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Vergaser Synchronisieren!!!

Kawasaki
Themenstarteram 9. Juni 2004 um 22:19

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Vergasereinstellung:

Vorab ist zu sagen, das das Benzin/Luftgemisch vorgegeben ist durch die

in den Vergasern befindlichen Duesennadeln(needle jets) die nicht veraendert

werden sollen(->Betriebserlaubniss), es geht also nur darum allen Zylindern

den gleichen Anteil an Mischung zur Verfuegung zu stellen!

Dies kann man durch Synchronisieren erreichen

Im Kapitel WERKZEUG dieser Faq sind die Alternativen zu Synchronisieruhren

beschrieben.

Campingplatz-Methode : (fuer Zweizylinder)

 

Wenn du eine Gut Genug(tm) Loesung suchst, z.B. waehrend eines Campingurlaubs

o.ae. und du kein Synchronisierwerkzeug dabei hast versuch folgendes :

Starte den Motor, dreh die Leerlaufschraube ganz rein, stelle den Motor auf

z.B. 3000 U/min ein und ziehe einen Kerzenstecker ab. (Steck ihn auf eine

Zuendkerze so dass er entladen kann)

Ueberpruef die Drehzahl fuer den linken und rechten Zylinder, sie sollten

gleich sein, wiederhole das ganze fuer verschiedene Drehzahlen.

Stelle den Gaszug ein falls es Differenzen gibt.

Dann wiederhole die ganze Prozedur fuer die Leerlaufschrauben, jetzt

natuerlich in der Leerlaufstellung.

Anmerkung des KotDRMfaq : An dieser Anleitung ist mir einiges nicht ganz

klar, aber der Trick mit dem Abziehen eines Steckers anstelle eines

Werkzeugs funktioniert, daher habe ich es aufgenommen. Ein Werkzeug ist

natuerlich genauer.

Kugelfall-Methode :

Mann kann die Vergaser auch mechanisch auf korrekte

Drosselklappenstellung kontrollieren, leider muss man sie

dazu aubbauen. Dazu benoetigt man 2-x gleich grosse Kugelen

z.B.: aus einem Kugellager und eine Schachtel zum Auffangen

der Kugeln.

Nach dem Abziehen der Vergaser vom Motor legt man sie mit den

Drosselklappen nach oben in die Schachtel. Auf jede Drossel-

klappe eine Kugel und laaaangsam am Gasgriff drehen. Wie, der

Gasgriff ist nicht mehr am Vergaser angeschlossen :) ?

Wenn alle Kugeln gleichzeitig fallen stimmt die Mechanik, wenn

nicht vom Gaszuganschluss ausgehend die Stellschrauben nachstellen

bis alle gleichzeitig fallen. Bei mehr als zwei Vergasern hoert/

sieht man das unterschiedliche Fallen besser wenn man immer nur

zwei Vergaser direkt vergleicht.

Zum Schluss nochmal alle auf einmal kontrollieren, Stellschrauben

sichern (Loctite, Lack ...) und Vergaser wieder anbauen.

manche behaupten sogar das waere genauer als mit Synchronuhren ...

Synchronisieren mit Werkzeug :

Bei Mehrzylindermotoren ist ein synchrones oeffnen der Drosselklappen der

einzelnen Vergaser erforderlich, damit sich die Zylinder nicht gegeseitig

beim hochdrehen behindern.

Prinzipiell muesste es ausreichen, an den einzelnen Vergasern den gleichen

Drosselklappenspalt einzustellen (z.B. mit Fuehlerlehren). Bedingt durch

Toleranzen im Ansaugsystem reicht dies aber nicht aus. Vielmehr ist eine

Einstellung bei laufendem Motor erforderlich.

Dadurch wird erreicht, dass vor allen Zylindern der gleiche Unterdruck

herrscht.

Beim Synchronisieren wird ein Messgeraet am Saugrohr angeschlossen und

dann ueber Einstellmechanismen die angezeigten Werte auf gleiche Hoehe

abgeglichen.

