2021 dürfen Neuwagen nur noch 95 g CO2 pro km ausstoßen. Die meisten Hersteller schaffen das nicht, prognostiziert eine Studie. Das kann sehr teuer werden.
Berlin – Das kann teuer werden. Und mitverantwortlich ist die Diesel-Krise. Ab 2021 darf die gesamte Neuwagenflotte in der EU im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Mehr kostet Geld – pro Gramm über dem Zielwert und pro verkauftem Auto werden Strafzahlungen in Höhe von 95 Euro fällig. Eine aktuelle Studie von PA Consulting geht davon aus, dass die meisten großen Hersteller ab 2021 tief in die Tasche greifen müssen. Von mehr als einer Milliarde Euro für einzelne Hersteller ist die Rede. Von den elf untersuchten Herstellern, würden nur vier ihre CO2-Ziele erreichen, prognostizieren die Berater. Am besten ist demnach Volvo aufgestellt, gefolgt von Toyota, Jaguar Land Rover und Renault-Nissan. Fiat Chrysler wird nach der Studie im Jahr 2021 am weitesten von den CO2-Zielen entfernt sein. CO2-Ziele der Hersteller: Diesel auf dem RückzugAuch BMW, Daimler, Volkswagen , Hyundai-Kia, PSA und Ford werden ihre Ziele verfehlen. Was zum Teil damit zu tun hat, dass der Diesel auf dem Rückzug ist. Wegen des vergleichsweise geringen CO2-Ausstoßes im Vergleich zu Benzinern spielt er eine große Rolle bei der Erreichung der EU-Vorgaben. Oder: spielte. Allein zwischen Oktober 2015 und Mai 2017 sank der Dieselanteil an den Neuzulassungen in Europa von 52 auf 45 Prozent. Das trifft BMW, Audi und Daimler hart. Bei BMW gehen 70 Prozent der Diesel-Produktion in die EU, bei Audi sind es 68, bei Daimler 59 Prozent. Bis 2020 rechnet PA Consulting mit einem Rückgang um weitere 10 Prozent. Fürs Jahr 2030 geht die Studie von einem Dieselanteil zwischen 11 und 16 Prozent aus. Der neue Verbrauchszyklus WLTP als HerausforderungAls weitere Schwierigkeit macht die Studie den neuen Verbrauchszyklus WLTP aus. Ab 2020 wird der CO2-Ausstoß nur noch nach dem strengeren WLTP-Zyklus gemessen. Die meisten Hersteller gehen von steigenden Verbräuchen von 10 bis 15 Prozent aus. Die Studie erwartet, dass vor allem Hybridantriebe vom WLTP profitieren. Außerdem Motoren mit vergleichsweise großem Hubraum. Kleine Turbomotoren hingegen werden schlechter abschneiden. Schwierigkeiten für Volumenhersteller wie PSA oder Ford, die vor allem kleinere Fahrzeuge verkaufen, seien vorprogrammiert. Doch am anderen Ende wird es auch nicht leichter: Die Verkaufszahlen für SUV steigen weiterhin, in Deutschland liegt ihr Anteil an den Neuzulassungen bei bis zu 22 Prozent. CO2-Ausstoß 2021: Volvo auf Platz 1Basierend auf all diesen Annahmen hat PA Consulting für die elf größten Hersteller den CO2-Flottenausstoß für 2021 prognostiziert und ihn am persönlichen Zielwert gemessen. Der angepeilte CO2-Wert von 95 Gramm pro Kilometer gilt nur im Schnitt. Jeder Hersteller hat einen eigenen Zielwert, der sich unter anderem am durchschnittlichen Fahrzeuggewicht orientiert. Herstellern von in erster Linie größeren und schwereren Fahrzeugen, werden etwas höhere Werte zugestanden. Dadurch liegt der Zielwert von Daimler beispielsweise bei 100,7 Gramm und nicht bei 95 Gramm. Fiat Chrysler, die in Europa in erster Linie kleinere Fahrzeuge verkaufen, müssen 91,1 g erreichen. Mit dem prognostizierten CO2-Ausstoß von im Schnitt 101,2 Gramm pro Kilometer hätte FCA allerdings selbst dann Schwierigkeiten, wenn man ähnliche Nachlässe wie Daimler oder BMW erhalten hätte. Laut PA Consulting wird FCA zum Verhängnis, dass die SUVs von Jeep sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Sie stoßen vergleichsweise viel CO2 aus, weil sie groß und schwer sind. Keine klare Strategie zur ElektrifizierungQuelle: Nissan Zwar ist der EU- Zielwert dynamisch – bei steigendem Gewicht der Fahrzeugflotte steigt der Zielwert – doch der „Bonus“ für zusätzliches Übergewicht wurde für 2021 verringert. So soll der Druck auf Hersteller verstärkt werden, vermehrt leichte, sparsame Autos zu bauen und zu verkaufen. Mit steigendem Jeep-Anteil entwickelt sich die FCA.Flotte in die gegenteilige Richtung. Außerdem fehlen alternative Antriebe im Portfolio, so PA. Eine klare Strategie für die Elektrifizierung sei nicht erkennbar. Im Jahr 2021 auf Platz 1 beim CO2-Ausstoß sieht die Analyse Volvo. Nur noch 83,1 Gramm CO2* werde die Flotte emittieren. Bei einem Zielwert von 103,5 Gramm. Im vergangenen Jahr hatte PA noch mit einem Zielwert von 99,5 Gramm gerechnet, und mit einem Flottenausstoß von 97,4 Gramm. Die Experten halten dem Hersteller zugute, dass ab 2019 ausschließlich Fahrzeuge im Programm sein sollen, die über einen elektrifizierten Antriebsstrang verfügen. Zudem solle der Anteil rein elektrischer Autos ab 2019 erhöht werden. Hier komme Volvo der stark auf Elektrifizierung fokussierte chinesische Eigner Geely zugute. Was die Studie anderen Herstellern zu Gute hält oder ankreidet und wie der CO2-Ausstoß der Flotten im Jahr 2021 aussehen wird, zeigen wir in der folgenden Tabelle. Das Ranking orientiert sich am prognostizierten CO2-Flottenausstoß. Nichts davon ist in Stein gemeißelt. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2016 landete Volvo beim Flottenausstoß noch auf Platz 7. Gut möglich, dass 2018 jemand anderes vorne liegt. Alle Hersteller, die wir anfragten, gehen davon aus, dass sie ihre Ziele erreichen werden. Die PA Consulting Prognose im Einzelnen
* Update: In einer früheren Version dieses Artikels war von einem CO2-Wert von 73,1 Gramm für Volvo im Jahr 2021 die Rede. PA Consulting hat diese Prognose mittlerweile korrigiert und geht nun von einem etwas höheren Wert aus. |