.

Wahrscheinlich beginnt sie langsam zu verharzen. Sie muß wohl mal gereinigt werden.

am 16. August 2012 um 20:05

@Spechti

schönes Thema, hatte auch schon öfter das Vergnügen an diesen Uhren rumzuwerkeln. Hast du noch richtige Masse am Uhrwerk, bei den Lincoln-Uhren hat man keine Masse mehr am Gehäuse, wenn man den Deckel entfernt. In deinem Bild sehe ich aber eine Art Klammer die Masse vom Gehäuse zum Uhrwerk führt, über deiner externen Masse-Klemme zu sehen. Ansonsten ist das Uhrwerk ja mit Gummibuchsen abgeschirmt.

In meinem Bild der Lincoln-Uhr sieht man das Masse-Blech oben, erst wenn das Gehäuse wieder drauf ist hat das Uhrwerk Masse. Etwa in der Mitte sieht man die beiden Kontakte, wenn dann irgendwann geschlossen, zieht sich die Uhr auf. Darunter der Stift mit Feder und dem kleinem Plastikteil, der Stift war bei Felix gebrochen und die Spule ist dann durchgebrannt, da die Uhr permanent aufziehen wollte.

Interessant und bin gespannt ob du das hinbekommst. Werde es weiter verfolgen. ;)

Gruß

Ja, interessantes Thema. Ich musste mich auch mit meiner Uhr im 63er Cadillac beschäftigen, weil die Beleuchtung ausgefallen war. Die Uhr selber läuft ganz gut; ging nur sehr stark vor.

Beim Birnenwechsel habe ich natürlich auch gleich mal ins Uhrwerk geguckt - sieht sehr sauber aus. Anscheinend hat sich einer der Vorbesitzer schon mal damit befasst. Der Herstellungsaufkleber datiert sie auf einen Monat vor EZ des Wagens.

Im Shop Manual ist übrigens unter den Wartungsintervallen auch die Reinigung der Uhr aufgeführt und die Funktion ist genau dieselbe wie oben erklärt (tick, tick, tick - KLACK)

Weiterhin wird beschrieben, dass sie herstellungsbedingt nicht übermässig genau ist, also vor- oder nachgehen kann. Dies kann aber in gewissem Rahmen korrigiert werden bzw. sie korrigiert sich selber, wenn man am Einstellungsknopf die korrekte Uhrzeit einstellt - ich glaube, es waren 15 Sekunden auf die volle Stunde Selbstkorrektur (langsamer oder schneller), je nachdem ob man vor- oder zurückstellt. Das scheint auch soweit zu funktionieren, denn nachdem ich sie inzwischen diverse Male neu eingestellt habe, geht sie längst nicht mehr so dramatisch vor wie am Anfang.

Diese Uhr war übrigens die einzige bei den diversen Series 62, die ich mir angesehen habe, die noch funktionierte.

Und jetzt kann ich sie auch im Dunkeln wieder erkennen, auch wenn die Beleuchtung eher schwach ist, reicht gerade so. :)

Themenstarteram 17. August 2012 um 8:19

Die Beleuchtung wurde absichtlich so schwach ausgelegt, da eine helle Beleuchtung extrem viel Hitze erzeugt, was auf Dauer fatale Auswirkungen auf das Innenleben der Instrumente hat. Daher werde ich beim Mustang in diesem Punkt von der Originalität abweichen und helle, grüne LEDs benutzen, da diese die Instrumente durch ihre geringere Wärme bei höherer Lichtausbeute schonen.

on topic:

nachdem ich einige Minuten vor der geöffneten Uhr gesessen hatte (wie das berühmte Schwein vor Uhrwerk) und mir die Funktion des Mechanismus genau vor Augen führte, zog ich vorsichtig den Federmechanismus von Hand auf. Die blieb allerdings ohne jede Bewegung und die Uhr verharrte so. Nix bewegte sich. Warum nicht?

Eigentlich müßte sich die Unruh nach Aufziehen der Uhr hin- und herbewegen. Anstupsen mit dem Finger brachte nichts. Das lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Anker. Dieser bewegte sich ebenfalls nicht. Ein Blick mit der Lupe in den Mechanismus des Ankers zeigte ein kleines Haar oder einen winzigen Fussel, der das Teil blockierte. Nachdem ich dieses entfernte, lief die Uhr sofort an. Zunächst etwas widerwillig, aber nach einer kleinen Reinigung und einigen Tropfen dünnen Öls lief sie rund.

Nach dem Anschluß an 12 Volt lief die Uhr auf Anhieb. Die Spulen sind also in Ordnung.

Good news, good news. :)

Für so Sachen würde ich persönlich Ballistol verwenden.

Welches Feinöl nimmst Du?

is ja klar, ich bin auf der Autobahn unterwegs und ihr macht hier ohne mich so ein "Faß" auf :)

krasse Sache was so ne abgebrochene Wimper anrichten kann (so groß stell ich mir den Fussel gerade vor).

Somit habe wir jetzt als Fehlerursachen:

Dreck - kann ganze Uhr anhalten

Verharzen - Uhr läuft sporadisch oder nur sehr schlecht

gebrochene Teile - Uhr läuft gar nich

geschmolzene Spulen - häufig durch gebrochene Teile oder "defekte" im Stromkreis des gesamten Autos, Uhr läuft natürlich auch nicht.

Zum Abhebeln der Zeigen bieten sich Legobausteine an.

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