Unabhaengig vom verwendeten Geraet wird dabei wie folgt vorgegeangen.

- Als erstes muss ueblicherweise der Tank abgenommen werden, um an die

Vergaser ranzukommen

- Wer einen automatische Benzinhahn besitzt findet dabei auch gleich den

Anschluss der zum messen benutzt wird. Der Anschluss sitzt irgendwo im

Bereich zwischen Vergaser und Zylinderkopf. Zwei Bauarten sind dabei

ueblich . Wer eine Schlauchtuelle findet hat Glueck gehabt. Nach

entfernen einer Verschluss Schraube oder eines Gummistopfens kann der

Schlauch des Messgeraets direkt aufgesteckt werden. Ist nur eine

Schraube vorhanden, so muss man sich einen Adapter besorgen der in das

Gewinde passt und an den dann der Schlauch angeschlossen wird.

- Nachdem das Messgeraet nun angeschlossen ist, wird der Motor gestartet.

Zumindest kann man das versuchen. Da aber der Tank weg ist, bereitet das

ein kleines Problem. Um die Spritversorgung sicherzustellen kauft oder

bastelt man sich einen kleinen Behaelter (Konservendose mit angeloeteter

Schlauchtuelle) den man z.B. an den Lenker haengt. Man kann auch

versuchen den Tank mit einem langen Schlauch anzuschliessen. wichtig ist

dabei aber immer, dass derSpritspiegel hoeher liegt als der Vergaser.

- Jetzt folgt der eigentliche Einstellvorgang. Auch hier gibt es zwei

Varianten. Bei Motoren die ueber nur einen Gaszug verfuegen erfolgt das

einstellen am Verbindungsgestaenge. Der einfachste Fall liegt beim

Zweizylinder vor. Hier befindet sich zwischen den Vergaser eine

Einstellschraube. An dieser Stelle ist das Betaetigungsgestaenge

geteilt. Das verdrehen der Einstellschraube bewirkt nun dass die

Drosselklappe des einen Vergasers weiter geoffnet und die des anderen

weiter geschlossen wird. Durch entprechendes verdrehen stellt man am

angeschlossenen Messgeraet fuer beide Zylinder den gleichen Anzeige-

wert ein. Anschliessend gibt man leicht Gas und vergleicht dabei die

Anzeigewerte. Eventuell ergeben sich dabei Abweichungen die eine

Korrektur der bei Leerlauf gefundenen Einstellung erfordern.

Bei Motoren mit mehr als zwei Zylindern sind mehrere Einstellschrauben

vorhanden. Bei Vierzylinder existieren drei Schrauben. Jeweils eine

Schraube liegt zwischen den beiden aeusseren Vergasern und eine in der

Mitte. Wer Geld sparen will kommt auch mit einem Zweifachmessgeraet aus.

Zuerst werden die Vergaser einer Seite angeschlossen und wie oben

beschrieben eingestellt. Dann erfolgt das gleiche Spiel mit den beiden

anderen Vergasern. Dabei ist es im Moment noch unwichtig, dass eventuell

verschiedene Werte zwischen diesen beiden Gruppen eingestellt werden.

Ist das erledigt, schliesst man die beiden aeusseren Vergaser (oder die

beiden inneren) an und gleicht die Werte der beiden Gruppen aneinander

an. Wenn man mehr Geld ausgeben will kann man sich auch ein Vierfach-

geraet leisten. Das erspart einem dann das abstellen des Motors, das

umstoepseln der Schlaeuche und den Neustart. Das macht die ganze Sache

dann einfacher, das Ergebnis ist aber das gleiche.

Bei Motoren mit anderen Zylinderzahlen erfolgt der Einstellvorgang

analog.

