Prüfstandswerte sind das eine. Aber wie viele Schadstoffe produziert ein Auto wirklich? PSA nannte 2016 reale Verbräuche und publiziert nun Werte für NOx und Feinstaub.
Paris – Diesel, Stickoxide, Feinstaub, Verbrauch – Autoabgase sind ein heiß diskutiertes Thema. Um Transparenz darüber, was aus dem Auspuff kommt, bemüht sich seit zwei Jahren der französische PSA-Konzern. In Frankreich gerieten die Hersteller im Zuge des Abgasskandals ähnlich stark in die Kritik wie in Deutschland. PSA setzte auf Offensive und entwickelte gemeinsam mit Umweltverbänden ein Verfahren zur Messung von Emissionsdaten unter Realbedingungen. Im März 2016 veröffentlichten die Franzosen die ersten Echt-Verbrauchswerte. Inzwischen lassen sich auf den Marken-Websites von Peugeot, Citroën und DS Automobiles Realverbrauchsdaten für mehr als 100 Modellkonfigurationen abrufen. Nun startet der französische Autokonzern die „zweite Welle“ – und publiziert Messdaten für Stickoxid- und Feinstaubemissionen. Benziner mit und ohne FilterQuelle: PSA Die Messverfahren entwickelte der Konzern, der zum 1. August 2017 den deutschen Hersteller Opel übernahm, gemeinsam mit den NGOs „Transport & Environment“ sowie „France Nature Environment“ (FNE). Zunächst veröffentlicht PSA Messwerte für fünf Modelle, die bereits die neueste Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen. Die allesamt neu zertifizierten Modelle unterbieten demnach die aktuellen und künftigen Grenzwerte deutlich, sowohl bei Stickoxiden als auch bei Partikeln. Der Partikelausstoß des modernsten Diesels von PSA liegt dabei unterhalb der Werte von PSAs aktueller Benzinergeneration. Bei den Benzinern führen die Franzosen den Peugeot 208 mit 82 PS und Saugrohreinspritzung auf, ebenso den Peugeot 308 mit gefiltertem Direkteinspritzer-Benziner (130 PS). Der Filter des Zulieferers Faurecia, der ebenfalls zum PSA-Konzern gehört, drückt die Feinstaubemissionen des Direkteinspritzers unter den Emissionswert der frei saugenden Variante des PSA-1,2-Liter-Dreizylinders. PSA testet nicht selbstUnd beim stark umstrittenen Diesel? „Technisch ist das Stickoxid-Problem gelöst“, wiederholen Ingenieure gebetsmühlenartig. Die Messwerte, die PSA veröffentlicht, geben ihnen Recht. Mit Partikelfilter und SCR-Kat liegen sowohl der neu entwickelte 1,5-Liter-Diesel des Konzerns (Peugeot 308, Citroën C3) als auch der konstruktiv ältere 2,0-Liter-Diesel mit 180 PS im DS 7 Crossback deutlich unter den ab 2020 geltenden Grenzwerten. Quelle: DS Automobiles PSA legt Wert darauf festzuhalten: Man habe weder auf die Auswahl der getesteten Fahrzeuge noch auf die Veröffentlichung der Messergebnisse einen Einfluss. Die Fahrzeuge werden von der Umweltorganisation „Transport&Environment“ (T&E) in eigener Regie angemietet und getestet. Auch die Werte veröffentlicht T&E. Ein Pferdefuß: PSA wird keine Messwerte für noch aktuelle, nach der auslaufenden Abgasnorm Euro 6b zertifizierte Pkw-Modelle erheben. Bis Ende 2018 will man Messwerte für rund 80 Prozent der in Europa angebotenen Euro-6d-Temp-Varianten vorlegen. Wegen der laufenden Umstellung auf die neue Abgasnorm lohne sich der Test älterer Varianten nicht. Im März 2018 will PSA außerdem mit der Veröffentlichung von Abgaswerten von nach Euro 6b zertifizierten Nutzfahrzeugen beginnen, wie Peugeot Partner, Expert und Boxer sowie Citroën Berlingo, Jumpy und Jumper. Neuer C4 mit alter ZulassungBei der Umstellung auf die neuen Abgasnormen fährt PSA mehrgleisig. Während bei Peugeot bereits ein großes Sortiment an Fahrzeugen nach Euro 6d-Temp zertifiziert ist und auch der DS 7 als neuer Fahrzeugtyp bereits die neue Norm erfüllt, ist die Auswahl an Modellen mit neuester Abgastechnik bei Citroën und Opel kleiner. Die deutsche Tochter stellt den Großteil des Sortiments erst ab diesem Frühjahr um. Citroën bringt den neuen C4 Cactus noch mit Euro 6b auf den Markt. Die Abgasnorm Euro 6d-Temp gilt seit dem 1. September 2017 für neue Fahrzeugtypen und ab dem 1. September 2019 für alle Neuwagen. Nach dieser Norm werden erstmals Schadstoffemissionen unter realen Fahrbedingungen getestet (sog. RDE-Tests). Der dabei ermittelte Stickoxidausstoß darf höher sein als der zuvor auf dem Prüfstand ermittelte Wert. Ab 2020 tritt stufenweise die Abgasnorm Euro 6d in Kraft. Dabei sinkt vor allem der Faktor, um den der Prüfstandswert für Stickoxidemissionen in der Realität überschritten werden darf. ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |