Audi-Chef Rupert Stadler verlässt den VW-Konzern. Die Trennung erfolgte einvernehmlich. Im Juni war Stadler wegen Betrugsverdachts im Diesel-Skandal verhaftet worden.
Quelle: dpa / Picture Alliance Ingolstadt/Wolfsburg - Rupert Stadler ist nicht länger Chef der Volkswagen-Tochter Audi. Er scheide mit sofortiger Wirkung aus den Vorständen von VW und Audi aus. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus informierten Kreisen. Zuvor hatte eine entsprechenden Beratungen des Aufsichtsrats stattgefunden. Die Trennung erfolge einvernehmlich, eine entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden. Das Angebot habe schon länger vorgelegen, allerdings habe der Aufsichtsrat dieses ausführlich rechtlich prüfen lassen. Sofortzahlung von "deutlich weniger als einer Million"Stadler war im Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal verhaftet worden. Mit der Vereinbarung seien theoretische Zahlungsansprüche Stadlers in zweistelliger Millionenhöhe ausgeschlossen worden, hieß es in den Kreisen weiter. Als Sofortzahlung bekomme er deutlich weniger als eine Million Euro. Der Rest zur Abwicklung künftiger Ansprüche für die verbleibende Laufzeit der Dienstverträge werde erst ausgezahlt, wenn die Strafverfahren in Deutschland ohne Verurteilung beendet seien. Wer wird Stadlers Nachfolger?Vorerst wird der Ingolstädter Autohersteller von Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot kommissarisch geführt, wie Audi mitteilte. Ob BMW-Einkaufschef Markus Duesmann nach seinem angekündigten Wechsel zum Volkswagen-Konzern die Leitung von Audi übernimmt, ist offen. BMW hat zwar einen neuen Einkaufsvorstand berufen, kann Duesmanns Wechsel zum Konkurrenten jedoch bis 2020 blockieren. Mit Stadlers Abgang endet eine Ära bei Audi. Mehr als elf Jahre lang stand er an der Sitze der Volkswagen-Tochter. Der Bauernsohn aus Oberbayern hatte Betriebswirtschaft studiert, wurde Bürochef von VW-Konzernchef Ferdinand Piëch in Wolfsburg, 2003 Audi-Finanzvorstand und 2007 Nachfolger von Martin Winterkorn als Audi-Chef - übrigens als erster Nicht-Ingenieur. Bis 2015 verdoppelte Stadler Verkäufe, Umsatz und Betriebsgewinn, überholte Mercedes bei den Verkaufszahlen, wurde zum Unternehmer des Jahres gekürt und als Nachfolger von VW-Chef Winterkorn gehandelt. Stadlers Abstieg begann 2015Aber 2015 war auch der Wendepunkt seiner steilen Karriere: Im Dieselskandal machte Stadler keine gute Figur. Dass er Abgas-Manipulationen beim Sechszylinder-Diesel erst bestritt und dann doch zugeben musste, sorgte für Ärger auch bei VW und Porsche. Er legte sich wegen eines Rückrufs manipulierter Autos mit dem Bundesverkehrsminister an und wurde von VW zurückgepfiffen. Bald galt Stadler als Chef auf Abruf. Auch im Kerngeschäft lief es schlecht, der Absatz in China brach 2017 ein, auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt gab es Pfiffe, vier der sieben Vorstandskollegen mussten gehen. Aber die Großaktionärs-Familie Porsche-Piëch hielt ihre Hand über Stadler. Audi-Betriebsratschef Peter Mosch sagte: "Für die Belegschaft bedeutet die heutige Entscheidung endlich mehr Klarheit." Schot müsse jetzt den Neustart forcieren. Aber die Fairness gebiete, "Stadlers Einsatz für unser Unternehmen und die Belegschaft nicht zu vergessen". Chance auf Entlassung aus der U-Haft steigtSeinem Nachfolger hinterlässt Stadler einige Baustellen. Bei Absatz, Umsatz und Gewinn ist Audi weit hinter Mercedes und BMW zurückgefallen. Audi erwartet 2018 "erneut ein herausforderndes Geschäftsjahr" mit stagnierenden Verkaufszahlen. Weil der Autobauer noch alle Dieselmotoren unter die Lupe nahm und nachbessern musste, kam er bei der Umstellung auf den neuen WLTP-Abgasstandard in Rückstand und muss jetzt Bänder bremsen und Freischichten fahren. Der Autobauer bringt dieses Jahr 20 neue und überarbeitete Modelle auf die Straße, darunter den ersten vollelektrischen Audi. Das Jahr 2018 sei "ein Jahr des Übergangs, aber auch des Aufbruchs", hatte Stadler bei der Vorlage seiner letzten Bilanz gesagt. Er sollte recht behalten. Einen Vorteil bringt das Ende der Laufbahn im Konzern: Ohne die Ämter bei Volkswagen und Audi kann Stadler nun hoffen, unter Auflagen vielleicht noch im Oktober aus der Untersuchungshaft in Augsburg entlassen zu werden Quelle: dpa |