Jetzt kommt der schwierigere Fall, naemlich Motoren mit mehreren Gas-

zuegen. Dies sind vor allem Zweizylinder mit raeumlich weit entfernten

Zylindern wie der BMW Boxer, die Ducatis und Guzzis. Hier ist zuerst

eine Grundeinstellung erforderlich. Am ausgebauten Vergaser wird hierbei

zuerst der gleiche Drosselklappenspalt eingestellt. Als Messgeraet kann

man hierbei Fuehlerlehren verwenden oder eine Bohrer passenden

Durchmessers. Auf welches Mass dabei genau eingestellt werden muss

sollte im Handbuch stehen. Falls man dazu nichts findet kann man sich

auch einfach am vorgefundenen Wert orientieren. Am Vergaser muss hierzu

irgendwo eine Anschlagschraube vorhanden sein. Der erte Aspekt des

Synchronisierens, gleiche Drosselklappenoeffnung im Leerlauf, ist damit

erreicht. Als naechstes muss noch das gleichmaessige oeffnen beim

gasgeben erreicht werden. Dies geschieht durch einstellen des Gaszug-

leerwegs. Hierzu ist an jedem Gaszug eine Einstellmoeglichkeit vorhanden

aehnlich der, welche auch zum einstellen des Kupplungsspiels verwendet

wird. Schlaegt beim gasgeben ein Messgeraet spaeter aus als das andere,

so ist der Zug des entsprechenden Vergasers zu lang und wird

entsprechend kuerzer eingestellt. Dabei muss man dann solange

rumspielen, bis sich gleiche Anzeigewerte ergeben. Allerdings sollte man

gleichzeitig darauf achten, dass am Gasdrehgriff immer etwas Spiel

erhalten bleibt.

Zum Schluss noch einige Anmerkungen. Da die Einstellschrauben meist sehr

tief liegen, ist es hilfreich sich einen extra langen Schraubendreher zu

besorgen. Ausserdem sollte man dran denken beim umstoepseln der Schlaeuche

die jeweils nicht benutzten Anschluesse ordnungsgemaess zu verschliessen.

Auch wenn man die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen hat, sollte man die

Abdeckungen wieder alle anbringen. Dies spart einem sehr viel Zeit, die

man sonst dabei vergeudet, nach raetselhaften Motoraussetzern zu suchen

(hier duerfen nur die lachen denen sowas noch _nie_ passiert ist).

Ausserdem sollte das synchronisieren immer nur im Rahmen einer Inspektion

durchgefuehrt werden und zwar als letztes! Also vorher Ventile einstellen,

Zuendung einstellen, Gemisch am Vergaser einstellen und dann erst

synchronisiern. Gemischeinstellung und Synchronisieren muessen bei

betriebswarmem Motor erfolgen. Wenn man noch wenig Uebung hat und auch

speziell bei Motoren mit Zwei Gaszuegen kann sich der Einstellvorgang

ueber laengere Zeit hinziehen. Dabei ist dann, speziell bei luftgekuehlten

Motoren, darauf zu achten, dass kein Ueberhitzung auftritt.

Bleibt noch die Frage welches Messgeraet man verwenden soll.

Wie bereits erwaehnt reicht ein Zweifachmessgeraet aus.

Frueher wurden nur Rohrfedergeraete angeboten, sogenannte Unterdruckuhren.

Die Handhabung dieser Geraete ist einfach aber sie sind auch sehr

empfindlich gegenueber Beschaedigungen. Als Alternative gibt es seit

einiger Zeit Messgeraete mit Quecksilberfuellung, welche prinzipiell

genausogut geeignet sind. Allerdings ist dieses Zeug extrem giftig! Ich

persoenlich stehe diesen Geraeten sehr ablehnend gegenueber. Ich moechte

lieber nicht daran denken was passiert, wenn beim befuellen der

Messroehren oder beim spaeteren Betrieb Quecksilber auslaeuft. Ich moechte da niemand bevormunden, aber man sollte vieleicht auch solche

Ueberlegungen bei seiner Kaufentscheidung beruecksichtigen, zumal ein

Vierfachsatz beider Geraetebauarten ungefaehr das gleiche kostet. (ich

weiss ich habe behauptet dass ich niemanden bevormunden will, aber Uhren

gibt's auch in Zweifachausfuehrungen, Quecksilbergeraete nicht).

Ich hoffe dass an Hand meiner Beschreibung das Vergasersynchronisieren

kein Problem mehr darstellt (zumindest theoretisch ;-) ). Die

Ausfuehrungen sind eher allgemein gehalten. Wenn man aber das Prinzip

verstanden hat sollte die Uebertragung fuer spezielle Motorradmodelle

moeglich sein. Hilfreich ist dabei sicherlich das vom Hersteller

mitgelieferte Handbuch, eine Reparaturanleitung oder die Anleitung zum

Synchronmessgeraet. Allerdings ist wohl nicht auszuschliessen, das bei

irgendwelchen Exoten Probleme auftreten koennen.

Zum Schluss nochmal was zum Thema Quecksilber. Wieso nimmt man solch ein

gefaehrliches Material zur Messung?

Gemessen wird die Druckdifferenz zwischen Umgebung und Ansaugsystem. Da im

Saugrohr Unterdruck herrscht, drueckt der Aussendruck solange

Messfluessigkeit im Geraet hoch, bis sich ein Gleichgewicht einstelllt.

Vereinfacht dargestellt ergibt sich ein Gleichstand zwischen Differenz-

druck und dem Gewicht der hochgedrueckten Fluessigkeitssaeule. Bei

7Motorradmotoren belaeuft sich diese Differenz in etwa auf 0,3 bar. Wuerde

man nun Wasser als Messfluessigkeit benutzen, so ergaebe das einen

Fluessigkeitssaeule von ungefaehr 3m. Da dies fuer die Praxis nicht

brauchbar ist, benutzt man schwerere Fluessigkeiten um handhabbare Saeulen

zu erreichen, eben Quecksilber. Wie wir aber oben gesehen haben ist fuer

das Synchronisieren von Mehrvergaseranlagen eigentlich nicht der absolute

Druck entscheidend, sondern nur die Differenz zwischen den einzelnen

Vergasern, welche ja auf Null justiert wird.

Da weiterhin ein Doppelgeraet in allen Faellen ausreicht, kann man auch

noch auf eine andere Art Messgeraet ausweichen. Man benutzt einfach ein

U-Rohrmanometer dessen zwei Anschluesse man mit jeweils einem Vergaser

verbindet. Hierdurch wird direkt die Druckdifferenz gemessen. Beim

Einstellen justiert man die Flussigkeitssaeulen auf gleiche Hoehe. Auf

diese weise kann problemlos Wasser verwendet werden (leichtere Flussigkeit

erhoeht sogar die Genauigkeit, weil bei gleichem Differenzdruck groessere

Flussigkeitsausschlaege erzeugt werden). Ein U-Rohrmanometer kann man sich

problemlos aus einem Stueck Schlauch basteln, den man auf einem Brett

befestigt und teilweise mit Wasser befuellt. Fuer die Bastler unter euch

sollte dieser Hinweis genuegen.

PS: viel Spaß dabei:-))))

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4 Antworten
am 9. Juni 2004 um 23:33

Hi Zottelbär,

*staun* was für ein ding. da kann man sich ja bald alles selber machen:D.

sehr gut!!!

Na da hat sich aber einer verdammt viel Mühe gemacht :D

Klasse,Respekt sehr ausführlich

Gruss Micky

am 12. Juni 2004 um 21:11

Hallo auch,

spreche aus Lob und Anerkennung ob der gebotenen Leistung.

Ehrlich, so viel Mühe für uns Unwissenden. Danke, Mann.

Jumti99

am 21. Juni 2004 um 11:28

Bauanleitung für Unterdruckmessgerät

 

Und hier auch gleich eine Bauanleitung für ein passendes Unterdruckmessgerät:

http://www.rrr2.de/~franky/moppel/synchro.html

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